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Branchen | Spanien | Windenergie

Marktchancen

Der Bedarf an Windstrom nimmt zu, auch wegen einer neuen Initiative für grünen Wasserstoff. Repowering, Stromabnahmeverträge und Eigenversorgung bieten ebenfalls Perspektiven.

Von Oliver Idem | Madrid

Neue Anlagen und Modernisierungen beleben den Markt

Der Ausbau der Windstromerzeugung und die Pläne für umweltfreundlichen Wasserstoff sorgen für gute Aussichten. Doch auch die Erneuerung des in die Jahre gekommenen Anlagenbestands bietet erhebliche Geschäftschancen.

Als Folge des früheren Booms sind immer mehr Windparks modernisierungsbedürftig. Dem Windenergieverband AEE (Asociación Empresarial Eólica) zufolge waren im Jahr 2021 Anlagen mit 11.600 Megawatt Gesamtkapazität mindestens 15 Jahre alt. Bei mehr als 40 Prozent des Bestandes stellt sich die Frage, ob Teile durch effizientere ersetzt oder ganze Anlagen erneuert werden.

Der Energie- und Klimaplan PNIEC unterstreicht ebenfalls die Notwendigkeit, den Großteil des spanischen Anlagenbestands von derzeit 27,5 Gigawatt bis 2030 zu modernisieren. Zu diesem Zweck sind auch staatliche Ausschreibungen möglich. Aufgrund der bereits hohen Auslastung der spanischen Branchenunternehmen dürfte der Erneuerungsbedarf auch ausländischen Herstellern und Dienstleistern Chancen eröffnen.

Windstrom kommt zur Wasserstoffproduktion in Betracht

Über die Stromproduktion hinaus verfolgt Spanien ehrgeizige Ziele für die Produktion von "grünem" Wasserstoff. Dabei steht auch der Export im Fokus. Die Regierung will bis zum Jahr 2024 Wasserstoff-Elektrolyseure mit mindestens 300 Megawatt Leistung installieren. Im Jahr 2030 soll die Gesamtkapazität dann 4 Gigawatt erreichen. Mit der Verfügbarkeit regenerativer Energien und dem ausgedehnten Gasnetz des Landes hat Spanien zwei Trümpfe in der Hand.

Aufgrund günstiger natürlicher Bedingungen zum Beispiel vor den Küsten der Kanarischen Inseln rücken Offshore-Windkraftanlagen vermehrt in den Blickpunkt. Im Jahr 2020 registrierte der Fachverband AEE keine Offshore-Projekte in Spanien. Mittlerweile befinden sich jedoch drei Vorhaben im Frühstadium in der Pipeline.

Eng verbunden mit der Stromerzeugung und -übertragung ist die Frage nach Speichertechnologien. Trotz technischer Fortschritte sind diese der Wirtschaftszeitung Actualidad Económica zufolge immer noch teuer. In Spanien werden derzeit Batterie- und Pumpspeicherlösungen diskutiert. Dabei spielt auch die Interkonnektivität eine wichtige Rolle. Zusätzliche Verbindungen mit den Stromnetzen anderer Länder könnten längerfristig für Entlastung sorgen.

Im Sommer 2021 verzeichnete Spanien mehrfach Rekordpreise an der Tagesstrombörse durch eine hohe Nachfrage und die saisonal geringere Windstromproduktion. Schwankungen der Erzeugung bei erneuerbaren Energien befeuerten die Diskussion um Speichertechnologien.

Das staatliche Institut IDAE koordiniert ein Förderpaket des Umweltministeriums im Gesamtwert von 316 Millionen Euro. Eine Tranche von 80,2 Millionen Euro ist für Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bestimmt.

Stromabnahmeverträge sind auf dem Vormarsch

Neben den staatlichen Aktivitäten schließen zunehmend Unternehmen Stromabnahmeverträge direkt miteinander ab. Die Planungssicherheit durch den festen Zeitraum und vorab definierte Preise ist ein wesentliches Argument. Laut der Zeitung El País sind 12, 15 oder 20 Jahre die üblichen Laufzeiten. So haben zum Beispiel Forestalia und Engie über 12 Jahre einen Vertrag mit einem Liefervolumen von 300 Megawatt geschlossen.

Die Preisentwicklung bei Onshore-Windstrom zeigt auch in Spanien steil nach unten. Im Vergleich zu den Ausschreibungen 2017 und 2020 halbierte sich der Durchschnittspreis nahezu auf 25,31 Euro pro Megawattstunde. Damit werden Windkraftlösungen für Kunden finanziell interessanter. Da jedoch auch die Preise für Fotovoltaik stark nachgegeben haben, bleibt diese die wichtigste Konkurrenz.

Die spanische Regierung hat vor allem mit zwei Änderungen die Bedingungen für die Windenergie im Land verbessert. Das staatliche Ausschreibungssystem wurde flexibilisiert, sodass Bieter nun auch verschiedene Energiequellen in ihren Angeboten kombinieren können. Solche Hybridlösungen können mit Technologien kombiniert werden, die die selbst erzeugte Energie speichern.

Eine wesentliche Veränderung betrifft auch das Antragssystem für erneuerbare Energien. Hier hatte sich ein Rückstau bei den Genehmigungsverfahren ergeben. Unternehmen hatten Anträge für so hohe Kapazitäten gestellt, dass eine Realisierung aller Projekte unmöglich erschien. Zudem bildete sich ein undurchsichtiger Zweitmarkt für erteilte Genehmigungen. Mit den Neuerungen soll dafür gesorgt werden, dass realistische und marktfähige Projekte schneller umgesetzt werden können und andere Vorhaben frühzeitiger ausgesiebt werden.

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Windbranche nimmt das Ausschreibungssystem sehr gut an

Der spanische Staat sorgt mit seinem mehrjährigen Ausschreibungsplan für einen umfangreichen und verlässlichen Ausbaurahmen. Nach der Ausschreibung von Januar 2021 liegen erste Erfahrungswerte mit den neuen Regeln vor. Dort wurden knapp 3.100 Megawatt Gesamtkapazität versteigert. Davon waren 1.000 Megawatt als technologieneutral deklariert. Im Ergebnis entfielen 997 Megawatt auf Windkraft und 2.095 Megawatt auf Fotovoltaik (PV). Bieter aus dem PV-Bereich konnten sich das gesamte nicht technologiegebundene Kontingent sichern.

An der Ausschreibung beteiligten sich insgesamt 85 Unternehmen. Mit 9.700 Megawatt Angeboten aus ihren Reihen war die Auktion dreifach überzeichnet.

Für Windstrom boten die Unternehmen im Durchschnitt 25,31 Euro. Die zum Zuge gekommenen Angebote reichten von 20,00 bis 28,89 Euro.

Mitte August 2021 kündigte das Umweltministerium die nächste Ausschreibung an. Diese soll Windkraft und Fotovoltaik einschließen und 3.300 Megawatt Gesamtkapazität umfassen. Als Zeitpunkt wurde Oktober 2021 genannt. Ende August ergab eine Umfrage der Wirtschaftszeitung Cinco Días ein hohes Interesse von Branchenunternehmen. Entsprechend wird erneut mit einer Überzeichnung der Auktion gerechnet.

Windprojekte in Spanien

Projektbezeichnung

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionsvolumen
(in Mio. €)

Delta II (Aragonien; Onshore)

860

Repsol

Im Bau; Inbetriebnahme 2023 vorgesehen

k.A.

Parque Eólico Villarino (Salamanca, Kastilien-Leon; Onshore)

300

Iberdrola

Beginn des Genehmigungsprozesses

278

TICO WIND (Zaragoza, Aragonien; Onshore)

180

Enel Green Prower (EGPE)

Im Bau; Inbetriebnahme Anfang 2022 erwartet

181

Parque eólico Corpal (Soria, Region Kastilien-Leon, Onshore)

156

Capital Energie

Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) läuft

155

El Acebo (Kantabrien; Onshore)

82

Green Power Capital

Beginn des Genehmigungsprozesses

87

Erweiterung Windpark Montes de Cierzo (Navarra; Onshore)

95

Enerfin Sociedad de Energia SLU

Im Genehmigungsprozess

74

Celada Fusión (Palencia, Kastilien-Leon; Onshore)

48

Acciona

Im Bau; Inbetriebnahme Anfang 2022 erwartet

45

Corral del Molino II (Navarra; Onshore)

46

Enerfin Sociedad de Energía SLU

Teilzulassung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung 

40

Parque eólico marino San Borondón (Gran Canaria, Kanaren; Offshore) 

238

Iberdrola

Beginn des Genehmigungsprozesses

k.A.

Canarray I y II (Gran Canaria, Kanaren; Offshore) 

180

EnerOcean

Beginn des Genehmigungsprozesses

k.A.

Gofio (Gran Canaria, Kanaren; Offshore)

50

Greenalia

Beginn des Genehmigungsprozesses

k.A.

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Unternehmensangaben

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