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Bericht Wirtschaftsumfeld Serbien Wirtschaftsstruktur

Serbien – Land mit bewegter Geschichte

Das Land auf dem Westbalkan bietet großes wirtschaftliches Potenzial. Mithilfe politischer Reformen gilt es dieses nun zu heben.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn) | Eschborn

Gewässer prägen die Landschaft

Zentral auf dem Westbalkan gelegen, ist die Republik Serbien ein wichtiges Transitland zwischen Kleinasien und Westeuropa. Auf seiner Fläche von 77.474 Quadratkilometern leben rund 6,9 Millionen Menschen. Die Landschaft des südosteuropäischen Landes ist besonders von Gewässern geprägt: Die Save-Donau-Linie teilt das Land in eine nördliche Region, die größtenteils flach ist und sich vor allem durch fruchtbares Ackerland sowie ein großes Sumpfgebiet auszeichnet.

Im Teil südlich der Save-Donau-Linie wechseln sich Gebirge, Hoch- und Flussebenen ab. Die drei großen Gebirgszüge sind das Dinarische Gebirge, das an die Alpen angrenzt, die Karpaten und das Balkangebirge. Unterteilt werden sie vom Flusssystem der Morava. Insgesamt ist das Land zu 30 Prozent bewaldet – ein Großteil davon ist naturbelassen. Auch deshalb stehen rund 7.320 Quadratkilometer der Landesfläche unter Naturschutz beziehungsweise sind als National- oder Naturpark ausgewiesen.

Klimatisch wird das Land dem Kontinentalklima zugeordnet. Serbiens Grenzen verlaufen zu acht Ländern der Balkanregion: Kroatien im Nordwesten, Ungarn im Norden, Rumänien und Bulgarien im (Nord-)Osten, Nordmazedonien und Kosovo im Süden und Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina im Westen.

Vom Königreich zur Republik

Die Geschichte der Republik Serbien ist sehr bewegt und vor allem durch die wechselnde Zugehörigkeit zu verschiedenen Staaten gekennzeichnet. Vor seiner ersten Unabhängigkeit nach dem Mittelalter im Jahr 1878 stand Serbien, ebenso wie die angrenzenden Länder des Balkans, unter osmanischer Herrschaft, und in einigen Gebieten unter österreichisch-ungarischer Herrschaft. Auf die Unabhängigkeit folgte ein Königreich, das sich - mit einigen Umbrüchen - bis zum Zweiten Weltkrieg hielt. Mit der Idee, alle südslawischen Völker in einem Land zu vereinen, schloss sich die serbische Regierung nach dem Ersten Weltkrieg mit anderen südslawischen Nationen zusammen, um 1918 ein vereinigtes Königreich zu bilden, das später als "Königreich Jugoslawien" bekannt wurde.

Infolge des zweiten Weltkriegs erlangten kommunistische Gruppierungen in Jugoslawien die Macht und gründeten die Föderative Volksrepublik Jugoslawien. Diese verfolgte als Mitglied der blockfreien Staaten eine eigene, liberalere Form des Sozialismus, die in den 1960er Jahren zu einer starken Modernisierung führte. Doch eine Konzentration der Macht auf der parteistaatlichen Ebene der einzelnen Länder sowie die Auswirkungen der Planwirtschaft führten zu Strukturproblemen und letztlich nationalen Protestbewegungen.

In den 1990er Jahren zerbrach daraufhin die Idee einer jugoslawischen Nation. Slowenien und Kroatien beanspruchten als ehemalige Republiken Jugoslawiens die Unabhängigkeit. Die Zentralregierung in Belgrad erkannte diese jedoch nicht an. Es kam zu einem Konflikt zwischen den verschiedenen jugoslawischen Nationalitäten. Gewalt und ethnische Verfolgungen folgten. Nach verheerenden Kämpfen wurde der jugoslawische Staat in Nationalstaaten aufgeteilt - Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und die Bundesrepublik Jugoslawien, die in den 2000er Jahren in Serbien und Montenegro geteilt wurde. Die zweite Hälfte der 1990er Jahre war zudem geprägt vom Konflikt im Kosovo, wo Kosovo-Albanerinnen und -Albaner ihre Unabhängigkeit forderten.

Annäherung an die Europäische Union

Zu Beginn der 2000er Jahre gewannen demokratische Bewegungen in Serbien die Überhand und brachten eine Reformpolitik mit sich. Neben der Annäherung an die Europäische Union (EU) stand die Aussöhnung mit Bosnien und Kroatien im Mittelpunkt der Bestrebungen.
Seit 2006 ist Serbien per Verfassung eine parlamentarische Demokratie. Aktueller Staatspräsident ist seit 2017 Aleksandar Vucic. Die Regierung verfolgt innenpolitisch weiterhin eine starke Reformpolitik und ist auf die Anpassung an EU-Standards ausgerichtet. Die Beitrittsverhandlungen mit der EU laufen seit 2014.

Neben der Umsetzung von notwendigen Reformen in den Bereichen Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Einhalt der Menschenrechte hängt der EU-Beitritt jedoch auch von der Normalisierung der Beziehung mit dem Kosovo ab, dessen Unabhängigkeit Serbien nicht anerkennt. Bereits seit 2009 gibt es ein Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Serbien, was besonders für die wirtschaftlichen Beziehungen von hoher Bedeutung ist. Aufgrund der Nähe zur EU und der damit verbundenen kurzen Lieferwege bietet die Region ein hohes wirtschaftliches Potenzial, das besonders in den letzten Jahren immer mehr in das Interesse internationaler Unternehmen gerückt ist.

Zentrale innenpolitische Herausforderungen sind die Stabilisierung der Wirtschaft, Arbeitslosigkeit sowie die Korruption. Die Bevölkerung ist nach der bewegten Geschichte des Landes geprägt von einer hohen Anzahl an Minderheiten. Der letzten Volkszählung (2011) zufolge handelt es sich um 21 Gruppen. Neben den 83 Prozent, die sich der serbischen Bevölkerung zuordnen, bilden die Ungarn, die Roma sowie die Bosniaken weitere bedeutende Volksgruppen.

Deutsch-serbische Zusammenarbeit

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist seit dem Jahr 2000 im Land aktiv. Während zu Beginn Soforthilfemaßnahmen im Mittelpunkt standen, konzentriert sich die bilaterale Zusammenarbeit nun vor allem darauf, die Annäherung an die EU zu begleiten und das Land langfristig zu stabilisieren. Schwerpunktfelder der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit sind daher die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie Gute Regierungsführung. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Umweltpolitik und dem Ressourcenschutz aktiv.

Quellen: Landeszentrale für politische Bildung BW, BMZ, Auswärtiges Amt  

Ansprechpartner

Botschaft der Republik Serbien

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland

Die Autorin Kristina Droll ist im Programm Business Scouts for Development tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt.

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