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Special Dänemark Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Dänemarks Wirtschaft kehrt aufs Vorkrisenniveau zurück. Die Wachstumsprognosen stimmen optimistisch und der Arbeitsmarkt bricht Rekorde. (Stand: 26. Oktober 2021)

Von Michał Woźniak | Stockholm

Nachdem das dänische Statistikamt DST das Wirtschaftswachstumsergebnis revidiert hat - statt des anfänglich angenommenen Rückgangs des dänischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2020 um 2,7 Prozent sollen es nunmehr 2,1 Prozent weniger als 2019 gewesen sein - reiht sich das Königreich gleich hinter dem Podium der pandemieresistentesten Wirtschaften der Europäischen Union ein.

Für das Jahr 2021 sehen die Aussichten noch besser aus. Der Negativtrend konnte bereits im 2. Quartal dieses Jahres umgedreht werden. Zwischen April und Juni 2021 wuchs die Wirtschaftsleistung real um 10 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das nominale Wachstum gegenüber dem Frühlingsquartal 2019 fiel nur unwesentlich geringer aus.

Aufholjagd bereits abgeschlossen

Laut Prognosen werden die laufenden 12 Monate ausreichen, um das Vorkrisenniveau der wirtschaftlichen Aktivität wiederherzustellen. Einigen Instituten zufolge könnte dieses sogar sichtbar überschritten werden: Demnach seien zwischen 3 und 4 Prozent BIP-Wachstum realistisch.

Den größten Anteil an der Belebung werden die Bruttoanlageinvestitionen haben. Diese zeigten sich - dank öffentlicher Ausgaben und dem andauernden Boom auf dem Wohnungsmarkt - bereits 2020 mit etwa 5 Prozent überraschend robust. Dieses Jahr soll eine noch höhere Dynamik erreicht werden. Der Unternehmenssektor wird jedoch kaum dazu beitragen: Sein Investitionsniveau soll laut dem staatlichen Wirtschaftsrat bestenfalls auf das Niveau von 2019 zurückkehren.

Prognose für die dänische Wirtschaftsentwicklung (reale Veränderung in Prozent)

2021

2022

Bruttoinlandsprodukt

3,9

3,6

Privater Konsum

2,2

5,9

Öffentlicher Konsum

5,1

-0,9

Bruttoanlageinvestitionen

7,4

0,9

Importe

3,2

3,9

Exporte

3,6

4,3

Quelle: De Økonomiske Råd 2021


Der Arbeitsmarkt boomt

Immerhin halten sich Unternehmer nicht mit der Erweiterung ihrer Teams zurück. Der im Februar 2020 erreichte historische Rekordwert von 2,8 Millionen Beschäftigten wurde bereits im Mai 2021 überschritten. Und die Beschäftigtenquote wuchs über den Sommer weiter. Entsprechend erreichte die Arbeitslosigkeit einen historischen Tiefstand. Laut der LFI-Zählweise von Eurostat blieben im August 2021 mit 4,4 Prozent der Arbeitswilligen so wenige Dänen ohne Beschäftigung wie zuletzt vor der Finanzkrise vor 12 Jahren.

Angst vor Zahlungsunfähigkeit

Ob sich dieser positive Trend fortsetzen kann, wird stark von der finanziellen Situation der dänischen Unternehmen abhängen. Dank der umfangreichen Akuthilfen der Regierung blieb die Konkurswelle 2020 aus: Mit etwa 5.600 wurden im Gesamtjahr etwa 5 Prozent weniger Bankrotte registriert als im Durchschnitt der 2010er Jahre. Alleine im 1. Quartal 2021 meldeten aber fast 3.200 Firmen Zahlungsunfähigkeit an. Obwohl seitdem die monatlichen Konkurszahlen wieder sanken, gingen in den ersten neun Monaten 2021 bereits knapp 6.000 dänische Unternehmen in die Insolvenz.

Die große Bereinigung könnte somit noch bevorstehen. Zum einen setzen Unternehmen die steigenden Energiepreise zu - laut der Danske Bank trägt alleine die Industrie im 2. Halbjahr 2021 monatlich um etwa 80 Millionen Euro höhere Energiekosten als in den vorangegangenen sechs Monaten. Zum anderen laufen zwischen April und Dezember 2022 Mehrwertsteuer-Stundungen im Wert von bis zu 6 Milliarden Euro aus. Die Möglichkeit, diese in 24 Monatsraten zurückzahlen zu können, sollte jedoch die Belastung größtenteils abfedern.

Produktion nimmt Fahrt auf

Die finanzielle Situation vieler dänischer Unternehmen dürfte sich durch die steigenden Absätze verbessern. Im 1. Halbjahr 2021 verkaufte die produzierende Industrie laut DST Produkte im Wert von über 47 Billionen Euro - nominell waren das um 7,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2020 und über 4 Prozent mehr als in der gleichen Zeitperiode 2019.

Die mit jeweils einem Viertel Verkaufsanteil wichtigsten Branchen Chemie sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zeigten dabei sehr unterschiedliche Tendenzen: Die Chemieindustrie konnte die Erfolge des Vorjahres nicht wiederholen, lag aber immer noch knapp 17 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2019. Die Maschinen- und Fahrzeugbauer konnten im Jahresvergleich um nahezu 12 Prozent zulegen, zum Erreichen des Vorkrisenniveaus fehlten aber noch 3 Prozent.

Ausgehend von der Kapazitätsauslastung dürfte das 3. Quartal 2021 einen deutlichen Schub auch in diesem Bereich bringen. Insgesamt war die verarbeitende Industrie zwischen Juli und September dieses Jahres durchschnittlich zu 85 Prozent ausgelastet - ein höheres Niveau wurde das letzte Mal Anfang 2008 verbucht.

Gute Geschäfte für ausländische Lieferanten

Die gute Lage bei Unternehmen und der wachsende Konsum treiben die Importnachfrage an. Von Januar bis August 2021 erreichte das Importvolumen nominell einen um 13 Prozent höheren Wert als im gleichen Vor-Corona-Zeitraum 2019. Importe aus Deutschland erreichten im gleichen Zeitvergleich nur etwa die Hälfte dieser Dynamik.

Entwicklung der dänischen Importe


Veränderung 2021/2020 *)


Veränderung 2020/2019 *)

Gesamt

aus Deutschland

Gesamt

aus Deutschland

Gesamt

-5

-4

18

11

0 Nahrungsmittel

-1

-2

4

-1

1 Getränke und Tabak 

-2

-12

14

11

2 Rohstoffe

-3

-6

20

31

3 Mineralische Brennstoffe

-36

51

93

71

4 Tierische und pflanzliche Öle

16

-1

3

21

5 Chemische Erzeugnisse

6

3

16

14

6 Bearbeitete Waren

-3

2

19

9

7 Maschinenbau und Fahrzeuge

-6

-9

15

9

8 Verschiedene Fertigwaren

-4

-7

16

15

9 Sonstige

13

-42

22

44

*) jeweils Zeitraum Januar bis August; in ProzentQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2021


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