Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Österreich | Smart Farming

Agrarwirtschaft: Wenige Landwirte nutzen Smart Farming

Smart Farming ist bekannt und in aller Munde. Doch nur in wenigen Bereichen hat die Digitalisierung tatsächlich in den praktischen Alltag Einzug gehalten.

Von Axel Simer | Bonn

Die Bruttowertschöpfung der österreichischen Agar- und Forstwirtschaft erreichte 2020 rund 4,3 Milliarden Euro. Dies entspricht in etwa dem Mittelwert der letzten Jahre. Der landwirtschaftliche Produktionswert summierte sich auf 7,7 Milliarden Euro. Davon entfielen 18 Prozent auf Milch, knapp 12 Prozent auf Getreide, 11 Prozent auf Schweine- sowie 10 Prozent auf Rinder- und Kälberhaltung.  Ebenfalls 10 Prozent machten Gemüse- und Gartenbau aus, vor Futterpflanzen und Wein mit je 7 Prozent. Das heißt, ein konkreter Schwerpunkt im Landwirtschaftssektor ist nicht vorhanden. Milch, Getreide, Schweine, Rinder und Gemüse machen das Gros des Sektors aus.

Landwirtschaft ist breit aufgestellt

Im Jahr 2020 belief sich laut Statistik Austria die Ackerfläche auf 1,32 Millionen Hektar, was 16 Prozent der österreichischen Staatsfläche entsprach. Den größten Anteil des Ackerlandes nahm der Getreideanbau mit 764.385 Hektar (57,9 Prozent) ein. Feldfutterbau wurde auf einer Fläche von 241.681 Hektar (18,3 Prozent) betrieben, auf Ölfrüchte entfielen 166.148 Hektar (12,6 Prozent). Während Hackfrüchte auf einer Fläche von 50.718 Hektar (3,8 Prozent) angebaut wurden, machten Körnerleguminosen mit 18.754 Hektar lediglich 1,4 Prozent des gesamten Ackerlandes aus. Rund 29.000 Hektar (2,2 Prozent) entfielen auf sonstige Ackerlandflächen beziehungsweise wurden für den Anbau von Spezialkulturen, wie Blumen, Erdbeeren sowie Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen, genutzt. Knapp 50.400 Hektar oder 3,8 Prozent des Ackerlandes lagen im Jahr 2020 brach.

Zahl der Biohöfe steigt

Die letzte offizielle Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2016 wies insgesamt 162.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe aus. Gegenüber 2013 war dies ein Rückgang von 2,6 Prozent, gegenüber 2010 ein Minus von 6,5 Prozent. Im internationalen Vergleich gilt die österreichische Landwirtschaft als kleinstrukturiert. Auf einen Hof kommen im Durchschnitt 20 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, 32 Rinder und 109 Schweine. Die geringere Zahl von Höfen führt zeitgleich zu einem Anstieg der durchschnittlichen Hofgröße. Seit vielen Jahren steigt hingegen die Zahl der Biobauernhöfe und die Bioanbaufläche. 2019 gab es bereits 24.225 Biobetriebe laut Invekos. Immerhin 3 Prozent mehr als 2018.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Österreich

2020

Einwohner (in Millionen)

8,9

Ackerfläche (in Millionen Hektar)

1,3

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent; einschl. Forsten) 

1,1

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

Rang 17

Quelle: Statistik Austria; IMD 2021

Smart Farming gibt es seit der Jahrtausendwende landesweit, jedoch auf sehr niedrigen Niveau. Öffentliche Förderung genießt vor allem die landwirtschaftliche Ausbildung an Fach- und Hochschulen, die seit einigen Jahren die Digitalisierung der Landwirtschaft in die Lehrpläne aufgenommen haben. In der offiziellen Digitalisierungsstrategie der Regierung ist für die (wirtschaftlich wenig bedeutsame) Landwirtschaft kein Platz, sie profitiert aber indirekt, beispielsweise durch den forcierten Ausbau des Breitbandnetzes.  

Digitalisierung wenig verbreitet

Im Jahr 2018 veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium einen Bericht zur "Digitalisierung in der Landwirtschaft". Nach vorsichtigen Schätzungen des Ministeriums werden in etwa 5 bis 10 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Farmmanagementsysteme im Ackerbau eingesetzt. Rund 13 Prozent der Ackerflächen sollen mit GPS-gesteuerten Technologien bewirtschaftet werden.  Weiter fortgeschritten ist die Digitalisierung in der Milchwirtschaft - vor allem aus Kostengründen. Nach Einschätzung von Benjamin Ebner von der österreichischen Niederlassung der deutschen 365FarmNet sind bei Neuinvestitionen der Milchbetriebe 50 Prozent der Betriebe mit Melkrobotern, Futterautomaten, Sensoren und anderen Technologien zur Einsparung von Personalkosten dabei.

Eine Umfrage von KeyQuest aus dem Jahr 2018 ergab, dass sich lediglich ein Sechstel der befragten Landwirte Investitionen in Digitalisierung und intelligente Technologie vorstellen kann. Allerdings: je jünger und besser ausgebildet die Befragten waren, desto größer war ihr Interesse. Das Potenzial ist groß, denn es winken erhebliche Kosteneinsparungen. Eine von Accenture 2019 veröffentlichte Studie zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in Österreich sieht drei Sektoren für einen lohnenden Einsatz: Industrie, Handel und Landwirtschaft. Für die Landwirtschaft errechneten die Studienautoren einen möglichen Produktivitätszuwachs von 38 Prozent durch den Einsatz von Smart Farming.

Ausgewählte Projekte in Österreich

Projekt

Investition (in Euro)

Stand

Projektträger

Studiengang Agrartechnologie und Digital Farming

k.A.

Seit 2019

Fachhochschule Wiener Neustadt, in Zusammenarbeit mit Francisco Josephinum

Forschungsprojekt Digitale Landwirtschaft

k.a.

2020 bis 2023

Universität für Bodenkultur Wien (Boku)

Innovation Farm: Pilotfarm, die zahlreiche Projekte mit privaten Partner umsetzt

2 Millionen

2020 bis 2023

Francisco Josephinum

Quelle: GTAI

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.