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Special | Singapur | Seidenstraße

Chinas Tech-Riesen fördern Start-ups in Singapur

Es gibt keine offizielle „Seidenstraßenstrategie“ für Beteiligungen an der Start-up-Szene im Stadtstaat. Stattdessen investieren Alibaba, Huawei und Tencent in Neugründungen.

Von Marcus Hernig | Bonn

Alibaba macht E-Commerce-Anbieter zum Einhorn

Singapur zählt als künftige „smarte Nation“ zu den attraktivsten Gründerzentren für Start-ups. Die erfolgreichsten stammen bisher aus den Bereichen Logistik und Transport, Fintech, Big Data, E-Commerce und Energie. Chinas große Internetkonzerne beteiligen sich aktiv an Förderung und Aufbau einzelner besonders erfolgversprechender Start-ups aus ihren jeweiligen Schwerpunktgebieten.

An Lazada, nach Shopee die zweite bedeutende E-Commerce-Plattform Südostasiens, hält Alibaba knapp 20 Prozent. Lazada ist eine Gründung von Rocket Internet, einem umstrittenen deutschen Start-up-Investor aus Berlin. Für insgesamt 413 Millionen US-Dollar (US$) gingen 2016 und 2017 die deutschen Lazada-Anteile an die Chinesen. Mit Hilfe Alibabas gelang es Lazada, in den letzten Jahren zu einem „Einhorn“ aufzusteigen. Das sind Start-up-Unternehmungen, die mindestens eine Milliarde US$ wert sind.

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Während Alibaba schon vor Jahren in ein etabliertes Start-up-Unternehmen eingestiegen ist, konzentrieren sich Huawei und Tencent aktuell auf vielversprechende Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT).

Mit der Anfangsinvestition von rund 3,6 Millionen US$ begann Huawei ab Mitte 2020 verstärkt das schnell wachsende lokale Ökosystem der IKT-Technologien zu fördern. Das Geld floss unter anderem in den Aufbau eines Laboratoriums für Künstliche Intelligenz (KI), um Anwendungen zu entwickeln und zu testen. Künstliche Intelligenz spielt bei der Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen in Singapur eine zentrale Rolle. Daher sind die staatlichen Wirtschaftsförderer Enterprise Singapur und Start-up SG die beiden Partnerorganisationen des chinesischen Unternehmens.

Bis 2028 sollen rund 20 Prozent aller Arbeitnehmer im Stadtstaat durch KI-Anwendungen ersetzt werden. Der chinesische Tech-Riese aus Shenzhen bildet dazu aktuell rund 1.000 Software-Ingenieure bis Ende 2021 aus, die häufig aus Start-up-Unternehmen stammen. Die jungen Leute stellen die notwendige Brainpower, um diesen durchgreifenden Wandel der Arbeitswelt in wenigen Jahren zu realisieren.

Huawei treibt Deep Tech voran

Für Huawei steht ein Begriff im Mittelpunkt. Sein Name: Deep Tech. Das ist ein Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie mit besonders viel Forschung und Entwicklung. Erst danach kann eine Marktreife der neuen Produkte und Dienstleistungen erreicht werden. Blockchain-Technologien, Quanten-Computing, Big Data gehören ebenso dazu wie das Internet of Things (IoT) und Biotech. Lösungen in diesen Bereichen müssen besonders innovativ sein. Firmen können meist auf keine bestehenden Technologien zurückgreifen, sondern müssen selbst neue schaffen. Dies macht sie zu disruptiven Kräften, die die Arbeits- und Lebenswelt tiefgreifend verändern.

Huawei Cloud entwickelte dazu den Huawei Spark-Wettbewerb in Singapur, um die Deep-Tech-Themen 5G-Anwendungen, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen (Analytics), IoT, Mobile Edge Computing sowie Software as a Service (SaaS)-Angebote für mobile Anwendungen gezielt voranzutreiben. Das Programm wurde erstmalig im Herbst 2020 ausgeschrieben. Die 15 Gewinner werden dann gezielt in Huawei-Fördernetzwerke eingebunden. Sie erhalten kostenlosen Huawei-Cloud-Service und zum Teil auch ein Förderstipendium von Startup SG.

Deutsche Deep Tech im Stadtstaat

Deep Tech ist in Deutschland ein sehr wichtiges Start-up-Segment und damit sehr relevant für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Unter allen Investitionen in deutsche Start-ups spielt der Bereich Software&Analytics als Kernkomponente für Deep Tech seit 2020 eine führende Rolle. Ein typisches Deep-Tech-Start-up, der Flugtaxi-Entwickler Lilium, erhielt im 1. Halbjahr 2020 die höchste Investitionssumme aller Start-up-Unternehmungen in Deutschland. Singapur ist für deutsche Deep-Tech-Start-ups hochinteressant: Liliums Konkurrent Volocopter plant aktuell seinen Flugtaxi-Dienst in der Smart Nation Singapur bis 2023 zu etablieren.

Tencent und Softbank investieren in innovative Software-Lösungen

Als die renommierte Nationale Universität Singapur (NSU) 2019 ein Inkubatorenprogramm für vielversprechende Start-up-Ideen aufbaute, wurde Tencent aktiv. Mit den eigenen Cloud-Diensten sollten die jungen Unternehmensgründungen unterstützt und gefördert werden.

Die jüngste Start-up-Investition zeichnete Tencent gemeinsam mit Japans Mobilfunk-Riesen und Alibaba-Anteilseigner Softbank. Beide Unternehmen zahlten im März 2021 zusammen 300 Millionen US$ in das Start-up PatSnap ein. Die Gründer wollen Ordnung in die unübersehbare Flut weltweiter Patente bringen. Eine Big-Data-Software bündelt die Informationen und stellt diese globalen Kunden zur Verfügung. Dyson, Spotify, Tesla und die Universtität Oxford sollen bereits die Dienste dieses Software-Entwicklers nutzen. Für deutsche Unternehmen kann dieses Start-up sehr interessant sein: Mit 26.000 Registrierungen im Jahr 2020 meldeten deutsche Unternehmen in Europa nach den USA (44.300) die zweitmeisten Patente an.

Start-up-Förderung: Aktive chinesische Firmen in Singapur

Sektor

Firmenname

Tätigkeitsfeld

E-Commerce

Alibaba

Beteiligung an und Förderung von E-Commerce-Plattform Lazada

Künstliche Intelligenz (KI)

Huawei

Gesamtinvestitionen 3,6 Millionen US$, u.a. Aufbau eines KI-Laboratoriums

Deep Tech

Huawei

Huawei Spark-Wettbewerb (Nachwuchsförderung), verschiedene Bereiche

Datenbanken

Tencent

300 Millionen US$ in Patent-Datenbank PatSnap (März 2021, zusammen mit Softbank)

Quelle: www.onvista.de; www.computerweekly.com; www.huaweicloud.com; kr-asia.com

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