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Smart Farming Trade Special | © GettyImages/Teera Konakan

Smart Farming

Digitalisierung der Landwirtschaft auf ausgewählten Auslandsmärkten

Welche Ziele verfolgen Länder und Landwirte mit Smart Farming? Welche großen Anbieter sind am Markt aktiv und welche Projekte planen sie?

Vernetzte Landmaschinen und Bodenanalysen in Echtzeit – der Agrarsektor ist ein Vorreiter der Digitalisierung. In strukturierten Berichten zu über 20 Ländern analysiert Germany Trade & Invest die digitale Landwirtschaft - Smart Farming.

Germany Trade & Invest untersucht, welche Voraussetzungen und Ziele für Smart Farming in ausgewählten Ländern gelten, wo sich Marktchancen ergeben und wie es um Marktzugang und Wettbewerb steht. Unsere nachfolgenden Länderberichte bieten eine Übersicht und einen Ausblick zu ausgewählten Smart-Farming-Märkten in Amerika, Asien/Pazifik, Europa, Zentralasien und Russland sowie Afrika.

Überblick: Rahmendaten Smart Farming

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur 2020

Die Voraussetzungen in den Ländern weltweit für Smart Farming sind unterschiedlich. Staaten mit großen Ackerflächen sind prädestiniert für den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in der Landwirtschaft. Aber auch in kleineren Flächenstaaten setzen Landwirte zunehmend Smart-Farming-Technologien ein. Eine gute digitale Infrastruktur auch in ländlichen Bereichen ist dabei von grundlegender Bedeutung.

Digitalisierung der Landwirtschaft in Argentinien

Der Agrarsektor ist Argentiniens Wirtschaftsmotor. Seine Digitalisierung schreitet rasch voran. Hohe Agrarpreise geben Auftrieb. Sorge bereiten staatliche Eingriffe in den Sektor.

Schon heute kann Argentinien 400 Millionen Menschen und damit fast das Zehnfache der eigenen Bevölkerung ernähren. Das Potenzial für weiteres Wachstum ist längst nicht ausgeschöpft. Nicht nur durch die Erschließung von neuen Flächen, sondern vor allem durch weitere Steigerungen der Produktivität. Smart Farming wird dabei wie schon in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle spielen. 

Die Landwirt­schaft gehört in Argentinien zu den Vorreitern der Digitalisierung. Das Pampaland war ein Pionier bei der Entwicklung des Präzisionsackerbaus, der Direktsaat und der Verwendung von gentechnisch modifiziertem Saatgut. Auch in Zukunft dürfte Argentinien bei Anwendung und Entwicklung neuer Agrartechnologien ganz vorne mitmischen.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Ziele: Der Agrarsektor bringt die Devisen - wenn man ihn lässt

Der Agrarsektor ist der wichtigste Devisenbringer Argentiniens. Diese Funktion soll aber nicht mit dem Umweltschutz und den Interessen der inländischen Verbraucher kollidieren.

Die Agroindustrie ist traditionell der wichtigste Motor der argentinischen Wirtschaft. Zu den Hauptzielen der argentinischen Wirtschaftspolitik gehört die Steigerung der Exporte, weil die Gesamtwirtschaft weniger abhängig von Devisenkrediten werden soll. Smart Farming spielt dabei eine doppelt wichtige Rolle: Sowohl der Agrarsektor als auch die wissensbasierten Dienstleistungen (WBD) sind tragende Säulen der Exportwirtschaft in Argentinien. Der Agrarsektor ist der mit Abstand wichtigste Devisenbringer Argentiniens, die WBD stehen hinter der Kfz-Industrie und etwa gleichauf mit dem Fremdenverkehr an dritter oder vierter Stelle, sind jedoch der zweitwichtigste Nettodevisenbringer.

In der konkreten Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik wird diesen Zielen jedoch nicht immer Rechnung getragen. So sind die Agrarexporte mit Exportsteuern von bis zu 30 Prozent belegt, der Export von Rindfleisch wurde zeitweise verboten, um die Fleischpreise auf dem Inlandsmarkt zu drücken. Auf der Nachfrageseite wird die Investitionsbereitschaft der Landwirte also derzeit durch staatliche Eingriffe eher gebremst - und damit auch die Entwicklung und Anwendung von neuen Technologien. 

Fördergelder treiben Entwicklung neuer Technologien voran

Angebotsseitig wird die Entwicklung von Smart-Farming-Technologien jedoch auf verschiedene Weise gefördert. Das 2020 verabschiedete "Gesetz der Wissensökonomie" (Ley de la economía del conocimiento) setzt die schon seit vielen Jahren geltende Förderung der Softwareentwicklung fort und weitet die Förderung auf "wissensbasierten Dienstleistungen" im Allgemeinen aus. Die geförderten Aktivitäten kommen unter anderem in den Genuss von Steuererleichterungen. Das staatliche Institut für Agrartechnologie INTA leistet mit seinen zahlreichen Niederlassungen und Forschungsstellen im gesamten Land seit Jahrzehnten einen großen Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien. Die Experten des Instituts waren schon seit in den 1980er Jahren Vorreiter der Präzisionslandwirtschaft und der Direktsaattechnologie, die zusammen mit der Zulassung von gentechnisch modifiziertem Saatgut den Weg für Argentiniens "grüne Revolution" ab den 1990er Jahren bereiteten.

Das INTA beobachtet ein starkes Nachfragewachstum bei Komponenten der Präzisionslandwirtschaft, die der Datengenerierung und -verarbeitung, der Steigerung der Effizienz und Produktivität sowie der Rückverfolgbarkeit und der Zertifizierung von landwirtschaftlichen Aktivitäten dienen. Die Präzisionslandwirtschaft bekam Mitte der 1990er Jahre besonderen Schwung, als die damalige Regierung die Exportsteuern im Agrarsektor abschaffte und den Einsatz von gentechnisch modifiziertem Saatgut erlaubte. Eine Analyse des INTA von März 2021 erhob zahlreiche Daten über den Einsatz der verschiedener Komponenten.

Umweltaspekte rücken in den Fokus

Immer wieder kommt es zu Konflikten mit Umweltschützern, die vor allem den großflächigen Einsatz von Glyphosat kritisieren. Sie fordern, Smart Farming solle nicht nur höhere Erträge, Kosteneinsparungen und die Verbesserung der Qualität ermöglichen, sondern auch für Nachhaltigkeit in den Produktionsprozessen sorgen. Schätzungen zufolge liegen in Argentinien mehr als 5 Millionen Hektar Anbaufläche in der Nähe von Ortschaften oder in anderen sensiblen Gebieten. Sowohl die Zivilgesellschaft als auch behördliche Vorschriften verlangen in diesen Umgebungen den Einsatz von sehr präzisen Anwendungstechniken, um die Umweltrisiken zu minimieren. Das führende Biotechnologieunternehmen Rizobacter sieht in der Kontrolle und Überwachung des Pflanzenschutzes in solchen Umgebungen ein wichtiges Geschäftsfeld.

Ein besonders wichtiges Forum zur Diskussion dieser Themen ist die NGO zur Förderung eines bodenschonenden Anbaus, vornehmlich der Direktsaat, Aapresid (www.aapresid.org.ar). Die Liste ihrer Unterstützer (www.aapresid.org.ar/nosacompanian) gleicht einem "Who is who" der argentinischen Agroindustrie. Ähnliches gilt für die von landwirtschaftlichen Unternehmern gebildete gemeinnützige Organisation CREA (www.crea.org.ar), deren Mitglieder in verschiedenen Fachgruppen Erfahrungen und Wissen auszutauschen.

AgTechs auf dem Vormarsch

Im Jahr 2017 schloss sich eine Gruppe von Agrarproduzenten und Technologieunternehmern zusammen, um die Entwicklung von AgTech-Unternehmen in Argentinien zu stimulieren. Daraus entstand Nesters (www.nesters.tech), der erste AgTech-Enhancer des Landes. 2018 wurde das Nesters Empowerment Network - CREA gegründet, mit dem Ziel, ein dynamisches Ökosystem zu schaffen, um agroindustrielle Unternehmen mit anderen Akteuren aus der Finanzindustrie, Logistik und Marketing zusammenzubringen. Nach einer Studie von Endeavour haben 80 Prozent der AgTech-Unternehmer Erfahrung in der Agrarbranche, aber nur 45 Prozent haben Erfahrung als Technologieunternehmer. Das Potenzial Argentiniens als Lebensmittellieferant liege nicht allein in seinem weiten Territorium, seinen fruchtbaren Böden und seinen günstigen Klimas, sondern vor allem in dem Humankapital, das sich in den letzten Jahren entwickelt hat, war eine der Hauptbotschaften beim jüngsten Kongress der Nesters-CREA-Community. 

Argentiniens Landwirte sind längst eher Technologie-Nerds als Lasso schwingende Gauchos. 45 Prozent der Farmer sind jünger als 45 Jahre, 48 Prozent haben einen Universitätsabschluss, bei Großproduzenten steigt diese Quote gar auf 88 Prozent. Vier von fünf Produzenten lassen sich von Agraringenieuren und anderen Experten beraten. Argentinien habe darum nicht nur große Entwicklungschancen wegen des Potenzials seiner Landwirtschaft, so die Nesters-CREA-Community, sondern auch wegen seines Potenzials in der Wissensökonomie, mit einer Projektion, die über die Grenzen des eigenen Landes hinausgehe. Längst sind viele argentinische Agrarunternehmer in Nachbarländern wie Brasilien, Paraguay und Uruguay aktiv.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Agrarwirtschaft: Argentiniens grüner Motor

Der Agrarsektor ist das Rückgrat der argentinischen Wirtschaft. Die Entwicklung und Adaptation neuer Technologien hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer neuen Blüte geführt. 

Schon in seiner wirtschaftlichen Glanzzeit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, als Argentinien gemessen am Pro-Kopf-Einkommen noch zu den reichsten Ländern der Erde zählte, erzielte das Pampaland seinen Wohlstand vornehmlich aus der Landwirtschaft. Argentinien ist der achtgrößte Flächenstaat der Erde, 53 Prozent der Fläche gelten als kultivierbar.

Auch heute ist die Agroindustrie der wichtigste Motor der argentinischen Wirtschaft. Zwar trägt der Agrarsektor direkt lediglich 7,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Doch unter Einschluss der vor- und nachgeschalteten Wertschöpfungsketten sowie Zulieferern wie Agrarchemie, Maschinenbau, Transportwirtschaft, Handel und andere Dienstleister hängt rund ein Drittel aller Arbeitsplätze in Argentinien direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab, schätzen Fachleute. Nahrungsmittel und andere Agrarprodukte erbrachten mit 36,3 Milliarden US-Dollar (US$) 2020 allein zwei Drittel der gesamten argentinischen Exporterlöse. Gemäß offiziellen Schätzungen erwartet Argentinien in der laufenden Anbauperiode 2020/21 eine Ernte von 136 Millionen Getreide und Ölsaaten. Das wäre die zweitbeste Ernte nach dem Rekord von 2019 (145,5 Millionen Tonnen). In den letzten 30 Jahren hat sich die Produktion verdreifacht. Gemäß dem Agrarzensus von 2018 gibt es rund 251.000 Produzenten (darunter 212.000 Einzelpersonen), die über insgesamt 157 Millionen Hektar Land verfügen. Davon entfallen rund 33 Millionen Hektar auf Ackerfläche, mehr als 4 Millionen werden zweimal im Jahr bestellt. Es gibt 28.526 Agrarunternehmen, die rund 59,5 Millionen Hektar bewirtschaften.

Smart Farming potenziert die Produktivität

Argentinien kann rund 400 Millionen Menschen ernähren - und das Potenzial für weiteres Wachstum ist längst nicht ausgeschöpft. Nicht nur durch die Erschließung von neuen Flächen, sondern vor allem durch weitere Steigerungen der Produktivität. Smart Farming wird dabei wie schon in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle spielen.

Schon seit Jahrzehnten ist Argentinien bei der Entwicklung und Anwendung neuer Agrartechnologien führend. Rund 15 Prozent des globalen Anbaus von genveränderten Kulturen entfallen allein auf Argentinien. 90 Prozent des Ackerlands werden ohne Bodenbearbeitung bewirtschaftet (Direktsaat). Auch in der Biotechnologie ist Argentinien stark. Die Entwicklung von dürreresistentem Saatgut könnte die Bewirtschaftung von Böden erlauben, die bisher aufgrund von Wasserknappheit außen vor bleiben.

Großes Potential sehen Fachleute für den Ausbau der Bewässerung von Anbauflächen. Die großen Pläne der Vorgängerregierung, unter Führung privater Investoren eine Verdreifachung der bewässerten Fläche von 2,1 Millionen auf 6,2 Millionen Hektar zu erreichen, dürften in dem gegenwärtigen Umfeld stärkerer Regulierung eher schleppend vorankommen. 

Argentinien ist hinter den USA und Brasilien der drittgrößte Produzent von Sojabohnen und heute bereits Weltmarktführer im Export von Sojaöl und -mehl. Nicht nur Fleisch und Getreide sind Exportschlager. Auch bei Zitronen, Birnen, Honig, Oliven und Erdnüssen ist Argentinien Spitze. Argentiniens Landwirte sind gleichsam Energieerzeuger. Bei Produktion und Export von Biodiesel aus Sojabohnen zählt Argentinien zu den Top-Ländern, auch die Erzeugung von Biogas nimmt zu.

Chinas Hunger nährt Argentinien

Der Appetit Chinas und anderer Wachstumsländer auf argentinische Agrarprodukte, der die Nachfrage in den letzten 20 Jahren explodieren ließ, hielt selbst der Coronakrise stand und dürfte vorerst für anhaltendes Nachfragewachstum sorgen. Die Weltmarktpreise für Soja und andere Agrarprodukte Argentiniens stiegen in den vergangenen Monaten drastisch an und erreichten das höchste Niveau seit Anfang der 2010er Jahre.

Argentiniens Fleischindustrie erlebte in den vergangenen Jahren ein spektakuläres Comeback. Nachdem zeitweise selbst kleine Nachbarländer mehr Fleisch exportierten als Argentinien, zählt das Pampaland heute mit jährlichen Exporterlösen von 3,4 Milliarden US$ (2020) wieder zu den größten Fleischexporteuren der Welt. Ein überraschendes Exportverbot der Regierung, die den Export von Rindfleisch im Mai 2021 für vorerst 30 Tage aussetzte, hat jedoch zu großer Verunsicherung und Protesten bei Viehzüchtern und in der Fleischindustrie geführt. 

Schlechte Stimmung herrscht auch bei Argentiniens Milchbauern. Niedrige Preise und eine hohe Besteuerung hemmen die Investitionsneigung. Dennoch produziert Argentinien nach Angaben des Bauernverbandes CRA 30 Prozent mehr Milch als zur Versorgung des Inlandsmarktes benötigt wird. Die Exporte von Milchprodukten verzeichnen hohe Zuwächse.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Argentinien

2020

Einwohner (in Millionen)

45,4

Ackerfläche (in Millionen Hektar, laut Agrarzensus 2018)

33,2

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 

7,1

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 Ländern)

59

Quelle: Indec, IMD

Automatisierung und Daten werden immer wichtiger

Gemäß der Erhebung des staatlichen Agrartechnologieinstituts INTA waren 2019 mindestens 16.140 Erntemaschinen mit Ertragsmonitoren ausgerüstet. Das entsprach rund 95 Prozent des aktiv genutzten Maschinenparks. 38 Prozent der Maschinen waren weniger als 5 Jahre alt und laut INTA komplett mit Fernlenkung und -kontrolle sowie Robotik und Automatisierungstechnik ausgerüstet. Die tatsächliche Anwendung hinke indes noch hinter der Verbreitung der Hardware her. Laut INTA waren 17.174 Traktoren und Erntemaschinen mit Autopiloten ausgestattet. Deren Einsatz sei in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr gewachsen. Der größte Teil der Erntearbeiten wird durch Vertragsunternehmern (contratistas) abgewickelt. Die meisten Landwirte halten keinen eigenen Maschinenpark vor. 

Der Einsatz von Systemen für die Fernübertragung von Messdaten hat sich von 2015 bis 2019 verzehnfacht. 2019 waren laut INTA in Argentinien 1.877 derartige Systeme im Einsatz. Der wichtigste Input für die Agrarunternehmen seien die Daten, die durch die Erntemonitore und die Agrarberater erhoben und gesammelt würden, kommentieren die Experten des INTA. Das geistige Eigentum der Informationen sei ein Punkt, über den zwischen den Nutzern und den Betreibern der Datenplattformen Klarheit geschaffen werden müsse.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Marktstruktur: Unternehmen punkten mit Erfahrung und Innovation

Eine starke heimische Landtechnik- und AgTech-Branche wird durch ein breites Angebot internationaler Hersteller ergänzt. Digitale Plattformen sind ein Schlüsselfaktor.

Argentiniens Landtechnikbranche gehört zu den am besten entwickelten Industriezweigen des Landes. Die Branche erzielte 2020 einen Gesamtumsatz von 1,43 Milliarden US-Dollar (US$). Besonders stark ist das heimische Angebot bei Sämaschinen, Feldspritzen, Vorsätzen und sonstige Geräte. Auch bei Erntemaschinen dominieren Maschinen aus lokaler Produktion den Markt (2020 mehr als zwei Drittel des Umsatzes). Wichtige Produktionscluster sind die Provinzen Buenos Aires, Santa Fé und Córdoba, die zusammen auch drei Viertel der Anbaufläche für Getreide und Ölsaaten auf sich vereinigen.

Ein breites Angebot an Landtechnik

Unternehmen wie Abelardo Cuffia (Marcos Juárez), D&E (Munro, Buenos Aires), ControlAgro (Avellaneda, Santa Fe) y Verion (San Martín, Buenos Aires) werden als Pioniere effizienter Sätechnik genannt. Die Hersteller Fertec (Marcos Juárez), Yomel (9 de Julio, Buenos Aires), Altina (Zenón Pereyra, Santa Fé) gelten als führend für Ausrüstungen zu Ausbringung von Düngemitteln. Die Unternehmen Metalfor (Marcos Juárez), Pla (Las Rosas) CNH (Córdoba), John Deere (Granadero Baigorria, Santa Fé) y Jacto (Arrecifes) sind in Argentinien führende Hersteller von Feldspritzen. Detaillierte Marktdaten liefert die Jahresstatistik des Verbandes der Vertragshändler ACARA.

Klarer Marktführer in Argentinien sind die Unternehmen John Deere und CNH. Die Marke John Deere führt mit einem Marktanteil von 36 Prozent bei Erntemaschinen und 34 Prozent bei Schleppern (jeweils 2020 in Einheiten). Bei Erntemaschinen folgen die Marken Case IH (27 Prozent) und New Holland (25 Prozent), vor Massey Ferguson, Vassalli und Claas (je 2 bis 3 Prozent in Einheiten). Bei Schleppern kommen New Holland, Case und Case IH zusammen auf 30 Prozent Marktanteil, dahinter liegt das heimische Unternehmen Pauny (19 Prozent).

Schon in den 1990er Jahren hatte das staatliche Agrartechnologieinstitut INTA mit GPS-Technologie erste Landkarten der geografischen Verteilung der Erträge  entwickelt. In der vergangen Dekade haben mehrere argentinische Hersteller Ertragsmonitore entwickelt. Unternehmen wie IGB (Laboulaye), Sensor (Totoras, Santa Fe) und Plantium (Villa Constitución, Santa Fe) machten Ertragsmonitore zu einem Schlüsselinstrument für den Erhalt von georeferenzierten Daten.

Digitale Plattformen beackern das Land

Digitale Landwirtschaftsplattformen wie FieldView, Auravant, My Data Plant, Skyfld und Optiagro sorgen für die Vernetzung von Maschinen, Satelliten und Kontrollstationen. Die Plattform Auravant lancierte im Mai 2021 eine neue Funktionalität, die es ermöglicht, hochauflösende Bilder, die von Drohnen aufgenommen wurden, zu importieren und als verfeinerte Ergänzung mit Satellitenaufnahmen zu kombinieren.

Deutsche Zulieferer der Agrarwirtschaft betreiben in Argentinien eigenen Plattformen für die digitale Landwirtschaft wie etwa die Chemieunternehmen Bayer und Helm, oder sie arbeiten mit verschiedenen in Argentinien etablierten Plattformen zusammen so etwa der Landtechnikhersteller Class mit FieldView von Bayer und der Agrarchemiefirma DVA Agro mit der Plattform Auravant. Ein wichtiger Kontakt und Vertriebskanal sind Agraringenieure wie Luis Verri, der mit seiner Firma Agronomy Tech Beratungsleistungen zur Anwendung der Präzisionslandwirtschaft für 50.000 Hektar Ackerland erbringt.

Ein gutes Ökosystem für AgTech-Startups  

Laut einer Studie, die von der Universität Austral mit Unterstützung von Endeavour, Glocal und The Yield Lab Institute durchgeführt wurde, verzeichnet das AgTech-Ökosystem in Argentinien rund hundert Startups, von denen nur sieben mehr als fünf Jahre alt sind. 70 Prozent der befragten Unternehmen erzielten im Jahr 2018 einen Umsatz von weniger als 1,5 Millionen US$. 57 Prozent der Unternehmen verkaufen ihre Lösungen im gesamten Landes. Nach Einschätzung der Unternehmen ist der nationale Markt für sich allein betrachtet eher klein, doch Argentinien sei ein guter Ausgangspunkt, um die Tauglichkeit von Produkten und Dienstleistungen zu testen und auf dieser Basis im globalen Markt zu expandieren. Nach Einschätzung von Endeavour braucht die Branche vor allem mehr Angelinvestoren um neue Projekte zu finanzieren. 

Satelliten für den Ackerbau

Das staatliche High-Tech-Unternehmen INVAP (Kernenergie, Raumfahrt, Industrie, Energie, IKT und technologische Dienstleistungen) übernahm 2017 die ein Jahr zuvor von privaten Unternehmern gegründete Technologie-Plattform Frontec (http://www.frontec.net/). Dieses Unternehmen integriert Raumfahrttechnik und Softwareentwicklung mit der Agrarwissenschaft, um die Produktivität des argentinischen Ackerbaus weiter zu steigern und innovative sowie nachhaltige Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion anzubieten.

Das argentinische Raumfahrtunternehmen Satellogic betreibt bereits mehr als 20 eigene Satelliten, die unter anderem Daten für die Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion liefern. Das 2010 gegründete Start-up hat bisher 110 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt, beschäftigt 190 Ingenieure für Satellitentechnik und vertreibt seine Dienstleistungen weltweit. Nach eigenen Angaben baut Satellogic die erste skalierbare Erdbeobachtungsplattform, die in der Lage ist, den gesamten Planeten sowohl mit hoher Frequenz als auch mit hoher Auflösung neu zu kartieren. Das komplett vertikal integrierte Unternehmen entwirft und projektiert seine Satelliten in Argentinien und montiert sie in Uruguay. Anfang 2021 schloss sich Satellogic mit dem Unternehmen SpaceX des us-amerikanischen Technologie-Tycoons Elon Musk zusammen um weitere Satelliten in Umlauf zu bringen.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Kontaktadressen

Zahlreiche Fachverbände, -institutionen und -medien beackern das Thema Landwirtschaft. Besonders wichtig sind das Agrarministerium, das Technologieinstitut INTA und einige NGOs.

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Argentinien 

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei

Daten, Richtlinien und Förderprogramme

INTA

Staatliches Institut für Agrartechnologie

AAPRESID

Fachvereinigung für Direktsaat

CREA

Plattform zum Austausch unter Agrarunternehmern

Expoagro

Fachmesse mit Felddemonstrationen, derzeit digital

Digitalisierung der Landwirtschaft in Australien

Smart-Farming-Methoden sind auf den Farmen bereits fest etabliert. Insbesondere der Klimawandel steigert den Bedarf für die präzise Messung und Kontrolle von Umwelteinflüssen.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Ziele: Smart Farming soll Anpassung an Klimawandel erleichtern

Australien will seine landwirtschaftliche Produktion deutlich steigern. Gleichzeitig müssen Lösungen für die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels gefunden werden.

Australische Farmer sind sehr innovativ und gelten als Early Adaptors im Bereich Smart Farming. Technologieanbieter stoßen deshalb auf ein interessiertes und aufgeschlossenes Umfeld.

Auch in der Wachstumsstrategie des Agrarsektors spielt Smart Farming eine zentrale Rolle. Die National Farmer's Federation (NFF) verfolgt mit ihrer Roadmap 2030 das ehrgeizige Ziel, die Produktion der australischen Landwirtschaft um etwa 64 Prozent zu steigern. Zielmarke ist dabei, bis 2030 einen landwirtschaftlichen Produktionswert von 100 Mrd. australischen Dollar ($A) zu erreichen, umgerechnet rund 69 Mrd. US-Dollar (US$) (1$A = 0,6906 US$, durchschnittlicher Wechselkurs 2020). Im Finanzjahr 2019/20 (Juli bis Juni) lag der erzielte Wert noch bei rund 61 Milliarden $A (rund 42 Mrd. US$).

Nach Einschätzung von Agrarexperten kann diese Zielvorgabe nur durch neue Methoden und Technologien erreicht werden. Neben einer verbesserten Infrastruktur ist die Digitalisierung der Landwirtschaft deshalb eine tragende Säule der Strategie. So sollen bis 2030 alle australischen Farmen Internet-of-Things-Anwendungen (IoT) nutzen können.

Smart Farming soll Ertragssteigerung fördern

Nach Berechnungen von NBN Co, dem staatlichen Betreiber des nationalen Breitbandnetzwerkes, könnte die jährliche Wertschöpfung durch eine großflächige Digitalisierung der Landwirtschaft um 15,6 Milliarden $A oder 25 Prozent gesteigert werden.

Die größten Produktivitätszuwächse werden durch integrierte Systeme zur Überwachung von Umwelteinflüssen erwartet, beispielsweise Sensorik und Analysesoftware. Dies könnte der derzeitigen Wertschöpfung einen Schub um etwa 12,3 Milliarden $A oder 20 Prozent geben. Weitere 3,3 Milliarden $A beziehungsweise 5 Prozent könnten Robotik und Automatisierung beisteuern.

"Neben Kosteneinsparungen und Ertragssteigerungen ist insbesondere der Klimawandel ein Treiber für den Einsatz von Smart Farming-Anwendungen", sagt Michael Macolino, AgTech Experte bei dem Beratungsunternehmen BDO in Adelaide. Die klimatischen Verhältnisse auf dem roten Kontinent sind schon immer durch eine sehr hohe Variabilität geprägt. Durch die globale Erwärmung werden die Extreme wie Dürren, Buschfeuer und Starkregen mit Überflutungen zunehmen.

"Da das australische Wetter infolge des Klimawandels unbeständiger wird, ist es für die Farmer wichtig, fundierte und vorausschauende Entscheidungen zu treffen, so Macolino. "Dazu bedarf es insbesondere Lösungen, die präzise Vorhersagen und eine Datengrundlage in Echtzeit ermöglichen."

Folgen des Klimawandels bereits spürbar

Mit den Herausforderungen durch den Klimawandel werden die australischen Bauern bereits deutlich konfrontiert. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1910 hat sich die Temperatur im Jahresdurchschnitt bereits um 1,44 Grad erhöht. Insbesondere die Niederschlagsmuster verschieben sich dadurch. Die wichtigen Gebiete für den Feldanbau im Südosten und Südwesten des Landes werden trockener. Im durch große Rinderfarmen geprägten Norden steigen hingegen die Niederschläge.

Das Jahr 2019 gab nach Ansicht von Experten einen Vorgeschmack auf die in Zukunft verstärkt drohenden Wetterkapriolen. Im Norden des Bundesstaates Queensland starben etwa 600.000 Rinder durch Überschwemmungen. Im Süden verursachte hingegen eine schwere Dürre große Schäden. Die begleitenden Buschfeuer zerstörten neben großen Waldflächen auch fast 1 Million Hektar Agrarland.

Nach Zahlen des Australian Bureau of Agricultural and Resource Economics and Sciences (ABARES) gibt es durch die Klimaveränderungen bereits spürbare Auswirkungen für die Profitabilität der landwirtschaftlichen Betriebe. Seit dem Jahr 2000 gab es bereits einen durchschnittlichen Rückgang um 22 Prozent. Besonders betroffen ist der Feldanbau mit einem Minus von 35 Prozent.

Ohne Anpassungsmaßnahmen drohen massive weitere Beeinträchtigungen. Das Australian Farm Institute hält beispielsweise bis 2050 einen klimabedingten Rückgang der Rindfleischproduktion in Queensland und dem Northern Territory um 33 Prozent für möglich.

Smart Farming-Lösungen sollen wichtige Beiträge zur Vermeidung oder Abmilderung solcher Folgen bieten. Dazu zählen neben Frühwarnsystemen für Wetterereignisse beispielsweise die Echtzeitüberwachung der Viehherden auf den oft mehrere hunderttausend Hektar großen Rinderfarmen. Dies kann wichtige Informationen liefern, beispielsweise um den Viehbesatz an die lokale Weidequalität anzupassen.

Auch im Feldanbau können Überwachungssysteme basierend auf Satelliten, Drohnen oder stationären Sensoren für eine zeitliche Optimierung bei Aussaat, Düngung, Bewässerung und Ernte sorgen und den Ressourceneinsatz reduzieren.

Regierung arbeitet an neuer Strategie für Smart Farming

Zuständig für Innovation in der Landwirtschaft sind in erster Linie die Rural Research and Development Corporations (RDC). Diese finanzieren sich sowohl über staatliche Zuschüsse als auch über Beiträge der landwirtschaftlichen Betriebe. Insgesamt gibt es für den Agrarsektor bereits 15 RDCs. Dazu zählen beispielsweise Horticulture Innovation Australia, Meat and Livestock Australia oder Dairy Australia. Zusammen investieren diese jährlich umgerechnet rund 550 Millionen US$ in die Innovationsförderung.

Noch im ersten Halbjahr 2021 will die australische Regierung die National Agricultural Innovation Agenda vorstellen. Diese soll einen sektorübergreifenden Ansatz ermöglichen und auch Digital Foundations beinhalten.

Staat fördert digitale Projekte finanziell

Zudem stellt die Regierung Fördermittel im Rahmen des National Landcare Program (NLP) bereit. Über das Instrument Smart Farms Small Grants wurden bereits 384 Projekte mit einem Gesamtwert von umgerechnet rund 18 Millionen US$ unterstützt. Bis 2023 sollen über zwei Vergaberunden weitere 12 Millionen US$ vergeben werden. Weitere Förderprogramme gibt es auf der Ebene der einzelnen Bundesstaaten. So betreibt New South Wales beispielsweise den Farm Innovation Fund.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Agrarwirtschaft: Landwirte setzen auf Hochtechnolgie

Die australischen Bauern kassieren fast keine Agrarsubventionen und müssen schwierige klimatische Bedingungen meistern. Dies fördert die Offenheit für moderne Technologien.

Die Landwirtschaft ist ein wichtiges Rückgrat der australischen Wirtschaft. So leistet der Sektor mit etwa 12 Prozent den zweithöchsten Beitrag zu den Warenausfuhren des Landes (nach der Rohstoffindustrie mit 64 Prozent). Rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Australiens werden exportiert, davon wiederum rund zwei Drittel in asiatische Märkte. China ist mit etwa 25 Prozent der Hauptabnehmer.

Rund 47 Prozent der Landesoberfläche oder etwa 363 Millionen Hektar werden aktiv landwirtschaftlich genutzt. Weidewirtschaft macht mit 91 Prozent (332 Millionen Hektar) den mit Abstand größten Anteil aus. Die Rinderzucht konzentriert sich auf die nördlichen Landesteile und östlichen Küstenregionen. Im trockenen Landesinnern ist die Schafzucht vorherrschend.

Bei der Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zeichnet sich eine Konsolidierung ab. Im Jahr 2019 gab es rund 89.400 Farmen im Land. Im Jahr 2000 waren es noch etwa 140.000 Agrarbetriebe gewesen. Viele kommerzielle Farmer verfolgen eine Expansionsstrategie und kaufen benachbarte Landflächen auf.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Australien

2019

Einwohner (in Millionen)

25,7

Ackerfläche (in Millionen Hektar)

31

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

2,2

IMD Digital Competitiveness Ranking

14

Quelle: Australian Bureau of Statistics (ABS); Department of Agriculture, Water and Environment (ABARES); UN Comtrade

Rahmenbedingungen erfordern Innovationsgeist

Australische Farmer gehören zu den innovativsten weltweit. Sie müssen sehr schwierige natürliche Bedingungen meistern. Australien ist durch ein sehr variables Klima geprägt. Durch häufige Dürren und Überschwemmungen schwanken die Niederschlagsmengen stark.

Gleichzeitig müssen die Landwirte weitgehend ohne staatliche Zuschüsse und Subventionen auskommen. Direkte Maßnahmen der Regierung beschränken sich im Allgemeinen auf Nothilfen in Krisenzeiten (Dürre, Flut, Buschfeuer). Da der Export die Haupteinnahmequelle ist, können sich die Betriebe nur durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz auf dem Weltmarkt behaupten.

"Insbesondere im großflächigen Feldanbau sowie beim Obst- und Gemüseanbau der Großbetriebe sind Smart Farming-Anwendungen bereits weit verbreitet", sagt Michael Macolino, AgTech Experte BDO in Adelaide. Technologien wie selbstfahrende Traktoren sowie Drohnen, Satellitenbilder und Sensoren zur Überwachung von Einflussfaktoren wie Bodenfeuchtigkeit, Pflanzenwachstum, Weidequalität und Lokalisierung von Nutztieren sind in den großen Agrarbetrieben fest etabliert.

"Noch deutlich geringer ist die Anwendungsbereitsschaft bei den kleinen Familienbetrieben, so Macolino. "Diese vertrauen in der Regel nur auf Technik, deren Nutzen und Praktikabilität unter den lokalen Bedingungen bewiesen ist." Zur Erschließung dieses Marktsegments könnten Technologieanbieter deshalb mit verschiedenen Demonstrationsprojekten für Smart Farming kooperieren. So betreibt der Bundesstaat South Australia beispielsweise fünf Demonstrationsfarmen für innovative Agrartechnik. Das UNE Smart Farms Projekt der University of New England in New South Wales umfasst sogar acht Farmen.

Eine Vorreiterrolle bei Smart Farming nimmt der Bewässerungssektor ein. Aufgrund des trockenen Klimas ist Frischwasser in ganz Australien eine sehr kostbare Ressource. Wasserkontingente werden in Australien ähnlich wie bei Börsengeschäften frei gehandelt. Dafür gibt es mehre lokale Water Markets. Da Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, sind die Kontingente sehr teuer. Deshalb sind intelligente Bewässerungssysteme weit verbreitet. Ein Beispiel ist die Baumwollindustrie, welche mit modernen Methoden ihre Wasserproduktivität seit 1992 um 48 Prozent steigern konnte.

Erste Farmroboter sind bereits im Einsatz

Eine steigende Nachfrage ist im Bereich Robotik und Automatisierung zu erwarten. Treibende Kraft sind dabei die hohen Löhne und der Mangel an Arbeitskräften. Nach Zahlen der OECD hat Australien im weltweiten Vergleich den zweithöchsten Mindestlohn hinter Luxemburg. Insgesamt tragen die Löhne rund 30 Prozent zur Kostenstruktur der Farmer bei.

Zugleich mangelt es insbesondere im Obst- und Gemüseanbau zur Erntezeit häufig an saisonalen Arbeitern. Bislang halfen Saisonarbeiter von den Südseeinseln und internationale Rucksacktouristen, den Bedarf zu decken. Letztere erhalten Visaverlängerungen, wenn sie sich zur Farmarbeit verpflichten. Aufgrund der Coronapandemie fällt dieser Arbeitskräftepool aber weitgehend aus. Einige Farmer berichten von hohen finanziellen Einbußen, weil die Ernte nicht eingefahren werden kann.

In den Olivenhainen des bekannten Produzenten Cobram Estates erfolgt die Ernte bereits voll automatisiert mit Erntemaschinen des spanischen Unternehmens Maqtec. Auch eine Reihe von lokalen Unternehmen wie Ripe Robotics arbeiten an der Automatisierung des Ernteprozesses, beispielsweise für Äpfel oder Orangen. Erste Tests mit Ernterobotern finden in den Plantagen von Turnbull Brothers und HV McNab & Sons in Victoria statt.

Nach Einschätzung des Marktexperten Michael Macolino dürfte es zwar noch einige Jahren dauern, bis Erntehelfer großflächig durch Roboter ersetzt werden. "Mittelfristig bestehen aber gute Chancen für ergänzende Automatisierungslösungen, zum Beispiel zur Sortierung und Abtransport von Früchten", so Macolino.

Bei einigen Agrarunternehmen wie Viridis Ag oder Treasury Wine Estates kommen vollautonome Farmroboter bereits zum Einsatz. Viridis Ag verfügt über eine Agrarfläche von etwa 110.000 Hektar und nutzt Feldroboter des Unternehmens Swarm Farms Robotics zur Unkrautbekämpfung, wobei einzelne Schädlingspflanzen gezielt besprüht und so Herbizide eingespart werden können.

Netzinfrastruktur wurde deutlich ausgebaut

Der Mobilfunkanbieter Telstra verfügt bereits über ein großflächiges Narrow Broadband Internet-of-Things Netzwerk (NB-IoT), welches Smart Farming-Anwendungen ermöglicht. Insbesondere auf den abgelegenen Outback-Farmen ist der Zugang zum Internet aber weiterhin eine Herausforderung. Durch den Bau des National Broadband Network gibt es mittlerweile auf Satelliten gestützte Angebote wie Skymesh. Um die gesamte Farm abzudecken, bleibt großen Betrieben teilweise aber nur der Aufbau eigener Wide Area Wi-Fi Netze.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Marktstruktur: Start-ups treiben Innovation voran

Es gibt zahlreiche australische Start-ups im Bereich Smart Farming. Diese streben mittlerweile auch in internationale Märkte.

Mehrere internationale Unternehmen im Bereich Smart Farming sind bereits in Australien aktiv. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Plattformen. Das Internetportal AgtechFinder, welches unter anderem von der National Farmer's Federation und Meat and Livestock Australia getragen wird, listet in diesem Bereich rund 40 Anbieter.

Dazu zählt beispielsweise Cisco Systems mit der Farm Decision Platform. Auch der deutsche Konzern Bayer setzt auf den australischen Markt und arbeitet an der Einführung seiner digitalen Plattform FieldView. "Wir bieten Landwirten eine datenbasierte, maßgeschneiderte Lösung zur Überwachung der Produktionsleistung ihres Betriebs und zur Optimierung des Ressourceneinsatzes", sagt Chris Staff, Leiter Digital Farming bei Bayer in Australien.

Dadurch kann beispielsweise der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert und die Nachhaltigkeit gesteigert werden. "FieldView ist eine offene Plattform, weshalb Bayer an Partnern für den Datenaustausch interessiert ist, wie zum Beispiel Landmaschinenhersteller oder Lieferanten von Sensoren zur Analyse der Bodenfeuchtigkeit und des Nährstoffgehalts", sagt Chris Staff.

Aber auch lokale Unternehmen sind bereits fest auf dem Markt etabliert. Das australische Unternehmen AgriWebb bietet beispielsweise ein digitales Farmmanagement System für Viehzüchter an, das bereits von über 3.500 Kunden genutzt wird. Diese besitzen zusammen rund 15 Prozent der Rinder- und Schafbestände Australiens.

Im Bereich der Sensorlösungen konnte der Anbieter Farmbots bereits über 3.500 Kunden in Australien gewinnen. Diese nutzen ein Fernüberwachungsystem für Viehtränken, Wassertanks oder Pumpen. Manuelle Kontrollen werden dadurch überflüssig, weshalb auf den oft sehr weitläufigen Farmen hohe Zeit- und Kosteneinsparungen erzielt werden können.

Insgesamt zeichnet sich Australien durch eine lebendige Start-up-Szene aus. Einige Unternehmen starten bereits die Internationalisierung ihres Geschäftsmodells.

So nimmt The Yield bereits den nordamerikanischen Markt in Angriff. Dabei kooperiert das Unternehmen mit der deutschen Bosch Gruppe, welche die Hardware für das System liefert. Dies bietet die Möglichkeit von Vorhersagen sowie die Überwachung und Steuerung von Einflussfaktoren insbesondere für den Gartenbau.

Ein weiterer bekannter Name ist Flurosat, welches satellitengestützte Auswertungen für den Feldanbau anbietet. Das Unternehmen verfügt bereits über Niederlassungen in den USA, Brasilien und der Ukraine.

Unternehmen bringen neue Technologien auf den Markt

In den kommenden Jahren könnten weitere australische Start-ups für Aufsehen sorgen. Dazu gehört Agersens mit seiner innovativen Technologie für virtuelle Zäune. Das Produkt unter dem Namen eSheppard wird bereits auf einigen Farmen getestet und soll im Anschluss auch kommerziell vertrieben werden. Nutztiere wie Rinder bekommen dabei ein Halsband umgelegt, dass einen elektronischen Impuls auslöst, wenn sich die Tiere über eine virtuell festgelegte Grenze wegbewegen. Dies soll erhebliche Erleichterungen für das Weidemanagement ermöglichen.

Auch Myriota will innovative Lösungen für Smart Farming beisteuern. Das Unternehmen aus Adelaide setzt auf Nanosatelliten, welche Daten für das Internet-of-Things (IoT) übertragen. So können die Daten verschiedener Sensoren, welche beispielsweise die Bodeneigenschaften messen, übertragen werden, ohne dass eine Farm über Mobilfunkempfang oder eine eigens installierte IT-Infrastruktur verfügen muss. Insbesondere für die riesigen und abgelegenen Farmen im Norden Australiens könnte dies Kostenvorteile bieten.

Interessante Entwicklungen gibt es im Bereich der klimawirksamen Technologien. So zeigten Forschungsarbeiten der staatlichen Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), dass Futterzusätze aus rotem Seegras den Methanausstoß in der Rinderzucht um 80 bis 95 Prozent senken können. Nötig wäre dabei eine tägliche Beimischung von etwa 30 Gramm pro Rind.

Die National Farmer's Federation (NFF) strebt bis 2050 die Klimaneutralität der Landwirtschaft an, wofür insbesondere auch die Viehzucht Beiträge leisten muss. Insgesamt trägt die Tierhaltung rund 10 Prozent zum landesweiten Ausstoß an Treibhausgasen bei.

Kommerzialisiert wird diese Technologie durch das von CSIRO gegründete Unternehmen Future Feed. Die Lizenz für die erste große Seegrass-Farm wurde bereits vergeben. Ab 2022 will der Betreiber Sea Forest in Tasmanien rund 1.000 Tonnen pro Jahr produzieren.

Robotik und Drohnentechnologie werden lokal entwickelt

Im Bereich der Landtechnik sind fast alle namhaften internationalen Hersteller in Australien vertreten. Der Einfuhranteil liegt bei etwa 55 Prozent. Lokale Hersteller konzentrieren sich in der Regel auf kleinteilige Produkte wie Anbaugeräte. Dazu zählen Unternehmen wie AF Gason, Pellenc Australia oder Silvan.

Mehrere Forschungseinrichtungen und Start-ups engagieren sich im Bereich der Robotik. Dazu zählt beispielsweise das Australien Centre for Field Robotics der University of Sydney. Diesem Umfeld dürften weitere Start-ups wie Agerris entwachsen, die autonome Feldroboter auf den Markt bringen wollen.

Ein Vorreiter für Robotik ist das Unternehmen Swarm Robotics, welches in Australien bereits mehr als 20 vollautonome Feldroboter verkaufen konnte. Die Geräte sind dabei als Plattform entwickelt, die von Anbietern von Anbaugeräten wie Sprayer für Pflanzenschutzmitteln genutzt werden können. Dies eröffnet Kooperationsmöglichkeiten.

Über Stärken verfügt Australien auch im Bereich der Drohnentechnologie, mit über 25 lokalen Herstellern. Dazu zählt beispielsweise der Produzent von Starrflügler-Drohnen Carbonix.

Unterstützt wird das Ökosystem an Start-ups durch Accelerators wie Grow Lab von Cicada Innovations in Sydney. Grow Lab wird von der University of New South Wales, der University of Sydney und der University of Technology Sydney getragen. In Melbourne gibt es den Smart Farming Accelerator SproutX.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Australien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Department of Agricuture, Water and the Environment

Landwirtschaftsministerium

National Farmer's Federation

Bauernverband

Agribusiness Australia

Branchenverband

Australian Agritech Association

Branchenverband

Cicada Growlab

Accelerator

SproutX

Accelerator

evokeAG

Fachkonferenz, nächster Termin: 15.-16.02.2022 in Perth

Digitalisierung der Landwirtschaft in Brasilien

Viele Großbetriebe nutzen bereits Smart Farming. Mit dem 5G-Ausbau und breiter Förderung springen immer mehr Kleinbetriebe auf den Digitalisierungszug auf.

Von Gloria Rose | São Paulo

Ziele: Brasilien intensiviert Förderung

Vielfältige Ansätze fördern die Entwicklung neuer Technologien sowie Smart Farming für kleinere Betriebe.

Brasiliens Landwirtschaftsverband CNA sieht Forschung und Innovation als eine der wichtigsten Wachstumssäulen. Das renommierte Agrarforschungsinstitut Embrapa konzentriert sich zunehmend auf digitale Lösungen. Aufgrund der großen Bedeutung für die Gesamtwirtschaft zählt das Agrobusiness zu den vier zentralen Anwendungsbereichen, in denen die brasilianische Regierung digitale Technologien über den Plano Nacional de Internet das Coisas (IoT.Br) fördert. Höhere Erträge und Kosteneinsparungen motivieren die politischen Leitplanken. Durch die globale Klimaschutzagenda rücken auch Umweltschutz und Qualitätsverbesserungen zunehmend in den Fokus. Schließlich ist die Absatzsteigerung auf globalen Märkten zentral für das Wachstum des exportorientierten Agrarsektors. Vertikale Landwirtschaft ist nur für Nischenprodukte in den größten Metropolen wirtschaftlich und wird nicht gefördert.

Verbände und Unternehmen beteiligen sich an Konzeptentwicklung

Im August 2019 wurde die Kammer Agro 4.0 ins Leben gerufen. Zusammen mit Regierungsvertretern des Landwirtschaftsministeriums MAPA und des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovationen MCTI erarbeiten Vertreter der verschiedenen Branchenverbände, Telekomkonzerne und zentraler Institutionen Fördermaßnahmen für die Digitalisierung der Agrarwirtschaft.

Um wichtige Herausforderungen wie die Einbeziehung kleiner Betriebe anzugehen, legte die Kammer Agro 4.0 für den Aktionsplan 2021 - 2024 vier Förderachsen beziehungsweise Arbeitsgruppen fest:

  • Technologische Entwicklung und Innovation
  • Weiterbildung von Fachkräften
  • Wertschöpfungsketten und die Entwicklung in Zulieferbranchen
  • Konnektivität auf dem Land

Programa Agro 4.0

Über das Programm Agro 4.0 werden vielversprechende Projekte der digitalen Transformation ausgezeichnet und gefördert. In der ersten Auflage des Programms wurden 14 Pilotprojekte unter 99 Vorschlägen ausgewählt, denen nun eine Förderung im Gesamtwert von etwa 1 Million US-Dollar (US$) zuteil wird. 

Das Programm wird über den nationalen IoT-Plan finanziert und daher von der Agentur für industrielle Entwicklung begleitet. Die Agência Brasileira de Desenvolvimento Industrial (ABDI) ist auch in der Kammer Agro 4.0 vertreten.

Programa Ater Digital

Das Landwirtschaftsministerium investiert rund 7,8 Millionen US$ in digitale Technologien zur technischen Unterstützung der Landwirte. Laut der letzten ausführlichen Erhebung des brasilianischen Statistikamtes im Jahr 2017 hatten nur ein Fünftel der kleinbäuerlichen Betriebe Zugang zu Supportdiensten. Durch die digitalen Lösungen sollen bis 2030 wenigstens die Hälfte aller Betriebe technische Auskünfte und Hilfestellungen in Anspruch nehmen können.

Zusätzlich zu dem Programm bietet der nationale Dienst zur Weiterbildung auf dem Land Senar immer mehr Kurse über digitale Lösungen für den Agrarsektor an. Senar fördert zudem die Entwicklung über die lokalen Innovationsnetzwerke AgroUp in den fünf Bundesstaaten Bahia, Mato Grosso do Sul, Rio Grande do Sul, Rondônia und Minas Gerais.

Neue Kooperationen zur Finanzierung von F&E

Brasiliens Landwirtschaftsverband CNA schloss im Mai 2021 eine technische Kooperation mit der Gesellschaft für Forschung und industrielle Innovation EMBRAPII. Projekte der anwendungsorientierten Forschung zu digitalen Lösungen, aber auch im Bereich der Biotechnologie sollen die Innovationen im Agrarsektor in den kommenden drei Jahren stimulieren. Die brasilianische Organisation, die 2013 nach dem Vorbild der Fraunhofer Gesellschaft ins Leben gerufen wurde, fördert bereits Forschungsprojekte für den Agrarsektor, darunter auch Projekte deutscher Unternehmen wie BASF. Etwa 9 Prozent der mittlerweile über 1.000 geförderten Projekte bezogen sich auf das Agrobusiness oder auf die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie. 

Am 7. April 2021 schlossen die Ministerien für Landwirtschaft MAPA und für Technologie MCTI ein Abkommen mit der staatlichen Finanzierungsgesellschaft Finep. Die technische Kooperation soll die Finanzierung von F&E für digitale Agrarlösungen vorantreiben. Neben der technologischen Kompetenz Brasiliens steht die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und Nachhaltigkeit entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette im Fokus der Zusammenarbeit. Im Rahmen des Förderprogramms Technologias 4.0 genehmigte Finep 2020 bereits 80 Projekte aus dem Bereich Agro 4.0 mit einem Finanzvolumen von über 25 Millionen US$.

Von Gloria Rose | São Paulo

Agrarwirtschaft: Digitalisierung verstärkt Wettbewerbsvorteile

Betriebe mit einem hohen Mechanisierungsgrad investieren in private IT-Netze und digitale Anwendungen. 5G wird die Entwicklung in Brasilien beschleunigen.

Krisenresistent nimmt die Landwirtschaft in Brasilien einen immer höheren Stellenwert ein. Im Jahr 2020 ging mehr als ein Viertel des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts und etwa die Hälfte der Exporte auf den Sektor zurück. Verfügbare Flächen zur nachhaltigen Intensivierung, hohe Produktivität und Klimavielfalt, regelmäßiger Niederschlag und die überdurchschnittliche Wasserverfügbarkeit sowie die Attraktivität des Sektors für junge Fachkräfte dürften die Entwicklung auch zukünftig vorantreiben.

Brasiliens Landwirtschaft wächst seit Jahrzehnten kontinuierlich. Von der hohen Nachfrage am Weltmarkt und steigenden Rohstoffpreisen profitieren insbesondere die etwa 1,1 Millionen mittleren und großen Betriebe. Für die rund 4 Millionen kleinbäuerlichen Betriebe, die hauptsächlich für den Inlandsmarkt produzieren, gestaltet sich der Zugang zu Kapital und innovativen Technologien schwieriger.

Mehr als die Hälfte des Bruttowerts der agrarwirtschaftlichen Produktion wird durch Soja, Mais und Rindfleisch generiert. Weitere wichtige Agrarprodukte sind Milch, Zuckerrohr zur Verarbeitung in Zucker und Bioethanol, Geflügel, Kaffee, Baumwolle, Schweinefleisch und Orangen für den Export von Orangensaft.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur Brasilien

2020

Einwohner (Mio.) 

211,8

Ackerfläche1) (ha)

55.762.000 

Landwirtschaftliche Nutzfläche2) (ha)

236.879.000

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %)

6,8

Anteil des Agrobusiness3) an der Entstehung des BIP (in %)

26,6

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 

51

1) "cropland" 2018 (FAOSTAT); 2) "agricultural land" 2018 (FAOSTAT); 3) umfasst die gesamte Wertschöpfungskette inklusive Produktionsmittel, Primärproduktion, Agrarindustrie und DienstleistungenQuelle: IBGE, FAO, CNA, IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Technologiedurchdringung variiert stark

Während börsengelistete Agrarkonzerne wie SLC Agrícola von Anfang an Präzisionslandwirtschaft betreiben und bereits den gesamten Produktionsprozess digitalisiert haben, verfügen viele kleine Betriebe noch nicht einmal über einen Internetzugang. Dazwischen liegen Welten, die sich nicht über Durchschnittswerte abbilden lassen. Besonders weit fortgeschritten ist die Digitalisierung im Zuckerrohranbau und bei wichtigen Agrarprodukten für den Export.

Bei Agrardrohnen liegt das Land noch weit zurück. Während in China etwa 100.000 Drohnen für den Agrarsektor im Einsatz sind, registriert Brasilien gerade einmal 1.500 Drohnen für die landwirtschaftliche Nutzung. Die anstehende Regulierung für Agrardrohnen dürfte einen kräftigen Anstieg der Nachfrage bewirken.

Soja und Mais

Sehr verbreitet ist der Einsatz von Präzisionstechnologie für die Direktsaat und Düngung. Laut dem Agrarverband FEBRAPDP erfolgt bereits 90 Prozent des Anbaus über Direktsaat. Nun setzen immer mehr Betriebe auf den zusätzlichen Einsatz von Drohnen, Sensortechnik und die Vernetzung der Produktion, um die Ressourceneffizienz weiter zu verbessern. 

Viehwirtschaft

Einige Großbetriebe nutzen bereits automatisierte Prozesse und intelligente Systeme. Insgesamt ist die Rinderhaltung jedoch noch sehr extensiv. Laut Umfrage des Beratungsunternehmens Inteligência no Agro (INA) weist die Viehwirtschaft derzeit den höchsten Innovationsdrang auf. Die Betriebe investieren in die Intensivierung, um die Produktivität zu steigern und um eine lückenlose Rückverfolgung zu garantieren.

Zuckerrohr

Während im Südosten, Zentralwesten und Süden Brasiliens die Zuckerrohrernte nahezu vollständig automatisiert und zum Großteil digitalisiert abläuft, erfolgt die Ernte im Nordosten oft noch manuell. Finanzstarke Bioenergiekonzerne wie Raízen und die Gruppe São Martinho nutzen Drohnen, investieren in private IT-Netze und treiben die Digitalisierung voran.

Kapitalkosten bremsen die Entwicklung

Eine Umfrage des Agrarforschungsunternehmens Embrapa aus 2020 ergab, dass 84 Prozent der 750 befragten Landwirte und Agrardienstleister mindestens eine digitale Lösung im Produktionsprozess nutzen und 68 Prozent bereits selbst in digitale Systeme investieren. Rund 17 Prozent verfügten über Drohnen und 16 Prozent setzen Sensortechnik ein. Interesse und Bereitschaft zur Nutzung digitaler Technologien war durchgehend vorhanden. Der Umfrage zufolge sehen zwei Drittel der Landwirte die höchste Barriere für Agro 4.0 in den hohen Anschaffungskosten für Maschinen, Ausrüstung und Apps. Weniger als die Hälfte nannte eine unzureichende IT-Infrastruktur als Hindernisgrund.

Die Überwindung der Kosten-Nutzen-Problematik und die wirtschaftliche Nutzung digitaler Technologien durch kleinere Betriebe zählen zu den größten Herausforderungen. Geschäftsmodelle der Sharing Economy und Software as a Service (SaaS) können Abhilfe schaffen. Außerdem schafft die Digitalisierung selbst allmählich neue Finanzgrundlagen. Durch die Verfügbarkeit von Daten sinken die Risiken und damit auch die Kapital- und Versicherungskosten. Im Jahr 2020 verdoppelte sich die versicherte Fläche, dennoch war nur 21 Prozent der Ackerflächen versichert. Zum Vergleich: In den USA sind es 85 Prozent der Flächen. Agrarversicherer erwarten somit eine Vervielfachung des brasilianischen Marktes.

Ausbau der Dateninfrastruktur in Reichweite

Laut der Agrarerhebung des brasilianischen Statistikamts IBGE verfügten 2017 nur 30 Prozent der Betriebe über Zugang zur IT-Infrastruktur. Über den Verband ConectarAgro engagieren sich große Zulieferer und IKT-Anbieter für den Ausbau. Immerhin erstreckt sich das 4G-Netz bereits über 5.016 der insgesamt 5.570 Städte und Gemeinden Brasiliens, in denen knapp 98 Prozent der Bevölkerung lebt. In diesem Jahr vergibt Brasilien die Frequenzen für 5G. Durch die Einführung von 5G erwarten Telekomkonzerne und Ausrüster innerhalb der kommenden fünf Jahre eine Digitalisierungsrevolution auf dem Land. Die Ausrüster Huawei, Ericsson und Nokia sowie die großen Telekomkonzerne installieren bereits 5G-Pilotprojekte für den Agrarsektor. 

Genossenschaften und Großkonzerne treiben Digitalisierung voran

Neben den Großkonzernen wie der Gruppe São Martinho, Raízen, BRF und vielen weiteren übernehmen die Agrargenossenschaften die Bereitstellung innovativer Technologien für die einzelnen Landwirte. Laut dem brasilianischen Genossenschaftsverband OCB waren 2019 fast eine Million Betriebe an die 1.223 Agrargenossenschaften angeschlossen. Unter den 50 größten Agrarkonzernen Brasiliens finden sich 15 Genossenschaften.

Ausgewählte Projekte in Brasilien

Projekt

Anmerkungen

Stand

Projektträger/Anmerkung

Privates 5G-Netz und Smart Farming Anwendungen für Zuckerrohranbau und Verarbeitung sowie Technologiezentrum von Ericsson in Pradópolis (São Paulo)

Betrieb ist mit 52 Erntemaschinen, 282 Lkws und 241 Traktoren eine der größten und fortschrittlichsten Zuckerrohr-Einheiten Brasiliens

Strategische Partnerschaft wurde im September 2020 geschlossen

São Martinho, Ericsson

5G-Netz für die Produktion von Baumwolle in Rondonópolis (Mato Grosso)

Erstes Pilotprojekt mit 5G-Standalone-Netz in Brasilien

Netzfreigabe am 11.05.21 erfolgt

Instituto Mato-grossense do Algodão (IMAmt) in Zusammenarbeit mit Ausrüster Nokia und Telekomkonzern TIM

5G-Netz für Agro-4.0-Anwendungen in der Gemeinde Rio Verde (Goiás)

Die ersten zwei Antennentürme wurden im Technologiepark IF Goiano und auf der Fazenda Nycolle errichtet.

Netzfreigabe am 03.12.20

Regierung und Institutionen des Bundesstaats Goiás, Ausrüster Huawei, Telekomkonzern Claro

Agro-4.0-Programm - Förderung von 14 Pilotprojekten mit 4.0-Technologien

Davon 10 Projekte im Süden und Südosten Brasiliens

Ende 2020 unter 99 Vorschlägen ausgewählt

Ministério da Agricultura, Pecuária e Abastecimento, Ministério da Economia, Ministério da Ciência, Tecnologia e InovaçõesAgência Brasileira de Desenvolvimento Industrial

'ABC Smart Farm' auf 29,15 ha in Ponta Grossa (Paraná)

Ackerfläche gehört zur Agrargenossenschaft Frísia Cooperativa Agroindustrial

Angekündigt im September 2020; erste Ergebnisse werden auf der Digital Agro 2021 vorgestellt

Fundação ABC

Bereitstellung von Agro-4.0-Anwendungen über die Plattformen 'Mais Pasto' und 'Campo Digital'

Coopercitrus ist mit 35.000 Mitgliedern eine der größten Agrargenossenschaften Brasiliens.

Bereitstellung der Plattformen ab 2020, kontinuierliche Erweiterung mit neuen Anwendungen

Coopercitrus

Bereitstellung der Plattform Digital Agro

An BRF sind in Brasilien etwa 9.500 Landwirte angeschlossen, die 2019 rund 1,7 Mrd. Hühnchen und 9,6 Mio. Schweine lieferten

Seit Einführung im Mai 2020 integrierten mehr als 81% der Landwirte die Anwendungen

BRF

Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest

Von Gloria Rose | São Paulo

Marktstruktur: Brasiliens Agrarwirtschaft zieht Anbieter an

Der große und agile Agrarsektor, das stabile Wachstum und die positiven Aussichten animieren multinationale Konzerne und Jungunternehmer.

Multinationale Unternehmen konzentrieren ihre Forschungstätigkeit im Bereich Agro 4.0 auf Brasilien. Mit dem Fokus auf die Agrarwirtschaft errichtete SAP sein weltweit drittes Zentrum für digitale Transformation in São Leopoldo (Rio Grande do Sul). Auch IBM und andere multinationale Technologiekonzerne beteiligen sich an der Entwicklung digitaler Lösungen für Brasiliens Agrobusiness. 

Ebenfalls im südlichen São Leopoldo errichtete Stihl sein einziges F&E-Zentrum außerhalb Deutschlands. John Deere investierte bereits 2017 in ein Zentrum für Präzisionsagrarwirtschaft und Innovation in Campinas (São Paulo). Im Juni 2020 eröffneten Bosch und BASF ein gemeinsames Kompetenzzentrum in Curitiba (Paraná). Auch Bayer, Syngenta, Yara und viele weitere beteiligen sich an dem Trend, kooperieren mit brasilianischen Startups oder entwickeln eigene digitale Lösungen, die auf den brasilianischen Agrarsektor zugeschnitten sind.

Die Nutzung der Bayer-Plattform Climate FieldView™ wächst in keinem anderen Land so schnell wie in Brasilien, 2020 um 63 Prozent. BASF integrierte die Anwendung Field Manager in die Plattform xarvio und entwickelt in Joint Venture mit Bosch neue Lösungen vor Ort. Syngenta übernahm 2018 das brasilianische Startup Strider und integrierte die Anwendungen in die Plattform Cropwise. Brasilien war das erste Land weltweit, in dem der Schweizer Konzern 2020 den neuen Geschäftsbereich Syngenta Digital ins Leben rief. Der Wachstumsmarkt zieht immer mehr deutsche Anbieter an. Im 1. Quartal 2021 kündigten der Landtechnikfabrikant Horsch und das Agrarchemieunternehmen DVA Agro umfangreiche Investitionen in Brasilien an.

Fruchtbarer Boden für AgTechs

Zahlreiche Accelerator- und Inkubatorprogramme sorgen für ein äußerst belebtes Ökosystem für AgTechs. Wichtige Akteure sind das Agrarforschungsunternehmen Embrapa, die landwirtschaftliche Fakultät der Universität São Paulo Esalq-USP, die Agrartechnikfakultät der Universität Campinas FEAGRI, der Innovationshub AgTechGarage und andere Einrichtungen, aber auch Agrarverbände wie Única, große Konzerne wie Raízen, Genossenschaften wie Frísia sowie bedeutende Zulieferer wie BASF, John Deere und viele andere. Zudem fokussiert auch Brasiliens Forschungszentrum für Telekommunikation CPQD auf Agrartechnologie.

Brasilianische Start-ups mit neuen Agrartechnologien oder Lösungen, die speziell auf den Agrarsektor zugeschnitten sind, boomen. In der letzten Erhebung Radar AgTech 2020 erfasste Embrapa 2.402 AgTechs, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2019. Drei Viertel der Startups setzen auf SaaS-Geschäftsmodelle (Software as a Service). Bei der Veranstaltung 100 Open Startups 2020 wurden umgrauemeio, SciCrop, netword agro, Safe Trace, Implanta It Solutions, IoTag, VOA, Tarvos, Horus Aeronaves und Tbit Tecnologia als Top 10 der brasilianischen AgTechs ausgezeichnet. 

Zu den erfolgreichsten Jungunternehmen zählen Agrosmart und Solinftec. Solinftec vernetzt in Brasilien bereits die Produktion auf 6,5 Millionen Hektar, 80 Prozent des Zuckerrohranbaus Brasiliens. In den USA, Kanada und vielen lateinamerikanischen Ländern sind es weitere 2,5 Millionen Hektar. Solinftec verzeichnete 2020 eine Umsatzsteigerung um 51 Prozent und verkündete im Februar 2021 eine Partnerschaft mit IBM. Auch Agrosmart expandierte bereits regional nach Argentinien, Bolivien, Paraguay und Uruguay und verstärkte sich 2021 durch die Übernahme des argentinischen AgTechs BoosterAgro.

Steuer- und Zollanreize für die Digitalwirtschaft

Ende Dezember 2020 verabschiedete Präsident Bolsonaro das Gesetz 14.108/2020, das vorerst bis Ende 2025 steuerliche Anreize für IoT-Geräte und somit für die Digitalwirtschaft insgesamt gewährt. Ab Januar 2021 entfielen daher Telekomgebühren auf M2M-Kommunikation sowie die Erfordernis einer vorläufigen Lizenz für zentrale Leitstellen.

Zudem führten Entscheidungen der Regulierungsbehörde Anatel aus dem 4. Quartal 2020 zu Steuererleichterungen. Darüber hinaus führt Anatel öffentliche Anhörungen durch, um effiziente Vorgaben für die Digitalwirtschaft zu formulieren. Fehlende Regulierung und Zertifizierung ist immer noch eine der Hürden für die Marktdurchdringung von IoT-Geräten.

Laut dem Branchenverband Abinee stammen rund 40 Prozent der Vorprodukte der Elektroindustrie aus nationaler Fertigung. Etwa 25 Prozent werden aus China und 23 Prozent aus anderen asiatischen Lieferländern importiert. Bei Chips, Sensortechnik und Drohnen ist Brasilien besonders stark auf den Import angewiesen. Brasiliens Landwirtschaftsministerium erarbeitet derzeit eine Norm, die den Einsatz von Drohnen im Pflanzenschutz reguliert. Chinesische Drohnenfabrikanten drängen nach Brasilien, um sich den Wachstumsmarkt zu sichern.

Durch die starke Abwertung der brasilianischen Währung und die enorm gestiegenen Transportkosten verteuerte sich der Import erheblich. Für Informationstechnologie und für Kapitalgüter, die nicht in Brasilien hergestellt werden, können über das Sonderregime Ex-Tarifário vorübergehende Zollminderungen genehmigt werden. Viele Zolltarife senkte die Kammer für Außenhandel um zusätzliche 10 Prozent. 

Von Gloria Rose | São Paulo

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Brasilien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministério da Agricultura, Pecuária e Abastecimento (MAPA)

Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung

Empresa Brasileira de Pesquisa e Agropecuária (Embrapa)

Staatliches Agrarforschungsunternehmen

Ministério da Ciência, Tecnologia e Inovações (MCTI)

Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovationen

Agência Brasileira para o Desenvolvimento Industrial (ABDI)

Agentur für industrielle Entwicklung begleitet Fördermaßnahmen zur digitalen Transformation

Associação Brasileira de Startups

Startup-Verband

AGRISHOW 

Internationale Agrartechnologiemesse, 25.- 29. 04.22, Ribeirão Preto (São Paulo)

ConBAP

Kongress für Präzisionslandwirtschaft, 09.-11. 08.22, Campinas (São Paulo)

Digital Agro 2021

Veranstaltung zu Agro 4.0, 12.-15. 07.21, virtuell

Von Gloria Rose | São Paulo

Digitalisierung der Landwirtschaft in Dänemark

Die Digitalisierung ist in der dänischen Landwirtschaft weit fortgeschritten, die Kunden sind innovationsfreudig. Starke einheimische Anbieter bieten Raum für Kooperationen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Ziele: Das Beste vom Besten

Dänemark setzt sich ambitionierte Ziele und will schon 2025 die "profitabelste, nachhaltigste, innovativste und vertrauensvollste" Landwirtschaft der Welt haben.

Trotz oder gerade wegen seiner überschaubaren Größe muss Deutschlands nördlicher Nachbar die Flucht in die Zukunft suchen. Ambitionierte Umweltziele, die Folgen des Klimawandels, der zunehmende Konkurrenzkampf auf den globalen Märkten und nicht zuletzt der Fachkräftemangel zwingen die dänische Landwirtschaft in die Digitalisierung.

„Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung innovativer Technologien, um den Einsatz knapper Ressourcen zu reduzieren und gleichzeitig mehr Lebensmittel für den wachsenden Bedarf der Welt zu produzieren“, erklärt Rasmus Prehn, der Ende 2020 die Leitung des dänischen Landwirtschaftsministeriums übernahm.

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde

So soll laut den Ende April 2021 von der Regierung vorgelegten grünen Zielen die Landwirtschaft ihren Kohlenstoffdioxid-Ausstoß (CO2) bis 2030 von 43 Millionen auf 35 Millionen Tonnen reduzieren. Dabei emittiert der Sektor laut der Branchenorganisation Food Nation bereits ein Zehntel weniger CO2 als noch 1990 - trotz eines gleichzeitigen Produktionsanstiegs um 40 Prozent. Binnen der letzten 30 Jahre wurde zudem die Nutzung von Ammoniak und Stickstoff um ein Drittel und die von Phosphor sogar um drei Viertel gesenkt.

Entsprechend reagierte die Branche sehr verhalten auf die neuen Vorgaben. Die vorgeschlagene, allgemeine Gewächshaussteuer wird laut Martin Merrild, dem Vorsitzenden des Branchenverbandes Dänischer Nahrungsmittel- und Agrarrat (Landbrug & Fødevarer; LF), erhebliche Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der Lebensmittelindustrie haben. Da die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft hauptsächlich durch biologische Prozesse entstehen, mahnt er auch an, dass eine Elektrifizierung nicht entscheidend zu ihrer Reduzierung beitragen kann. "In den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung arbeiten wir sehr intensiv an den Klimaherausforderungen und haben unsere Vision einer dänischen klimaneutralen Lebensmittelindustrie im Jahr 2050", unterstreicht Merrild. Er verpflichtet sich im Namen der Branche auch dazu, einen Beitrag zum 70-prozentigen Reduktionsziel bis 2030 beizusteuern: "Aber es ist wichtig, ein allgemeines Reduktionsziel und keine spezifischen Sektorziele zu haben."

Mehr Mittel für Investitionen

Um die Sorgen zumindest teilweise zu zerstreuen, will die Regierung mehr Geld auf den Tisch legen. In den Fokus rücken dabei gezielte Investitionen in die Pyrolyse zur Umwandlung von Rückständen in Kraftstoffe und Biokohle, die Bioraffinierung von Gras zu Futtermitteln sowie die Förderung des Einsatzes neuester Technologien in der Landwirtschaft. Dafür werden knapp 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Daneben soll die Förderung von Bioflächen bis 2024 erhöht und die Entwicklung pflanzenbasierter Lebensmittel mit 13 Millionen Euro aus Fonds der Europäischen Union unterstützt werden.

Diese Maßnahmen reihen sich in ein bereits breites Portfolio an Forschungs- und Pilotprojekten im Bereich der Landwirtschaft ein. Im Auftrag der dänischen Landwirtschaftsagentur wurde bis Ende 2020 ein Vorhaben durchgeführt, das untersuchen sollte, welche Lösungen Smart Farming bei der Reduzierung von Stickstoffemissionen bietet. Im Rahmen des dieses Jahr auslaufenden Aktionsplans für Pestizide 2017 bis 2021 wurde eine Partnerschaft für Spritz- und Präzisionstechnologien auf den Weg gebracht, die die Implementierung neuer Technologien wie Drohnen, Sensoren oder GPS beim Spritzen fördert.

Künstliche Intelligenz

Als einer der vier Prioritätsbereiche wurde die Landwirtschaft zudem in der 2019 vorgestellten Strategie für künstliche Intelligenz bedacht. Unter den 24 Einzelinitiativen finden sich Maßnahmen für einen verbesserten Zugriff auf Wetter- und Klimadaten des öffentlichen Sektors oder höhere Investitionen in Pilotprojekte seitens des Dänischen Wachstumsfonds. "Die Entwicklung des Agrarsektors erfolgt zu eigenen Konditionen und auf Eigeninitiative der Branche. Die Regierung wird jedoch den erforderlichen Rahmen schaffen, um die Wachstumschancen und die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der künstlichen Intelligenz zu nutzen“, unterstreichen die Autoren und verweisen auf das Projekt "Intelligente Bewässerung". Ziel ist die Entwicklung eines Systems, das den Bewässerungsbedarf auf Basis von Wetterdaten aus Wetterstationen und Felddaten prognostiziert und die Feldbewässerung verwaltet. Durch Algorithmen soll berechnet werden, wo, wann und wie viel bewässert werden muss, um den Wachstumsprozess zu optimieren und den Wasserbedarf zu reduzieren.

Damit schont es nicht nur die Umwelt, sondern trägt auch zur Kostensenkung bei. Diesen Spagat sollen auch Vorhaben im Bereich intelligentes Düngen schaffen. Damit Erträge nicht unverschuldet ausbleiben, werden ferner Systeme zur Früherkennung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten oder Lösungen zur Ferndiagnose in der Tierzucht erforscht und erprobt.

Breite Förderfront

Das sind aber nur einige Beispiele der breiten Förderpalette für die dänische Landwirtschaft. Das Landwirtschaftsministerium vergibt im Rahmen des Programms für Grüne Entwicklung und Vorführung (GUPD) über die ihm untergeordnete Landwirtschaftsagentur themen- und bereichsbezogene Fördermittel. Angesprochen wird ein breites Publikum. Neben Einzelunternehmen können auch Zusammenschlüsse, Cluster und Organisationen Anträge stellen. Dadurch finanzieren beispielsweise der Branchenverband LF sowie das von ihm betriebene Forschungszentrum Seges, das Cluster Food Nation, die Universität in Aarhus, das Dänische Fleischforschungsinstitut in Taastrup oder das Zentrum für technologisches Unternehmertum zumindest einen Teil ihrer Projekte.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Agrarwirtschaft: Betriebe werden zunehmend größer und smarter

Die dänische Landwirtschaft konsolidiert sich immer weiter und unterstreicht ihren Anspruch, zu den modernsten der Welt zu gehören.

Die Landwirtschaft hat in Dänemark lange Traditionen. Fast zwei Drittel der Landesfläche werden bewirtschaftet. Die starke Ausrichtung der Wirtschaft auf den Dienstleistungssektor hat die Bedeutung des Agrarsektors in den letzten Jahrzehnten allerdings deutlich geschmälert. Kaum mehr als jeder fünfzigste Job ist in dem Sektor beheimatet - Tendenz fallend. Der Anteil der Einnahmen aus der Tierzucht und dem Pflanzenanbau liegt ebenfalls bei etwa 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Dänemark

2020

Einwohner (in Millionen) 1) 

5,8

landwirtschaftliche Nutzfläche (in Millionen Hektar)

2,6

Anteil der Landwirtschaft 2) an der Entstehung des BIP (in Prozent)

1,9

IMD World Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

3

1) zum 1. Januar des Folgejahres; 2) Land- und Forstwirtschaft sowie FischereiQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2021; IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Wichtiges Exportprodukt

Etwa zehnmal größer ist der Anteil von Nahrungsmitteln, Getränken sowie Fisch- und Agrarprodukten an den dänischen Exporten. Der größte Abnehmer ist dabei Deutschland. Allein 2020 gingen laut dem dänischen Statistikamt SCB entsprechende Güter im Wert von knapp 3,2 Milliarden Euro über die Grenze zum südlichen Nachbarn. Jeweils über ein Viertel dieser Summe entfiel auf lebende Tiere, Fleisch und Fisch sowie knapp ein Siebtel auf Milchprodukte.

Obwohl die dänischen Ausfuhren überwiegend in Europa Kunden finden, ist ihre Reichweite global. Der zweitwichtigste Abnehmer ist China, noch vor Schweden, dem Vereinigten Königreich und Polen. Insgesamt finden sich unter den 20 größten Kunden Länder aus Europa, Asien, Nordamerika sowie Australien.

Fortschreitende Konsolidierung

Um diese, wie auch einheimische Kunden buhlen knapp über 33.000 Landwirtschaftsbetriebe. Ihre Anzahl ging in den letzten zehn Jahren um über ein Fünftel zurück. Die Zahl der Bauernhöfe mit 15 bis 75 Hektar (ha) sank um über 30 Prozent. Zuwächse gab es bei der Gruppe mit mehr als 250 ha bewirtschafteter Fläche. Die Anzahl der größten Betriebe - ab 400 ha - hat sich auf über 1.200 nahezu verdoppelt.

Im Kommen sind aber auch wieder Kleinstbetriebe mit unter 5 ha Fläche: Ihre Anzahl hat sich zwischen 2016 und 2020 mehr als vervierfacht. Das ändert jedoch wenig daran, dass die durchschnittliche Größe eines dänischen Landwirtschaftsbetriebes weiterhin steigt: Zwischen 2010 und 2020 von 62 ha auf 79 ha.

Wachstum durch Bioprodukte

Dies dürfte einerseits auf die zunehmende Bedeutung der Tierhaltung zurückzuführen sein. Mittlerweile generieren dänische Landwirte nahezu zwei Drittel ihrer Umsätze damit. Vor 30 Jahren waren es noch 57 Prozent. Von diesen knapp 7 Milliarden Euro entfiel 2020 über die Hälfte auf die Schweinefleisch- und knapp ein Drittel auf die Milchproduktion. Zu den knapp 4 Milliarden Euro aus Feldfrüchten trug Getreide - hauptsächlich Weizen und Gerste - über ein Drittel bei. Knapp 1 Milliarde Euro generierte der Verkauf von Futterpflanzen, weitere jeweils über 250 Millionen Euro Kartoffeln und Gemüse.

Sowohl für das Größenwachstum als auch für die Zunahme bei den Kleinstbetrieben zeichnet das schnell wachsende Segment der organischen Landwirtschaft verantwortlich. Laut dem Landwirtschafts- und Nahrungsmittelrat (Landbrug & Fødevarer; LF) werden bereits 12 Prozent der Agrarflächen entsprechend genutzt. Genau so groß ist laut dem Bericht The World of Organic Agriculture 2021 der Vereinten Nationen der Anteil von Bioprodukten am dänischen Lebensmittelmarkt. Jeder Däne gab 2019 durchschnittlich 344 Euro für entsprechende Produkte aus, nahezu zweieinhalbmal so viel wie der deutsche Nachbar. Zeitgleich exportierte das Königreich laut LF Bionahrung im Wert von über 400 Millionen Euro - fast eine Verdoppelung innerhalb von fünf Jahren.

Gute Voraussetzungen

Der Öko-Trend ist aber nur ein Anzeichen dafür, dass dänische Landwirte mit dem Zeitgeist gehen. "Trotz der geringen Größe unseres Landes haben wir in Dänemark eine lange Erfolgsgeschichte als Weltmarktführer für innovative Lösungen", unterstreicht Landwirtschaftsminister Rasmus Prehn. Was in der Landwirtschaft Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Gründung der ersten Molkereigenossenschaft begann, mündet nun in einer engen Zusammenarbeit bei der Entwicklung innovativer Landwirtschaftstechnologien.

Zwar hat auch die dänische Landwirtschaft in ihrem Digitalisierungsdrang Hürden zu überwinden. Die Basisvoraussetzungen sind aber sehr gut: Sowohl bei der IT-Infrastruktur als auch bei der digitalen Kompetenzen zählen das Königreich und seine Bürger zur globalen Spitzenklasse. Doch der Datenaustausch zwischen sämtlichen Akteuren der Wertschöpfungskette ist verbesserungsbedürftig. Über die Hälfte der potenziellen Nutzer hadert laut einer SCB-Umfrage mit der Kosten-Nutzen-Rechnung von Smart-Farming-Lösungen. Jeder vierte Landwirt sieht bei sich fehlende Kompetenzen und Wissen. Diesen Mangel auszugleichen fällt nicht leicht, weil die entsprechenden Fachkräfte fehlen - auch dänische Digital Natives zieht es eher zu Biotech als in den Bioanbau.

Fast alle sind ein bisschen smart

Und trotzdem: Laut LF findet die sogenannte Präzisionslandwirtschaft bereits auf 70 Prozent der Agrarfläche Anwendung. Mehr als ein Drittel aller dänischen Landwirte nutzt demnach Smart Farming-Technologien. In der Altersgruppe unter 40 Jahren sind es sogar 60 Prozent. Die Echtzeitkinematik wird in jedem vierten Betrieb eingesetzt, fast jeder zehnte greift auf Ertragssensoren und Software zur Planung des Stickstoffbedarfs zurück, etwa 4 Prozent werten Drohnen- und Satellitenbilder aus.

Das ist aber nur ein Teil des dänischen Landwirtschaft-4.0-Arsenals. Investiert wird in Automatisierung und künstliche Intelligenz. Digitale Zwillinge, vorausschauende Wartung, intelligente Klima- und Bewässerungstechnik, Bakterien- und Krankheitserkennung, wassersparende Reinigungstechnologien, bildbasierte Hackmaschinen, automatische Fleischschneider - die Liste ist lang. Genauso, wie das Angebot von Lösungen "Made in Denmark".

Von Michał Woźniak | Stockholm

Marktstruktur: Start-ups und etablierte Förderstrukturen

Die öffentliche Förderung ermöglicht "on-demand" die Entwicklung von smarten Lösungen für die Landwirtschaft. Deswegen könnten sich Kooperationen als goldener Zugangsweg erweisen.

Das hohe Digitalisierungsbewusstsein in der dänischen Landwirtschaft macht das Land zu einem aussichtsreichen Markt für smarte Dienstleistungen und Produkte. Dass dort auch deutsche Anbieter erfolgreich agieren können, beweist beispielsweise BASF mit seinem Digital-Farming-System Xarvio. Allerdings kann der Chemieriese auf etwas bauen, was vor allem kleinen und jungen Unternehmen fehlt: Lange Kundenbeziehungen, lokale Netzwerke und einen etablierten Kundendienst. Denn wie in ganz Skandinavien ist Kundennähe, Know-how-Beistand und individuelle Beratung fast schon Conditio-sine-qua-non für den Erfolg in Dänemark.

Roboter und Drohnen im Einsatz

Zusätzlich führen die im Rahmen der Innovationsförderung angebotenen Mittel nicht nur dazu, dass bereits ein breites Angebot vorhanden ist. "Die digitale Technologie ist die nächste Grenze für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion. Auch hier sind dänische Technologieanbieter beispielsweise mit Robotern und vorausschauender Wartung für intelligente Lebensmittelprozesse sowie GPS- und Drohnen-Technologie für das Pflanzenmanagement führend“, unterstreicht Landwirtschaftsminister Rasmus Prehm.

Die Smart-Farming-Schmiede

Vor allem größeren Betrieben oder Zusammenschlüssen bietet sich die Möglichkeit, Lösungen mit den etablierten Forschungszentren und Universitäten zu entwickeln, die genau an die eigenen Anforderungen angepasst sind. Auf deren Basis entstehen Produkte, die kommerzialisiert und auf dem Markt verfügbar gemacht werden. So entwickeln sich oftmals Jungunternehmen, die auf "großzügigen Unterstützungsprogrammen und einer lebendigen Tech-Start-up-Community" aufbauen können, wie es oft in offiziellen Werbebotschaften heißt. Und das ist keine Übertreibung, wenn die zahlreichen internationalen Aufarbeitungen und Rankings zur Innovationsökonomie zu Rate gezogen werden. Im Global Innovation Index 2020 wird das Land auf Rang sechs weltweit geführt, drei Plätze vor Deutschland. Im Global Startup Ecosystem Ranking 2020 reiht sich Kopenhagen als neuntbestes Ökosystem für Start-ups in Europa ein, knapp hinter Berlin und München.

Ausgewählte Projekte in Dänemark

Projekt

Investition (in Mio. Euro)

Stand

Projektträger

Vaeksthus Industri 4.0

1,7 

Laufzeit: 2019-2022. Ziel: Etablierung einer Software-Plattform für Digital Twins für Gärtnereien

Energiebehörde (EUDP-Programm)

Partner: Teknologisk InstitutSyddansk Universitet;
Universität AarhusHjortebjerg; ByGrowers; Knud Jepsen A/S; Dansk Gartneri; NB Data; Senmatic A/S; Danish Cleantech Hub; Energi Danmark

LivestockSense

1,6

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Breitere Implementierung digitaler Technologien in der Tierhaltung

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität Aarhus; Innvite ApS

N-Tool-Precise

1,1 

Laufzeit: 2019-2021. Ziel: Verknüpfung von Satellitendaten mit Erd- und Anbaudaten

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität Aarhus; SEGES

SCOUT Mobile
- a mobile sensor for support of precision application of insecticides in agriculture

1,0

Laufzeit: 2020-2023. Ziel: Identifizierung von Schädlingen mit mobilen Fotosensoren

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); FaunaPhotonicsUniversität Aarhus

Schritte zu einer klimaneutraleren Landwirtschaft

0,98

Laufzeit: 2021-2022. Ziel: Einführung CO2-reduzierender Maßnahmen, Schwerpunkt Roboter und Biokohle; finanziert aus dem europäischen Interreg-Fonds

Bygholm Agricultural College

Wachstum in den Agroindustrien - powered by data

0,85

Laufzeit: 2020-2023. Ziel: Individuelle Beratung für Landwirtschaftsbetriebe bzgl. effizienterem Einsatz von Datentechnologien

Industriens Fond; Universität AarhusDansk AgroindustriSEGESTekonologisk Institut

DIGIJORD

0,84

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Erarbeitung detaillierter Flächenkarten für 80 Prozent der dänischen Agrarflächen

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität AarhusSEGES; Universität Kopenhagen; DHI Grass

eGylle

0,48

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Entwicklung eines neuen Werkzeugs für Gülle- und Düngermanagement

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); SEGESUniversität Aarhus

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2021

Folgerichtig sind Start-ups in der dänischen digitalen Welt eine feste Größe. Zusammen mit etablierten einheimischen Unternehmen lassen sie oft nur wenig Platz für Mitstreiter. So bedienen im E-Health-Bereich dänische Anbieter etwa 90 Prozent des dortigen Bedarfs. Eine so konkrete Zahl liegt für den landwirtschaftlichen Bereich nicht vor. Die Stellung dürfte aber ebenfalls dominant sein - zumal für diesen Bereich dezidierte Entwicklungsprogramme verfügbar sind. So betreibt das Zentrum für technologisches Unternehmertum mit dem X-Tech Food & Ag ein eigens auf Landwirtschafts- und Nahrungsmittelinnovationen zugeschnittenes Start-up-Aufbauprogramm. Die Kopenhagener Niederlassung des Akzelerators Rockstart ist mit dem Rockstart Agrifood auf gleichem Terrain unterwegs.

Gemeinsam stärker

Das Portfolio der einheimischen Techniklieferanten ist entsprechend breit: Selbstfahrende Roboter von Agrointelli, Satellitendatenanalyse von DHI Gras, GPS-Technologien von Samson Agro, ein Viehherdenmanager von DeLaval, smarte Klimatisierungssysteme für Ställe von Skov, Milchqualitätstester von Foss, Insektenmonitoring von FaunaPhotonics oder Produktions- und Prozessautomatisierung von Cimbria, Niras und Frontmatec. Dazu gesellen sich einige internationale Größen vom Schlage einer BASF oder ABB Robotics.

Trotz fehlender Eintrittsbarrieren für Konkurrenten aus der Europäischen Union und einer weitgehenden Implementierung ihrer Einheitsregeln - beispielsweise der neuen Drohnenverordnung - dürfte ein Alleingang beim Markteintritt ein schwieriges Unterfangen werden. Eine leichtere Kundenansprache und Kosteneinsparungen beim Netzwerkaufbau bieten Kooperationen mit den bereits etablierten Spielern oder im Rahmen der Forschungsprojekte und Cluster - und zwar nicht nur wegen der Absatzmöglichkeiten, sondern auch wegen des technologischen Austausches und der Nutzung der starken internationalen Netzwerke der Dänen im Smart Farming Bereich.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Dänemark

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerium für Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Fischerei

Verantwortlich unter anderem für Agrarpolitik und -Forschung

Dänische Landwirtschaftsagentur

Setzt die Agrarpolitik um, mit Fokus auf nachhaltiges Wachstum und grüne Wende

Ministerium für Klima, Energie und Versorgungswirtschaft

Verantwortlich für die Umsetzung der Klimaziele; Agenturen, die Klimadaten zur Verfügung stellen

Dänischer Landwirtschafts- und Nahrungsmittelrat

Größter Verband der dänischen Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft; Verantwortlich für Interessenvertretung und Implementierung von Forschungsprogrammen

Dänisches Nahrungsmittel- und Biocluster

Nach Zusammenschluss von vier separaten Einheiten, Dänemarks größtes Start-up- und Innovationscluster, Science Park in seinem Bereich

Agro Food Park

Start-up- und Innovationscluster, Science Park

Food Nation Denmark

Öffentlich-private Partnerschaft mit Fokus auf Kooperationspartnersuche

Seges

Forschungszentrum der dänischen Landwirtschaft

Agromek

Laut eigenen Angaben die größte Landwirtschaftsmesse Nordeuropas; etwa 350 Aussteller und 31.000 Besucher (2018); zweijährig; nächster Termin: 29.11.-2.12.2022

Digitalisierung der Landwirtschaft in Frankreich

Die Digitalisierung greift auch in der französischen Landwirtschaft um sich. Allerdings ist die Nutzung noch sehr durchmischt.

Von Peter Buerstedde | Paris

Ziele: Smart Farming gegen Arbeitskräftemangel

Frankreich verfolgt keine nationale Digitalisierungsstrategie für die Landwirtschaft. Aber ein dichtes Netz an Institutionen fördert den Einsatz smarter Lösungen.

Smart Farming spielt in der öffentlichen Diskussion etwa über die Zukunft der Landwirtschaft in Frankreich eine geringe Rolle. Die Digitalisierung wird von staatlicher Seite weniger stark gefördert als in anderen Wirtschaftszweigen. Dies erklärt sich vielleicht durch eine gewisse Ambivalenz im Umgang mit dem Thema. So gibt es kritische Stimmen in der öffentlichen Diskussion, denen zufolge digitale Lösungen Landwirte vom Land und den Tieren distanzierten. Außerdem, so die Kritiker, verursache die Digitalisierung selbst einen hohen CO2-Ausstoß und stünde einer Wende hin zu einer wirklich nachhaltigen Landwirtschaft im Wege.

Durch Alterung drohen Nachfolgeprobleme

Smart-Farming-Lösungen werden von Politik und Verbänden als wichtig angesehen, um die Produktivität in der Landwirtschaft zu steigern und die Arbeitsbelastung zu senken. Der Beruf Landwirt soll attraktiver werden um dem bestehenden Arbeitskräftemangel zu begegnen. Das Durchschnittsalter unter den Landwirten lag 2018 bei 52 Jahren und bei den landwirtschaftlichen Angestellten bei 44 Jahren. Nachfolgeprobleme und Fachkräftemangel sind seit Jahren akute Themen, die sich weiter verschärfen werden. Rund 55 Prozent der Landwirte waren nach Erhebungen des Statistikamtes Insee 2019 über 50 und 13 Prozent über 60 Jahre alt, aber nur 1 Prozent war jünger als 25 Jahre.  

Digitale Lösungen sollen vor allem die Arbeitsbelastung der Landwirte verringern, um Zeit und Kosten aber vor allem Arbeitskräfte einzusparen, die immer schwieriger zu rekrutieren sind. Auch die Anpassung an den Klimawandel spielt etwa im Weinbau eine wachsende Rolle.

Digitale Entscheidungshilfen sind wichtig für die Einhaltung legaler Grenzwerte etwa für den Pestizid- oder Düngemitteleinsatz, sowie für die komplexe Planung von Düngekampagnen, Aussaat und Ernte. Über Apps und Sensoren kann auch die Einhaltung von Grenzwerten nachverfolgt werden.

Konsolidierung begünstigt Einsatz digitaler Technik

Den Landwirten wird von Anbietern von Smart-Farming-Anwendungen nachgesagt, dass sie wenig gewillt seien für Technik viel Geld auszugeben, außer es handele sich um das neueste Traktorenmodell. Auch bei kleineren Anschaffungen wie Sensoren müssten sie vom Nutzen stark überzeugt sein. Gleichzeitig führt die wachsende Komplexität und die Alterung in der Landwirtschaft dazu, dass mehr Höfe den Betrieb einstellen. Dies führt zu einer langsamen Konsolidierung hin zu größeren Betrieben und damit zu einem stärkeren Bedarf an digitalen Lösungen, um immer größere Flächen bewirtschaften zu können.

Die staatliche Förderung zielt vor allem auf die Forschung ab und hier gibt es eine Reihe von anerkannten Instituten und regionalen Clustern. Auf staatlicher Seite sind dies das Institut national de recherche pour l'agriculture, l'alimentation et l'environnement (INRAE), das am 1. Januar 2020 aus der Fusion zweier Forschungsinstitute (INRA und IRSTEA) hervorgegangen ist, sowie Agrarhochschulen und Institute wie zum Beispiel das Institut de la Vigne et du Vin (IFV) für Weinbau. Über eine Pflichtabgabe der Landwirte und durch den Staat werden das Institut de l'élevage in der Tierhaltung sowie Arvalis in der Pflanzenproduktion finanziert. Die Einrichtungen sind wegen ihres technischen Know-hows in diesen Sektoren wichtig.

Experimentierfarmen können bei der Markteinführung helfen

Institute und Assoziationen betreiben landesweit experimentelle Landwirtschaftsbetriebe zur Erprobung digitaler Lösungen (DigiFermes) für bestimmte Sektoren. Diese können von Firmen mit Tests beauftragt werden, etwa um die Einsatzfähigkeit von Robotern oder digitalen Hilfen in Frankreich zu demonstrieren. Die Ergebnisse der Tests werden dann nach Maßgabe der Auftraggeber in Konferenzen und an Besuchertagen präsentiert.

Als wichtiges Bindeglied zwischen Forschung, Experimentierfarmen und den Anbietern von Smart-Farming-Anwendungen auf der einen Seite und den Landwirten auf der anderen, gelten Berater und Techniker. Landwirte erhalten Beratung von den Landwirtschaftskammern (verfügen über die meisten Berater), von Kooperativen und sogenannten Maschinenringen sowie von den Anbietern und Händlern von Agrarmaschinen. Hinzu kommen zahlreiche lokale Netzwerke und Vereine (Civam, Geda, Ceta, etc.), über die Landwirte sich über ihre Arbeit austauschen.

Wenn Berater und Techniker Smart-Farming-Ausrüstungen und -Lösungen weder empfehlen wollen noch einrichten können, dann ist der Einsatz seitens der Landwirte sehr schwierig. Das Interesse und die fachliche Kompetenz gilt als sehr gemischt. Zum Teil sehen sich Berater und Techniker von digitalen Lösungen (vor allem von digitalen Entscheidungshilfen) in ihrer Tätigkeit bedroht, für andere bietet Smart Farming ein wachsendes Betätigungsfeld.

Staatliche Förderung auch für Smart Farming

Staatliche Förderinstrumente, die auch bei der Anschaffung digitaler Lösungen eine Rolle spielen, zielen primär auf den Klimaschutz, den Schutz vor extremen Wetterphänomenen und das Tierwohl ab. In der Krise wurden sie als Teil der Konjunkturhilfen verstärkt. Der französische Staat hatte sich 2008 auch im Einklang mit der EU-Direktive 2009/128/CE das Ziel gesetzt, den Pestizideinsatz bis 2020 um 25 Prozent und bis 2025 um 50 Prozent zu senken. Stattdessen sind die Mengen aber stark angestiegen. Entsprechend hat die Regierung die Maßnahmen immer wieder angepasst.

Der letzte Plan Ecophyto II+ von November 2018 sieht Subventionen für Geräteanschaffungen und mehr Unterstützung für Netzwerke von Landwirten (Dephy Ferme, 200 landesweit) vor, die Methoden für eine deutliche Rückführung des Düngemittel- und Pflanzenschutzeinsatzes ausprobieren sollen. Andere Projektaufrufe betreffen Hilfen für Ausrüstungen zum Schutz vor Hagel, Frost und Trockenheit (bis Ende 2022) oder für die Erneuerung von Ausrüstungen für den Übergang zur Bio-Landwirtschaft. Letzterer war mit maximal 215 Millionen Euro dotiert und diese Grenze war nach zwei Wochen erreicht.  

Von Peter Buerstedde | Paris

Agrarwirtschaft: Einsatz von Smart Farming noch sehr heterogen

Die Nutzung digitaler Lösungen weitet sich langsam aus. Sie ist aber je nach Einsatzgebiet noch höchst unterschiedlich. 

Frankreich war 2019 nach Daten des Landwirtschaftsministeriums mit einem Produktionswert von 76 Milliarden Euro vor Deutschland und Italien der größte Agrarproduzent in der Europäischen Union (EU), sowohl in der Pflanzen- als auch in der Tierproduktion.

In der Pflanzenproduktion war Frankreich mengenmäßig Nummer 1 bei Weizen und Gerste und bei Mais Nummer 2 nach Rumänien. Das Land hatte 2019 mit 18,2 Millionen Tieren den größten Rinderbestand mit weitem Abstand vor Deutschland, spielt aber bei Schweinen eine geringere Rolle. In der Kuhmilchproduktion lag Frankreich an zweiter Stelle nach Deutschland. Der höchste Produktionswert entfiel 2019 auf den Weinbau mit 16,9 Prozent vor Getreide (15,2 Prozent), Milch (14,0 Prozent) und der Rinderhaltung (9,6 Prozent).

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Frankreich zählte 2016 (letztes Jahr, für das vergleichbare Zahlen verfügbar sind) 428.000 landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Fläche von 63 Hektar. Deutschland kam in dem Jahr auf einen ähnlichen Durchschnitt von 60 Hektar. Frankreich weist aber anteilsmäßig mehr größere Betriebe ab 100 Hektar und ab 200 Hektar und mehr Kleinbetriebe unter 10 Hektar auf als Deutschland. In Deutschland gibt es deutlich mehr mittlere Höfe mit 10 bis 50 Hektar. 

Frankreich erreicht im Außenhandel weiter einen Überschuss. Dieser wird allein von der wichtigsten Produktkategorie im Export - Getränke - gestützt, wo die Ausfuhren bis 2019 stark angestiegen sind. Wichtige Segmente wie Getreide sowie Milch und Milchprodukte schwanken seit zehn Jahren etwa auf einem gleichbleibenden Niveau. In den vergangenen Jahren sind vor allem die Einfuhren von Früchten, Fisch und Meeresfrüchten sowie Fleisch angestiegen.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Frankreich

2019

Einwohner (in Millionen)

67,4

landwirtschaftliche Nutzfläche (in 1.000 Hektar)

28.600

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 1)

1,8

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 2)

24

*) inklusive Forstwirtschaft und Fischerei; Angabe von 2020Quelle: UN; IMD; Agreste

Mehr Betriebe mit 4G-Zugang

Die Voraussetzungen für den Smart-Farming-Einsatz haben sich mit dem Ausbau der Mobilfunknetze nach einer Studie vom Beratungsunternehmen Hyltel-Datagri (Agrinautes 2020) verbessert. Rund 70 Prozent der Landwirte besaßen im Herbst 2020 ein Smartphone. Etwa 67 Prozent hatten am Sitz des Betriebs 4G-Empfang und 55 Prozent auf ihren Parzellen. Im Jahr 2018 waren es erst 46 beziehungsweise 42 Prozent. Mit 99 Prozent verfügen nahezu alle Landwirte über einen Computer (oder Tablett), auch weil die Anträge für EU-Fördermittel online über das Portal Telepac gestellt werden müssen. Rund 86 Prozent greifen täglich auf das Internet zu und 70 Prozent kaufen über das Internet ein.

Jeder zweite Landwirt setzt digitale Entscheidungshilfen ein

Der Einsatz von Smart Farming ist in Frankreich höchst unterschiedlich je nach Sektor und Technologie. Nach der Agrinautes-2020-Studie nutzen 44 Prozent digitale Entscheidungshilfen vor allem für den Düngemitteleinsatz und die Schädlingsbekämpfung. Für die Aussaat nutzten nach einer Umfrage der Fachzeitschrift Terre-Net im März 2021 aber 83 Prozent der Landwirte noch keine digitalen Hilfen. Nur 4 Prozent griffen bei der Auswahl auf Entscheidungshilfen zurück und 7 Prozent für die Berechnung der Saatdichte.

Kostenpflichtige Betriebshilfen sind noch nicht verbreitet. Die Verkaufshilfe Captain Farmer soll 600 Abonnenten haben, die App Farmi, die verschiedene Module umfasst, 9.000 Nutzer. Die Lösungen werden aber weiter verbessert und Apps wie Farmi integrieren immer mehr Funktionen. Immer mehr Farmer wollen nach Informationen von Terre-Net ihre Ernte direkt verkaufen. Die Mehrheit verkauft aber weiter über Händler oder Kooperativen. 

Sensoren noch wenig genutzt

Auch wenn die Integration von Apps mit Sensoren auf den Maschinen immer einfacher wird, nutzen bisher nur wenige Landwirte diese Möglichkeit. So sollen etwa 30 Prozent der Landwirte über Ertragssensoren verfügen. Die Tendenz ist steigend, da drei Viertel der verkauften neuen Maschinen mit Sensoren ausgerüstet sind. 80 Prozent der ausgerüsteten Landwirte ziehen aber nach einer Erhebung des Forschungsnetzwerks Agrotic fast keinen Nutzen aus den Sensoren und verknüpfen diese nicht mit der GPS-Ortung. 20 Prozent nutzen sie für die Kartenerstellung und weniger als 5 Prozent setzen sie für eine Optimierung durch Präzisionslandwirtschaft ein. Ebenfalls nach einer Erhebung von Agrotic nutzten 47 Prozent der Landwirte 2019 GPS-Systeme in ihren Traktoren, davon 70 Prozent mit dem Korrektursignal EGNOS und 30 Prozent mit RTK-Korrektur. Agrotic will auch ermittelt haben, dass etwa 15 Prozent der Landwirte vernetzte Wetterstationen nutzen. Etwa 20.000 davon sollen im Einsatz sein.

In der Robotik besteht eine Kluft zwischen der Tierhaltung und der Pflanzenproduktion. In der Tierhaltung sollen nach Agrotic etwa 11.000 Roboter im Einsatz sein, davon 80 Prozent Melkroboter. Bei einer Erneuerung ihrer Melkanlagen kaufen inzwischen etwa die Hälfte der Landwirte einen Roboter.

Im Pflanzenanbau sind hingegen bisher nur einige Hundert Roboter im Einsatz. Im Weinbau und im Gemüseanbau, wo die Wertschöpfung hoch ist, kommen immer mehr Roboter zum Einsatz, weil die Betriebe die Kosten eher schultern können und weil hier viele Arbeitskräfte benötigt werden.

Kooperativen und Maschinenringe treiben Einsatz voran

Nach Aussagen von Experten gewinnt der Smart-Farming-Einsatz an Fahrt. Aber Landwirte gewinnen erst langsam mehr Erfahrung mit digitalen Lösungen, die oftmals noch teuer in der Anschaffung sind und komplex und nicht immer zuverlässig in der Anwendung. Als Schlüssel für eine breitere Nutzung gelten neben den Landwirtschaftskammern vor allem die 2.300 Kooperativen und etwa 11.700 Maschinenringe (Cuma) und deren Verbände, die Fortbildungen anbieten. Und hier sind es vor allem die Berater und Techniker, denen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung digitaler Lösungen zukommt.

Impulse kommen vielfach von regionalen Messen und Demonstrationstagen, die sich immer stärker dem Smart Farming widmen. Um Vorbehalte gegen die Datennutzung durch Smart-Farming-Lösungen abzumildern, hat der Verband FNSEA 2018 das Label Data-agri ins Leben gerufen, das aber bisher nur von einer Handvoll Firmen genutzt wird.

Von Peter Buerstedde | Paris

Marktstruktur: Klassische Anbieter und zahlreiche Start-ups

Die Hersteller von Technik, Agrarchemie und Saatgut bieten vielfach auch digitale Anwendungen und Sensorik an. In der Robotik tummeln sich viele Start-ups.

Das Angebot an Smart-Farming-Tools weitet sich stetig aus. Der Gründer des Beratungsunternehmens Aspexit, Corentin Leroux, hat eine Übersicht über Anbieter erstellt, nach Produktkategorie, Sektor und Herkunftsland. Dieser Onlinekatalog bietet einen guten ersten Überblick über das Angebot an digitalen Technologien in Frankreich in der Pflanzenproduktion, Tierhaltung und in der Robotik.

Informations- und Beratungstools sowie Entscheidungs- und Betriebshilfen für Landwirte werden immer stärker genutzt und Apps und Plattformen versuchen immer mehr Bereiche abzudecken. Unter den Betriebshilfen haben sich einige Preisportale (Agritel, Terre-net, Farmi) etabliert, die Auskunft geben über die Marktentwicklung und Nachrichtenlage. Landwirte können auch Zielwerte vorgeben, die Warnmeldungen auslösen. Einige Applikationen ermöglichen den direkten Verkauf der Ernte (Farmi, Isanet M@rchés, Parformer), was sich erst langsam etabliert. Direkte Verkäufe sind auch über Webportale wie Comparateuragricole oder Boursagri möglich. Darüber hinaus gibt es Beratungsangebote - etwa mit künstlicher Intelligenz wie Piloter sa Ferme oder mit menschlichen Beratern wie Captain Farmer in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Agritel.

Landwirtschaftskammern, Kooperative und Institute entwickeln Entscheidungshilfen

Von den 44 Prozent der Landwirte, die nach der Studie Agrinautes 2020 digitale Entscheidungshilfen nutzen, setzen 21 Prozent kostenfreie Informationen des Instituts Arvalis (Itinéraire technique) ein, 15 Prozent den Bezahldienst Farmstar (auch von Arvalis) und 12 Prozent Yara Fertilisation.

Einige Plattformen versuchen in ihren Apps (oder im Browser) immer mehr Dienste zu bündeln - wie Wetterprognosen, Entscheidungshilfen für Düngemittel und Pflanzenschutz sowie Marktinformationen. Am stärksten verbreitet ist hier die Plattform/App MEs Parcelles der Landwirtschaftskammern, die auch über die meisten Berater. Andere Plattformen wie Farmstar von Arvalis, BeApi vom Kooperativenverbund Invivo, Xarvio Field Manager von BASF, 365FarmNet und Atfarm von Yara sind auch immer stärker im Einsatz.

Viele Entscheidungshilfen werden von Kooperativen oder ihren Vereinigungen entwickelt und auch Agrarinstitute sind wichtige Akteure, weil sie vielfach als neutraler gelten als private Anbieter von Saatgut oder Agrarchemie. Vor allem Arvalis sticht hier als französische Besonderheit hervor. Das Forschungsinstitut, das durch staatliche Zuwendungen und Sonderabgaben in der Landwirtschaft getragen wird, arbeitet seit 1996 mit Airbus zusammen, um mit Satellitenbildern Entscheidungshilfen zu entwickeln. Dazu zählen heute kostenfreie Informationen und Bezahldienste wie Farmstar (Düngemitteloptimierung für Weizen und Raps).

Die Daten von Arvalis sind bereits in anderen Entscheidungshilfen privater Firmen integriert. Das Institut will immer stärker dazu übergehen, ihre Datensätze als Dienstleistung privaten Entwicklern zugänglich zu machen, anstatt eigene Plattformen zu entwickeln. Der Kooperativenverbund Invivo hat für die Kooperativen und ihre Mitgliedsbetriebe die Entscheidungshilfe Mon Be Api entwickelt.

Hersteller von Saatgut bieten Planungstools an

Forschungsinstitute wie Arvalis und Saatguthersteller bieten digitale Saatgutkataloge an. Der Anbieter Semences de France hat eine Plattform SemScope eingerichtet, die das Saatgut abbildet, das auf etwa 80 Prozent der Agrarflächen genutzt wird. Die Datenbank von Arvalis ist noch umfassender und wird stärker genutzt. Terres Inovia hat für Ölsaaten die App myVar entwickelt, die regionalspezifische Empfehlungen geben kann. Saatgutanbieter LG und Dekalb bieten für Futtermais Planungstools an,  inklusive Empfehlungen für Saatgut, Pflanzdichte sowie Aussaat- und Erntetermine mit historischen Wetterdaten und Prognosen.

Die großen internationalen Hersteller von Landmaschinen bieten in Frankreich vielfach auch Sensoren an, ebenso wie der größte französische Hersteller Kuhn. Kleinere Hersteller wie Pellenc und Irrifrance setzen hingegen noch kaum auf Sensorik in ihren Maschinen und Ausrüstungen. Irrifrance will ihre Bewässerungsanlagen aber entsprechend ausrüsten und eine Softwareplattform für die Nutzer entwickeln.   

Starke Start-ups in der Robotik

In der Robotik gibt es in der Tierhaltung etablierte Anbieter wie Lely, DeLaval, GEA, Prinzing und Boumatic aber auch kleinere Akteure wie Tibot. Weil in der Pflanzenproduktion die Entwicklung noch weniger weit fortgeschritten ist, spielen hier Start-ups eine größere Rolle. Eine Ausnahmeerscheinung ist das französische Start-up Naïo Technologies, das in den letzten zehn Jahren drei Roboter (Oz, Dino und Ted) für den Obst- und Gemüseanbau und den Weinbau entwickelt hat. Von den wenigen Hundert Robotern, die im Pflanzenbau im Einsatz sind, stammen etwa 140 von Naïo. Die Firma arbeitet gemeinsam mit dem Fraunhofer EZRT und dem deutschen Unternehmen Strube an einem neuen Roboter für die mechanische Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau. Darüber hinaus gibt es in Frankreich eine Fülle weiterer Start-ups, die in der Roboterentwicklung aktiv sind wie Meropy, Carbon Bee und Toutilo (Cobot) im Ackerbau und Agreenculture, Vitibot, Vitirover und Wall-YE im Weinbau.

Es gibt keine Einschränkungen für den Marktzugang. Formal freiwillige Zertifizierungen und Labels können den Zugang etwas erschweren, etwa wenn diese für eine staatliche Förderung unerlässlich sind. Dies gilt zum Beispiel für das Gütesiegel Performance Pulvé für Sprühanlagen. 

Von Peter Buerstedde

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Frankreich

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerien/Behörden/Institutionen

Ministère de l'agriculture

Landwirtschaftsministerium

FranceAgirMer

Staatliche Vermarktungs- und Beratungsstelle für die Landwirtschaft

Chambres d'Agriculture France

Landwirtschaftskammern

AgroTic

Netzwerk führender Agrarhochschulen

DigiFermes

Experimentierfarmen für Smart Farming

Verbände

Fédération Nationale des Syndicats d’Exploitants Agricoles (FNSEA)

Dachverband der Bauernverbände

La Ferme Digitale

Start-up-Verband für die Landwirtschaft

RobAgri

Robotikverband für die Landwirtschaft

Axema

Verband der Hersteller von Landmaschinen

Fédération nationale des Cuma

Verband der Maschinenringe

La Coopération agricole

Kooperativenverband

Cluster

Agri Sud-Ouest

Cluster in den südwestlichen Regionen Occitanie und Nouvelle-Aquitaine

Vegepolys Valley

Cluster für die Regionen Pays de la Loire, Bretagne, Centre-Val de Loire, Auvergne-Rhône-Alpes

Fachmessen

Salon international de l'agriculture

Führende Landwirtschaftsmesse

SIMA

Landmaschinenmesse

Fira

Robotikmesse für die Landwirtschaft

Digitalisierung der Landwirtschaft in Griechenland

Die EU-Fördermittel kommen der Digitalisierung in der Landwirtschaft zugute. Griechenlands Agritech-Startup-Szene ist vielversprechend. 

Von Michaela Balis | Athen

Ziele: Synergien schaffen, Exporte und Produktivität erhöhen

Griechenland hat Nachholbedarf in der technikgestützten Landwirtschaft. Dafür sollen europäische Fördermittel genutzt werden. Das Land möchte seine Marktposition stärken.

Bislang ist der Einsatz digitaler Lösungen im griechischen Agrarsektor wenig verbreitet und stellt eine Herausforderung dar. Smart Farming beschränkt sich aktuell fast nur auf Forschungsprojekte, die von der Europäischen Union (EU) unterstützt werden. Universitäten, Forschungseinrichtungen und wenige Unternehmen sind daran beteiligt. Mit der Förderung aus dem EU-Wiederaufbaufonds soll sich das Bild in den nächsten Jahren ändern.

Rationalisieren um im Markt zu bestehen

Mit der Modernisierung des Agrarsektors möchten Regierung und Unternehmen die Exporte steigern, effizienter produzieren sowie die Einkommen der Landwirte erhöhen. Obwohl Agrarprodukte ein wichtiger Bestandteil der griechischen Exportstruktur sind, wurde bisher unzureichend in die Exportförderung, in die Qualität der Produkte oder in den ökologischen Landbau und eine entsprechende Verarbeitung investiert. Das soll sich fortan ändern.

Die griechische Landwirtschaft wurde jahrzehntelang im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik durch EU-Subventionen gefördert. Um eigenständig handeln zu können, muss die Produktivität gesteigert werden. Dafür müssen zunächst die erforderlichen Ausgaben beispielsweise für Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Energie oder die Bewässerung, wenn nicht gesenkt, so zumindest rationalisiert werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Anschaffung moderner Maschinen und Geräte in der Landwirtschaft, um auf internationalen Märkten wettbewerbsfähig zu sein. 

Projekte sollen die Zusammenarbeit fördern

Um den vermehrten Einsatz von Smart Farming zu erreichen, muss zunächst ein Hindernis überwunden werden. Die Kleinteiligkeit der griechischen Agrarbetriebe hemmt Investitionen. Landwirte können nicht für kapitalintensive Ausgaben aufkommen. Hinzu kommt: Das griechische Bankensystem ist angeschlagen. Kredite werden nur zögerlich und mit höheren Zinssätzen im Vergleich zum EU-Durchschnitt vergeben.

Deshalb sollen Smart-Farming-Projekte in Griechenland dafür genutzt werden, um Synergien zu schaffen. Das bedeutet die intensive Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Produzenten oder verarbeitenden Betrieben und Dienstleistern, beispielsweise in Form von Genossenschaften oder Clustern.

Verwendung der Fördergelder 

Die Gelder aus dem EU-Wiederaufbaufonds und die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sind für Investitionen in die Modernisierung des griechischen Agrarsektors vorgesehen. Es stehen insgesamt 520 Millionen Euro für innovative Lösungen bereit, mit denen die Landwirtschaft digitalisiert wird und Agrarprodukte ökologisch verarbeitet werden. Die Projekte können bis zu 50 Prozent von der EU kofinanziert werden.

Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Instituten und Unternehmen aus der Agrar- und Lebensmittelbranche werden mit weiteren 25 Millionen Euro unterstützt. Für die nötige Infrastruktur, beispielsweise die Entwicklung von Mikrosatelliten oder die Nutzung von Weltraumtechnologien und -anwendungen, stehen weitere 161 Millionen Euro aus dem EU-Fördertopf bereit.

Insgesamt werden 47 Millionen Euro, unter anderem für die Erstellung eines Internet-Portals für die Exportförderung oder für die Entwicklung und Produktion technologischer Ausrüstung, bereitgestellt. Zu den geförderten Anwendungen zählen auch X-Band-Radare, Telemetrie- und Fernsteuerstationen, unbemannte Luftfahrzeuge, Satellitenbilder von hoher Auflösung inklusive der notwendigen Infrastruktur für die Analyse der Bilder und die Entwicklung integrierter Informatiksysteme für die neue GAP.

Weitere Investitionen fließen in die effiziente Nutzung von Wasserressourcen in der Landwirtschaft: Etwa 200 Millionen Euro kommen dem Bau und der Modernisierung von Bewässerungsnetzen, Dämmen und Wassertanks zugute. Die Investitionen sollen in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) realisiert werden. Die Modernisierung der Produktion in der Aquakultur wird durch innovative Ausrüstungen für die Forschung, den Know-how-Transfer und die Ausbildung mit 35 Millionen Euro gefördert.

Die Hilfsgelder, damit Smart-Farming-Projekte schon frühzeitig etabliert werden können, sind auch in der Übergangsphase bis zur neuen GAP 2022 vorgesehen. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro stehen griechischen Landwirten als Unterstützung in und nach der Coronazeit zur Verfügung.

Von Michaela Balis | Athen

Agrarwirtschaft: Obst und Gemüse sind die Exportschlager

Trotz der geringen Bedeutung der Landwirtschaft für das Bruttoinlandsprodukt besteht Interesse an Smart-Farming-Projekten. Deutsche Unternehmen können sich einbringen.

Agrarprodukte sind bedeutend für den Export

Obwohl die Landwirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei) nur 4,2 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, sind Agrarprodukte wesentliche Güter in der Exportstruktur. Gemüse und Früchte ist die wichtigste Kategorie, die etwa 42 Prozent der gesamten Lebensmittelexporte ausmacht. Im Jahr 2020 legten die Ausfuhren von Nahrungsmitteln im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent zu, während die gesamten Ausfuhren sanken.

Insgesamt tragen Lebensmittel rund 18,6 Prozent zu den gesamten griechischen Exporten bei. Der Anteil von Früchten und Gemüse am gesamten Produktionswert der Landwirtschaft liegt bei etwa 40 Prozent, so das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE).

Olivenbäume nehmen größte Anbaufläche ein

Mit rund 25 Prozent nehmen Olivenbäume den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Dicht gefolgt von Weizen-, Mais- und Gerstenfeldern mit einem Anteil von 23,9 Prozent. Unter den Früchten sind neben Weintrauben und Apfelsinen auch Pfirsiche und Nektarinen bedeutend. 

Griechische Landwirtschaft durch Kleinteiligkeit geprägt

Kleine Betriebsformen sind in Griechenland vorherrschend. Die durchschnittliche Größe der Agrarbetriebe liegt bei 6,6 Hektar. Etwa die Hälfte der Agrarbetriebe zählt nur bis zu 5 Hektar. 

Eckdaten zur Landwirtschaft in Griechenland

2020

Einwohner (in Millionen)

10,7

Ackerfläche (Mio. Hektar, 2018)

3,2

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

4,7

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

46

Quelle: Griechisches Statistisches Amt Elstat, IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Positive Aussichten für den Einsatz intelligenter Lösungen

Smart Farming steckt in Griechenland in den Kinderschuhen. „Es gibt noch eine große Kluft zwischen der Agrar- und der technologischen Welt“, informiert Dimitri Evangelopoulos, Gründer und Geschäftsführer des Start-up Augmenta. Etwa ein Drittel der Betriebe ist in den Händen von Landwirten über 65 Jahren, die Neuerungen gegenüber eher zurückhaltend sind. Jüngere, gut ausgebildete Landwirte sind aufgeschlossener. 

Mittelfristig werden sich die Landwirte immer mehr auf neue Technologien einlassen müssen, um ihre Landstücke effizient zu bearbeiten, besagt die Studie des IOBE „Der Beitrag des Inputs zur landwirtschaftlichen Produktion und die Zukunft des Agrarsektors in Griechenland“ von Oktober 2020.

 „Das griechische Know-how bietet sich auch für Synergien mit deutschen und internationalen Unternehmen an“

"Viel Innovation wird vor Ort geschaffen. Davon kann die griechische Landwirtschaft nur profitieren“, äußert Dr. Vassilis Protonotarios, zuständig für die internationale Orientierung und das Networking des IKT-Unternehmens NEUROPUBLIC. Protonotarios weiß wovon er spricht: NEUROPUBLIC entwickelte die erste und einzige Internet-of-Things-Infrastruktur für die Landwirtschaft mit über tausend Sensoren.

Kleine Betriebe scheuen die hohen Investitionskosten

„Große Unternehmen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor sind interessiert an modernen Lösungen“, so Panagiotis Vlacheas, einer der Mitinhaber von Wings ICT Solutions, das vorrangig digitale Lösungen für die Lebensmittelsicherheit entwickelt. „Für diese Unternehmen stellen diese Kosten weniger Probleme dar", fährt er fort.

Kleine Betriebe sind kostenempfindlicher, „es wäre positiv, wenn den Interessenten günstige Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen würden“, fügt er hinzu. Griechische Banken bieten immer mehr Möglichkeiten zur Finanzierung für die Landwirtschaft an. Allerdings liegen die Kreditkosten in Griechenland rund drei Prozent über dem deutschen Durchschnitt.

Auch die anfänglichen Probleme neuer Technologien halten Landwirte von neuen Anschaffungen ab. Ein Beispiel hierfür ist die Lebensdauer von Drohnenbatterien. „Wenn es sich jedoch rumspricht, dass eine Anwendung oder ein System erfolgreich eingesetzt wurde, dann ist die Bereitschaft etwas auszuprobieren größer“, erklärt Protonotarios.

Datenschutz und Erfolg in der Praxis müssen gewährleistet werden

„Solange die Privatsphäre gesichert ist, haben Landwirte ein offenes Ohr für moderne Lösungen“, bestätigt Protonotarios. „Auch die Pilotprojekte, die zunächst von Universitäten gemeinsam mit Unternehmen entwickelt werden, müssen in der Praxis funktionsfähig sein“, so Evangelopoulos und bringt die Sache auf den Punkt. Ein Großteil der griechischen Innovationen wird in Forschungsprojekten entwickelt, die von der Europäischen Union, beispielsweise im Rahmen des Horizon-Programms, finanziert werden.

Schnelles Internet begünstigt die Vorhaben

Der Ausbau der 5G-Netze soll in den nächsten Jahren die nötige Infrastruktur schaffen, um Smart Farming zu ermöglichen. Die IT-Infrastruktur ist in vielen Agrargegenden noch unzureichend. Bis 2030 sind Investitionen bis zu 6,5 Milliarden Euro in die 5G-Infrastruktur und in 5G-Anwendungen geplant, so eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst and Young vom November 2020.

Von Michaela Balis | Athen

Marktstruktur: Vielversprechende AgriTech-Gründerszene

Griechische Start-ups entwickeln Software und Anwendungen für die digitalisierte Landwirtschaft. Auch Großunternehmen setzen künftig auf Smart Farming.

Agritech-Startups haben Potenzial

Griechenland verfügt über eine aktive Agritech-Gründerzene. Im nationalen Register für Unternehmensgründungen „Elevate Greece“, das die griechische Regierung im Jahr 2020 ins Leben gerufen hat, sind 28 Agritech-Startups registriert. Deren Tätigkeitsbereiche erstrecken sich von der Entwicklung der Soft- und Hardware für Smart Farming bis hin zur Montage von Geräten, Apparaten und Wetterdienststationen. Sensoren, Drohnen und Kameras werden importiert. Die Unternehmen sind stark exportorientiert.

Ein solches erfolgreiches Start-up ist Augmenta. Der niederländisch-britische Nutzfahrzeughersteller CNH Industrial und die Investment-Kooperative Pymwymic investierten in das griechische Unternehmen. Das Start-up bietet über die Nutzung von Kameras, die auf dem Traktor angebracht sind, Echtzeitinformationen über das Landstück. Die Gesellschaft wurde in Griechenland gegründet. Der Sitz wurde inzwischen nach Paris verlegt. Neben der Zweigstelle in Griechenland, wo Forschung und Entwicklung sowie Montage stattfinden, unterhält das Unternehmen eine Zweigstelle in Dallas (USA).

Joint Ventures und Kooperationen bieten sich für deutsche Unternehmen an

Die griechische Startup-Szene eröffnet deutschen Technologie-, Landwirtschafts- und Lebensmittelunternehmen gute Investitionschancen. Sie können gemeinsam Produkte und Anwendungen für den deutschen Markt weiterentwickeln.

Auch im Rahmen der Vertragslandwirtschaft kann es zu einer Zusammenarbeit kommen. Mit deutscher Unterstützung und der Sicherheit, die die Vertragslandwirtschaft bietet, ist es für die griechischen Betriebe einfacher, gezielt in Smart Farming zu investieren und damit ihre Produktion zu optimieren.

Vom Hof auf den Teller 

Die Coronakrise kam bestimmten Sparten des Smart Farming, beispielsweise dessen Anwendung für zu Hause, zugute. Die Angst vor dem Virus und das Bedürfnis frisches Gemüse zu essen, förderte den Umsatz des griechischen Start-up CityCrop Automated Indoor Farming. „Was gibt es Besseres, als hausgemachtes Gemüse und Kräuter ohne lange Lieferketten und zu geringen Kosten“, beteuert Christos Raftogiannis, Gründer und geschäftsführender Vorstand der CityCrop. Das Agritech-Startup entwickelte die Software und baute ein smartes Treibhaus im Kleinformat. Sensoren sammeln und analysieren Daten für eine gute Indoor-Ernte. Das innovative Haushaltsgerät weckte das Interesse von Gastronomiebetrieben und Hotels, die darin die Chance sehen, ihren Kunden einen besonderen Mehrwert zu bieten. 

Intelligente Landwirtschaftssysteme werden gut angenommen

Zahlreiche Landwirte in Griechenland und im Ausland nutzen bereits das Agrarsystem „gaiasense“ von NEUROPUBLIC. Das Unternehmen für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) entwickelt integrierte IT-Systeme, Web- und Cloud-Anwendungen. Bei der gaisense-App handelt es sich um eine Anwendung für das Mobiltelefon, die Informationen bereitstellt und demnächst auch eine digitale Agrarberatung anbietet.

Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt des IKT-Unternehmens WINGS ICT Solutions. Es entwickelt die Software und Hardware für verschiedene Sparten, unter anderem auch für die Aquakultur. „Smarte Aquakultur“ würde ich unser Produkt nennen“, erklärt der Geschäftsführer Panagiotis Vlacheas. Mit dem Einsatz von Sensoren, Drohnen, Robotern und Kameras werden Daten von Fischteichen analysiert und visualisiert. So wird beispielsweise die Wassermenge und -qualität kontrolliert, die Größe der Fische sowie ihr gesundheitlicher Zustand. „So wissen wir zu jeder Zeit, was die Fische brauchen und können somit die Produktion optimieren und erhöhen“, fügt er hinzu.

Großunternehmen setzen auf Smart Farming

Die griechische Tochtergesellschaft BASF Hellas ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Agrarchemikalien und des Saatguts. Sie bietet digitale Instrumente und Systeme für die Unterstützung der Agrarproduktion. Dazu gehören beispielsweise die Anwendung xarvio SCOUTING, die Schädlinge und Krankheiten auf dem Feld identifiziert. Der Chemiekonzern BASF kooperiert mit Dienstleistern digitaler Ausrüstungen, wie beispielsweise Wetterdienststationen und digitalen Insektenfallen.

Mehr als 150 Landwirte nehmen am Smart-Farming-Projekt der zweitgrößten griechischen Supermarktkette AB Vassilopoulos, das in Zusammenarbeit mit der Bodossakis Stiftung und der Amerikanischen Agrarschule realisiert wird, teil. Es handelt sich um zwölf telemetrische Hochtechnologiestationen, die verstreut in Griechenland installiert sind und Angaben über das Wetter und den Boden bereitstellen. Die Landwirte erhalten die Information über den PC oder das Mobiltelefon.

Von Michaela Balis | Athen

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Griechenland

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Griechisches Ministerium für Agrarentwicklung und Lebensmittel 

Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit, des Sektors und der ländlichen Gebiete

Verband für Maschinenimporteure und -vertreter (SEAM)

Griechischer Verband

Verband der Landmaschinenhersteller (EKAGEM)

Griechischer Verband

Elevate Greece

Startup-Register Griechenland

Agrotica

Landwirtschaftsmesse Griechenland (27.01.22-30.01.22)

Von Michaela Balis | Athen

Digitalisierung der Landwirtschaft in Indien

Noch wird in Indien überwiegend traditionelle Landwirtschaft betrieben. Es gibt jedoch erste Ansätze zur Digitalisierung des wichtigen Wirtschaftssektors. Das Potenzial ist groß.

Von Florian Wenke | Mumbai

Ziele: Transparenz, Effizienz und Einkommen steigern

Moderne Technologie ist ein Baustein, um die Lage indischer Landwirte zu verbessern. Die Regierung hat diese wichtige Wählergruppe im Blick.

Die Mehrheit der Landwirte in Indien betreibt traditionelle Landwirtschaft. Mehr als 85 Prozent der Bauern bewirtschaften Flächen mit einer Größe von weniger als 2 Hektar. Oftmals ist Realteilung der Grund für die kleinen und fragmentierten Flächen, die den Einsatz moderner Landmaschinen erschweren.

Nach zuletzt erhobenen Angaben der National Bank for Agriculture and Rural Development (NABARD) betrug 2017 das durchschnittliche Einkommen von Landwirten umgerechnet gerade einmal 137 US-Dollar (US$) pro Monat. Zwar gab es einzelne Bundesstaaten wie Punjab oder Haryana, in denen Werte von 356 US$ beziehungsweise 284 US$ erreicht wurden, aber auch das ist kaum genug für größere Investitionen. Nur wenige der großen und wohlhabenderen unter ihnen können es sich daher leisten, moderne Technik einzusetzen. Der erste Schritt ist dabei die Mechanisierung. Investitionen im Bereich Smart Farming kommen oft erst danach. Die Digitalisierung der Landwirtschaft befindet sich daher noch ganz am Anfang. 

Die Herausforderungen sind groß - die Digitalisierung könnte helfen

Die oftmals prekäre wirtschaftliche Lage der Bauern ist nur eine der Herausforderungen, vor denen der Sektor steht. Der Klimawandel und das Wassermanagement stellen ebenfalls große Probleme dar und bedrohen die Existenzgrundlage vielen Landwirte. Bereits jetzt verändern sich wichtige Wetterphänomene wie der Monsun, und viele Regionen sind durch akuten Wassermangel bedroht. Auch die Übernutzung der begrenzten Ressource Boden und der unsachgemäße Einsatz von Düngemitteln (meist Überdüngung) sind problematisch. 

Wie ein Vertreter eines deutschen Unternehmens anmerkte, befindet sich die indische Landwirtschaft gerade zusätzlich in einem Generationenwechsel. Junge Leute auf dem Land seien vielfach besser ausgebildet als ihre Eltern und Großeltern und zeigten teils deutlich geringeres Interesse an der Arbeit als Bauer. Dies führe dazu, dass künftig weniger Arbeitskräfte vorhanden seien, denn die Urbanisierung nehme zu. Auch dies stellt die Landwirtschaft vor Herausforderungen und erhöht den Druck, effizienter zu wirtschaften. 

Die Digitalisierung der Landwirtschaft könnte Lösungen für diese vielfältigen Herausforderungen bieten.

Die Regierung hat die Landwirtschaft im Blick

Bereits 2016 gab die Regierung unter Premierminister Narendra Modi ihr Ziel bekannt, die Einkommen der 100 Millionen bis 140 Millionen Landwirte bis 2022 zu verdoppeln. 2018 wurde dann der Report des Committee on Doubling Farmers' Income (DFI) vorgestellt. Besonders im DFI Report Band XII geht es um Themen rund um den Einsatz moderner und digitaler Technologien. Allerdings sind die genannten Punkte eher allgemeiner Natur. 

Anfang 2021 fand ferner eine Konferenz zur Zukunft der Landwirtschaft statt. Unter Mithilfe des Thinktanks NITI Ayog, des Ministry of Agriculture and Farmers’ Welfare sowie der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) wurde dort ebenfalls darüber nachgedacht, welche Rolle die Digitalisierung spielen kann, um den Sektor auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Die Publikation zu Science, Technology and Innovation geht ebenfalls recht allgemein auf die Möglichkeiten von beispielsweise Precision Farming oder Informations- und Kommunikationstechnik ein. 

Laut Verfassung spielen die Bundesstaaten eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Landwirtschaft und der entsprechenden Gesetzgebung. Daher existieren auch zahlreiche Strategiepapiere und Maßnahmenkataloge verwandter Einrichtungen sowie einzelner Bundesstaaten zur Einkommenserhöhung der Bauern. Auch darin wird bisweilen das Thema Digitalisierung gestreift. 

Ziel der Empfehlungen und Maßnahmen ist fast ausschließlich eine Erhöhung der Einkommenssituation der Landwirte. Gleichzeitig soll die Produktivität der Bauern gesteigert werden. Aufgrund der indischen Geschichte spielt das Thema Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln eine wichtige Rolle. Daher gilt es, durch die Landwirtschaft die Nachfrage an Nahrungsmitteln einer weiter wachsenden Bevölkerung zu decken. Zusätzlich möchte die Regierung die Agrarexporte stärken und den Sektor für die Herausforderungen der Zukunft fit machen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Agrarwirtschaft: Ein bedeutender Wirtschaftssektor

Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in Indien und erwirtschaftet Exportüberschüsse. Obwohl das Land als IT-Powerhouse gilt, befindet sich Smart Farming noch am Anfang.

Der Agrarsektor ist von großer Bedeutung für die indische Volkswirtschaft und Gesellschaft. Der Subkontinent zählt zu den größten Lebensmittelproduzenten weltweit. Bei der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide (besonders Reis und Weizen), Obst und Gemüse sowie bei Milch und Milchprodukten liegt das Land mit an der Spitze.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Indien

Indikator

2020

Einwohner (in Millionen)

1.380

Ackerfläche (in Millionen Hektar) 1)

180

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 2)

17,7

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

48

1) 2018; 2) 2019Quelle: United Nations; OECD; IMD World Competitiveness Center

Trotz der enormen wirtschaftlichen Bedeutung und der beachtlichen Produktionsmengen hinkt der Sektor bei Effizienz und Verarbeitungstiefe im internationalen Vergleich hinterher. Die Landwirtschaft trägt weniger als ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei, beschäftigt aber knapp 43 Prozent der Arbeitskräfte, so die Weltbank.  

Produktion ausgewählter Agrargüter in Indien 2020/21 (in Millionen Tonnen) 1)

Produkt

Menge

Zuckerrohr

397

Getreide

279

  davon Reis

120

  davon Weizen

109

Hülsenfrüchte

24

Ölsaaten

37

Baumwolle 2)

37

1) Zweite Prognose für das landwirtschaftliche Produktionsjahr 1. Juli bis 30. Juni; 2) Millionen Ballen zu 170 KilogrammQuelle: Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

Die Exporte übersteigen die Importe

Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse (inklusive Fischereiprodukte) waren eine der wenigen positiven Entwicklungen der indischen Wirtschaft im vergangenen Jahr. Das Minstry of Commerce and Industry meldet für das Finanzjahr 2020/21 (1. April bis 31. März) Ausfuhren in Höhe von 41,2 Milliarden US-Dollar (US$). Zu den wichtigsten Gütern gehörten Reis (inklusive Basmati) mit 8,8 Milliarden US$, Meeresfrüchte (6,0), Gewürze 4,0), Büffelfleisch (3,2) und Zucker mit 2,8 Milliarden US$. Wichtigste Zielländer waren die USA, China, Bangladesch, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien.

Die Importe hatten mit 21,4 Milliarden US$ einen deutlich geringeren Wert. Mit 11,1 Milliarden US$ waren Pflanzenöle der mit Abstand größte Posten gefolgt von frischen Früchten (2,1) und Hülsenfrüchten mit 1,6 Milliarden US$. Wichtigste Lieferländer waren Indonesien, Malaysia und Argentinien. 

Smart Farming steht noch am Anfang, hat aber Wachstumspotenzial

Eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young vom August 2020 gibt das Marktpotential für Indien im Bereich AgriTech bis 2025 mit 24,2 Milliarden US$ an. Dabei unterteilt die Studie noch einmal nach allgemeinen Lieferketten, Marktplätzen und insbesondere der Vernetzung von Landwirten mit Kunden (12,0 Milliarden US$); Finanzdienstleistungen für Landwirte (4,1); Precision Farming (3,4); Qualitätsmanagement (3,0) und Lieferketten im Bereich der Input-Güter wie Saatgut oder Dünger (1,7 Milliarden US$). Laut den Experten werden derzeit nur 204 Millionen US$ genutzt - gerade einmal 1 Prozent. 

Aktuell dominieren Unternehmen das Geschehen, die digitale Marktplätze (B2C, aber vermehrt auch B2B) schaffen. Die Landwirtschaft ist bekannt für ihr System mit zahlreichen Zwischenhändlern und Mittelsmännern. Digitale Lösungen versprechen hier eine größere Transparenz, die letztlich steigende Einkommen für Bauern ermöglichen soll. Wachstumspotenzial sehen die Analysten insbesondere im Qualitätsmanagement, im Precision Farming und bei maßgeschneiderten Finanzdienstleistungen für Landwirte. Im Gespräch betonte ein deutscher Experte, dass der heimische Sektor Potenzial  für den Einsatz des gesamten Spektrums an Lösungen aus dem Bereich Smart Farming biete. Insbesondere nannte er die Überwachung von Böden und Pflanzen mithilfe künstlicher Intelligenz, die technische Qualitätskontrolle und -bewertung von Agrarprodukten sowie die effiziente Bereitstellung von Landmaschinen als Einsatzmöglichkeiten.

Regierungsprojekte zeugen ebenfalls davon, dass der Markt noch am Anfang steht. Vielfach geht es um die Bereitstellung von Geldern für Unternehmensgründer, um (digitale) Lösungen für die Landwirtschaft zu schaffen.

Ausgewählte Projekte in Indien (Investitionen in Millionen US$) *)

Projekt

Investition

Stand

Projektträger

Agriculture Infrastructure Fund (Fond zur Unterstützung der Modernisierung der Landwirtschaft)

13.732

Im August 2020 angekündigt

Zentralregierung

Nabventures; Tochter der National Bank for Agriculture and Rural Development (NABARD) mit Fokus auf Finanzierung von Start-ups im Agrarbereich

96

Bisher fünf Transaktionen abgeschlossen

Zentralregierung

National Agriculture Market online trading portal (eNAM); digitaler Marktplatz für Landwirte

27

Im April 2014 gestartet und seitdem sukzessive ausgebaut

Zentralregierung

Vereinbarung des Ministry of Agriculture und Microsoft India zur Förderung digitaler Landwirtschaft 100 Dörfern

k.A.

Absichtserklärung unterzeichnet

Ministry of Agriculture und Microsoft India

*) Umrechnungskurs der Federal Reserve Bank am 21. Mai 2021: 1 US$ = 72,81 i.R. Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest

IT zählt zu Indiens Stärken

Beim Gedanken an Indien kommen vielen die Begriffe Callcenter oder Computeringenieur in den Sinn. Seit langem gilt das Land als Hochburg für Business Process Outsourcing (BPO) für Dienstleistungen aller Art, insbesondere im Bereich Informationstechnologie (IT). Das Indian Brand Equity Forum schätzt die Gesamtumsätze der Branche für das Finanzjahr 2020/21 auf rund 194 Milliarden US$ - etwa 45 Milliarden US$ davon werden in Indien selber erwirtschaftet. Diese Stärke kommt dem Subkontinent bei der Digitalisierung der Landwirtschaft zupass. 

Im Digital Readiness Ranking 2020 des International Institute for Management Development (IMD) belegt Indien allerdings nur Rang 48 von 63 Ländern. Zwar bescheinigen die Experten des IMD dem Subkontinent gute Positionen beispielsweise im Hinblick auf die Anzahl mathematisch-naturwissenschaftlicher Absolventen und auf die Investitionen im Bereich Telekommunikation. Beim Blick auf die Anzahl der Internetnutzer und den Breitbandausbau ist, neben anderen Punkten, laut Ranking aber noch Luft nach oben. 

Die Mobilfunktarife und mobile Daten zählen jedoch zu den günstigsten in der Welt. Hinzu kommt ein großes Angebot an Smartphones im unteren und mittleren Preissegment, sodass auch auf dem Land der Zugang zum Internet und damit digitalen Angeboten erleichtert wird. Das G5-Netz lässt aber weiterhin auf sich warten. Frühestens Anfang 2022 ist mit ersten Angeboten zu rechnen. Bis es auf dem Land so weit sein wird, dürfte es länger dauern. Dies erschwert natürlich den Einsatz smarter Maschinen und Dienstleistungen, denn dafür ist oft die Verarbeitung großer Datenmengen notwendig.  

Von Florian Wenke | Mumbai

Marktstruktur: Start-ups spielen eine große Rolle

Der Markt befindet sich noch im Aufbau. Die Gründungen haben in den letzten Jahren aber zugenommen, denn das Wachstumspotenzial ist groß. 

Wie in vielen Bereichen der indischen Wirtschaft ist auch die Marktstruktur im Bereich Smart Farming und AgriTech kleinteilig und oft unübersichtlich. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihre Produkte und Lösungen zuerst in regional begrenztem Rahmen auf den Markt bringen und Indien nicht als Gesamtmarkt betrachten. Dementsprechend sind es oftmals Regionen mit Nähe zu innovativen Regionen und starker Präsenz von Start-ups wie beispielsweise Bengaluru (Bangalore), Pune oder Gurugram, in denen neue Technologielösungen erprobt werden und zum Einsatz kommen. 

Gründungen im Bereich AgriTech boomen

Die Digitalisierung der indischen Landwirtschaft befindet sich noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend sind fast alle Firmen, die sich mit Themen rund um AgriTech/Smart Farming befassen, erst wenige Jahre alt. Bereits 2019 berichtetet der Branchenverband der IT-Industrie - die National Association of Software and Services Companies (NASSCOM) - davon, dass eines von neun weltweit gegründeten AgriTech- Start-ups in Indien gegründet wird. Insgesamt zählte NASSCOM schon damals 450 derartige Unternehmen. Die auf den Start-up-Markt spezialisierte Informationsplattform Inc42 gibt die Zahl der AgriTech-Firmen für 2020 mit mehr als 1.000 an. 

Ein deutscher Unternehmensvertreter nannte Indien aufgrund seiner Größe und durch die vielen Kleinbauern ein gutes Umfeld, um Technologien zu testen und zu prüfen, ob diese auch für andere Entwicklungs- und Schwellenländer relevant sein könnten. Als Beispiel mit Potenzial nannte er Anwendungen aus dem Bereich der Predictive Analytics, bei denen mithilfe moderner Technik wie künstlicher Intelligenz Analysen erstellt und dann Handlungsempfehlungen an den Landwirt gegeben werden etwa zum Einsatz von Düngemitteln oder Pestiziden.

Die Mehrzahl der vorhanden Firmen befasste sich mit Themen rund um Lieferketten und die Schaffung effizienterer Märkte. Ziel dabei ist es, die Lieferketten durch Weglassen der Mittelsmänner effizienter zu machen. Ein deutscher Experte gab jedoch zu bedenken, dass hierbei oft lediglich die digitale Plattform als neuer und anonymer Mittelsmann anstelle der bisher vertrauten menschlichen Kontaktperson tritt. 

Konkrete technische Lösungen für den Anbau, die Überwachung und die Verarbeitungen von Feldfrüchten sind bisher erst in relativ geringerer Anzahl im indischen Markt vorhanden.

Übersicht zu ausgewählten AgriTech- Unternehmen in Indien *)

Tätigkeitsschwerpunkt

Unternehmen

Marktplätze, Lieferketten

NinjacartBijakCrofarmDeHaat; MeraKisan; Kisan Network; Otipy; Gramophone; AgroStar; Freshokartz; Big Haat; Agribuddy

Precision Farming, Farming as a Service (FaaS); Software as a Service (SaaS)

Fasal; CropIn; Aibono; AgNext; KrishiHub; FarmERP; Intello Labs; KHETHINEXT; EM3; SatSure; Oxen Farm Solutions; Trringo; FarMart; Agricx; neoInt; NanoGhanesh

Finanzierung

Jai Kisan; ergos; Samunnati; Krishi Trade

*) Ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Nennung bedeutet kein Fürsprechen; für einzelne Unternehmen ist auch eine Zuordnung in mehrere Bereiche möglichQuelle: Recherche Germany Trade & Invest

Auch deutsche Firmen mischen im Markt mit. So gibt es ein Projekt der Europäische Weltraumorganisation (ESA) zur Nutzung von Satellitendaten für die Landwirtschaft mit deutscher Beteiligung. Unter Experten ebenfalls bekannt ist die Marktpräsenz von Peat über die App Plantix. Durch die App können Bilder von Pflanzen analysiert und beispielsweise Krankheiten erkannt werden. 

Die Investitionen in den Sektor sind zuletzt gestiegen

Start-ups mit Fokus auf die Landwirtschaft sind ein viel diskutiertes Thema, das auch interessierte ausländische Investoren auf den Plan ruft. In Indien selbst gibt es seit 2010 mit Omnovire sogar einen eigenen Venture-Capital- (VC-)Fonds mit Fokus auf die Land- und Ernährungswirtschaft. Omnivore hält Beteiligungen an zahlreichen Unternehmen aus Bereichen wie beispielsweise digitalen Märktplätzen, Pestizidmanagement oder Post-Harvest-Dienstleistungen.  

Der India AgriFoood Investment Report 2020 der beiden Kapitalgeber Omnivore und AgFunder gibt für das Finanzjahr 2019/20 (1. April bis 31. März) Investitionen im Upstream-Bereich in Höhe von 312 Millionen US$ in 56 Transaktionen an. Dies war eine deutliche Steigerung gegenüber den 145 Millionen US$ und 46 Transaktionen aus dem Finanzjahr davor. Als Upstream bezeichnen die Autoren beispielsweise die Bereiche AgriTech, Farm Robotics, Farm Management Software und elektronische Marktplätze. Größte Einzelinvestition war dann auch die Serie-C- Finanzierungsrunde der Marktplattform Ninjacart mit 99 Millionen US$. Das Unternehmen arbeitet mit 40.000 bis 50.000 Landwirten zusammen und vernetzt diese mit Unternehmen wie Einzelhändlern oder Restaurants.   

Anfang 2021 sorgten beispielsweise Investitionen in das Start-up CropIn für Aufsehen. Das junge Unternehmen aus Bangalore konnte sich in einer Finanzierungsrunde 20 Millionen US$ sichern. CropIn bietet "Software as a Service" (SaaS) an und nutzt künstliche Intelligenz, um unter anderem Landwirte beim Bewirtschaften ihrer Felder zu unterstützen.

Von einem regelrechten Investitionshype könne bisweilen die Rede sein, so ein deutscher Experte. Getrieben durch viel vorhandenes Kapital werde momentan stark in Start-ups in der Landwirtschaft investiert. Leider werde dabei allzu oft nicht auf die Bauern selbst geachtet. Stattdessen habe die Mehrzahl der Unternehmensgründer nur den schnellen Exit im Kopf.   

Drohnen beschäftigen Gründer und Investoren

Eines der wichtigsten Themen, das Gründer von Start-ups im Agrarbereich momentan umtreibt, sind Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Drohnen. Dazu zählen beispielsweise die automatisierte Überwachung von Feldern. Auch ein deutscher Branchenkenner sprach davon, dass Drohnen derzeit ein viel diskutiertes Thema seien. Seiner Ansicht nach wird das Feld jedoch überschätzt, auch aufgrund der unübersichtlichen rechtlichen Lage.

Bisher war die Nutzung von Drohnen nicht klar geregelt. Im März 2021 traten jedoch die Unmanned Aircraft System (UAS) Rules, 2021 in Kraft. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass für Betrieb, Besitz, Bau und Import von Drohnen eine Genehmigung der Luftfahrtbehörde (Director General of Civil Aviation - DGCA) notwendig ist. Diese kann jedoch nur an indische Staatsbürger über 18 Jahre und an in Indien registrierte Unternehmen mit Geschäftssitz im Land ausgestellt werden. Das würde den Marktzugang von Anbietern aus dem Ausland erschweren. Wie sich die Umsetzung der neuen Regeln in der Praxis gestaltet wird, ist jedoch noch unklar. Lücken zwischen gesetzlichen Regelungen und der Realität sind in Indien nicht unüblich.

Von Florian Wenke | Mumbai

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Indien
(Indo-German Chamber of Commerce)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

Bundesministerium

Ministry of Electronics and Information Technology

Bundesministerium

Digital Platform for Farm Mechanization and Technology

Teil des Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

CII – Jubilant Bhartia Food and Agriculture Centre of Excellence (CII-FACE)

Initiative des Wirtschaftsverbandes Confederation of Indian Industry (CII)

EIMA AGRIMACH INDIA

Fachmesse

KISAN Indian Agriculture Trade Fair

Fachmesse

Digitalisierung der Landwirtschaft in Indonesien

Der Agrarsektor des Archipels bedarf dringend der Technisierung, denn immer mehr Nahrungsmittel müssen importiert werden. Doch Smart Farming steht erst am Anfang.

Von Frank Malerius | Jakarta

Ziele: Smart Farming soll Indonesiens Erträge steigern

Die Landwirtschaft muss ihre Produktivität erhöhen, um Nahrungsmittelimporte zu senken. Eine umfassende Strategie für den Einsatz digitaler Technologien gibt es aber nicht.

Smart Farming ist ein neues Phänomen in Indonesien, erst seit wenigen Jahren kommt es im Nahrungsmittelanbau zur Anwendung, und das zumeist auch nur im kleinen Maßstab. Doch allmählich hat die Politik das Thema entdeckt. Schließlich kann der Einsatz von digitalen Technologien Erträge steigern, die Produktqualität auf exportfähiges Niveau heben oder Dünger einsparen, der teuer importiert oder mit hohem Energieeinsatz selbst erzeugt werden muss. Doch jenseits vieler kleinteiliger Entwicklungspläne sucht man eine umfassende Smart-Farming-Strategie bisher vergebens.

Der Bedarf an besseren Anbaumethoden ist groß, denn Indonesien muss für immer größere Summen Nahrungsmittel importieren. Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt mehr als 3 Millionen Menschen. Gleichzeitig sind Nahrungsmittel ein wichtiges Exportgut des Archipels.  

Der Druck für eine Technologieoffensive ist hoch, doch der Einsatz von Smart Farming im großen Maßstab ist schwierig, denn die heimische Landwirtschaft ist kleinbäuerlich geprägt. Viele Bauern bearbeiten nur kleine Parzellen, haben wenig Know-how und können sich keine Technologie leisten. Eine Ausnahme ist der Palmölbau, der zu immerhin 60 Prozent auf großen Plantagen stattfindet. Dort ist reichlich Kapital für moderne Anbaumethoden vorhanden.

Millennials aufs Land

Ein weiteres Problem ist die Überalterung der Bauern. Landwirtschaft steht für Armut, Rückständigkeit und harte Arbeit - jüngere Menschen wollen dieses Leben nicht. Sie zieht es in die Städte. Als eine Folge davon ist der indonesische Reisbauer im Durchschnitt Ende Vierzig und hat bestenfalls einen Mittelschulabschluss. Das sind keine besonders guten Voraussetzungen für Veränderung und Innovation. 

Ausgesprochenes Ziel von Regierungsinitiativen im Bereich Smart Farming ist daher, Millennials aufs Land zu locken. Die Chancen dafür sind durchaus vorhanden, denn junge Indonesier sind ausgesprochen digitalaffin. Praktisch jeder besitzt ein Smartphone und geht online einkaufen. In den Städten ersetzen E-Wallets bereits einen großen Teil des Bargeldverkehrs.  

In Vertrieb und Marketing von landwirtschaftlichen Produkten ist die Digitalisierung hingegen viel weiter fortgeschritten als in deren Anbau. So vermittelt etwa das Vorzeige-Start-up Tanihub landwirtschaftliche Produkte vom Kleinbauern via Internet an Händler und Endkunden. Andere Start-ups wie Sayurbox ("Gemüsekiste") liefert in Großstädten Gemüse und andere Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs als individuelle Online-Bestellungen nach Hause oder ins Büro.

Regierung fördert Kleinprojekte

Die Regierung hatte 2018 die Strategie "Making Indonesia 4.0" ausgerufen. Zu den fünf Kernbranchen, die besonders gefördert werden sollen, gehört die Landwirtschaft allerdings nicht, wohl auch aufgrund ihrer kleinteiligen Struktur. Bisher gibt es überwiegend kleinere Projekte, die oft in Kooperation mit staatlichen Unternehmen und zumeist öffentlicher Finanzierung durchgeführt werden. Zuständige Institution auf politischer Seite ist das Landwirtschaftsministerium.

Von Frank Malerius | Jakarta

Agrarwirtschaft: Struktur erschwert Agrar-Innovation

Indonesiens Landwirtschaft ist unterentwickelt, und die Bewirtschaftung kleiner Flächen behindert den Fortschritt. Dennoch entstehen vielerorts Smart-Farming-Initiativen.

Indonesien ist längst eine Dienstleistungsgesellschaft, die Landwirtschaft trägt nur noch 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Dennoch hat der Agrarsektor des Archipels eine enorme Bedeutung, weil er etwa 30 Prozent aller Arbeitskräfte absorbiert. Allerdings ist er schwach entwickelt. Er ist kleinbäuerlich geprägt und leidet infolgedessen unter geringer Produktivität. Die bewirtschafteten Flächen sind oftmals so klein, dass ein erheblicher Teil der Bauern als Netto-Nahrungsempfänger gilt.

Als eine Folge dieser Marktstruktur ist der Archipel in steigendem Maße auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, 2020 wurden dafür 15,4 Milliarden US-Dollar (US$) aufgewendet. Das riesige und fruchtbare Land mit seinem günstigen Klima verzeichnete seinen letzten Außenhandelsüberschuss mit Nahrungsmitteln im Jahr 2006. Bei nahezu allen Grundnahrungsmitteln ist Indonesien von Einfuhren abhängig, seien es Reis, Weizen, Mais, Soja, Rindfleisch, Milch, Knoblauch, Zucker oder Salz. Selbst die traditionelle heimische Küche basiert längst auf Importen. Auch drei Viertel des Kochgases müssen eingeführt werden.

Cash Crops verdrängen Nahrungsmittelanbau

Die Landwirtschaft ist geprägt vom Palmölanbau. Er erstreckt sich nach Angaben des Statistikamtes BPS über eine Fläche von 14,9 Millionen Hektar. Das ist etwa ein Viertel der gesamten indonesischen Agrarfläche und entspricht der gemeinsamen Ausdehnung von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Palmöl ist nach Kohle das zweitwichtigste Ausfuhrgut des Landes.

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Wichtige, nahezu ausschließlich kleinbäuerlich erzeugte Exportgüter sind Kautschuk, Kakao und Kaffee. Sie verdrängen den Nahrungsmittelanbau, weil sie den Bauern bessere Einkommenschancen versprechen.

Auch wenn es für Indonesien volkswirtschaftlich wenig sinnvoll ist, auf einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln zu setzen, hat dieser dennoch eine große psychologische Bedeutung im Land. Denn viele ältere Menschen können sich noch gut an Zeiten der Unterversorgung erinnern. Sobald die Regierung Reis aus Thailand, Vietnam oder Indien importiert, ist die öffentliche Empörung über diese Abhängigkeit groß.

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Diese Befindlichkeit ist Ansporn für die Ausweitung der Landwirtschaft und den Einsatz von Smart Farming. Die Regierung hat in mehreren Regionen sogenannte Food Estates geschaffen, deren Erträge gezielt Nahrungsmittelimporte substituieren sollen. Zu den größten gehört das 32.000 Hektar umfassende Food Estate in Zentralkalimantan.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Indonesien

2020

Einwohner (in Millionen)

273,5 

landwirtschaftliche Nutzfläche (in 1.000 Hektar)

63.3001)

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

13,3 2)

IMD Digital Competitiveness Ranking

56

1) 2018; 2) 2019Quelle: UN; FAO; IMD

Keine umfassende Smart-Farming-Strategie 

Vielerorts im Archipel sind kleinere Initiativen entstanden: Drohnen helfen bei der Schädlingsbekämpfung, Sensoren überwachen den Säuregehalt des Bodens. Apps bieten den Bauern aktuelle Informationen über das Wettergeschehen und helfen bei der Einsparung von Düngemitteln.

Junge Gründer bestimmen dabei das Bild, wie etwa der Smart-Farming-Anbieter Mitra Sejahtera Membangun Bangsa ("Partner für den nationalen Ausbau"). Das Unternehmen bekam auf der digitalen Hannover Messe im April 2021 den Hermes Award in der Kategorie Start-up verliehen. Es wurde 2018 gegründet und bietet vom Einsatz von Boden- und Wettersensoren, der Drohnendüngung bis hin zu Cloudlösungen ein breites Portfolio an Leistungen, die vielerorts zum Einsatz kommen, sei es bei der Ernteoptimierung von Melonenbauern in Yogyakarta oder im Nach-Ernte-Management von Mais in Nusa Tenggara Timur, dem rückständigen Südosten des Archipels.

In einigen Bereichen kommen digitale Technologien aber auch im größeren Maßstab zur Anwendung: So wird etwa die Gesamtfläche der Reisfelder Indonesiens mithilfe von Satellitenbildern bestimmt, um zuverlässiger Ernteerträge prognostizieren zu können und gegebenenfalls die Lagerhaltung durch Importe auszuweiten. 

Ein weiteres Beispiel bietet der deutsche Reifenhersteller Continental, der in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bei seinem nachhaltigen Anbau von Kautschuk in der Provinz Westkalimantan eine digitale Tracking-Technologie verwendet. Sie macht das Produkt entlang der gesamten Wertschöpfungskette rückverfolgbar - vom Kleinbauern bis in die Fabrik. Technologiepartner ist das auf landwirtschaftliche Lieferketten spezialisierte indonesisch-schweizerische Tech-Unternehmen Koltiva. 

Staatliche Förderung notwendig

Dennoch steckt Smart Farming noch in den Kinderschuhen. Eine umfassende Regierungsstrategie mit einer Roadmap, einem fixen Budget und definierten Entwicklungszielen ist nicht bekannt. Dennoch gibt es öffentliche Förderung. So werden mehrere Initiativen vom Landwirtschaftsministerium, dem Ministerium für Information und Kommunikation, dem staatlichen Mobilfunkkonzern Telkom sowie der staatlichen Bank Negara Indonesia (BNI) unterstützt.

Beispielsweise fördert die BNI in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium seit 2020 sechs Smart-Farming-Projekte in den fünf Provinzen West-, Zentral- und Ostjava sowie West- und Nordsumatra. Die Bank bringt Technologie-Start-ups und Bauern zusammen und bietet eine günstige Projektfinanzierung. Schwerpunkte sind Präzisionsdüngung und Schädlingsbekämpfung. Darüber hinaus wird Bauern mithilfe von Apps und Sensoren vermittelt, wie Niederschläge, Temperatur und Bodenbedingungen mit dem Düngemittelbedarf zusammenhängen.

Neben Ministerien und Staatsunternehmen gehören Universitäten wie etwa die Fakultät für Agrartechnik und Biosysteme der renommierten Universität Gadjah Mada in Yogyakarta zu den Treibern der Entwicklung. Die meisten Smart-Farming-Projekte sind aber direkt oder indirekt auf staatliche Unterstützung angewiesen. Denn Kleinbauern können sich ihre Dienste nicht leisten. 

Einige Hindernisse beim Einsatz von Smart Farming sind der Geographie des Archipels geschuldet. Denn jenseits der Ballungszentren gibt es oft nur eine schlechte, in abgelegenen Regionen auch manchmal gar keine Internetverbindung. Auch die Stromversorgung hat mancherorts Lücken.

Von Frank Malerius | Jakarta

Marktstruktur: Hoffnung liegt auf ausländischen Investoren

Die Aufhebung der Investitionsbeschränkungen für ausländische Unternehmen soll Technologie und Know-how in die indonesische Landwirtschaft locken.

In Indonesien gibt es bisher keinen Smart-Farming-Sektor, der entsprechende Technologien in größerem Umfang standardisiert herstellt oder vermarktet. Die Initiative liegt zumeist bei kleinen Start-ups von jungen Indonesiern, die individuelle Lösungen für ihre Kunden entwickeln und dabei aufgrund der Finanzschwäche ihrer Kunden zumeist auf staatliche Förderungen angewiesen sind.

Anspruchsvolle Lösungen aus dem Ausland

Einfache Technologien wie Standard-Drohnen, aber auch Sensoren werden im Land hergestellt. Bei anspruchsvolleren Technologien ist der Sektor, so wie die meisten Branchen, auf Importe angewiesen. Dafür sind junge Indonesier begeisterungsfähig für Technologie und digitale Lösungen. Zahlreiche digitale Alltagsanwendungen, wie etwa bargeldloses Zahlen oder Online-Einkäufe, sind in Indonesien viel weiter verbreitet als in Deutschland.

Für die Entwicklung von Smart-Farming-Lösungen gibt es talentierte Programmierer. Sie sind auf dem Arbeitsmarkt allerdings heiß umkämpft und können sich die lukrativsten Arbeitsplätze aussuchen. Kleinere Start-ups haben gegen die großen finanzstarken Unicorns wie Gojek, Tokopedia oder Traveloka zumeist das Nachsehen. Programmierer werden zwar kontinuierlich in speziellen Coding-Camps nachgeschult, sie können die Nachfrage aber nicht annähernd decken. Der Mangel an Softwareentwicklern ist längst zu einem Flaschenhals für den digitalen Fortschritt geworden.  

Alleinige Eigentümerschaft erlaubt

Hoffnungen für die Modernisierung der Landwirtschaft ruhen auf der aktuellen Reform des Investitionsrechts und des Arbeitsrechts. Bisher war der Sektor für ausländische Investoren weitgehend geschlossen. Bauern und Kooperativen sollten als ökonomisch besonders verletzliche Teile der Gesellschaft vor Konkurrenz geschützt bleiben. Doch der Druck zum Fortschritt war letztlich zu hoch. 

Durch die Gesetzesreform können Ausländer nun alleinige Eigentümer von landwirtschaftlichen Unternehmen sein, vormals war jenseits des Plantagensektors nur ein Anteil von maximal 30 Prozent erlaubt. Inwieweit das Anreiz genug für ausländische Investoren ist, bleibt abzuwarten.

Indonesien gilt als schwieriger Investitionsstandort mit eingeschränkter Rechtssicherheit und einer ausufernden Bürokratie. Dennoch hat es seit Amtsantritt von Joko Widodo 2014 substanzielle Verbesserungen gegeben. So ist der Archipel im Doing-Business-Index der Weltbank von Platz 128 (2013) auf Rang 73 (2020) vorgerückt.

Von Frank Malerius | Jakarta

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Indonesien („Ekonid“)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Kementerian Pertanian

Landwirtschaftsministerium (zuständig für Bewirtschaftung)

Kementerian Agrarian dan Tata Ruangan

Ministerium für Agrarwirtschaft und Raumplanung (zuständig für Ausweisung von Flächen)

Kementerian Kelautan dan Perikanan (KKP)

See- und Fischereiministerium

Kementerian Kehutanan dan Lingkungan Hidup

Ministerium für Forstwirtschaft und Umweltschutz

INAGriTech

Jährliche Landwirtschaftstechnikmesse in Jakarta (nächster Termin: 25.-27. August 2021)

Indo Agritech

Jährliche Fachmesse für Agrartechnologie in Jakarta

AgroFood

Jährliche Fachmesse für Agrarprodukte in Jakarta

Digitalisierung der Landwirtschaft in Japan

Das Inselreich setzt auf Smart Farming, um dem demografischen Wandel zu begegnen, die Produktivität des Agrarsektors zu steigern und den Klimaschutz voranzutreiben.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Ziele: Produktivitätserhöhung steht im Fokus

Japans Markt für smarte Landwirtschaft weist gute Entwicklungschancen auf. Mit der Einführung werden große Hoffnungen für die Traditionsbranche verbunden.

Smart Farming soll in Japan im Fiskaljahr 2026 (1. April bis 31. März) ein Marktvolumen von umgerechnet 460 Millionen US-Dollar (US$) aufweisen. Laut den Marktforschern von Yano Research lag es im Fiskaljahr 2019 bei rund 165 Millionen US$. Grundsätzlich sollen digitale Technologien die Modernisierung der Agrarwirtschaft voranbringen und die Nahrungsmittelversorgung Japans absichern.

Erwartungen an neue Technologien hoch

Der Einsatz von digitalen Instrumenten in der Landwirtschaft soll helfen, den Arbeitskräftemangel zu überwinden, die zu erzielenden Ernteerträge der begrenzten agrarischen Flächen zu erhöhen, Zeit und Kosten einzusparen und nicht zuletzt durch gezieltere Nutzung von Wasser und Hilfsmitteln die Umwelt besser zu schützen. Wo möglich, soll auch das Exportpotenzial gesteigert werden.

Herausforderungen für die Agrarbranche enorm

Der Agrarsektor Japans wird noch härter als andere Wirtschaftszweige durch den demografischen Wandel ausgebremst. So sinkt seit Jahren nicht nur die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten. Auch deren Alter nimmt zu. Das Durchschnittsalter betrug 2019 etwa 67 Jahre. Junge Leute wandern meist für berufliche Karrieren in die Städte ab. Viele Nutzflächen liegen brach.

Weil Japans Bevölkerungszahl insgesamt zurückgeht, schrumpft auch der inländische Absatz. Zwar sollen mehr agrarische Erzeugnisse exportiert werden, was zu einem gewissen Teil auch mit Hilfe von Marketingmaßnahmen funktioniert. Insgesamt sind die Ausfuhren jedoch gering. Sie sollen perspektivisch durch eine wettbewerbsfähigere Produktion gesteigert werden.

Staat unterstützt smarte Landwirtschaft

Smart Agriculture ist Teil des strategischen Innovationsprogramms der Regierung. Das Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries (MAFF) hat eine Art Roadmap formuliert, die den Titel „Technologies for Creating Next-generation Agriculture, Forestry and Fisheries” trägt. Um die Machbarkeit und praktische Umsetzung zu prüfen, laufen seit Jahren eine Vielzahl von Demonstrationsprojekten.

Bis 2025 sollen Smart-Farming-Technologien schrittweise eingeführt und kommerzialisiert sein. In diesem Zug wird versucht, den landwirtschaftlichen Beruf attraktiver zu machen, indem schwere und repetitive Arbeiten automatisiert werden. Zudem sollen Produktivitätsfortschritte die Einnahmen der Landwirte aufbessern und so mehr junge Leute überzeugen, sich für die Agrarwirtschaft zu entscheiden.

Für Aktivitäten zur Einführung von Smart Farming hat das Agrarministerium im Fiskaljahr 2021 (1. April bis 31. März) umgerechnet 51 Millionen US$ budgetiert. Landwirtschaftliche Betriebe, die sich neuen Technologien öffnen, erhalten Steuererleichterungen, finanzielle Förderung und sonstige Unterstützung.

Vielfältige Aktivitäten initiiert

Um die Zusammenarbeit von öffentlichen Institutionen und den landwirtschaftlichen Betrieben zu erleichtern, hat das MAFF im April 2019 die Agricultural Data Collaboration Platform (WAGRI) freigeschaltet. Sie soll den Datenaustausch fördern und damit Verbesserungen in der Agrarwirtschaft den Weg ebnen. Mit dem "Quasi Zenith Satellite System" betreibt sie ein eigenes Satellitensystem, das einen wichtigen Baustein für die Datenerhebung und Fernsteuerung darstellt.

Als Mitspieler ist beispielsweise auch das SMARTAGRI consortium zu nennen, das seit 2017 die Zusammenarbeit in der Landwirtschaft mit dem Ziel fördert, Informations- und Kommunikationstechnik zu etablieren. Um die Modernisierungsaktivitäten der landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützen, existieren weitere Plattformen und Gruppen, wie etwa die „Smart Agriculture New Service Creation Platform“ oder die "Japan Association for Techno-innovation in Agriculture, Forestry and Fisheries". Alle haben direkte Verbindungen zum Landwirtschaftsministerium.

MAFF ist federführende Stelle

Das Landwirtschaftsministerium ist bei der Einführung von Smart Farming federführend, da es die grundlegenden Ziele und Pläne formuliert und die Demonstrationsprojekte finanziert. Mit der Steuerung und Überwachung der vielfältigen Projekte ist die National Agriculture and Food Research Organization (NARO) beauftragt.

Zudem sind andere Ministerien involviert. So setzt das Wirtschaftsministerium (Ministry of Economy, Trade and Industry - METI) beispielsweise industrielle Standards und das Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism (MLIT) ist für Straßenverkehr, für Landvermessungs- und Wetterdienste und für Bestimmungen zuständig, die den Einsatz von autonomen Fahrzeugen und Drohnen erlauben. Nicht zuletzt ist das Ministry of Internal Affairs and Communications (MIC) beteiligt, wenn es um die Telekommunikationsinfrastruktur und den 5G-Ausbau geht.

Bei der Umsetzung der Smart-Farming-Technologien in praktische Anwendungen spielt die Japan Agricultural Cooperatives (JA) eine bedeutende Rolle. Der Agrargenossenschaftsverband ist ein Zusammenschluss von Hunderten regionaler Kooperativen in Japan und ist daher sehr einflussreich, denn die Kooperativen unterstützen die landwirtschaftlichen Betriebe bei Aktivitäten wie Beschaffung, Transport, Leasing von Ausrüstung, Finanzierung und Marketing.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Agrarwirtschaft: Wirtschaftsbeitrag ist gering

Japans nutzbare Agrarfläche ist begrenzt und damit auch die Fähigkeit zur Eigenversorgung. Smarte Technologien sollen die Ertragskraft der Landwirtschaft steigern.

Japans Agrarwirtschaft trägt etwa 1,2 Prozent zur volkswirtschaftlichen Leistung bei. Da der Archipel zu mehr als drei Vierteln aus Berg- und Hügelland besteht, macht die landwirtschaftlich genutzte Landfläche lediglich rund 12 Prozent aus. Zwar ist der Reisanbau in den vergangenen Jahrzehnten zurückgedrängt worden, jedoch ist Reis immer noch das weitaus wichtigste Agrarerzeugnis des Landes. Zudem werden Weizen und Gerste, Gemüse, Früchte und Hülsenfrüchte angebaut, zum Teil auch in saisonaler Mehrfachnutzung der Flächen.

Begrenzte Anbauflächen

Aufgrund des Flächenmangels ist die Selbstversorgungsrate Japans begrenzt. Auf Kalorienbasis betrug sie 2018 ungefähr 37 Prozent und auf Produktionswertbasis etwa 66 Prozent. Beide Werte sollen bis 2030 erhöht werden; die Kalorienversorgung auf 45 Prozent und der Produktionswert auf 75 Prozent. Smarte Technologien sollen die Produktivität der Landwirtschaft voranbringen.

Im Jahr 2015, dem jüngsten Jahr der statistischen Erfassung, verzeichnete das Landwirtschaftsministerium knapp 1,38 Millionen Betriebe, darunter 1,34 Millionen Familienbetriebe. Reformen haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Parzellen zu größeren Feldern zusammengelegt werden und so größere Agrarfirmen entstehen. Dennoch ist die Durchschnittsgröße der Betriebe immer noch klein und liegt bei 3 Hektar für Landflächen im Eigenbesitz. Die Agrarbetriebe erreichen eine durchschnittliche Größe von 28,5 Hektar.

Japan ist ein Nettoimporteur

Japan ist auf den Import von Agrargütern angewiesen. Diese übersteigen die Ausfuhren des Landes um ein Vielfaches. Die Einfuhren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen lagen nach Angaben des Agrarministeriums 2019 umgerechnet bei etwas mehr als 60 Milliarden US$. Auf Basis der Landeswährung stiegen sie gegenüber 2018 um 0,4 Prozent.

Die japanischen Exporte erreichten 2019 umgerechnet rund 5,4 Milliarden US$ und einen Zuwachs auf Yen-Basis von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unterstützt durch Marketingmaßnahmen der Regierung wie auch den Abschluss von Freihandelsabkommen weitet das Land seine Ausfuhren seit mehreren Jahren aus. Dabei kommen die Abkommen umgekehrt auch den Lieferländern Japans zugute. Für Reis werden hierbei meist Ausnahmen ausgehandelt.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Japan

2020

Einwohner (in Millionen)1

126,3

landwirtschaftliche Nutzfläche (in 1.000 Hektar)

4.372

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)2

1,2

IMD Digital Competitiveness Ranking 

27

1) 1. Oktober 2020; 2) Nominal in 2019Quelle: Ministry of Internal Affairs and Communications; Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries; Cabinet Office

Smarte Technologie im Test

Japan ist offen gegenüber neuen Technologien. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in der Landwirtschaft wird seit 2013 aktiv gefördert. Alle möglichen Arten von Daten werden geteilt, was durch eine offene API (application programming interface)-Struktur unterstützt wird. In Verbindung mit der Ausweitung der 5G-Mobilkommunikationsnetze soll die Datennutzung sowie der Einsatz von Drohnen und Robotern noch verbessert werden.

Rundum Drohnen gibt es eine Vielzahl an Aktivitäten. So werden mit ihnen Daten gesammelt, Pflanzenschutz- und Düngemittel verteilt und Saatgut ausgebracht. Darüber hinaus sind automatisierte Maschinen im Einsatz, die Reis pflanzen sowie Tomaten, Kohl oder Erdbeeren ernten. Was bislang immer noch meist als Demonstrationsprojekt finanziert wird, soll sukzessive stärker in den praktischen Alltag integriert werden. Hierbei sind die Kooperativen mit ihren Leasing-Systemen und technologischem Know-how gefragt, denn die spezialisierten Maschinen sind teuer.

Ausländische Partner sind willkommen

Von öffentlicher Seite sind laut Landwirtschaftsministerium keine großen Investitionsprojekte geplant. Es gibt jedoch exemplarisch zwei Investitionsprojekte, bei denen ausländische Technologie zum Einsatz kommt. Das ist zum einen die Zusammenarbeit des Anlagenbauers JFE Engineering mit dem Anbieter von Klimakontrolltechnologie Priva aus den Niederlanden. Mehrere Gewächshäuser sind hierbei seit 2013 in Japan mit smarter Technologie ausgestattet worden.

Ein Projekt, das seit April 2021 läuft, ist die Zusammenarbeit von BASF Digital Farming mit Zen-Noh, dem Marketingarm der oben genannten Japan Agricultural Cooperatives (JA). BASF setzt hierbei das auf künstlicher Intelligenz basierende System „xarvio Field Manager“ ein, um die Effizienz der landwirtschaftlichen Erzeugung zu erhöhen. Dieses System kann auf Echtzeitinformationen von Zen-Noh zugreifen, welches mit „Z-GIS“ bereits eine eigene Cloud-Management-Lösung besitzt.

Junge Technologie, alte Nutzer

Japan ist mit einer sehr guten Telekommunikationsinfrastruktur ausgestattet, was den Einsatz von digitalen Technologien erleichtert. Die 5G-Komunikation wird schnell ausgebaut. Mit dem zentimetergenauen japanischen Satellitensystem QZSS als Ergänzung zum GPS ist eine Versorgung auch entfernter und schwierig zu erreichender Territorien möglich.

Insgesamt ist smarte Technologie somit vorhanden, doch durch das hohe Durchschnittsalter der Agrarbevölkerung ist diese nicht ohne Weiteres einsetzbar, denn die neue Technologie ist oft Knowhow-intensiv. Daher wird versucht, eine jüngere, digital affine Bevölkerung für die Agrarwirtschaft zu begeistern.

Erschwert wird Smart Farming zudem durch die immer noch starke Zersplitterung und die kleinparzellige Aufteilung der Agrarflächen, was den Einsatz von größeren Maschinen behindert. Dies macht unter anderem den Transport von Ausrüstung zu den verschiedenen Einsatzfeldern oft aufwendig.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Marktstruktur: Anwendungsfelder werden vielfältiger

Eine Vielzahl von Unternehmen zeigt Interesse an der Umsetzung einer smarten Landwirtschaft.

Die Marktforschungsfirma Mordor Intelligence erwartet bei landwirtschaftlichen Maschinen in Japan für die Jahre 2021 bis 2026 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 2,2 Prozent. Insbesondere das Segment Precision Farming soll überdurchschnittlich zulegen. Mit Hilfe neuer Technologien sind hier die größten Produktivitätsfortschritte zu erzielen.

Landmaschinennachfrage wächst stabil

Japan ist ein etablierter Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen. Neben den bekannten und den Markt dominierenden Produktionsfirmen Kubota und Yanmar sowie neben Iseki und Mitsubishi-Mahindra existieren noch einige kleinere, spezialisierte Anbieter. Der Branchenverband Japan Agricultural Machinery Manufacturers Association (JAMMA) zählt 63 Unternehmen zu seinen Mitgliedern.

Smart Farming als attraktives Wachstumssegment

Kubota ist eindeutig der Marktführer und entwickelt bereits seit mehreren Jahren automatisierte Ausrüstung und Datenlösungen. Der zweitgrößte Branchenanbieter Yanmar hat ebenfalls früh in die Entwicklung von Smart Farming investiert. Die großen Hersteller expandieren auch in bislang von ihnen nicht besetzte Segmente wie den Drohnenmarkt. Der Bereich Drohnen wird bereits von einigen Anbietern in Japan bearbeitet, eröffnet dennoch weitere Entwicklungsmöglichkeiten.

Angaben des Landwirtschaftsministeriums zufolge hat die Zahl der Drohnen zwischen 2018 und 2019 um 50 Prozent auf 2.100 Einheiten zugenommen. Die mit ihnen besprühte Ackerfläche hat sich auf 65.000 Hektar mehr als verdoppelt. Bis 2022 soll eine Fläche von etwa einer Million Hektar bearbeitet werden. Um den Einsatz von Drohnen zu erleichtern, sind die regulatorischen Bestimmungen des "Civil Aeronautics Act and Agricultural Chemical Regulation Law" ergänzt worden.

Agrarbranche wird vielfältiger

Darüber hinaus sind durch die Digitalisierung neue Mitspieler in den Markt eingetreten, die Hardware- und Softwarelösungen offerieren. Dazu gehören beispielsweise bekannte Namen wie Panasonic, Sumitomo, Denso und Yamaha, die bei Hardware- und Komponenten für Roboter aktiv sind. Aber auch NTT, Softbank und Fujitsu unterstützen mit Telekommunikations- und Cloud-Computing-Lösungen.

Es sind zudem einige Start-ups gegründet worden, etwa für die Entwicklung von Drohnen und speziellen Anwendungslösungen auf Basis von künstlicher Intelligenz. Firmen wie Nileworks Inc., Futureagri Inc. und Inaho Inc. sind hier zu nennen. Die beiden letzteren Firmen entwickeln mobile Ernteroboter. Bei Softwarelösungen sind unter anderem die Start-ups ZeRoAgri oder Farmnote Holdings zu nennen.

Mit Infarm-Indoor Urban Farming GmbH hat auch ein deutsches Start-up in Japan Fuß gefasst und im Februar 2020 einen eigenen Ableger gegründet, wie die japanische Außenhandelsförderorganisation JETRO berichtet. Dabei geht es um optimierte und automatisierte Indoor-Gemüsefarmen.

Maschinenmarkt ist frei zugänglich

Japan ist zwar ein Nettoexporteur von Landmaschinen, importiert jedoch auch seit vielen Jahren fortgeschrittene Agrartechnik aus Europa. Laut einer Marktstudie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft führte Japan 2019 über 630 Millionen Euro an Landtechnik ein, wovon knapp 60 Prozent von europäischen Anbietern kamen. Mit dem zunehmenden Einsatz von digitaler und automatisierter Ausrüstung eröffnen sich Chancen für ein erweitertes Angebotsspektrum an produktivitätssteigernder und arbeitserleichternder Landtechnik. 

Es gibt keine Zugangsbeschränkungen für landwirtschaftliche Ausrüstung und es wird kein Einfuhrzoll erhoben. Die ausländischen Standards werden anerkannt und für die Einfuhr in Japan sind keine speziellen Lizenzen notwendig.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Japan

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries (MAFF)

Ministerium für Land- und Forstwirtschaft sowie Fischereiindustrie; ist hauptsächlich für die Gesetzgebung im Agrarsektor zuständig

Japan Agricultural Machinery Manufacturers Association (JAMMA)

Verband der Agrarmaschinenhersteller

Japan Agricultural Cooperatives (JA)

Förderung landwirtschaftlicher Aktivitäten

National Agriculture and Food Research Organization (NARO)

Agrarforschungsinstitut

Japan Agriculture Information System Association (JAISA)

Private Initiative mit 62 Firmen/Organisationen 

Agri Week

Japans größte Branchenmesse

Digitalisierung der Landwirtschaft in Kanada

Smart Farming soll den Agrarsektor wieder produktiver machen und für den globalen Wettbewerb rüsten. Doch die Einführung digitaler Technologien hängt oft an staatlicher Förderung.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Ziele: Alles soll smarter werden in Kanadas Landwirtschaft

Kanada will seinen Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor mittels Digitalisierung produktiver und profitabler machen.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft hat in Kanada erst begonnen. Verbände und große Landwirtschaftsbetriebe stützen die Entwicklung, jedoch drosseln hohe Investitionskosten sowie die Komplexität der Aufgaben in einigen Landwirtschaftsbereichen die Geschwindigkeit der Automatisierung.  

Digitalisierung der Landwirtschaft soll Exporte erhöhen 

Kanada will bis 2025 zu einem der global fünf größten Anbieter von Produkten der Ernährungswirtschaft werden. Das Land sieht sich als verlässlicher Anbieter sicherer, nachhaltiger und hochwertiger Lebensmittel. Kanadas Politik will vor allem Innovationen in der Landwirtschaft fördern und mittels einer digitalen, technologiebasierten Lieferkette Auslandsmärkte bedienen. Dafür muss die Produktivität und Effizienz vieler kanadischer Landwirtschaftsbetriebe und Lebensmittelproduzenten erhöht werden. Staatlich geförderte Cluster wie das "Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network" (CAAIN) sehen unter anderem in Künstlicher Intelligenz, Automation und Blockchain die technologischen Lösungen dafür.

Auch die Lebensmittelverarbeitung im Land müsste ausgebaut werden um die eigene Wertschöpfung zu erhöhen. In puncto Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz sollen mehr landwirtschaftliche Abfallprodukte für neue Geschäftsmodelle genutzt werden. Ziel ist es weiterhin, einer der wichtigsten Proteinlieferanten für die Weltbevölkerung zu werden.

Politik unterstützt Agrarsektor maßgeblich über Innovationsförderung

Zu diesem Zweck wurde auch das Supercluster "Protein Industries Canada" (PIC) 2019 ins Leben gerufen. Die industriegeführte Organisation setzt sich zum Ziel, Kanada als "Weltmarktanbieter für hochqualitative pflanzliche Proteine und pflanzenbasierte Nebenerzeugnisse zu etablieren". Das Cluster will vor allem Technologien fördern, die die pflanzliche Lebensmittelproduktion erhöhen und effizienter gestalten, darunter Verarbeitungstechnologien, Agrargenomik und Informationstechnologie zur Digitalisierung von Farmbetrieben.

Neben der öffentlichen Förderung des Protein Superclusters unterstützt der kanadische Staat die Digitalisierung der Landwirtschaft unter anderem mit Programmen wie dem "Strategic Innovation Fund" und dem "Canadian Agriculture Partnership". Dieses 2,5 Milliarden US-Dollar (US$) Investitionsprogramm läuft noch bis 2023. Zwei Finanzierungsarme des Programms mit dem höchsten Budget, "AgriInnovate" und "AgriScience", widmen sich mittels zinsfreier Kredite speziell der Kommerzialisierung und Einführung von innovativen Produkten und Dienstleistungen in der Landwirtschaft.

Die förderfähigen Projekte werden nach ihrem Innovationsgrad ausgewählt. Im Anschluss erfolgt eine Priorisierung der Projekte anhand ihres potenziellen Beitrags für die weitere Regierungsagenda. Vorrang erhalten Projekte, die grüne Technologien (darunter Präzisionslandwirtschaft) anwenden, Produktivität erhöhen, etwa durch Automation und Robotik, oder Kanadas Wertschöpfungskette in der Lebensmittelproduktion erweitern beziehungsweise neue Exportmärkte sichern.

Smart Farming Cluster CAAIN fördert Forschung und Kommerzialisierung

Ein relativ neuer Zusammenschluss, der sich dem Ausbau von Smart Farming verschrieben hat, ist das "Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network" (CAAIN). Die Organisation wurde 2019 gegründet, hat ihren Sitz in der Provinz Alberta und erhält finanzielle Unterstützung vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und wirtschaftliche Entwicklung.

Landwirtschaftsbetriebe, Lebensmittelhersteller, Technologieunternehmen, Hochschulen und Forschungsinstitute arbeiten in dem Netzwerk zusammen, um neue Technologien für den Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor zu entwickeln. Hauptaugenmerk liegt auf der Integration automatisierter, digitaler Lösungen in den kanadischen Agri-Food Sektor. CAAIN will vor allem Künstliche Intelligenz, fortgeschrittene Sensorik, hyperspektrale Bildgebung und Blockchaintechnologie fördern, um die Produktivität im Sektor zu erhöhen.

Dafür investiert CAAIN bis zu 12,5 Milliarden US$ in Projekte aus den wie folgt benannten Bereichen: 

  • “Automated Technologies Ecosystems"
  • "Data-Driven Decision Frameworks" und 
  • "Smart Farm Platform”

Eine detaillierte Beschreibung dieser Investitionssparten findet sich auf der Seite des Netzwerks. Die Förderquote der Projekte kann bis zu 40 Prozent erreichen. Nach eigenen Angaben erhielten die ersten zwei Ausschreibungs- und Finanzierungsrunden regen Zulauf mit qualitativ hochwertigen Anträgen, die den technologischen Fortschritt in der kanadischen Landwirtschaft und der Lebensmittelherstellung auf ein neues Level heben werden, so der Cluster Vorstand.  

Das staatlich geförderte CAAIN zeigt mit seiner speziellen Ausrichtung auf Automatisierungstechnologien und datengesteuerte Entscheidungsprozesse wo die Reise in der kanadischen Landwirtschaft hingehen soll.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Agrarwirtschaft: Wachstum hängt an Innovationsbereitschaft

Kanadas Agrarsektor gehört zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen des Landes. Jeder achte Beschäftigte arbeitet in dem Sektor. Investitionen in Digitalisierung sind ausbaufähig.

Die Landwirtschaft und die Lebensmittelverarbeitung haben mit jeweils fast 2 Prozent Wertschöpfung entscheidende Anteile am Bruttoinlandsprodukt. In der profitablen kanadischen Landwirtschaft stiegen die Umsätze der Betriebe nach Angaben des Agrarministeriums in der vergangenen Dekade um über 4 Prozent pro Jahr. Das höchste Wachstum entfiel dabei auf Getreide und Ölsaaten.

Digitalisierung kann agrarisches Potenzial deutlich anheben

Besonders stark stiegen die Umsätze kanadischer Landwirte im Coronajahr 2020. In den ersten drei Quartalen verzeichneten Betriebe mit 8,5 Prozent zum Vorjahr deutlich höhere Einnahmen, vor allem bei bestimmten Getreidesorten (Hafer, Gerste) und Ölsaaten (Raps). Neben sehr guten Erntebedingungen 2020 konnten die Landwirtschaftsbetriebe freie Kapazitäten im Gütertransport auf der Schiene durch die 2020 rapide gesunkene Nachfrage nach Erdölprodukten ausnutzen. Getreide, Ölsaaten und Düngemittel wie Kalisalz ersetzten in den Güterwaggons Erdöl und Treibstoffe für den Verkehrssektor.

Wachstumsaussichten abhängig von Einführung neuer Technologien

Die Anwendung moderner digitaler Technologien in der kanadischen Landwirtschaft ist uneinheitlich. Dennoch sind nach einer Studie der Royal Bank of Canada (RBC) zum digitalen Fortschritt kanadischer Farmbetriebe ein paar Trends erkennbar. Je größer die Farm, desto höher die Einführungsquote fortgeschrittener Farm-Management Technik und Prozesse. Bei Betrieben mit einem Umsatz jenseits von 800.000 US$ liegt die Quote bei 95 Prozent, bei Betrieben mit Umsätzen unter 80.000 US$ liegt sie bei 60 Prozent, so der RBC Report. 

Die RBC Studie kommt zu dem Schluss, dass stärkere Anwendung von Smart Farming die aktuell sinkende Produktivität in der Landwirtschaft umkehren und das Wachstumspotenzial des Sektors bis 2030 deutlich steigern würde. Der Report stellt gleichzeitig fest, dass Kanada im Vergleich zu Wettbewerbern im globalen Markt weniger in Agrartechnik investiert. Zwar liege Kanada an fünfter Stelle bei den globalen Agrartechnikinvestitionen, jedoch hinter Ländern wie Brasilien und Indien. Weiter verließen sich kanadische Landwirtschaftsbetriebe stark auf die staatliche Förderung für neue Technologien und Prozesse und auch im Bereich von Forschung und Entwicklung fließe aktuell zu wenig Kapital aus der Privatwirtschaft, so RBC. 

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Ein Grund für die niedrigen Investitionen in Kanadas Landwirtschaftsunternehmen seien hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten, so die Studie. Danach fressen laufende Kosten auf Kanadas Farmen etwa 83 Prozent des Umsatzes und bremsen Investitionen in neue Technologien oder Wissensaufbau. Auch die Quote für landwirtschaftliche Betriebe an der nationalen gewerblichen Kreditvergabe (1,9 Prozent) liegt einen Prozentpunkt unter dem globalen Durchschnitt.

Digitale Verfahrenstechniken bei vielen Großbetrieben die Norm 

In den Prairieprovinzen verwenden 90 Prozent der Nutzpflanzenproduzenten GPS, um ihre Maschinen zu führen oder ihre Bewegungen zu verfolgen, 52 Prozent nutzen Geoinformationssysteme. Je jünger die Landwirte desto wahrscheinlicher ist zudem, dass sie fortgeschrittene Technologien nutzen.

Precision Farming und starker Einsatz von Maschinen finden bei vielen Getreideproduzenten im Westen Kanadas breite Anwendung, dagegen halten die meisten Obst- und Gemüsebauern weiter fest an menschlicher Arbeitskraft.

Als die zwei größten Hindernisse für die Einführung von Precision Farming Technologie nannten Landwirte in einer Umfrage der Guelph Universität im Sommer 2019:

  1. der Druck auf Farmeinkommen verhindere (trotz Interesse an der Technologie) die Einführung von Precision Farming (Prairieprovinzen: 72 Prozent; Ontario: 53 Prozent)
  2. die Kosten für Precision Farming seien höher als der Nutzen der Technologie (Prairieprovinzen: 42 Prozent; Ontario: 44 Prozent)
Ausgewählte Projekte in Kanada

Projekt

Investition (in Mio. US$)

Stand

Projektträger 

Global Centre for Regenerative Agriculture 

578,4

Projektvorschlag 

Terramera

Area XO - Ottawa Smart Farm 

ca. 47,5 

laufend

Invest in Ottawa, Stadt von Ottawa, Privatinvestoren

Olds College Smart Farm 

k.A.

19 laufende Projekte

Olds College 

Smart Agriculture Program 

k.A

Angebotsanfrage

CENGN

autonomer Unkrautbekämpfungsroboter

ca. 1,6 

Testphase, kommerzielle Veröffentlichung im Jahr 2021

Nexus Robotics 

Jahresdurchschnitt 2021: 1 US$ = 1,262 kan$ Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest

Außenhandel gehört zu Prioritäten

Kanada ist ein Nettoexporteur von Agrarprodukten. Ausfuhren von Landwirtschafts- und Fischereierzeugnissen im Wert von 33 Milliarden US-Dollar (US$) standen 2020 Einfuhren im Wert von etwa 16 Milliarden US$ gegenüber. Die Konjunktur in der kanadischen Agrarwirtschaft hängt stark vom Export ab. Das gilt für die Prärieprovinzen Saskatchewan, Manitoba und Alberta mehr als für andere Provinzen des Landes. Kanada ist eine feste Größe in den globalen Top 10 bei Ex- und Importen von landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln. Mit Abstand der wichtigste Partner ist die USA, auf die etwa 50 Prozent aller Ein- und Ausfuhren in der Landwirtschaft entfallen.

China ist Kanadas zweitwichtigster Export- und der wichtigste Wachstumsmarkt. Nach Angaben des Landwirtwirtschaftsministeriums stiegen die Ausfuhren nach China in den letzten zehn Jahren um etwa 15 Prozent jährlich. Zuletzt drückten politische Spannungen zwischen China und Kanada teilweise auch auf die Handelsbeziehungen der beiden Staaten. Dennoch dürfte der wachsende Bedarf Chinas für Kanadas Landwirtschaft in den kommenden Jahren der Wachstumstreiber Nummer 1 sein. Deutschland steht an Stelle 21 für Kanadas Agrar- und Lebensmittelexporte. Beim Ranking der wichtigsten Importländer reicht es für Deutschland nur für Platz 33.

Große Farmbetriebe dominieren den Agrarsektor

In Kanada gibt es über 190.000 Farmbetriebe auf etwa 64 Millionen Hektar Ackerfläche. In den Prairieprovinzen (Saskatchewan, Manitoba, Alberta) sowie in Ontario und Quebec ist die Konzentration an Landwirtschaftsbetrieben hoch.

Die Struktur der kanadischen Farmen hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Um etwa die Hälfte sank seit 1970 die Anzahl während sich die durchschnittliche Größe der Betriebe verdoppelte und der Wert pro Acre (etwa 4.000 Quadratmeter) vervierfachte. Die Produktivität stieg im gleichen Zeitraum um 100 Prozent. Kleine Farmbetriebe wurden im Zuge vieler Konsolidierungen zurückgedrängt wodurch sich heute einige Großbetriebe den Markt und den Großteil der Einnahmen teilen: 50 Prozent aller Erträge entfallen auf die größten 8 Prozent der kanadischen Farmbetriebe.

Die Umsätze in der kanadischen Landwirtschaft (2019: 58 Milliarden US$) verteilen sich maßgeblich auf Feldfrüchte (27 Milliarden US$) und Vieh- und Milchwirtschaft (24 Milliarden US$). Die jeweils wichtigsten Einnahmequellen sind dabei Raps und Weizen sowie Rindfleisch und Milchprodukte.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Kanada

2018

2019

2020

Einwohner (in Millionen)

34,2

36,7

37,7

Ackerfläche (in Millionen Hektar)

58,2

k.A

k.A

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 

1,9

2,0

k.A

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

8

11

12

Quelle: United Nations, OECD, IMD

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Marktstruktur: Es herrscht Diversität unter den Playern

In Kanada gibt es zahlreiche Anbieter für Smart Farming-Produkte und -Dienstleistungen. Neben Start-ups steigen auch große Telekommunikationsunternehmen in den Markt ein.

Produkte und Dienstleistungen für Smart Farming sind in Kanada breit erhältlich durch lokale und internationale Unternehmen. Landmaschinenausrüster wie Raven Industries (autonome Farmausrüstung), John Deere oder Buhler Industries verkaufen über Händler wie unter anderem Rocky Mountain Equipment, Cervus AG Equipment oder Farmworld ihre Produkte.

Vielseitiges Angebot für moderne Agrartechnik 

Dazu gibt es zahlreiche kanadische Anbieter von Farm Management Software, wie beispielsweise AgExpert, Farm at Hand oder Croptracker. Einen ersten Überblick über Anbieter von Farm Management Software bietet die Plattform Sourceforge.

Software Lösungen sind stark im Kommen

Farmers Edge aus Winnipeg ist ein bekannter Anbieter für Smart Farming Lösungen; das Portfolio reicht von Datenerfassung, Sattelitenüberwachung der Anbauflächen über Bodenproben und -analysen bis hin zu einer Softwarelösung "FarmCommand", einer umfassenden Digitalplattform für die Bewirtschaftung einer vollvernetzten Landwirtschaft.

Telekommunikationsunternehmen TELUS spielt zentrale Rolle

Im Bereich Software für Smart Farming ist seit kurzem auch das kanadische Unternehmen TELUS aus Vancouver aktiv. Der zweitgrößte Kommunikationsanbieter Kanadas lancierte vor ein paar Monaten sein neues Geschäftsfeld "TELUS Agriculture", in dem sich der Konzern der Digitalisierung des Agrarsektors widmet.

In den Jahren zuvor kaufte TELUS dafür bereits mehrere Unternehmen aus dem Sektor auf: Decisive Farming (Alberta), Farm at Hand (British Columbia) und Muddy Boots (Vereinigtes Königreich) bieten vor allem Farmdaten Management Software an, um Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft zu optimieren. Aber auch Lieferketten Management Anbieter wie AFS Technologies (USA) finden sich unter den aufgekauften Firmen. Mit den Unternehmensübernahmen der letzten Jahre umfasst TELUS Agriculture heute ein Team von 1.200 Mitarbeitern in verschiedenen Ländern.

Dennoch, sagt der Vorsitzende von TELUS Agriculture, François Gratton, liege ein Fokus auf der Vernetzung der Farmbetriebe Kanadas. Dafür braucht das Land schnelles Internet auch in dünn besiedelten Regionen des Landes. Als einer der großen Telekommunikationsanbieter mit einer eigenen Gesundheits- und Landwirtschaftssparte wirbt TELUS deshalb vehement für staatliche Unterstützung des Breitbandausbaus in ländlichen Gegenden Kanadas.

Kanadas "Agtech"-Start-ups sind in vielen Sparten aktiv

Agrartechnik Start-ups sind Teil des kanadischen Smart Farming Ökosystem. Sie erhalten nach Angaben der Nachrichtenplattform "Agfunder", die sich den Entwicklungen in der Start-up und Venture Capital Industrie des Lebensmittel- und Agrarsektors widmet, allerdings zu wenig Wagniskapital im Vergleich zu Jungunternehmen etwa aus den USA oder Israel. Diese ziehen in Relation zur Bevölkerung deutlich mehr Investoren an. Vor allem mit US-amerikanischen Firmen stehen kanadische Start-ups in starkem Wettbewerb, so Agfunder. 

Daten über die genaue Anzahl an kanadischen Start-ups sind uneinheitlich, bewegen sich aber zwischen 150 und 350 Unternehmen. Firmen aus den unterschiedlichsten Bereichen von Gentechnik und Zucht, Pflanzenschutz und Dünger, Fernerkundung und Aquakultur, über Bewässerungsmanagement, Maschinen und Automation, IoT bis hin zu Lebensmitteltechnik, Farm zu Verbraucher Vertrieb, Schädlingsmanagement, Abfalltechnik und Farm Management Plattformen sind in Kanada aktiv. Eine Auswahl kanadischer Start-ups aus dem jeweiligen Feld (Daten von 2019) stellt Agfunder in diesem Schaubild zusammen.

Breites Informationsangebot

Wichtige Industrieverbände und Netzwerke mit Informationen zum Agrarsektor und der Digitalisierung der kanadischen Landwirtschaft sind die "Canadian Federation of Agriculture" (CFA) und das "Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network" (CAAIN).

Die Fachmagazine "AgCanada" und "Grain News" berichten in ihren "machinery" Sektionen regelmäßig über neue Entwicklungen, Standards, Maschinen und Ausrüstungen rund um die Agrartechnik in Kanada. Zu den wichtigen Technologiemessen in der Landwirtschaft gehört unter anderem die "Precision Agriculture Conference & Ag Technology Showcase" in Alberta. Sie findet vom 16. bis 17. November 2021 in Red Deer, Alberta statt. Hierzu gibt es eine Ausstellerliste für die virtuelle Messe 2020. Einen Überblick über große kanadische Landwirtschaftsmessen und deren Fokus bietet die Seite Farms.com.

Keine Marktzugangsbeschränkungen für europäische Anbieter

Grundsätzliche Marktzugangsbeschränkungen gibt es für deutsche Hersteller in Kanada nicht. Im Gegenteil erleichtert das kanadisch-europäische Freihandelsabkommen CETA den Marktzugang für europäische Produkte und Dienstleistungen in vieler Hinsicht.

Trotz vorhandener (auch lokal entwickelter) Technologie dürfen Drohnen in Kanada bisher keine Pestizide versprühen. Die fliegenden Helfer kommen in der hiesigen Landwirtschaft vor allem in der Kartierung, der Bodenbewertung, Ernteplanung und der Dokumentation von Schädlingsbefall der Nutzpflanzen zum Einsatz. Mit fortschreitender Entwicklung der unbemannten Pestizidverteiler, vor allem im Hinblick auf Sprühverwehungen, glauben Industrieexperten, dass sich die kanadische Regulierung für Pestizidversprühung mittels Drohnen zukünftig ändern wird.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Kanada

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Agriculture and Agri-Food Canada  (AAFC) 

Landwirtschaftsministerium

Agri-Food Innovation Council  (AIC) 

Forschungsverein

Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network  (CAAIN) 

Industrieverband

Canadian Federation of Agriculture (CFA) 

Industrieverband

Canada's Outdoor Farm Show 

Online, laufend im Jahr 2021, kostenlose Registrierung

Canada's Farm Show

Online, 16.06.-17.06.2021, kostenlose Registrierung 

Precision Agriculture Conference & AG Technology Showcase 

Red Dear, Alberta, 16.11.-17.11.2021

Digitalisierung der Landwirtschaft in Kasachstan

Bisher setzen nur wenige kasachische Landwirte Smart-Farming-Lösungen um. Die Chancen für eine stärkere Verbreitung digitaler Anwendungen im Agrarsektor sind aber gut.

Von Jan Triebel | Almaty

Ziele: Höhere Arbeitsproduktivität und mehr Exporte

In der kasachischen Landwirtschaft sind digitale Lösungen zunehmend gefragt. Der Staat fördert den Einsatz von Smart Farming.

Smart-Farming-Lösungen werden in der kasachischen Landwirtschaft bislang eher selten genutzt. Zahlreiche Landwirte zeigen jedoch zunehmend Interesse. Vom breitenwirksamen Einsatz digitaler Technologien versprechen sich die Verantwortlichen im Landwirtschaftsministerium einen deutlichen Schub bei der Modernisierung des Agrarsektors. Langfristig soll so eine umfassendere Versorgung der kasachischen Bevölkerung mit Lebensmitteln aus eigener Produktion sichergestellt und das Exportpotenzial bei ausgewählten Agrarerzeugnissen ausgebaut werden.

Smart Farming soll deutliche Effizienzsteigerungen bewirken

Die Teilbereiche Pflanzen- und Tierproduktion kommen für die Nutzung digitaler Instrumente gleichermaßen infrage und verfügen über gute Perspektiven für Zugewinne bei der Produktivität. Erste Erkenntnisse zum Einsatz von Smart Farming in Kasachstan sind vielversprechend: Das Landwirtschaftsministerium beziffert die in den letzten Jahren erzielten Kostenersparnisse in der Tierproduktion auf 15 bis 20 Prozent. Zudem steigerten Pflanzenbaubetriebe, die auf digitale Lösungen zurückgriffen, ihre Erträge durchschnittlich um 10 Prozent. Langfristig soll Smart Farming auch dazu beitragen, die nach wie vor beträchtlichen Ernteverluste um 70 Prozent zu reduzieren. 

Die stärkere Verbreitung digitaler Lösungen in der Landwirtschaft ist bereits seit 2018 ein wichtiger Programmpunkt des staatlichen Entwicklungsplans "Digitales Kasachstan". Als sein wichtigstes Ziel gilt der spürbare Ausbau des Exportpotenzials im Agrarsektor. Die Ausfuhr von Nahrungsmitteln und lebenden Tieren soll von 2017 bis 2022 um 69 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auf einen verstärkten Einsatz digitaler Anwendungen der Präzisionslandwirtschaft auf kasachischen Feldern gesetzt. Dabei soll auch die satellitengestützte Verwendung von Wetterdaten eine größere Rolle spielen.

Anwendungen des Smart Farming sind wichtige Impulsgeber im neuen nationalen Aktionsplan für den Agrarsektor. Die Strategie für den Zeitraum 2022 bis 2025 verfolgt das Ziel, die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelindustrie um 150 Prozent zu erhöhen.

Staat fördert gezielt Einsatz digitaler Lösungen

Kasachische Landwirte können zur Umsetzung von Investitionsvorhaben auf ein recht breit gefächertes Instrumentarium staatlicher Förderung zurückgreifen. Die Regierung will den Einsatz digitaler Lösungen von 2022 bis 2025 im Rahmen des neuen Aktionsplans für den Agrarsektor mit umgerechnet 105 Millionen US$ fördern. Landwirtschaftliche Betriebe, die sich bei erfolgversprechenden Projekten für neue Technologien entscheiden, können mit lukrativen Investitionszuschüssen rechnen.

Ministerien für Landwirtschaft und Digitalisierung koordinieren

Im kasachischen Landwirtschaftsministerium koordiniert die Abteilung für die Entwicklung staatlicher Dienstleistungen und Digitalisierung der Agrar- und Lebensmittelbranche die Einführung und Weiterentwicklung von Smart-Farming-Lösungen. Die Abteilung gilt auch als wichtige Anlaufstelle für Entscheidungen zur staatlichen Förderung von Versuchsfeldern und anderen Demonstrationsprojekten.

Eine wichtige Rolle als Impulsgeber spielt zudem das Ministerium für digitale Entwicklung, Innovationen und Luft-/Raumfahrtindustrie. Insbesondere die Komitees für Geodäsie und Kartografie sowie für Luft- und Raumfahrt arbeiten mit der Agrarbranche zusammen. In ihrer Verantwortung liegen Themen wie Landvermessung, Erfassung von Wetterdaten sowie der Einsatz von Drohnen. Hinzu kommt das ebenfalls dem Digitalministerium unterstehende Komitee für Telekommunikation, das unter anderem den Ausbau des Internets und Mobilfunks im Rahmen des 5G-Standards koordiniert.

Als wichtiger Vertreter von Wissenschaft und Forschung bei der Entwicklung eigener Smart-Farming-Technologien sowie ihrer praktischen Erprobung gilt die Agrartechnische Seifullin-Universität in Nur-Sultan. Sie beherbergt das renommierte Barajew-Institut mit dem Forschungsschwerpunkt Getreideanbau.

Eine weitere bedeutende Forschungseinrichtung ist das Institut für Ackerbau und Pflanzenzucht KasNIISiR mit Sitz im Gebiet Almaty. Der vom Institut betriebene Agropark Kaskelen verfügt über zahlreiche Versuchsfelder. Dort werden technische Lösungen der Präzisionslandwirtschaft langfristig erprobt.

Von Jan Triebel | Almaty

Agrarwirtschaft: Großes Potenzial für digitale Lösungen

Kasachstans Landwirtschaft erfreut sich seit einiger Zeit einer zunehmenden staatlichen Unterstützung. Die Erwartungen an den Einsatz digitaler Lösungen sind groß.

Die Rolle des Agrarsektors hat sich in den letzten drei Jahrzehnten stark gewandelt. Noch Anfang der 1990er Jahre war er ein prägender Zweig der kasachischen Wirtschaft mit einem Beitrag von gut einem Drittel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). In den letzten Jahren steuerte die Landwirtschaft jedoch nur noch etwa 5 Prozent zum BIP bei.

Inzwischen findet der Sektor aber vor allem auf politischer Ebene wieder starke Beachtung. Die Landwirtschaft soll Plänen der Regierung zufolge bei der angestrebten Diversifizierung der Exporte eine wichtige Rolle spielen. Sie konnte sich nicht zuletzt dank bedeutender Finanzhilfen des Staates als einer der wachstumsstärksten Wirtschaftszweige etablieren.

Eckdaten zu Landwirtschaft und Infrastruktur in Kasachstan

2020

Einwohner (in Millionen)

18,9

Ackerfläche (in Millionen Hektar)

22,6

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

5,3

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

36

Quelle: Büro für nationale Statistik Kasachstans; IMD

Getreidekulturen dominieren den Ackerbau

In der Pflanzenproduktion dominiert der Anbau von Getreidekulturen, hauptsächlich Weizen und Gerste. Knapp 70 Prozent aller für den Ackerbau genutzten Flächen gehen auf ihr Konto. Größere Agrarunternehmen bewirtschaften etwa 60 Prozent der Flächen.

In der Tierproduktion dominieren demgegenüber private Hof- oder Nebenwirtschaften. Diese halten vor allem Rinder, Ziegen und Schafe. Pferde, Schweine und Kamele kommen als Nutzvieh hinzu. Größere Agrarunternehmen sind einzig in der Geflügelzucht bestimmend.

Kasachstans Agrarsektor ist weiterhin stark auf Zulieferungen aus dem Ausland angewiesen - trotz der Bestrebungen, die Versorgung der Agrarproduzenten mit verschiedenen Vorleistungen oder Ausrüstungen stärker aus heimischen Quellen zu bestreiten. Zuletzt stiegen die Importe bei zahlreichen wichtigen Warengruppen wie etwa Landmaschinen, Düngemitteln, Rindern zu Zuchtzwecken oder Saatgut sogar recht deutlich an. Hauptlieferant ist häufig Russland. Es folgen Belarus, China und Deutschland.

Digitale Technik hält langsam Einzug 

Zu den Hauptanwendungen zählen in Kasachstan derzeit die Präzisionslandwirtschaft mit Feld-Monitoring über Drohnen, die Navigation per GPS und der damit verbundene Zugriff auf elektronische Kartensysteme. Mit smarten Telemetriesystemen lassen sich wichtige Parameter der eingesetzten Technik mit den Standortdaten verknüpfen, um beispielsweise Fahrgeschwindigkeit und Kraftstoffverbrauch zu optimieren. Hinzu kommen Parallelfahrsysteme, die auf großflächigen Feldern als besonders hilfreiche digitale Lösung gelten.

In vereinzelten Fällen werden Traktoren inzwischen auch mit Mini-Klimastationen ausgestattet. Ebenso nutzen erste Landwirte auf ihren Mähdreschern sogenannte Ertragskarten, die der Planung von Aussaat und Düngemitteleinsatz in der jeweils folgenden Saison dienen. Erste Betriebe greifen beim Einsatz von Feldspritzen auf ein System des deutschen Anbieters Amazonen-Werke H. Dreyer SE & Co. KG (Amazone) aus Hasbergen zurück, das dank chlorophyllsensitiver Infrarotsensoren Unkraut erkennt und so den Einsatz von Herbiziden auf den Feldern reduzieren hilft.

Darüber hinaus gibt es Ansätze, digitale Lösungen in Gewächshäusern einzusetzen. Partner bei einem entsprechenden Pilotprojekt sind die Agraruniversität in Almaty und eine Stiftung aus Südkorea, die sich dem Transfer landwirtschaftlicher Technologien widmet. Eine 1,5 Hektar große Versuchsanlage benötigt Personal nur zum Ernten des dort auf Kokosfasern-Erde angebauten Gemüses. Alle weiteren Prozesse zur Regulierung von Temperatur, Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit in den Gewächshäusern sind automatisiert.

Erste Beispiele für innovative Anwendungen im Bereich Nutzvieh

Zu Anwendung von smarten Lösungen in der Tierproduktion liegen nur wenige Informationen vor. Verschiedentlich werden bei größeren Viehherden bereits GPS-Tracker zur Standortnachverfolgung und RFDI-Funketiketten zur Markierung von Nutztieren eingesetzt.

Es gibt auch einige Testprojekte in Versuchsbetrieben, die in der Rinderzucht und bei Milchkühen eine technische Lösung der österreichischen Firma smaXtec animal care GmbH (smaXtec) aus Graz nutzen, um kontinuierlich Daten zu erheben und auszuwerten. Dazu werden Sensoren an die Kühe "verfüttert", die mehrere Jahre lang im Verdauungstrakt der Tiere verbleiben. Die Sensoren sammeln etwa Daten zum Gesundheitszustand oder Trinkverhalten und ermöglichen so, nicht zuletzt Fütterungsprobleme frühzeitig zu erkennen.

Insgesamt ist der Kreis der aktiven Nutzer von Smart-Farming-Anwendungen bislang jedoch relativ überschaubar. Nachfrager sind vor allem Landwirte, die sich gegenüber innovativen Lösungen aufgeschlossen zeigen.

Ministerium rechnet mit steigendem Interesse an Smart Farming

Das Landwirtschaftsministerium schätzt die Zahl der Agrarbetriebe in Kasachstan, die aktuell digitale Anwendungen umfassend einsetzen, auf etwa 20. Hinzu kommen rund 170 Firmen in der Pflanzen- und Tierproduktion, die bei einem Teil ihrer Aktivitäten auf digitale Lösungen zurückgreifen.

Das Ministerium erwartet, dass bis Ende 2023 mindestens 20 weitere Unternehmen umfassend Smart-Farming-Prozesse einführen und etwa 4.000 weitere Agrargesellschaften zumindest einen Teil wesentlicher Wertschöpfungsprozesse digital umsetzen.

Zur Popularisierung digitaler Anwendungen sollen auch diverse Förderangebote des Staates beitragen. Sie lieferten bisher jedoch nur wenige Impulse, weil der Abruf finanzieller Unterstützungsmaßnahmen häufig mit einem beträchtlichen bürokratischen Aufwand verbunden ist. Hinzu kommt, dass viele landwirtschaftliche Betriebe in Kasachstan das Thema Digitalisierung aktuell nicht angehen, da sie sich in ihrem Alltag vorrangig um traditionelle Ressourcen wie Saatgut, Dünger und Treibstoff oder den Zustand der Technik kümmern müssen.

Einer stärkeren Verbreitung digitaler Instrumente steht zudem das häufig unzureichende Ausbildungsniveau vieler Maschinenführer entgegen. Sie verfügen häufig nur über elementare Grundkenntnisse zum Fahren eines Traktors oder Mähdreschers mit einfachen mechanischen Funktionen. Hinsichtlich der Ausstattung der eingesetzten Landmaschinen gilt daher häufig noch immer die Devise "Je einfacher, desto besser."

Von Jan Triebel | Almaty

Marktstruktur: Ausländische Anbieter dominieren

In Kasachstan werden digitale Technologien für Smart Farming überwiegend importiert. Eine selbstentwickelte Lösung ermöglicht Analysen der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen.

Kasachische Agrarunternehmen nutzen den internationalen Markt hauptsächlich für den Einkauf digitaler Technologien, Produkte und Dienstleistungen. Landeseigene Entwicklungen sind bisher die Ausnahme.

Zeitnahes Monitoring der Flächennutzung möglich

Im Land wurden beispielsweise Lösungen zur Flächenkartierung entwickelt, die Rückschlüsse auf die Intensität bei der Nutzung von Acker- und Weideflächen ermöglichen. Dazu betreibt das staatliche Informations- und Abrechnungszentrum eine eigene digitale Plattform. Für das "Supervision Technology Digital Land Monitoring" können satellitengestützt Daten zu fast sämtlichen landwirtschaftlichen Flächen im Land erhoben werden. Künftig ist eine nahezu tagesaktuelle Auswertung möglich.

Drohnen gelten als ein wichtiges Wachstumssegment für den Einsatz digitaler Lösungen auf kasachischen Feldern. Die unbemannten Fluggeräte werden bisher ausschließlich aus dem Ausland bezogen. Das kasachische Militär beschäftigt sich mit der Entwicklung eigener Aufklärungsdrohnen. Bislang ist jedoch nicht bekannt, ob diese Technik nach dem Erreichen der Serienreife auch für den Einsatz für landwirtschaftliche Ziele adaptiert werden soll.

Montageprojekte ausländischer Landtechnikhersteller verbreiten Farming 4.0-Lösungen

Mit mehr Landtechnik aus kasachischer Fertigung, die digitale Lösungen an Bord haben wird, ist in den nächsten Jahren zudem im Zuge der Umsetzung mehrerer Vorhaben zur Vor-Ort-Montage zu rechnen, die von ausländischen Unternehmen verfolgt werden. Seit Ende März 2021 besteht eine Kooperation zwischen der italienischen SDF Group und der AgromaschHolding KZ, dem führenden Produzenten von Landmaschinen in Kasachstan.

Dabei wird das Unternehmen AgromaschHolding KZ sein Lokalisierungszentrum in Kostanai, das im Frühjahr 2021 an den Start ging, künftig für die Montage von Landtechnik mit modernen Farming 4.0-Lösungen aus dem Produktportfolio der SDF-Group nutzen. Von deutscher Seite ist die SDF-Tochter Same Deutz-Fahr Deutschland GmbH aus Lauingen in das Projekt stark eingebunden.

Von beiden Partnern wird zunächst eine Jahresproduktion von etwa 100 Mähdreschern und rund 500 Traktoren unterschiedlicher Modifikationen angepeilt. Die Verkaufsstrategie stellt hauptsächlich auf kasachische Landwirte ab, wobei die AgromaschHolding KZ auf ihr in wichtigen Agrarregionen des Landes bereits etabliertes Filial- und Händlernetz zurückgreifen kann.

In die Vor-Ort-Montage von modernen Landmaschinen in Kasachstan steigt demnächst zudem die deutsche CLAAS KGaA mbH aus Harsewinkel ein. In Petropawl, der Hauptstadt der Region Nordkasachstan, entsteht dafür derzeit ein Werk, das Claas und der langjährige Vertriebspartner des Unternehmens für Kasachstan, CT Agro, noch 2021 in Betrieb nehmen wollen.

Dort sollen in erster Linie Mähdrescher und Traktoren aus dem Claas-Sortiment für den kasachischen Markt gefertigt werden. Das Unternehmen CT Agro, das seit 2014 Teil der niederländischen Firmengruppe Royal Reesink ist, plant das Werk in Petropawl darüber hinaus für die Montage moderner Sämaschinen der deutschen HORSCH Maschinen GmbH aus Schwandorf zu nutzen.

Nichttarifäre Hürde für Einfuhr konventioneller Landtechnik

Einfuhrverfahren und Zollkontrollen sind auf Ebene der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) weitestgehend harmonisiert. Einfuhrbeschränkungen für digitale Technologien zum Einsatz in der Landwirtschaft sind nicht bekannt. Bei der konventionellen Landtechnik hingegen will die kasachische Regierung mithilfe von relativ hohen Entsorgungsabgaben Importe zurückdrängen und die einheimische Fertigung ankurbeln.

Von Jan Triebel | Almaty

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Informationen für deutsche Exporteure

AHK Zentralasien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerium für Landwirtschaft

Zuständig für Umsetzung der digitalen Agenda im Bereich Landwirtschaft

Ministerium für digitale Entwicklung, Innovationen und Luft-/Raumfahrtindustrie

Zuständig für digitale Lösungen

Deutsch-Kasachischer Agrarpolitischer Dialog

Kooperationsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit im Agrarbereich

Deutsches Agrarzentrum in Kasachstan

Zentrum für Fortbildung und Produktschulungen

AgroWorld Qazaqstan

Fachmesse; jährlich im November; Almaty

Von Jan Triebel | Almaty

Digitalisierung der Landwirtschaft in Nigeria

Digitale Lösungen können entscheidend zur Weiterentwicklung des Agrarsektors beitragen, der aufgrund jahrelanger Vernachlässigung mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat.

Ziele: Landwirtschaft profitiert von digitalen Lösungen

Smart Farming in Nigeria hat viel Potenzial, steht aber noch am Anfang. Mit einer neuen Digitalstrategie verfolgt die Regierung ambitionierte Ziele.

Die nigerianische Regierung sieht Digitalisierung als Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation des Agrarsektors. Mit einer Stärkung dieses Sektors soll die Armut bekämpft und die Ernährungssicherheit gestärkt werden.

Klimawandel und Ernährungssicherheit im Fokus

Mit dem Einsatz und der Förderung intelligenter Landwirtschaft verfolgt Nigeria verschiedene Ziele. Vor allem die Diversifizierung der Wirtschaft, die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und die Eindämmung des Klimawandels stehen dabei im Vordergrund. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits seit Längerem deutlich spürbar durch zunehmende Wüstenbildung und Wassermangel im Norden sowie dadurch entstehende gewaltsame Konflikte zwischen nomadischen Hirten und Farmern. Die seit Jahren andauernden Konflikte führen dabei unter anderem zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion von beispielsweise Mais und Hirse in den betroffenen Bundesstaaten. Der nachhaltige und effiziente Umgang mit wichtigen Wasser- und Landressourcen ist besonders wichtig und wichtiger Treiber für die Einführung und Förderung entsprechender intelligenter Lösungen.

Weiterer Treiber ist die vom Klimawandel betroffene Ernährungssicherheit des Landes, die es zu gewährleisten gilt. Nigeria ist dabei besonders vulnerabel, da die landwirtschaftliche Produktion nicht nur durch den Klimawandel bedroht wird, sondern Nigeria in hohem Maße auf Lebensmittelimporte angewiesen ist. Trotz des Einsatzes verschiedener Instrumente wie Importverbote für bestimmte Produkte zur Ankurbelung der lokalen Produktion, kann sich Nigeria nicht selbst versorgen. Die Regierung möchte nun mit Hilfe intelligenter Lösungen Prozesse optimieren und den Zugang zu Märkten und Finanzierung erleichtern, um somit die Produktivität entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette zu steigern.

Hohe Erwartungen an den Agrarsektor

Die nigerianische Regierung verfolgt mit ihrer "Digital Agriculture Strategy (2020-2030)" hochgesteckte Ziele. So sollen in den nächsten zehn Jahren die landwirtschaftliche Produktivität um 50 Prozent gesteigert, die Lebensmittelverschwendung um 50 Prozent reduziert und die Auswirkungen des Klimawandels um 40 Prozent gesenkt werden. Der Agrarsektor soll etwa 10 Millionen zusätzliche Jobs schaffen, insbesondere für die junge Bevölkerung. Die Regierung geht davon aus, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Bruttosozialprodukt um 50 Prozent auf insgesamt über 30 Prozent steigern kann. 

Landwirte wollen Output steigern

Je nach Größe des Betriebes und Tätigkeitsfeld sowie in Abhängigkeit des digitalen Reifegrades sowie Finanzierungsmöglichkeiten variieren die Anforderungen und die Einsatzmöglichkeiten digitaler Lösungen.

Der Agrarsektor wird geprägt von small-scale farmers (Kleinbauern), die etwa 80 Prozent der Landwirte ausmachen. Im Schnitt verfügt ein Bauer über ein 3 Hektar großes Stück Land. Große Betriebe und kommerzielle Verarbeiter gibt es wenig. Nur etwa 8 Prozent der Landwirte betreiben Viehwirtschaft, etwa 3 Prozent sind in der Fischerei und etwas mehr als 1 Prozent in der Forstwirtschaft tätig.

Die meisten Landwirte sehen sich in der Regel mit grundlegenden Herausforderungen konfrontiert, die sich teilweise sehr gut, teilweise nur bedingt mit digitalen Angeboten lösen lassen. Dazu gehören die unzureichende Verfügbarkeit von Betriebsmitteln (Saatgut, Dünger etc.), der Einsatz veralteter Gerätschaften, mangelndes Fachwissen, schlechter Zugang zu Märkten und Finanzierung, ineffiziente Lieferketten, hohe Nachernteverluste und eine hohe Abhängigkeit von Niederschlägen.

Aufgrund der zahlreichen grundlegenden Herausforderungen steht bei Kleinbauern die Optimierung der Einsatzmitteln und die Ertragssteigerung im Vordergrund. Hier können vor allem digitale Lösungen von Precision-Farming eine entscheidende Rolle spielen, die Informationen für den Landwirt digital aufbereiten und zur Verfügung stellen. Dazu gehören beispielsweise Wetter- und Felddaten-Apps,  Management-Systeme sowie Plattformen für den Austausch und die Informationsgewinnung zu Themen wie Absatzmöglichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten. 

Bei größeren Betrieben mit mehr Ackerland und kommerziellen Verarbeitern kommen zunehmend automatische und halbautomatische Lösungen zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise Drohnen und vernetzte Traktoren.

Politik setzt auf Digitalisierung 

Die "Digital Agriculture Strategy", der Fahrplan für die Digitalisierung der Landwirtschaft, wurde vom allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungsplan "Economic Recovery and Growth Plan (ERGP)" inspiriert und ist Ableger der "Nigeria Digital Economy Policy and Strategy 2020-2030", der digitalen Roadmap für die gesamte Wirtschaft.

Zuständig für die Entwicklung von Politikmaßnahmen und das Vorantreiben von Smart Farming sind das Bundesministerium für Kommunikation und digitale Wirtschaft (Ministry of Communication and Digital Economy),  das Bundesministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Ministry of Agriculture and Rural Development) sowie die nachgeordnete Nationale Agentur für Entwicklung der Informationstechnologie (National Information Technology Development Agency - NITDA). Die NITDA ist die zuständige Behörde für intelligente Landwirtschaft und hat die Befugnis, regulatorische Standards und Richtlinien für den IKT-Bereich zu erlassen.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage stehen der nigerianischen Regierung nur begrenzt Mittel für eine gezielte finanzielle Förderung zur Verfügung. Finanzielle Unterstützung kommt vor allem von Gebern wie USAID und Banken wie der Afrikanische Entwicklungsbank sowie von privaten Stiftungen wie der Bill-Gates-Foundation.

Von Corinna Päffgen | Accra

Agrarwirtschaft: Sektor bleibt hinter Potenzial zurück

Bemühungen zur Förderung der Landwirtschaft tragen erste Früchte. Von den selbst gesteckten Zielen ist Nigeria allerdings noch weit entfernt.

Der Agrarsektor in Nigeria trägt etwa 20 bis 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und beschäftigt etwa 35 Prozent der Erwerbstätigen. Mehr als 80 Prozent der Landwirte sind Kleinbauern und betreiben Subsistenzwirtschaft. Großbetriebe und kommerzielle Verarbeiter gibt es wenig, genaue Daten dazu sind nicht verfügbar. Nur rund 11 Prozent sind in der Viehwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft tätig. Obwohl Nigeria über rund 69 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche besitzt, ist nur etwa die Hälfte davon kultiviert.

Lokale Nachfrage kann nicht bedient werden

Nigeria kann sich nicht selbst versorgen, sondern ist in hohem Maße vom Import von Lebensmitteln mit einem jährlichen Volumen von etwa 4 Milliarden US-Dollar (US$) abhängig. Viele Grundnahrungsmittel wie Weizen, Zucker, Milch und Fisch müssen eingeführt werden. Obwohl Nigeria der größte Reisproduzent in Afrika ist, kann die lokale Nachfrage nicht aus der eigenen Produktion bedient werden.

Mit einer Reihe von Instrumenten versucht Nigeria seit mehreren Jahren die lokale Produktion anzukurbeln. Dazu gehören neben einer Reihe von Programmen wie dem von der Weltbank unterstützten Agro-Processing, Agricultural Productivity Enhancement and Livelihood Improvement Support (APPEALS) und Staple Crop Processing Zones (SCPZ) auch zahlreiche Importverbote bestimmter Güter. Die nigerianische Zentralbank hat in den letzten fünf Jahren für insgesamt 43 Produktkategorien Import- und Devisenbeschränkungen festgelegt. Begründung ist der Schutz des Marktes vor einer Überschwemmung mit billigen und minderwertigen Lebensmittelimporten sowie der Schutz der knappen Devisenreserven. 

Ziel der Maßnahmen ist es, die Importe schrittweise mit lokal hergestellten Erzeugnissen zu ersetzen und Nigeria zum Nettoexporteur von Erzeugnissen wie Reis, Pflanzenöl sowie Kassava (Maniok) zu wandeln. Dabei haben insbesondere Kassava und Palmöl Exportwachstumspotenzial.

Die wichtigsten agrarischen Exportgüter sind zurzeit Sesam, Cashewnüsse, Kakao und Baumwolle. Im Jahr 2019 hat Nigeria für rund 530 Millionen US$ Nahrungsmittel exportiert. Die Bemühungen der Regierung scheinen sich bereits auszuzahlen: Die privaten Investitionen in den Agrarsektor, wie in den Anbau von Reis, Zuckerrohr, Kassava und Tomaten sowie in den Aufbau von Geflügelfarmen, steigen zunehmend. Auch die Nahrungsmittelexporte nehmen seit ein paar Jahren tendenziell zu.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Nigeria

2020

Einwohner (in Millionen)

206,1

landwirtschaftliche Nutzfläche (in 1.000 ha) 1)

69.123

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 2)

21,9

UNCTAD Readiness for Frontier Technologies Ranking (von 158)

124

1) 2018; 2) 2019Quelle: UNFPA; FAO; Worldbank, UNCTAD Technology and Innovation Report 2021

Smart Farming noch wenig verbreitet

Die Akzeptanz digitaler Lösungen in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren zugenommen. Die meisten Landwirte nutzen diese allerdings noch nicht, sodass der Markt für entsprechende Angebote bisher ein Nischenmarkt ist.

Bislang gibt es vor allem Lösungen wie digitale Finanzprodukte und Geldtransfersysteme, Beratungs- und Marktverknüpfungslösungen und Anwendungen im Bereich Präzisionslandwirtschaft, die als App verfügbar sind und die die Bauern mit ihren Mobiltelefonen nutzen können. Dies liegt in erster Linie an der hohen Mobilfunkdurchdringung: im Jahr 2019 gab es nach Angaben der Nigeria Communication Commission (ICC) 184 Millionen Mobilfunkanschlüsse, was einer Telekommunikationsdichte von 96 Prozent entspricht.

Die Nutzung von Technologien wie Internet-of-Things und Blockchain ist bislang nur sehr vereinzelt verbreitet und noch in einem frühen Stadium. Diese Technologien sind für die meisten lokalen Nutzer oftmals noch zu hoch entwickelt und teuer und nicht an die lokalen Gegebenheiten angepasst.  

An Bedeutung gewinnt zunehmend Hydroponik, insbesondere aufgrund der knappen Landressourcen in städtischen Zentren wie Lagos, Ogun und Abuja. Dabei wird vor allem Gemüse wie Tomaten, Salat und Kohl für den lokalen Markt angebaut. Diese Anbaumethode gilt als besonders klimafreundlich und nachhaltig.

Mangelnde Infrastruktur ist größter Hemmschuh

Die Landwirtschaft hat mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Größtes Hindernis ist die in vor allem ländlichen Gegenden mangelnde Infrastruktur - sowohl die (analoge) Transportinfrastruktur als auch die IT-Infrastruktur.

Ländliche Gegenden sind oft schlecht an das Mobilfunknetz und Internet angeschlossen - oder aber die Internetverbindung ist unzureichend. Zudem ist der digitale Reifegrad oft unterentwickelt, das heißt erforderliches Know-how für den Umgang digitaler Anwendungen ist vor allem bei Kleinbauern nur wenig vorhanden. Zudem erfordern manche Technologien wie beispielsweise Drohnen bestimmte Investitionen und Fachwissen, was für viele kleine und mittelständische Landwirte die Erschwinglichkeit schwierig macht.

Pilotprojekt erfolgreich angelaufen

Die NITDA hat im vergangenen Jahr das "National Adopted Village for Smart Agriculture Program" ins Leben gerufen. Das Programm, das in drei Bundesstaaten durchgeführt wird, ist vorrangig für junge Kleinbauern konzipiert, die zu digitalen Agripreneuren ausgebildet werden sollen. Neben der Vermittlung entsprechenden Wissens zum Aufbau digitaler Kompetenzen sowie zur Führung eines Betriebes gehört die Bereitstellung von Geräten wie Tablets und eine Unterstützung zur Saatgutfinanzierung. Nach Angaben der NITDA haben bereits über 500 Kleinbauern an dem Programm teilgenommen, was zu der Schaffung von mehr als 1.500 Arbeitsplätzen führte.

Ausgewählte Projekte in Nigeria

Projekt

Investition (in US$)

Stand

Projektträger

Smart Farming Innovations for Small-Scale Producers

1,75 Mio.

Ausschreibung abgeschlossen

Bill und Melinda Gates Stiftung

www.gatesfoundation.org

Blockchain-basierte Rohstoffhandels- und Finanzierungsplattform für Agrarunternehmen

50 Mio.

In Umsetzung

Gemeinschaftsprojekt von AFEX Nigeria und Sterling Bank sowie Binkabi

National Adopted Village for Smart Agriculture Program

k.A.

In Kraft

National Information Technology Development Agency (NITDA)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Von Corinna Päffgen | Accra

Marktstruktur: Start-up-Unternehmen auf dem Vormarsch

Digitale Lösungen für die Landwirtschaft werden in Nigeria meist von jungen Start-up-Unternehmen angeboten. Die Finanzierung kommt meist von Gebern und Privatinvestoren. 

Informationsdienste stark gefragt

Bei den meisten digitalen Angeboten handelt es sich um Web-App-basierte Lösungen, die Informationen wie Wetter- und Klimadaten sowie agronomische Daten oder Preise zur Verfügung stellen. Des Weiteren sind Plattformen stark gefragt, auf denen die Beschaffung von Betriebsmitteln sowie der Kauf und Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse ermöglicht wird und somit vor allem Kleinbauern einen besseren Zugang zum Markt und potenziellen Kunden verschafft. Weitere Lösungen bedienen die Nachfrage nach Finanzierungs- und Bezahlmöglichkeiten. 

Smart-Farming-Lösungen, die Technologien wie Drohnen, IoT und Blockchain nutzen, sind noch wenig verbreitet, kommen aber bereits zur Anwendung. Ein prominentes Beispiel ist das noch junge Unternehmen Hello Tractor, das mit dem Unternehmen John Deere zusammenarbeitet und eine Traktor-Sharing-Plattform betreibt und mit Hilfe der IoT-Technologie Traktorbesitzer und Landwirte verbindet. Die Unternehmen BeatDrone und Drone9ja sind Anbieter von Drohnentechnologie, die sehr vielfältig von der Vermessung von Ackerland über Bodenanalysen bis hin zur Aquakultur angewendet werden kann.

Start-up-Szene mit hoher Dynamik

Die meisten digitalen Lösungen werden von jungen Unternehmen und Start-up-Unternehmen entwickelt. In den letzten zehn Jahren sind nach einem Report von GSMA etwa 80 AgriTech-Unternehmen gegründet worden. Davon weisen einige Akteure ein starkes Wachstum innerhalb weniger Jahre auf und wecken zunehmend das Interesse auch internationaler Investoren.

Zu den bekanntesten gehören neben Hello Tractor und BeatDrone die Unternehmen Farmcrowdy, Thrive Agric und Verdant AgriTech. 

Farmcrowdy bietet eine Plattform für Crowdfunding sowie Tools für Landwirte an, mit denen sie Land kartieren, ihre Produktionsentscheidungen optimieren und Ertragsaussichten prognostizieren können. Thrive Agric ist ebenfalls eine digitale Crowdfunding-Plattform, die es Interessenten ermöglicht, Kleinbauern finanziell zu unterstützen.

Verdant AgriTech betreibt eine Plattform, die Kleinbauern in ruralen Gegenden mit anderen wichtigen Akteuren in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette verbindet. Dazu gehört auch ein SMS-basierter Beratungsdienst.

Zenvus bietet intelligente Lösungen für Farmen und Gärten an. Es sammelt Bodendaten und Bilder von Nutzpflanzen und versorgt Landwirte mit Daten in Echtzeit zur Unterstützung von der Pflanzung bis zur Ernte unter Einsatz von sensorischen Technologien. Mit diesen Daten können Farmer gezielt Düngemittel und Pestizide einsetzen, Pflanzenkrankheiten erkennen, optimal bewässern und somit die Gesamtproduktivität und den Ertrag verbessern. Das Unternehmen hat bereits Niederlassungen in Botswana, Ghana und Ruanda.

Konzerne entdecken den Markt für sich

Neben Start-up-Unternehmen sind auch einige internationale Unternehmen im Markt aktiv und arbeiten teilweise mit lokalen Firmen zusammen.

OCP AFRICA, ein Unternehmen, das Phosphatdünger herstellt und zur marokkanischen OCP-Gruppe gehört, führt in Nigeria agronomische Versuche (Mais, Kakao, Maniok) und Bodentypenprüfungen unter Einsatz von Röntgenstrahlen, Big Data und maschinellem Lernen durch, um gezielte Düngerprodukte zu entwickeln. Das Unternehmen betreibt ein eigenes School Lab Program, in dem Farmer entsprechende Schulungen für den Einsatz von Düngemitteln erhalten.

SAP arbeitet bei der Anwendung SAP Rural Sourcing Management (RSM) mit Cbi Innovations Nigeria Ltd. zusammen. Mit dem RSM sollen 850.000 kleine Maisbauern in die landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten integriert werden. Die Lösung enthält eine mobile Anwendung, die Daten zu landwirtschaftlichen Betrieben, Nutzpflanzen, Landwirten und Verkäufen der Erzeugnisse verfolgt und sammelt und zur Verfügung stellt. Die Versorgung mit besseren Daten und der Zugang zu mehr Lieferanten und potenziellen Kunden soll die Produktion und Produktivität der Kleinbauern verbessern. SAP bietet ebenfalls entsprechende Trainings für Maisbauern an.

Von Corinna Päffgen | Accra

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest


Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Nigeria


Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Bundesministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Bundesministerium für Kommunikation und digitale Wirtschaft

Nationale Agentur für Entwicklung der Informationstechnologie 

AgroTech Nigeria

Fachmesse, Teil der Agrofood Messe

Digitalisierung der Landwirtschaft in Österreich

Es gibt viele Ansätze zur Nutzung und Einführung digitaler Tools und smarter Landtechnik. Allerdings ist der Markt noch sehr klein und vieles in der Erprobungsphase.

Von Axel Simer | Bonn

Ziele: Breitgefächerte Ansätze in vielen Segmenten

In der Landwirtschaft gibt es viele Ansätze für Smart Farming, doch strategische Ziele der Regierung fehlen.

Smart Farming ist in Österreich seit etwa 20 Jahren ein Thema. Konkrete strategische oder mittelfristige Regierungsziele sind indes nicht formuliert. Offizielle Äußerungen bleiben eher vage und beziehen sich auf Produktivitätsfortschritte, eine effizientere Produktion, eine Entlastung der in der Landwirtschaft Tätigen, etc. "Aus unserer Sicht soll die Digitalisierung der Landwirtschaft aber vor allem ein wesentliches Ziel haben: den Bäuerinnen und Bauern das Leben zu erleichtern", verkündet beispielsweise Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger auf der Homepage des Ministeriums. Im neuesten Agrarbericht, veröffentlicht unter dem Titel "Grüner Bericht" im September 2020, sieht die Landwirtschaftsministerin die Branche eher vor den Herausforderungen des Klimawandels und der Extremwetterereignisse sowie den gesellschaftlichen Anforderungen an eine nachhaltige Produktion und einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen. 

Allerdings finden sich in Österreich viele Projekte und Initiativen rund um das Thema Smart Farming beziehungsweise Digitalisierung in der Landwirtschaft. Bekannteste Initiative der Regierung ist die Gründung des Musterbauernhofs "Innovation Farming". Dieser digitalisierte Hof hat insbesondere das Ziel, Landwirten digitale Technologien im Praxiseinsatz zu zeigen und nahezubringen.

Von Axel Simer | Bonn

Agrarwirtschaft: Wenige Landwirte nutzen Smart Farming

Smart Farming ist bekannt und in aller Munde. Doch nur in wenigen Bereichen hat die Digitalisierung tatsächlich in den praktischen Alltag Einzug gehalten.

Die Bruttowertschöpfung der österreichischen Agar- und Forstwirtschaft erreichte 2020 rund 4,3 Milliarden Euro. Dies entspricht in etwa dem Mittelwert der letzten Jahre. Der landwirtschaftliche Produktionswert summierte sich auf 7,7 Milliarden Euro. Davon entfielen 18 Prozent auf Milch, knapp 12 Prozent auf Getreide, 11 Prozent auf Schweine- sowie 10 Prozent auf Rinder- und Kälberhaltung.  Ebenfalls 10 Prozent machten Gemüse- und Gartenbau aus, vor Futterpflanzen und Wein mit je 7 Prozent. Das heißt, ein konkreter Schwerpunkt im Landwirtschaftssektor ist nicht vorhanden. Milch, Getreide, Schweine, Rinder und Gemüse machen das Gros des Sektors aus.

Landwirtschaft ist breit aufgestellt

Im Jahr 2020 belief sich laut Statistik Austria die Ackerfläche auf 1,32 Millionen Hektar, was 16 Prozent der österreichischen Staatsfläche entsprach. Den größten Anteil des Ackerlandes nahm der Getreideanbau mit 764.385 Hektar (57,9 Prozent) ein. Feldfutterbau wurde auf einer Fläche von 241.681 Hektar (18,3 Prozent) betrieben, auf Ölfrüchte entfielen 166.148 Hektar (12,6 Prozent). Während Hackfrüchte auf einer Fläche von 50.718 Hektar (3,8 Prozent) angebaut wurden, machten Körnerleguminosen mit 18.754 Hektar lediglich 1,4 Prozent des gesamten Ackerlandes aus. Rund 29.000 Hektar (2,2 Prozent) entfielen auf sonstige Ackerlandflächen beziehungsweise wurden für den Anbau von Spezialkulturen, wie Blumen, Erdbeeren sowie Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen, genutzt. Knapp 50.400 Hektar oder 3,8 Prozent des Ackerlandes lagen im Jahr 2020 brach.

Zahl der Biohöfe steigt

Die letzte offizielle Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2016 wies insgesamt 162.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe aus. Gegenüber 2013 war dies ein Rückgang von 2,6 Prozent, gegenüber 2010 ein Minus von 6,5 Prozent. Im internationalen Vergleich gilt die österreichische Landwirtschaft als kleinstrukturiert. Auf einen Hof kommen im Durchschnitt 20 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, 32 Rinder und 109 Schweine. Die geringere Zahl von Höfen führt zeitgleich zu einem Anstieg der durchschnittlichen Hofgröße. Seit vielen Jahren steigt hingegen die Zahl der Biobauernhöfe und die Bioanbaufläche. 2019 gab es bereits 24.225 Biobetriebe laut Invekos. Immerhin 3 Prozent mehr als 2018.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Österreich

2020

Einwohner (in Millionen)

8,9

Ackerfläche (in Millionen Hektar)

1,3

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent; einschl. Forsten) 

1,1

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

Rang 17

Quelle: Statistik Austria; IMD 2021

Smart Farming gibt es seit der Jahrtausendwende landesweit, jedoch auf sehr niedrigen Niveau. Öffentliche Förderung genießt vor allem die landwirtschaftliche Ausbildung an Fach- und Hochschulen, die seit einigen Jahren die Digitalisierung der Landwirtschaft in die Lehrpläne aufgenommen haben. In der offiziellen Digitalisierungsstrategie der Regierung ist für die (wirtschaftlich wenig bedeutsame) Landwirtschaft kein Platz, sie profitiert aber indirekt, beispielsweise durch den forcierten Ausbau des Breitbandnetzes.  

Digitalisierung wenig verbreitet

Im Jahr 2018 veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium einen Bericht zur "Digitalisierung in der Landwirtschaft". Nach vorsichtigen Schätzungen des Ministeriums werden in etwa 5 bis 10 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Farmmanagementsysteme im Ackerbau eingesetzt. Rund 13 Prozent der Ackerflächen sollen mit GPS-gesteuerten Technologien bewirtschaftet werden.  Weiter fortgeschritten ist die Digitalisierung in der Milchwirtschaft - vor allem aus Kostengründen. Nach Einschätzung von Benjamin Ebner von der österreichischen Niederlassung der deutschen 365FarmNet sind bei Neuinvestitionen der Milchbetriebe 50 Prozent der Betriebe mit Melkrobotern, Futterautomaten, Sensoren und anderen Technologien zur Einsparung von Personalkosten dabei.

Eine Umfrage von KeyQuest aus dem Jahr 2018 ergab, dass sich lediglich ein Sechstel der befragten Landwirte Investitionen in Digitalisierung und intelligente Technologie vorstellen kann. Allerdings: je jünger und besser ausgebildet die Befragten waren, desto größer war ihr Interesse. Das Potenzial ist groß, denn es winken erhebliche Kosteneinsparungen. Eine von Accenture 2019 veröffentlichte Studie zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in Österreich sieht drei Sektoren für einen lohnenden Einsatz: Industrie, Handel und Landwirtschaft. Für die Landwirtschaft errechneten die Studienautoren einen möglichen Produktivitätszuwachs von 38 Prozent durch den Einsatz von Smart Farming.

Ausgewählte Projekte in Österreich

Projekt

Investition (in Euro)

Stand

Projektträger

Studiengang Agrartechnologie und Digital Farming

k.A.

Seit 2019

Fachhochschule Wiener Neustadt, in Zusammenarbeit mit Francisco Josephinum

Forschungsprojekt Digitale Landwirtschaft

k.a.

2020 bis 2023

Universität für Bodenkultur Wien (Boku)

Innovation Farm: Pilotfarm, die zahlreiche Projekte mit privaten Partner umsetzt

2 Millionen

2020 bis 2023

Francisco Josephinum

Quelle: GTAI

Von Axel Simer | Bonn

Marktstruktur: Viele in- und ausländische Anbieter sind präsent

Noch ist Smart Farming nicht sonderlich verbreitet. Doch vielen ist klar: ohne mehr Digitalisierung geht es nicht. Auch deutsche Anbieter sind am Markt etabliert.

​​​​​​Die Unternehmenslandschaft bei Smart Farming ist sehr vielfältig. Und Österreich als offene Volkswirtschaft und exportabhängiges Industrieland hat keinerlei Barrieren gegenüber ausländischen Anbietern aufgebaut. Darüber hinaus hat sich in der Alpenrepublik eine sehr dynamische Start-up-Szene etabliert, für die Smart Farming ein breites Betätigungsfeld bietet.

Innovation Farm als Türöffner

Als zentrale Drehscheibe für das Zusammenwirken öffentlicher Akteure, privater Unternehmen und landwirtschaftlicher Betrieb hat sich die vom Landwirtschaftsministerium initiierte Innovation Farm etabliert, die an drei Standorten ein ganzes Bündel an Projekten realisiert (siehe dazu auch die Tabelle "Projekte"). Das Interesse daran steigt sowohl in der Presse als auch bei den Landwirten selbst. Viele Hersteller von Landtechnik testen ihre Geräte dort entweder selbst oder durch einen österreichischen (Vertriebs-)Partner. So zum Beispiel die dänische Firma Farmdroid ApS, die den Feldroboter Farmdroid FD20 produziert. Er wird auf der Innovation Farm für den Einsatz beim Anbau von Zuckerrüben getestet. Die US-amerikanische Case IH erprobt verschiedene Assistenzsysteme für ihren neuen Axial-Rotormähdrescher. 

Die bayrische Geo-konzept entwickelt auf der Innovation Farm mit der schwedischen Väderstat eine satellitengestützte Maisaussaat. Den Einsatz von Sensoren in der teilfächenspezifischen Stickstoffdüngung demonstriert und testet die ebenfalls in Bayern ansässige Fritzmeier Umwelttechnik. Seit 2012 entwickelt Fritzmeier mit der Marke ISARIA innovative Lösungen im Bereich Precision Farming. Als inländische Projektpartner sind die österreichischen Traktorenhersteller Lindner und Steyr mit an Bord.

Vorreiter Milchwirtschaft

Am weitesten verbreitet ist der Einsatz digitaler Tools im Segment der Milchwirtschaft. Bereits 2018 sprach beispielsweise das Landwirtschaftsministerium in höchsten Tönen vom Unternehmen smaXtec und dessen "Vorreiterrolle" im Smart Farming. Das 2009 gegründete Grazer Start-up ist Branchenprimus für den Einsatz von Sensortechnik bei Rindern und Milchkühen. Über 60.000 ihrer Pansensensoren kontrollieren bereits österreichische Milchkühe. smaXtec ist auch auf der Innovation Farm aktiv, mit der Implementierung von Wiederkaumonitoring in eine Herdenmanagementsoftware. Die oberösterreichische Wasserbauer demonstriert auf der Farm Fütterungssysteme; der Verband der Rinderzüchter LKV entwickelt dort verschiedene Apps zu Herdenkontrolle und Leistungsmanangement. Gleich mehrere österreichische Unternehmen entwickeln GPS-Halsbänder für eine extensive Tierhaltung in der Weide- und Almwirtschaft. 

Viele Anbieter bei Farm-Management

Unter den am Markt angebotenen digitalen Farm-Management-Systemen ist der österreichische Agrarcommander führend. Am Markt eingeführt wurde der Agrarcommander im Jahr 2014 als erstes webbasiertes, professionelles Betriebsführungsprogramm für Landwirte beziehungsweise agrarische Unternehmen. Die Agrarsoftware hat sich in Österreich seitdem zum erfolgreichsten digitalen Betriebsführungsprogramm entwickelt. Die Software unterstützt konventionelle und biologische Landwirte beim Pflanzenanbau und bei den entsprechenden Aufzeichnungs- und Antragsstellungsaufgaben und kann auch überbetrieblich eingesetzt werden. Bei Vertrieb und Weiterentwicklung der Software arbeitet die Agrarcommander GmbH seit 2020 sehr eng mit der österreichischen Raiffeisengruppe zusammen. Dies dürfte ihre Marktposition weiter stärken.

Farmdok ist ein niederösterreichisches Agartechnik-Startup mit Firmensitz in Wieselburg, das Smart-Farming-Lösungen zur Vereinfachung von Planung und Aufzeichnung in der Landwirtschaft entwickelt. Die Philosophie des Unternehmens: „Wir wollen mit einfachen Mitteln und kostengünstigen Smartphones den Landwirten die Möglichkeit geben, sich wieder ganz auf die wertschöpfende Arbeit am Feld konzentrieren zu können, ohne auf wertvolle Informationen verzichten zu müssen.“ Diese Idee wurde 2016 im Rahmen des größten österreichischen Businessplanwettbewerbs i2B sowie durch den Niederösterreichischen Innovationspreis RIZ Genius ausgezeichnet. Farmdok wird vom Austria Wirtschaftsservice sowie vom staatlichen Accent Gründerservice gefördert.

Auch deutsche Firmen im Markt

Aus Deutschland sind vor allem NextFarming und 365FarmNet auf dem österreichischen Markt aktiv. Die niederbayrische Farm Facts vermarktet ihre diversen Softwarepakete der Marke NextFarming über den österreichischen Partner M&O. Dieser übernimmt neben dem Vertrieb auch die Beratung und Schulung. Die 2013 gegründete Berliner 365FarmNet hingegen unterhält seit 2018 ein eigenes Büro in Österreich. 365FarmNet bietet diverse herstellerunabhängige Farm-Management-Softwarelösungen vom Herdenmanagement und Dokumentation bis zu ganzheitlichen Betriebs-Software-Paketen, sieht sich aber selbst als eher kleinen Player am Markt.



Von Axel Simer | Bonn

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Österreich / Deutsche Handelskammer in Österreich - DHK

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Wien

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Zuständig für den Bereich Landwirtschaft

Cluster "Digitalisierung in der Landwirtschaft"

Getragen von der Universität für Bodenkunde Wien, Landwirtschaftsministerium und Francisco Josephinum

Fachmesse Agraria Wels

Österreichs führende Messe für Landwirtschaft und Landtechnik, nächster Termin: 23.-26.11.2022

Digitalisierung der Landwirtschaft in Rumänien

Agrarbetriebe nutzen einerseits die Digitalisierung, um Kosten zu sparen und Erträge zu steigern. Anderseits fehlt es den meisten rumänischen Bauern generell an moderner Technik. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Ziele: Kampf gegen Dürre und steigende Kosten

Rumäniens Landwirte setzen zunehmend digitale Lösungen ein - meist aber nur in den großen Betrieben. Kleinen Farmen fehlt oft das Geld für neue Ausrüstung.

Dürre und Kostendruck: Rumäniens Landwirte setzen moderne Technologien ein, um die Effizienz ihrer Betriebe zu steigern. Ziel ist dabei, die Ernteerträge zu steigern und dabei die Produktionskosten unter Kontrolle zu halten. Besonders die großen Agrarbetriebe bedienen sich dafür moderner Technologien. Beispielsweise setzen sie geologische und meteorologische Systeme ein, um extreme klimabedingte Veränderungen im Boden in der Atmosphäre schneller zu erfassen. 

Höhere Preise für Saat, Dünger, Strom und Wasser erhöhen den Kostendruck

Digitale Überwachungssysteme für Boden, Pflanzen, Wetter und moderne Sensortechnik von Landmaschinen führen online und per Satellit erfasste Daten auf digitalen Plattformen zusammen. Somit können die Landwirte den Verbrauch von Düngemitteln, Wasser und Saatgut effizienter optimieren. Der Einsatz solcher Systeme der Präzisionslandwirtschaft wird in Rumänien weiter zunehmen. Wichtiger werden zudem das Wassermanagement sowie der Einsatz von Biotechnologie. Steigende Preise für Wasser und Strom etwa erhöhen die Produktionskosten. Die meisten Landwirte nutzen Pumpen und spezielle Systeme, um mit Wasser aus der Donau oder aus Bewässerungskanälen und dem öffentlichen Wassernetz die Felder zu beregnen.

Die Liga der landwirtschaftlichen Erzeugervereinigungen, LAPAR, beobachtet seit Beginn dieses Jahres einen Anstieg der Preise für Produktionsmittel, also Saatgut, Dünger, Strom und Wasser, im Vergleich zum Vorjahr um etwa 140 Prozent. Dies berichtete die LAPAR-Sprecherin Liliana Piron bei einem Treffen mit Germany Trade & Invest.

Rumänische Landwirtschaft beginnt den Strukturwandel

Das Landwirtschaftsministerium verfolgt das langfristige Ziel, einen Strukturwandel in der rumänischen Landwirtschaft einzuleiten, die überwiegend von kleinen Semi-Subsistenzbetrieben geprägt ist. Diese kleinen Bauernhöfe produzieren hauptsächlich für den Eigenbedarf und sind kaum wettbewerbsfähig.

Dabei gehe die Gründung von Gemeinschaftsbetrieben weit über die digitale Vernetzung von Landwirt und Maschine hinaus, sagt Bogdan Bazga, Koordinator für die Vereinten Nationen und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklug im rumänischen Landwirtschaftsministerium, im Gespräch mit Germany Trade & Invest. "Auf gemeinsamen Agrar-Plattformen können nicht nur Landmaschinen, Silos und Logistikzentren geteilt werden, sondern auch regionale Ökosysteme entstehen und damit neue Geschäftsmodelle wachsen", beschreibt Bazga die Ziele des Strukturwandels in der Landwirtschaft. Die Landwirte könnten sich beispielsweise als Produzenten von Energie aus Biomasse einen neuen Markt erschließen, sagt er. 

Jedoch seien nicht alle Bauern dazu bereit: "Ich führe viele Gespräche mit Landwirten, aber leider sind nicht alle davon überzeugt, ihren Betrieb mit anderen Bauern zu teilen, weil sie sich an das kommunistische Modell erinnern", sagt Bazga. Mit dem Strukturwandel der Kleinbetriebe zu gemeinschaftlichen Agrarbetrieben wächst mittelfristig die Nachfrage nach neuer Ausrüstung, wenn dort digitale Agrar-Plattformen entstehen, die Erzeuger, Lieferanten von Düngemitteln oder Saatgut sowie Lebensmittelverarbeiter und -händler miteinander vernetzen.

Kleinbauern erhalten staatlich garantierte Kredite

Besonders im vergangenen Jahr hat Dürre und die Coronakrise den Kleinbauern vor große Herausforderungen gestellt. Um die wirtschaftlichen Folgen zu mindern, können Kleinbauern bei dem Finanzinstitut Agricover Credit INF Kredite für Betriebskosten und Investitionen erhalten. Agricover Credit ist keine Bank, hat aber eine rumänische Lizenz, um Kredite für die Landwirtschaft zu vergeben. Dafür stellt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (ERBD) 15 Millionen Euro bereit. Für Investitionsvorhaben verfügt Agricover Credit zusätzlich über ein Darlehen von der Europäischen Investitionsbank (EIB) über 20 Millionen Euro. Im Rahmen des staatlich geförderten Kreditprogramms IMM Invest können Kleinbauern zudem staatlich garantierte Kredite in Höhe von bis zu 1 Millionen Lei (492.000 Euro; 1 Euro= 4,92 Lei; Stand 1. Juni 2021) bei ihren Geschäftsbanken erhalten. Dabei sind 8 Monate zinslos und der Kreditnehmer muss zum Ende der Laufzeit nicht mehr als 90 Prozent des Betrages zurückzahlen und maximal 1 Millionen Lei. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Agrarwirtschaft: Digitalisierung offenbart Strukturschwächen

Die Entwicklung der Digitalisierung der rumänischen Landwirtschaft hängt stark vom Alter der Landwirte, dem verfügbaren Kapital und dem Know-how ab.

Die Landwirtschaft ist in Rumänien ein wichtiger Sektor. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im Jahr 2019 bei 4,1 Prozent und war dreimal höher als im EU-Durchschnitt. Aber Produktivität der Landwirtschaft beträgt nur niedrige 30 Prozent im Vergleich mit der Landwirtschaft aller EU-Länder. In Rumänien zählt die Europäische Union 3,9 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, rund ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in der gesamten EU. Diese Disparitäten wirken sich negativ auf die Produktivität des gesamten Sektors aus.

Rumänien gehört zu den größten Maisproduzenten in der EU

In Rumänien bewirtschaften die Landwirte rund 8,9 Millionen Hektar Ackerland und bauen dort etwa 70 Prozent Getreide - hauptsächlich Mais und Weichweizen - an. Die rumänische Landwirtschaft ist der größte Maisexporteur aus der Europäischen Union. Rund 61 Prozent der Maislieferungen aus der EU kommen aus Rumänien. Neben Getreide sind Sonnenblumen und Raps die am meisten angebauten Pflanzen. Die größten Importgüter - Fleisch, Obst, Proteinmehle und Milchprodukte - importiert Rumänien zu 80 Prozent aus der Europäischen Union. Die größten Handelspartner mit Agrarprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln sind Deutschland, Ungarn, Polen und Bulgarien. 

Strukturelle Bedingungen bestimmen Geschwindigkeit der Modernisierung

Viele kleine und mittleren Betriebe haben nicht genügend finanzielles und auch humanes Kapital, um neue Smart-Farming-Lösungen einzusetzen. Die meisten Kleinbauern betreiben Semi-Subsistenzwirtschaft, bringen also nur einen geringen Teil ihrer Produktion auf den Markt. Es fehlt ihnen zudem an Wissen über digitale Technologien. Entsprechend schreitet die Digitalisierung der kleinen und mittleren Betriebe deutlicher langsamer voran, als bei den größeren Farmen.

Die rumänische Landwirtschaft ist stark geprägt von kleinen Familienbetrieben. Rund 93 Prozent der Bauernhöfe besitzen jeweils weniger als fünf Hektar Land - im Schnitt nur 3,4 Hektar, berichtet die EU-Kommission. Familienbetriebe bewirtschaften insgesamt 30 Prozent der im Land verfügbaren Flächen. Entsprechend verfügen nur 7 Prozent der rumänischen Landwirte über 70 Prozent des rumänischen Ackerlandes. Das sind Großbetriebe.

Die Landwirtschaft beschäftigte 2019 rund 22 Prozent der gesamten Erwerbstätigen. Damit ist der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft fünfmal höher als im EU-Durchschnitt. Ein weiteres strukturelles Problem ist die Demografie. Rund 42 Prozent der Landwirte sind über 65 Jahre alt. In Rumänien nutzten im Jahr 2020 knapp 40 Prozent der Menschen dieser Altersgruppe das Internet, ergab eine Datenerhebung von Eurostat vom 17. Mai 2021. 

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Rumänien

Indikatoren

2020

Einwohner (in Millionen)

19,3

Ackerfläche (in Mio. Hektar; 2019)

8,966

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 

3,9

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 

49

Quelle: Statistikamt, Landwirtschaftsministerium, Eurostat, IMD World Competitiveness Center

Digitalisierung macht Gegensätze sichtbar

Auf rumänischen Feldern setzen die Landwirte, die es sich leisten können, bereits Drohnen und automatisierte Saat- und Erntetechnik zur Teilschlagbewirtschaftung - zielgerichtete Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen - ein. Somit können sie präzise auf Unterschiede des Bodens innerhalb eines Feldabschnittes reagieren. Das heißt die Menge der Saat, Düngemittel oder Bewässerung anpassen.

Den meisten rumänischen Bauern greifen aber noch auf gewöhnliche Erntemaschine ohne Boden- und Wettersensoren sowie Internet- und GPS-Verbindung zurück. "Viele unserer Mitglieder können sich die neusten Maschinen einfach nicht leisten und kaufen daher lieber gebrauchte Landmaschinen, bevorzugt aus Deutschland", erklärt Liliana Piron, Sprecherin der Liga der landwirtschaftlichen Erzeugervereinigungen in Rumänien (LAPAR) im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Die LAPAR ist ein Zusammenschluss der regionalen Interessensverbände der rumänischen Bauern.

Digitale Lösungen verbessern Ressourcenmanagement

Den Kleinbauern stehen großen Getreide- und Ölsamenfarmen wie Agricost gegenüber. Das Unternehmen bewirtschaftet auf der Donauinsel Braila eine Fläche von 57.000 Hektar. Seit 2019 ist Agricost im Besitz der Al Dahra Holding, einem multinationalen Agrarunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Agricost setzt nach eigenen Angaben digitale Plattformen ein, auf denen Daten über das Wetter, den Boden- und Pflanzenwuchs und deren Schädlingsbefall einlaufen. Anhand dieser Daten kann das Unternehmen den optimalen Verbrauch von Wasser, Düngemittel oder Pflanzenschutzmitteln bestimmen und Ressourcen sparen. Weitere Unternehmen, die Präzisionslandwirtschaft betreiben, sind die Serban Agrarholding (13.000 Hektar), Agri Holde (7.830 Hektar) und Frizon Agra (4.100 Hektar).

Agricost gilt als Vorzeigeunternehmen in Sachen Digitalisierung, Wassermanagement und Nachwuchsförderung, wie aus einem Bericht der Agentur für regionale Entwicklung vom 11. Januar 2021 hervorgeht, die auf regionaler Ebene Fördergelder der EU vergibt, unter anderem zur Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit kleinerer und mittlerer Agrarbetriebe. Laut dem Bericht sei Agricost ein Vorbild für die Entwicklung des Strukturwandels in der Landwirtschaft, denn sie setzt moderne Landtechnik ein, kooperiert mit den regionalen Universitäten und betreibt ein landwirtschaftliches Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Agrarbetriebe suchen nach gut ausgebildeten Fachkräften

Obwohl Rumänien bekannt ist für eine starke Ausbildung junger IT-Fachkräften, fehlt es an Spezialisten, die eine landwirtschaftliche Ausbildung mitbringen. Und das, obwohl die Universität in Iasi einen guten Ruf als Ausbildungsstätte für Agraringenieure hat. Auch seien freie Mitarbeiter aus Indien zum Programmieren von Algorithmen oft günstiger, erläutert zum Beispiel der CEO des Agrarunternehmens Frizon Agra, Teofil Dascalu im Gespräch mit Germany Trade & Invest.

Ausgewählte Projekte in Rumänien

Projekt

Investition (in Mio. Euro)

Stand

Projektträger

Chemgas Slobozia: Investitionen in Düngemittelproduktion

30

Umsetzung bis 2026

Popasul Trebes

Bau eines Logistikzentrums für landwirtschaftliche Produkte im Kreis Braila

20

Finanzierung steht noch aus.

RodBun

Erweiterung der Geflügelproduktion

15 bis 20

Planung

Transavia

Erweiterung der Landwirtschaftsfläche, Errichtung von Lagerräumen, Ausbau eines Silos, Anschaffung von Maschinen und Anlagen in Süd- und Ostrumänien

12

Umsetzung für 2021 geplant

Holde Agri Invest

Investitionen in Bewässerung, Geflügelzucht und Lagerräume in Ostrumänien

7,5

Umsetzung für 2021 geplant

Interagroaliment / Grup Serban

Bau einer Molkerei im Kreis Galati

5

Investition läuft.

Artesana

Investitionen in Logistik, Lagerräume, Digitalisierung, Bau einer Molkerei in Ocna Mures im Kreis Alba

4,5

Umsetzung bis 2025 geplant

Ferma cu Omenie

Modernisierung einer Produktionsstätte für Fleischbearbeitung und Herstellung von Fleischprodukten, Umweltinvestitionen im Kreis Vaslui

3

Umsetzung für 2021 geplant

Vascar

Erweiterung der Obstanbauflächen, Ausbau der Lagerräume im Kreis Iasi

1,5

Investition läuft.

Cerasus Grup 

Quelle: Medienberichte, Recherchen von Germany Trade and Invest

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Marktstruktur: Internationale Anbieter sind gefragt

Die meisten Agrarunternehmen nutzen weltweit bekannte Anbieter für Smart-Farming-Lösungen. 

Die rumänischen Agrarunternehmen beschaffen sich die Technologien, Produkte und Dienstleistungen überwiegend auf dem internationalen Markt. Zu den gefragten Produkten zählen importierte Landmaschinen von Herstellern wie New Holland, Claas, John Deere, Horsch oder Fendt. Dazu importieren die Agrarbetriebe digitale Programme und Anwendungen, etwa FieldViewer von Bayer, zur Kontrolle der Saat und Düngemittel und Entwässerung des Bodens, ein auf GPS-basierendes Navigationssysteme des US-amerikanischen Anbieters Trimble oder die Wetterstationen der österreichischen Firma Pessl.

Zudem greifen einige Unternehmen auf Softwareprogrammierer aus Indien zurück, insbesondere wenn es um das Programmieren von Algorithmen geht. Dies ist bei einigen Anwendungen in der Teilschlagbewirtschaftung notwendig, um sie den Begebenheiten anzupassen. Algorithmen optimieren die Lernfähigkeit der einzelnen Anwendungen. 

Telefonanbieter bauen Netzinfrastruktur aus

Um diese verschiedenen System miteinander zu verbinden, benötigen die Landwirte eine stabile und leistungsstarke Internetverbindung. Jedoch betrug im Jahr 2019 der Anteil der Breitbandanschlüsse an den verfügbaren Internetanschlüssen auf dem Land nur 47 Prozent, meldete die rumänische Behörde für Verwaltung und Regulierung in der Kommunikation, ANCOM. Im vergangenen Jahr haben die führenden Anbieter am Telekommunikationsmarkt Orange, Telekom und Vodafone in den Städten damit begonnen, das 5G-Netz auszubauen, das wichtig ist für den reibungslosen Gebrauch von Internet-of-Things-Technologien (Internet of Things - IoT, Internet der Dinge, Vernetzung von physischen und virtuellen Dingen), wie sie die Präzisionslandwirtschaft einsetzt.

Im April kündigte Vodafone an, in diesem Jahr ein neues Narrow-Band-IoT-Netzwerk speziell für die Landwirtschaft anzubieten. Dabei handelt es sich um ein Schmalbandnetz, das sich nur auf die Vernetzung der Smart-Farming-Anwendungen beschränkt. Es übermittelt es beispielsweise nur Funksignale der Anwendungen und benötigt dafür weniger Netzkapazitäten und Strom.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Rumänien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture and Rural Development (MARD)

Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Agenţia de Plăţi şi Intervenţie pentru Agricultură (APIA)

Zahlstelle für Subventionen in der Landwirtschaft - Zuständig nur für landwirtschaftliche Betriebe 

Agentur zur Finanzierung von landwirtschaftlichen Investitionen (AFIR)

Die AFIR ist dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet und für die Zuteilung von Fördermitteln für alle Branchenunternehmen zuständig.

Asociatia Romana pentru Agricultura Durabila (ARAD)

Rumänische Vereinigung für nachhaltige Landwirtschaft zur Förderung des ökologischen Landbaus

LAPAR

Die LAPAR ist ein Zusammenschluss der regionalen Interessensverbände der rumänischen Bauern.

Indagra 

Messe für Ausrüstung und Produkte der Landwirtschaft, Tierhaltung und Lebensmittelindustrie, Oktober 2021, Bukarest

Digitalisierung der Landwirtschaft in Russland

Russlands Landwirtschaft weist bei der Digitalisierung einen großen Nachholbedarf auf. Es gibt aber eine rege Entwicklerszene und enormes Potenzial für Smart-Farming-Technologien.

Von Gerit Schulze | Moskau

Ziele: Weniger Ernteverluste und höhere Felderträge

Russlands Landwirtschaft eignet sich mit ihren riesigen Feldern und den finanzstarken Agrarholdings ideal für digitale Lösungen. Der Staat unterstützt den Prozess.

Auf Russland entfällt mehr als ein Zehntel der globalen Ackerfläche. Die Hektarerträge erreichen jedoch bei vielen Getreidearten kaum die Hälfte des Wertes westlicher Industrieländer. Daraus ergibt sich ein enormes Potenzial für den Einsatz digitaler Technologien, um die Tier- und Pflanzenzucht effizienter und produktiver zu gestalten.

Nach Einschätzung von Experten gibt Russlands Landwirtschaft bislang 1 bis 2 Prozent ihrer Investitionen für digitale Technologien aus. Das entspräche einem Wert von 50 bis 100 Millionen Euro pro Jahr. Bis 2026 sollen sich die Ausgaben laut Landwirtschaftsministerium verfünffachen.

Erhebliches Einsparpotenzial durch vernetzte Technik

Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zeigten, dass bis 2025 die massive Einführung von IoT-Lösungen (Internet of things) in der russischen Landwirtschaft zu Einsparungen von rund 470 Milliarden Rubel führen kann.

Die Regierung erwartet, dass sich die Produktivität der Agrarbranche mit Investitionen in smarte Technologien bis 2024 verdoppelt. Das Landwirtschaftsministerium hatte 2019 ein Konzept zur digitalen Landwirtschaft mit folgenden Schwerpunkten veröffentlicht:

  • Digitales Management und Informationssysteme für die Landwirtschaft
  • Digitalisierung der Feldnutzung (Datensammlung, Prognosen, Empfehlungen)
  • Smarter Ackerbau (Automatisierte Feldbearbeitung, Ernte, Düngung, Pflanzenschutz)
  • Smarter Gartenbau
  • Smarte Gewächshäuser (Minimierung der menschlichen Arbeitskraft durch Automatisierung und Vernetzung)
  • Smarte Tierzucht (Automatisierung der Aufzucht, Fütterung, Überwachung)

Um zu demonstrieren, welche Vorteile mit der Digitalisierung der Agrarwirtschaft einhergehen, sind 23 Pilotbetriebe geplant. Dort sollen die neuesten Technologien in großem Stil eingesetzt werden.

Mithilfe der staatlichen Smart-Farming-Konzeption sollen bis 2024 mindestens 25 Prozent aller Investitionen der russischen Landwirtschaft in digitale Produkte fließen. Das erscheint sehr ambitioniert. Nach Angaben des Agrarministeriums lag dieser Wert 2018 erst bei 0,5 Prozent. Einem Bericht der Wirtschaftszeitung RBK zufolge wenden bislang sieben bis zehn Prozent der russischen Agrarbetriebe digitale Technologien an. In der EU hingegen wird dieser Wert auf 69 Prozent geschätzt.

Regierung unterstützt Smart Farming finanziell

Der Nachholbedarf ist somit groß. Die Umsetzung des Regierungskonzepts für Smart Farming kostet 300 Milliarden Rubel (rund 3,3 Milliarden Euro; Wechselkurs am 20. Mai 2021: 1 Euro = 89,83 Rubel). Die Hälfte davon soll aus dem Staatshaushalt bereitgestellt werden.

Zur Finanzierung und Subventionierung von Investitionen in Smart Farming stehen verschiedene Institutionen bereit. Über die staatliche Landwirtschaftsbank Rosselchosbank will die Regierung maßgeschneiderte Finanzierungspakete für Agrarbetriebe bereitstellen, damit diese in digitale Technologien investieren können. Die Landwirte können sich dabei elektronisch identifizieren und Anträge online einreichen. Ab 2024 sollen Subventionen nur noch über digitale Anträge vergeben werden.

Das Landwirtschaftsministerium vergibt im Rahmen der Agrarförderung kurzfristige und zinsgünstige Kredite für die Beschaffung von Software und anderen Produkten, die dabei helfen, die Herstellung und Verarbeitung von Agrargütern zu digitalisieren. Dazu gehören autonom fahrende Landmaschinen, automatisierte Aussaat- und Düngesysteme, der Aufbau von drahtlosen Netzwerken oder digitale Geodäsie-Ausrüstung (Anordnung Nr. 779 vom 22. Dezember 2020).

Der Fonds für Industrieentwicklung vergibt über das Förderprogramm „Digitalisierung der Industrie“ günstige Kredite an Agrarbetriebe, die neue Technologien einführen.

Schwieriger Zugang zu Risikokapital

Der fehlende Zugang zur Finanzierung und Kommerzialisierung ihrer Ideen ist ein Problem für russische Start-ups, die Smart-Farming-Lösungen entwickeln. In diese Lücke springt teilweise der Staat. Der Fonds für die Entwicklung von Internet-Initiativen (FRII) steigt bei aussichtsreichen Unternehmen mit Venturekapital ein und finanziert ihr Wachstum.

Darüber hinaus investieren russische Risikokapitalgeber in Innovationen der Landwirtschaft. Dazu gehören Skolkovo Ventures, Sistema_VC und TealTechCapital. Deutsche Gründer stehen hinter dem Moskauer Startup-Accelerator Terraforma, der in innovative Unternehmen der Lebensmittel- und Agrarbranche investiert. Ziel ist es, Startups und ihre Ideen mit Agrarunternehmen zusammenzubringen.

Staat forciert Aufbau von Online-Datenbanken

Das Landwirtschaftsministerium lässt derzeit verschiedene Informationssysteme aufbauen, mit denen Smart Farming erleichtert werden soll. Dazu gehören:

  • Zentrales Informations- und Analysesystem ZIAS SCh, das durch Auswertung großer Datenmengen verschiedener Behörden wie Rosstat, Zolldienst oder Wetteramt Vorhersagen zur Entwicklung der Landwirtschaft erlaubt;
  • Aufbau der einheitlichen föderalen Datenbank zu landwirtschaftlichen Flächen in Russland EFIS ZCh. Sie soll einen Überblick zum genauen Standort, zu den angebauten Kulturpflanzen, zum Zustand der Felder und zu Brachflächen bieten. Das ermöglicht eine regionale Spezialisierung auf die effektivsten Kulturen, für die es in der Nähe Transport- und Verarbeitungskapazitäten gibt;
  • Datenbank über selbstfahrende Landtechnik, die in Russland eingesetzt wird;

Außerdem ist geplant, eine elektronische Weiterbildungsplattform „Semlja snanii“ („Land des Wissens“) zu starten. Beschäftigte des Agrarsektors sollen mit ihrer Hilfe Kompetenzen für Smart Farming entwickeln.  

Ein wichtiger Standort für die Gründung von Startups im Bereich Smart Farming ist das Innovationszentrum Skolkowo bei Moskau.

Im südrussischen Gebiet Rostow am Don wird darüber hinaus ab 2021 ein Forschungszentrum für die Digitalisierung der Landwirtschaft gegründet. Das „Dolina Dona“ (Don-Tal) entsteht auf dem Gelände der Technischen Universität DGTU und soll junge Unternehmen mit Steueranreizen und schnellen Genehmigungsverfahren anlocken.

Von Gerit Schulze | Moskau

Agrarwirtschaft: Vom Importeur zum Global Player

Russlands Landwirtschaft kann auf einen großen Entwicklungssprung zurückblicken. Die Regierung will den Sektor ausbauen und das Land zum großen Exporteur von Agrarprodukten machen.

Die Landwirtschaft gehört zu den wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen in Russland. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der angestrebten Diversifizierung der Exportstruktur. Ein Erlass von Präsident Putin sieht die Steigerung der Agrarausfuhren von 25 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2018 auf 45 Milliarden US$ im Jahr 2024 vor. Die Branche gilt als strategisch wichtig, um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Embargo für EU-Produkte und schwacher Rubel helfen

Noch vor rund einem Jahrzehnt war Russland bei vielen Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Milch und Fleisch von Importen abhängig. Staatliche Subventionen, das russische Einfuhrverbot für Lebensmittel aus der EU und Nordamerika sowie Investitionen großer Agrarholdings haben die Situation grundlegend geändert. Der schwache Rubel verbessert die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Agrarprodukte.

Das größte Land der Erde ist sogar zum weltweit führenden Weizenexporteur aufgestiegen und kann sich mit Getreide, Zucker und Pflanzenöl inzwischen weitgehend selbst versorgen. Rindfleisch und Milch müssen aber weiterhin im Ausland hinzugekauft werden.

Die Branche entwickelt sich dynamisch und hat riesiges Potenzial. Während Deutschland ein Drittel seiner Landfläche als Ackerland nutzt (11,7 Millionen Hektar), beträgt der Anteil in Russland nur 7 Prozent (116 Millionen Hektar). Deshalb sollen in den kommenden zehn Jahren weitere 10 Millionen Hektar gewonnen und mehr Brachland kultiviert werden.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Land

Kennziffer

Wert

Einwohner (in Millionen, 1. Januar 2021)

146,2

Landwirtschaftliche Nutzfläche (in Millionen Hektar, 2019)

197,8

  Ackerfläche

116,2

  Weideland

57,2

  Brachflächen

4,4

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent, 2020)

4,1

IMD Digital Competitiveness Ranking 2020 (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 

43

Quelle: Rosstat; Föderaler Dienst für Staatliche Registrierung, Kataster und Kartographie; Institute for Management Development (IMD)

Ländlicher Raum bleibt eine Problemregion

Moskau subventioniert die Landwirtschaft jährlich mit rund 3 Milliarden Euro. Entwicklungshemmend wirken die geringe Attraktivität der Branche für Arbeitnehmer, die schlechte Infrastruktur im ländlichen Raum und die allgemeine Landflucht. Die Digitalisierung der Branche bietet ein großes Potenzial, um den Einsatz von Arbeitskräften zu verringern und den Agrarsektor zu modernisieren.

Die Dominanz großer Holdings dürfte sich als Vorteil erweisen, um die Branche schneller zu digitalisieren. Bei der Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch kontrollieren wenige Agrarkonzerne, die häufig auch riesige Flächen besitzen, bis zu 90 Prozent des Marktes.

Fleischproduzent Miratorg ist laut Fachportal Agra-Europe Eigentümer von 1 Million Hektar Agrarland. Weitere wichtige Landbesitzer sind der Zuckerproduzent Prodimex mit 900.000 Hektar, der Agrokomplex N.I. Tkatschewa, die Holding Step und die Firmengruppe Rusagro.

Auch kleine Agrarbetriebe kaufen digitale Technik

Kleinere Agrarbetriebe produzieren häufig für den regionalen Markt. Sie haben eine starke Position bei Freilandgemüse und Obst, bei Rohmilch und Rindfleisch. Als Abnehmer für smarte Technologien sind Unternehmen mit 5.000 bis 40.000 Hektar ein interessanter Kunde, sagt Bjoerne Drechsler, Vorstand bei Ekotechnika, einem der größten Landtechnik-Händler in Russland. „Diese Betriebe haben oft keine eigene IT-Abteilung und sind auf externe Dienstleister angewiesen, um ihre Prozesse zu optimieren“, so der Marktkenner. „Die mittelgroßen Agrarfirmen wachsen meist organisch, sind schuldenfrei und finanzieren ihre Investitionen aus den gut laufenden Einnahmen.“ Damit seien sie für Smart-Farming-Lösungen eine ideale Zielgruppe.

Ekotechnika vertreibt in Russland vor allem Ausrüstungen von John Deere, aber auch von rund 20 anderen Landtechnik-Herstellern. Bislang entfallen rund 5 Prozent des Jahresumsatzes auf Anwendungen für Smart Farming. „Kommerziell ist das noch kein bedeutender Geschäftszweig, aber die Wachstumsraten sind sehr stark“, erklärt Bjoerne Drechsler.

Auf Pilotfeldern mit einer Fläche von insgesamt 30.000 Hektar sammelt Ekotechnika seit mehreren Jahren Erfahrungen mit digitaler Technik wie Applikationen auf Basis von Satellitenfernerkundung, N-Sensoren für die präzise Stickstoffausbringung, mit Bodenscannern, Systemen für autonomes Fahren und mit landwirtschaftlichen ERP-Lösungen (Enterprise-Resource-Planning).

Das Unternehmen gehört zur EkoNiva-Holding, die mit 630.000 Hektar Ackerfläche und über 40 Milchbetrieben ein wichtiger Akteur in der russischen Landwirtschaft ist.

Autonomes Fahren ist ein wichtiges Einsatzgebiet

Drechsler sieht in Russland zwei Hauptrichtungen, bei denen der Einsatz von Smart Farming sinnvoll ist: bei automatischen Systemen und selbstfahrender Technik sowie in der Agronomie, also der Dokumentation, Planung von Düngung, Aussaat, Pflanzenschutz und Ernte. „Bislang befassen sich aber höchstens 5 Prozent der Agrarunternehmen in Russland mit digitaler Technik“, sagt der Ekotechnika-Vorstand. Die Kunden seien oft junge Quereinsteiger im Agrargeschäft. „Viele Agrarmanager dagegen sind sehr konservativ und mental nicht für den Einsatz solcher Technologien bereit.“ Dabei könnten sie Kostenersparnisse von 30 bis 40 Prozent erzielen.

In Russland lohnt sich der Einsatz vor allem bei Feldern mit Mischböden, etwa in Sibirien oder beim Übergang von den Schwarzerdegebieten zu Sandböden. 

Der Bedarf an digitalen Technologien in Deutschland und Russland ist nicht deckungsgleich, erklärt Alexander Haus, Experte für internationale Märkte und Technologien beim Fachverband Landtechnik im VDMA. „Zwar setzen großflächige Betriebe in beiden Ländern Lösungen für Precision Farming ein, darunter exakte Dosierungssysteme, Teilbreitenabschaltung und Controlled Traffic Farming (CTF). Deutsche Landwirte bedienen sich dabei gern digitaler Hilfen wie Farm Management Systeme, um die Bürokratie in den Griff zu bekommen.“ In Russland seien eher Überwachungssysteme nötig, „zum Beispiel, um in den Tanks die Konzentration von Pflanzenschutzmitteln zu prüfen, die häufig entwendet werden.“

Außerdem setzen russische Landwirte Drohnen nicht nur zum Feld-Monitoring ein, sondern auch, um Pflanzenschutzmittel gezielter auszubringen. „Wegen der großen Ackerflächen gibt es mehr Pilotprojekte für Schwarmsysteme“, erklärt Experte Haus. Dabei fahren mehrere Fahrzeuge parallel nebeneinander, wobei nur eines von einer Person gesteuert wird.

Von Gerit Schulze | Moskau

Marktstruktur: Starke Position bei Software und autonomem Fahren

Russische Hersteller im Bereich Smart Farming sind vor allem bei Software, Drohnensteuerung und autonomem Fahren erfolgreich. Die Technik muss meist importiert werden.

Start-ups in Russland forschen bislang weitgehend unabhängig voneinander an Smart-Farming-Lösungen. Eine strategische Planung, die den Bedarf des Agrarsektors und die Angebote der Technologiefirmen aufeinander abstimmt, fehlt noch.

Immerhin erfasst das Landwirtschaftsministerium die in Russland entwickelten Lösungen für Smart Farming in einem „Katalog digitaler Lösungen“. Die Datenbank ist unterteilt in die Abschnitte Big Data/Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT), Automatisierung und Dienstleistungen. Ende Mai 2021 waren dort 190 Anwendungen und Unternehmen eingetragen, die meisten im Bereich Datenanalyse.

Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums erstellt der Systemintegrator Lanit-Integrazija eine übergreifende Plattform für Smart Farming in Russland.

Nach Einschätzung von Marktkennern entwickeln in Russland rund 20 Startups Anwendungen für Smart Farming. Sie platzieren am Markt Produkte für Enterprise-Resource-Planning (ERP), Buchhaltung und elektronischen Dokumentenaustausch. Darüber hinaus haben sie eine gute Position bei Navigationssystemen und Flächenkartierung zur optimalen Ackernutzung, Technologien für autonomes Fahren und bei der Steuerung von Drohnen. Auch bei künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen sind russische IT-Unternehmen traditionell stark.

Einsatz von Drohnen

Der Einsatz von Drohnen im russischen Agrargeschäft ist ein wichtiges Wachstumssegment. Mehrere Unternehmen haben sich darauf spezialisiert, unbemannte Fluggeräte an die Bedürfnisse der Landwirte anzupassen. Große Agrarholdings nutzen diese Technik bereits in der Praxis. Salathersteller Belaja Datscha setzt Drohnen mit Multispektralkameras ein, die Problemstellen auf den Feldern ausfindig machen.

Das Sankt Petersburger Unternehmen Geoscan entwickelt Flugdrohnen und Software, die bei der Kartierung von Ackerflächen helfen und den Zustand der Anpflanzungen kontrollieren. 

Die Agro Drone Group arbeitet an Drohnen, die dabei helfen, den Einsatz von Düngemitteln zu dosieren, die Erntereihenfolge zu bestimmen oder Moor- und Sumpfbildung vorherzusagen.

Weitere Anbieter von Agrar-Drohnen:

Autonomes Fahren

Cognitive Pilot ist eines der bekanntesten Branchenunternehmen in Russland. Das Start-up entwickelt Systeme für autonom fahrende Vollerntemaschinen und Traktoren. Diese lassen sich an herkömmliche Fahrzeugmodelle anschließen und ermöglichen Effizienzsteigerungen von bis zu 25 Prozent bei der Ernte. Das gelingt mit Sensoren, die fortlaufend Hindernisse und Abweichungen von der Fahrspur erkennen, den Radlauf der Fahrzeuge messen, die Schneidkante überwachen und entsprechend reagieren. Auch der Einsatz bei schwierigen Wetterbedingungen wird vereinfacht. Im Herbst 2020 gelang bei Orenburg erstmals die vollautomatisierte Ernte eines verschneiten Maisfeldes.

In der Erntesaison 2020 bearbeiteten russlandweit 350 Mähdrescher mit der neuen Technik eine Fläche von 160.000 Hektar. Im Jahr 2021 sollen 1.230 Kunden hinzukommen. Das Unternehmen will weltweit expandieren und hat dabei große Agrarnationen wie Brasilien, Argentinien und China im Blick.

Auch Russlands größter Landmaschinenhersteller Rostselmasch entwickelte bereits mehrere Systeme für das autonome Fahren von Mähdreschern, Futtererntemaschinen und Traktoren.

Precision Farming

Ein weiteres Wachstumssegment ist die zielgerichtete Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen („Precision Farming“). Unter anderem investierte der Pflanzenöl- und Majonäsehersteller Efko in das Moskauer Unternehmen Exact Farming, das sich auf Precision Farming spezialisiert hat. Dazu gehören die Digitalisierung und Überwachung von Ackerflächen, Wetterprognosen, ein effizienterer Düngereinsatz und die Ernteplanung.

In diesem Bereich ist auch das Unternehmen RoboProb tätig. Dessen speziell entwickelte Roboter mit Kettenantrieb entnehmen auf den Feldern Bodenproben, um so den Nährstoffgehalt zu messen.

Ebenso beschäftigt sich Agronote mit Precision Farming. Seine Produkte kommen eigenen Angaben zufolge bereits auf 1,5 Millionen Hektar Ackerfläche in Russland zum Einsatz. Die IT-Systeme unterstützen die Aussaat, analysieren den Boden, optimieren die Ackerbearbeitung und helfen bei der Unkrautbekämpfung und Düngung.

RoboProb und Agronote sind neben weiteren Smart-Farming-Start-ups im Innovationscluster Skolkowo bei Moskau angesiedelt, einem bedeutenden Zentrum für die Entwicklung digitaler Agrartechnologien.

Weitere Anbieter von digitalen Technologien für die Landwirtschaft

Unternehmen

Produkt

ISBC

RFDI-Funketiketten zur Markierung von Nutztieren

InfoBiz

Datensammlung und Auswertung zu Aussaat-, Wachstums- und Ernteprozessen im Ackerbau

Intterra

Algorithmen für den Einsatz von Düngemitteln und Saatgut, Finanzierungen, Absatz- und Marketingaktivitäten

SmartAgro

Cloud-Lösungen zur Optimierung der Geschäftsprozesse; Analysen von Feldarbeiten und des Pflanzenwachstums

Agrodosor

Auswertung von Wetterprognosen und Fernerkundung der Erdoberfläche zur Planung für die Applikation von Pflanzenschutzmitteln

Pig's Big Brother 

Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) zur Optimierung der Schweinemast; Verhaltensüberwachung, Früherkennung von Krankheiten 

Connectome.ai

Überwachung neugeborener Kälber

BumbTech 

Überwachung und Steuerung des Mikroklimas in Bienenstöcken

iFarm

Vertikale Gewächshäuser, inklusive Softwaresteuerung des Mikroklimas und der Bewässerung

Marktzugang

Das Regierungskonzept für die digitale Landwirtschaft sieht vor, dass bis 2024 rund 80 Prozent aller Investitionen für Smart-Farming-Technologien in russische Produkte fließen.

Bis dahin ist noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Laut VDMA-Experte Alexander Haus haben deutsche Landtechnikhersteller einen großen Vorsprung bei Dosierungs- und Sätechnik sowie beim Vorgewende-Management (Randbereich der Felder zum Maschinenwenden). Auch bei der Vernetzung der Landmaschinen untereinander, mit der Zentrale und den Abnehmern sei Deutschland bislang führend, während russische Hersteller überwiegend Insellösungen anbieten könnten.

Anders als bei konventioneller Landtechnik, wo Moskau mit hohen Entsorgungsabgaben die Importe stark verteuert, sind digitale Technologien bislang noch nicht von Einfuhrbeschränkungen betroffen. Marktkenner gehen aber davon aus, dass einheimische Hersteller bevorzugt werden, sobald sie eine gewisse Marktreife erreicht haben.

Von Gerit Schulze | Moskau

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

AHK Russland

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Landwirtschaftsministerium

Soll die Konzeption zur digitalen Landwirtschaft umsetzen

Deutsch-Russischer Agrarpolitischer Dialog

Kooperationsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung der deutsch-russischen Zusammenarbeit im Agrarbereich

AgTechInventum

Plattform zum Austausch der Anbieter und Nutzer digitaler Technologien in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft

Verband der Landtechnik-Händler ASChod

Wichtige Vereinigung in- und ausländischer Hersteller von Landtechnik

Fachmesse Smart Farm

1. bis 2. Dezember 2021, Expoforum Sankt Petersburg

Digitalisierung der Landwirtschaft in der Schweiz

Smart Farming steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Die Landwirtschaft kann profitieren, denn der Hochkostenstandort ist auf Produktivitätsverbesserungen angewiesen.

Ziele: Effizienzsteigerung ist ein Muss

Die Ziele sind so vielfältig wie Smart Farming selbst: höhere Produktivität, Umweltschutz, Tierwohl, bessere Produkte.

Smart Farming in einer Alpenrepublik

Auch die Schweiz setzt auf Smart Farming, die Ziele und Absichten dahinter sind ambitioniert und vielfältig. Dabei gibt es in der Alpenrepublik eher kleine Agrarflächen in einer größtenteils hügeligen oder gar bergigen Landschaft. Die Schwerpunkte einer digitalen Landwirtschaft liegen daher nicht nur auf der Entwicklung von leistungsfähigeren Maschinen und Ernterobotern, sondern auch auf intelligenten Sensorsystemen, die relevante Parameter sehr präzise überwachen und ihre Entwicklung interpretieren. Erste Pilotprojekte erwarten von diesen Technologien genaue Hinweise darüber, was Kulturen, Pflanzen und Tiere brauchen und zu welchem Zeitpunkt.

Hauptziel: Produktivitätssteigerung durch Kostensenkung

Zum anderen ist es für die Schweiz essenziell, nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Produktivität zu suchen. Denn die Landwirtschaft in der Schweiz produziert zu nicht marktgerechten Kosten und überlebt nur dank öffentlicher Förderung durch Zölle und Einfuhrkontingente - auch für Einfuhren aus Deutschland und anderen Ländern der Europäischen Union (EU). Landwirte, Verbände und Regierung suchen stets nach Möglichkeiten, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu verbessern.

Smart Farming verspricht zudem einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Früherkennung von Tierkrankheiten und bessere Produktqualität. Attribute, die in der Schweiz einen hohen Stellenwert haben. Den größten Nutzen aus der Digitalisierung versprechen sich viele Betriebsleiter primär durch eine Vereinfachung und Entlastung bei administrativen Prozessen: Vereinfachte und automatisierte Datenerfassung. Dabei sollen sich bereits einmal erfasste Daten plattformübergreifend teilen und austauschen lassen.

Politik will mehr Digitalisierung

Die Politik unterstützt den Einsatz digitaler Instrumente in der Landwirtschaft. Sowohl der Bund als auch die Kantone sind hier aktiv. Eine Schlüsselstellung kommt der Agroscope zu, dem 2014 gegründeten Zusammenschluss mehrerer landwirtschaftlicher Forschungseinrichtungen. Agroscope ist das Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung, das dem Bundesamt für Landwirtschaft angegliedert ist. Agroscope will einen bedeutenden Beitrag für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft sowie eine intakte Umwelt leisten und damit zur Verbesserung der Lebensqualität in der Schweiz beitragen.

Von Axel Simer | Bonn

Agrarwirtschaft: Milch- und Viehwirtschaft dominieren

Wie in vielen Industrieländern ist die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft gering. Doch Politik und Nationalstolz sichern die Existenz des Sektors.

Inländische Produkte bevorzugt

Die Landwirtschaft hat einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, aber nur einen geringen bei der Erwirtschaftung des Bruttoinlandsproduktes. "Swissness" ist angesagt und die Schweizer Bevölkerung bevorzugt explizit inländische, regionale Produkte. Dafür nimmt sie auch höhere Preise in Kauf. Lediglich 0,3 Prozent der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft tätig und arbeiten auf den rund 50.000 Betrieben. Die Zahlen der Beschäftigten und der Betriebe sind tendenziell rückläufig - mit Ausnahme der Bio-Betriebe. 

Fast drei Viertel der Landwirtschaftsbetriebe sind auf tierische Produkte spezialisiert - in erster Linie auf die Milchwirtschaft. So wundert es nicht, wenn 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen Wiesen und Weiden sind. In der pflanzlichen Erzeugung dominieren Gemüse und Gartenbau vor Futterpflanzen. 

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in der Schweiz

2020

Einwohner (in Millionen) 

8,7

Ackerfläche 1) (in Millionen Hektar)

0,3

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP 2) (in Prozent) 

0,7

IMD Digital Competitiveness Ranking 

Rang 6

1) landwirtschaftliche Nutzfläche insgesamt 1,0 Mio. ha, davon 70 Prozent Grünflächen/Wiesen und Weiden; 2) einschließlich Jagd, Forstwirtschaft, FischereiQuelle: UN; BfS - Bundesamt für Statistik; Seco - Staatssekretariat für Wirtschaft; IMD

Außenhandel ist für Landwirte wichtig

Der Außenhandel ist für die Landwirtschaft gleich in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. Im Hinblick auf Importe von Agrarprodukten sieht sich die Branche in ihrer Existenz nachhaltig bedroht. Alle Freihandelsabkommen lassen daher den Sektor außen vor. Andererseits genießen einige (verarbeitete) Erzeugnisse weltweit einen guten Ruf: Käse und Schokolade beispielsweise. 

Alle typischen Zulieferprodukte der Landwirte - Maschinen, Saatgut, Düngemittel, Kraftfutter, Pflanzenschutzmittel - werden größtenteils importiert. 

Smart Farming ist ein Megatrend

Digitalisierung, Smart Farming oder Landwirtschaft 4.0 ist ein Megatrend der Schweizer Landwirtschaft und durchdringt - langsam, aber sicher - alle Bereiche der Wertschöpfungskette Ernährung. Sie ist dabei, diese grundlegend zu verändern, denn sie setzt auf allen Ebenen an: technisch, mechanisch, organisatorisch, kommerziell und administrativ.

Landwirte, Verbände und staatliche Stellen sind grundsätzlich sehr offen für innovative Technologie, doch ist die Verbreitung von Smart Farming noch nicht weit vorangeschritten. Viele Anwendungen sind in einer Testphase oder durchlaufen ein Projekt.

Größter Player in dieser Test- und Projektphase ist die staatliche Agroscope, das nationale Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung. Das Forschungsgebiet der Agroscope bewegt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Land- und Ernährungswirtschaft. Ziele sind eine wettbewerbsfähige und multifunktionale Landwirtschaft, hochwertige Lebensmittel für eine gesunde Ernährung sowie eine intakte Umwelt. Smart Farming ist ein strategisches Forschungsfeld der Agroscope - allerdings nur eines von insgesamt 17. 

Ausgewählte Projekte in der Schweiz

Projekt

Investition (in Euro)

Stand

Projektträger 

Swiss Future Farm

k.A.; Betrieb mit 55 ha Ackerkulturen, 20 ha Wiesen, 6 ha diverse Flächen, 65 Milchkühen, 55 Mutterschweinen

2018 eröffneter Betrieb zu Forschungszwecken

Agroscope mit GVS Agrar, Kanton Thurgau, AGCO

Digitalisierung der graslandbasierten Milchproduktion

k.A.; Einsatz von Sensoren an Tieren, Weidemanagement

Forschungsprojekt

Agroscope

Module für die Umsetzung des Smart Farming

k.A.; autonome Fahrzeuge, Drohnen für Pflanzenschutz, internetbasierte Bewässerungssysteme, Farm-Management-Informationssysteme, Blackenroboter, ortsspezifische Wiesenübersaat

Forschungsprojekt

Agroscope

Nachhaltige Unkrautbekämpfung

k.A.

Projektstart: 2020

Fenaco mit Agroscope, Huawei, 

Quelle: Agroscope

Von Axel Simer | Bonn

Marktstruktur: Nur wenige Firmen sind am Markt präsent

Da die Marktentwicklung noch am Anfang steht, bieten sich für Neulinge im Bereich Smart Farming gute Chancen. 

Seit dem Jahr 2018 lässt sich in der Schweiz tatsächlich ein Markt für Smart-Farming-Erzeugnisse erkennen. Denn in diesem Jahr begannen zwei Entwicklungen mit Unternehmensbeteiligungen, die im Jahr 2021 weiter Bestand haben und den Markt in ihrem jeweiligen Segment dominieren.

Hardware: Kooperationspartner von Agroscope dominieren

Viele kleine Start-ups und Spezialanbieter versuchen sich am Markt, doch das große Spielfeld für alle ist die Experimentierfarm von Agroscope: Swiss Future Farm. Das Gesamtprojekt wird in Kooperation mit dem US-Landtechnik-Konzern AGCO realisiert, die in der Schweiz eine große Rolle spielt. Die AGCO Corporation ist einer der weltweit führenden Konzerne in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Hightechlösungen für Landwirte. Zum Konzern gehören die Marken Fendt, Challenger, GSI, Massey-Ferguson und Valtra. Seit 2007 befindet sich der Hauptsitz von AGCO für die Märkte Europa und den Mittleren Osten in der Schweiz, in Neuhausen am Rheinfall. Mit FUSE verfügt AGCO über eine spezielle Precision-Farming-Abteilung. 

In einzelnen Projekten arbeitet Agroscope jedoch auch mit anderen Unternehmen zusammen. Die Fenaco-Genossenschaft realisiert ein von Innosuisse gefördertes Projekt zur Bekämpfung von Unkraut mittels Drohnen und Landwirtschaftsrobotern zusammen mit Agroscope, der Fachhochschule OST sowie Sunrise UPC und Huawei. Ziel: Die Kombination von 5G, Cloud-Technologie, Big Data, Künstlicher Intelligenz, Bilderkennung, Sensor- und Drohnentechnik sowie Robotik und autonomen Fahrzeugen soll Anwendungen ermöglichen, welche die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel reduzieren.

Software: Barto ist der Platzhirsch - mit deutschen Genen

Im Bereich Software ist der Branchenprimus die Schweizer Barto AG, Anbieter eines digitalen Hofmanagers. Die Barto AG mit Sitz in Bern ist ein breit aufgestelltes Joint Venture aus nationalen Branchenverbänden und Unternehmen. Hauptaktionäre mit Anteilen von zusammen rund 45 Prozent sind die staatliche Identitas und die Fenaco-Genossenschaft. Identitas entwickelt und betreibt Applikationen für die Registrierung und Rückverfolgung von Nutz- und Heimtieren und ist damit führender Schweizer IT-​Dienstleister für die Landwirtschaft. Fenaco ist die größte Schweizer Agrargenossenschaft, in der rund 23.000 Landwirte organisiert sind. Die Genossenschaft betreibt 80 eigene Unternehmen und erzielt mit über 10.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Euro. 

Weitere Aktionäre der Barto sind Swissgenetics, Agridea, Swissherdbook, Braunvieh Schweiz, Schweizer Milchproduzenten - SMP, Holstein Switzerland und Mutterkuh Schweiz. Einen Teil seiner Software-Module bietet Barto kostenlos an. Der Barto Hofmanager ist allerdings keine Eigenentwicklung sondern entstand 2018 in Kooperation mit der Berliner Firma 365 FarmNet. Mittlerweile heißt der Barto Hofmanager daher auch "Barto powered by 365 FarmNet".


Von Axel Simer | Bonn

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Schweiz - Handelskammer Deutschland Schweiz

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Sitz in Zürich

Agroscope

Nationales Kompetenzzentrum für Agrarforschung mit mehreren Standorten

Fachmesse Suisse Tier, Luzern

Nutztiermesse, hat als einen expliziten Schwerpunkt Smart Farming, nächster Termin: 26.-28.11.21

Agrama - Fachmesse für Land- und Forsttechnik, Bern

Größte Fachmesse für Landtechnik, hat als einen expliziten Schwerpunkt Precision Farming, nächster Termin: 24.-28.11.22

Von Axel Simer | Bonn

Digitalisierung der Landwirtschaft in Spanien

Wasserstress und steigende Temperaturen setzen der spanischen Landwirtschaft zu. Drohnen, Sensorik und intelligente Bewässerungstechnik ermöglichen ein nachhaltigeres Wirtschaften.

Von Oliver Idem | Madrid

Ziele: Nachhaltigkeit und Konnektivität im Fokus

Spanien ist darauf angewiesen, Ressourcen wie Wasser und Boden zu schonen. Lösungen für smarte Landwirtschaft erhalten Auftrieb durch den landesweiten Ausbau der Konnektivität.

Anbieter von Produkten und Anwendungen im Bereich Smart Farming gibt es schon seit Jahren in Spanien. In den Medien spielt das Thema aber nur punktuell eine Rolle. So verzeichnen beispielsweise Drohnen für die Landwirtschaft ein erhebliches Wachstumspotenzial. Der Fachverband Asociación Española de Drones y Afines ging 2018 davon aus, dass bis 2035 etwa 19.500 Drohnen in diesem Sektor eingesetzt werden. Damit soll ein Geschäftsvolumen von 500 Millionen Euro erreicht werden.

Klimawandel bedroht Spanien besonders stark

Ein wichtiger Treiber für die Nutzung innovativer Technik sind die Risiken des Klimawandels. Sie erfordern eine zunehmend präzise und und effiziente Landwirtschaft. Die Rolle als großer Produzent und Exporteur von Agrarprodukten wird Spanien nur dann langfristig behalten können, wenn möglichst zielgerichtet und schonend mit den Ressourcen umgegangen wird.

Die Landwirtschaft steht inzwischen für 80 Prozent des Wasserverbrauchs in Spanien. Schon heute ist das Land das trockenste Europas und leidet unter dem Raubbau an Fluß- und Grundwasser. Schätzungsweise eine halbe Million illegale Entnahmestellen zapfen die Wasserreserven an. Düngemittel und Insektizide belasten das Ab­wasser, viele kleine Gemeinden sind mit der Reinigung überfordert.

Die Vereinten Nationen erwarten, dass Spanien bis zum Jahr 2100 zwischen 24 und 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stehen wird als heute. Viele Böden könnten bis dahin ausgetrocknet und versalzen sein. Entscheidend ist die Art und Weise der Bewässerung. Bewässerte Felder sind doppelt so ertragreich, und langfristig könnten effiziente Bewässerungstechnologien den Verbrauch senken.

Bereits heute machen sich steigende Temperaturen für Landwirte bemerkbar. So müssen die Olivenernten teilweise vorgezogen werden. Zudem vertragen viele Traubensorten die zunehmende Hitze nicht.

Smart Farming hat Berührungspunkte mit staatlichen Strategien

Eine einzelne Strategie nur für Smart Farming existiert in Spanien nicht. Punktuell wirkt aber die Digitalstrategie des Landes in diesen Bereich hinein. Zudem liegen die Modernisierung und der Klima- und Umweltschutz auf der Linie des spanischen Wiederaufbauprogramms nach der Coronakrise.

Als besonders vom Klimawandel gefährdetes Land verfolgt Spanien das Ziel der Anpassung und Resilienz. Die reichhaltigen Naturschätze sollen erhalten und geschützt werden. Entsprechend fand das Thema auch Aufnahme in den Resilienzplan für die Erholung der spanischen Wirtschaft nach der Coronapandemie.

Im Zusammenhang mit den Geldern der Europäischen Union (EU) aus dem Programm Next Generation EU soll auch die Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Agroindustrie des Landes gefördert werden. Neben vier weiteren Sektoren wurde dieser Zweig als strategischer Sektor definiert und bildet damit einen Schwerpunkt.

Die Schlagworte für die künftige Gestaltung der Landwirtschaft lauten Qualität, Nachhaltigkeit, ökologische Produktion und Werte schaffen. Dabei geht die Betrachtung über die reine Erzeugung hinaus: Auch die Logistikketten in Landwirtschaft und Fischerei sollen digitalisiert werden. 

Im April 2021 befanden sich die Pläne Spaniens für Projekte und rechtliche Reformen noch in der Abstimmung mit der EU. Detailinformationen zur Verwendung der Zuschüsse und Kredite aus den Hilfspaketen waren noch nicht erhältlich.

Bessere Infrastruktur soll der Landflucht entgegenwirken

In der politischen Diskussion in Spanien spielen auch immer wieder regionale Gegensätze eine Rolle. Unter dem Stichwort "España vaciada" werden Gebiete mit sinkender Bevölkerungszahl zusammengefasst. Aus diesen ziehen jüngere Menschen häufig weg. Fehlende Perspektiven, weite Wege und eine lückenhafte Infrastruktur zählen zu den Gründen dafür.

Im Rahmen der Strategie "España Digital 2025" geht die Regierung dieses Problem an. Die Konnektivität soll so verbessert werden, dass im gesamten Land eine Internetgeschwindigkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde erreicht wird. In die Konnektivität und digitale Infrastruktur werden laut der Wirtschaftszeitung Expansión rund 2,3 Milliarden Euro fließen.

Bessere Lebensbedingungen sollen verhindern, dass sich die Gegensätze zwischen den weniger und den besonders gefragten Landesteilen weiter vergrößern. Benachteiligte Regionen sollen attraktiver werden.

Von Oliver Idem | Madrid

Agrarwirtschaft: Erzeugung für den Binnenmarkt und den Export

Spaniens Agrarsektor produziert vor allem Gemüse, Obst und Schweinefleisch. Smart Farming wird bereits von einer Reihe von Weingütern genutzt.

Spanien besitzt im internationalen Vergleich einen hohen Anteil an landwirtschaftlichen Nutzflächen. Von 50,6 Millionen Hektar Landesfläche fallen 16,8 Millionen Hektar unter diese Kategorie.

Die landwirtschaftliche Produktion in Spanien legte 2019 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Da die Preise um 1,5 Prozent nachgaben, verringerte sich der Wert der Erzeugung jedoch um 0,9 Prozent.

Agrarsektor erwirtschaftete 2019 knapp 52 Milliarden Euro

Die Gesamtproduktion von 51,7 Milliarden Euro 2019 entfiel zu 58 Prozent auf Pflanzen. Die wichtigsten Untergruppen waren Gemüse und Obst. Die Tierproduktion stellte 39 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugung. Darunter war die Produktion von Schweinefleisch die mit weitem Abstand wichtigste Aktivität.

Abzüglich der Vorleistungen betrug die Bruttowertschöpfung laut dem spanischen Landwirtschaftsministerium knapp 28,1 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2018 fiel sie um 2,4 Prozent niedriger aus. 

Die Landwirtschaft ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in Spanien. Ihre Produktion dient zur Versorgung des heimischen Marktes mit circa 47 Millionen Einwohnern. Eine wichtige Rolle spielt auch der Export etwa von Obst, Gemüse, Olivenöl und Schweinefleisch.

Zudem werden in der ebenfalls exportstarken Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie spanische Agrarprodukte verarbeitet. Der Fachverband FIAB ging 2020 von einem Umsatzrückgang um 3,6 Prozent auf 116,7 Milliarden Euro aus. Dafür war die Nachfrageschwäche der inländischen Gastronomie maßgeblich verantwortlich.

Während der Hochphase der Coronakrise im Frühjahr 2020 galt der Agrarsektor als strategisch wichtige Branche und konnte durchgängig produzieren. Trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten wie Arbeitskräftemangel kam die Landwirtschaft besser als große Teile der Industrie und des Dienstleistungssektors durch das Jahr 2020.

Mehrere Faktoren sorgten jedoch für schlechte Stimmung. Seit 2017 fielen die Preise für einige landwirtschaftliche Erzeugnisse. Im Jahr 2020 betraf das zum Beispiel Milch, Speiseöl, rote Paprika sowie Rind- und Kalbfleisch. 

Zugleich stiegen laut einem Bericht der Zeitung El País die Kosten für Brennstoffe, Strom sowie Dünge- und Futtermittel. Der Mindestlohn steigt zumeist jährlich und wirkt sich ebenfalls direkt auf die Kosten landwirtschaftlicher Betriebe aus. Landarbeiter werden üblicherweise nach geleisteten Stunden bezahlt.

Für manche kleineren Anbieter, die auf die Gastronomie oder Hotellerie angewiesen waren, brach 2020 ein wichtiges Standbein weg. Als Gegenmaßnahme vermarkteten sie ihre Produkte vielfach stärker über das Internet oder boten Lieferdienste an.

Insgesamt prägen viele Kleinunternehmen und kleine Kooperativen das Bild. Laut einer Zusammenstellung der Zeitung El Mundo von 2020 erwirtschafteten 3.500 Kooperativen in Spanien den gleichen Umsatz wie vier große niederländische. Im Durchschnitt erzielte ein spanischer Zusammenschluss 7 Millionen Euro, während dänische, niederländische und schwedische Kooperativen auf zwischen 300 Millionen und 400 Millionen Euro kamen.

Diese vorwiegend kleinteilige Struktur sorgt dafür, dass zum Beispiel bei Landtechnik weniger Synergien zwischen den Landwirten genutzt werden können. Bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse verfügen die Anbieter zudem über eine geringere Verhandlungsmacht.

Hoher Handelsbilanzüberschuss bei Agrarprodukten

Spaniens Ausfuhren von Agrarprodukten wuchsen 2019 laut dem Landwirtschaftsministerium schneller als die Einfuhren. Insgesamt wurden landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 44,7 Milliarden Euro exportiert. Dieser Wert lag um 6,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Ausfuhren setzen sich aus 16,2 Milliarden Euro unverarbeiteten und 28,5 Milliarden Euro verarbeiteten Agrarprodukten zusammen.

Die Einfuhren konnten lediglich um 2,5 Prozent auf 27,1 Milliarden Euro zulegen. Unverarbeitete Agrarprodukte wurden im Wert von 10,3 Milliarden Euro nach Spanien geliefert. Hinzu kamen verarbeitete Erzeugnisse im Wert von 16,8 Milliarden Euro.


Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Spanien

2020

Einwohner (in Millionen) 

46,8

Ackerfläche (in 1.000 Hektar)1)

17.116

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)2)

2,9

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

33

1) 2019; 2) Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (2019)Quelle: Vereinte Nationen (UN); Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD); IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

Drohnen verbreiten sich im spanischen Weinbau

Im spanischen Weinbau mischten sich in den vergangenen Jahren Tradition und Moderne. Das Land zählte 2018 knapp 4.400 Weingüter. Zunehmend kommen dort Drohnen zum Einsatz, die mit Bildern in Echtzeit, Fotografien oder Videos einen schnellen Überblick über die Reben ermöglichen.

Der Weinbau zählt nicht zu den größten landwirtschaftlichen Zweigen Spaniens. Unternehmen wie Bodegas Matarromera, Bodegas Moro, García Carrión, Pernod Ricard und Ramón Bilbao arbeiten aber bereits mit dem Werkzeugkasten des Smart Farmings. Mit Hilfe von Drohnen, Sensoren und Wetterstationen verbessern sie ihre Prozesse und Erträge.

Spanier sind für moderne Technik aufgeschlossen

Im Fokus der Berichte über Smart-Farming-Anwendungen stehen in Spanien der Nutzen und die Möglichkeiten. Tendenziell ist die spanische Bevölkerung technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen. Über Datenschutzaspekte wird in der Öffentlichkeit weniger debattiert als in Deutschland.

Die grundsätzlich gut ausgebaute Kommunikationsinfrastruktur im Land bietet eine wesentliche Basis für internetbasierte Anwendungen des Smart Farmings. Die Infrastruktur zählt in verschiedenen Zweigen zu den besonderen Stärken Spaniens, wie Investorenbefragungen bestätigen. Der Ausbau wird zudem weiter vorangetrieben.

Es bestehen jedoch Unterschiede zwischen dem städtischen und ländlichen Raum. Manche dünner besiedelten Regionen verfügen über eine schlechtere Telekommunikationsbasis. Entsprechend kommt es trotz der guten Gesamtinfrastruktur auf die Bedingungen vor Ort an.

Von Oliver Idem | Madrid

Marktstruktur: Großunternehmen und Start-ups mischen mit

Smart-Farming-Lösungen werden in Spanien von lokalen und internationalen Unternehmen angeboten. Drohnen, Sensorik und Bewässerungstechnik spielen eine wichtige Rolle.

Sowohl etablierte Unternehmen als auch Start-ups sind in Spanien mit Smart-Farming-Produkten erfolgreich am Markt, darunter auch einige ausländische Firmen. So installierte der schwedisch-schweizerische Automatisierungstechnikkonzern ABB 2018 fernsteuerbare Bewässerungslösungen in den Provinzen Badajoz und Murcia. Von einem Endgerät aus konnten Daten analysiert und in Echtzeit Anpassungen vorgenommen werden. Auch die Wassermenge war steuerbar. Laut der Wirtschaftszeitung Expansión wurde die Technik in Spanien entwickelt und wird von dort aus in den Rest der Welt exportiert.

Spanien ist führend bei der Drohnenproduktion

Spanien ist im Bereich Überwachungs- und Wartungsdrohnen führend in Europa. Laut Expansión gewinnen Unternehmen wie Everis, GMV und Indra international an Bedeutung.

Indra übernahm im Herbst 2019 die Führungsrolle in einem europäischen Forschungsprojekt für Drohnen und künstliche Intelligenz. Ein Einsatzgebiet ist auch die Landwirtschaft. Mit einem Budget von 30 Millionen Euro und 48 Partnern aus sieben Ländern wird an einer integrierten Mobilitätsplattform gearbeitet. Dieses Vorhaben wurde durch das europäische Programm Ecsel und das spanische Industrieministerium finanziert.

An der Entwicklung von Drohnen- und Satellitentechnik arbeitet seit einigen Jahren ein Team der Universidad de Castilla-La Mancha. Dessen Ziel ist es, Präzisionsweinbau zu ermöglichen. Unter anderem mit Hilfe von Drohnen mit herkömmlichen und Wärmebildkameras wird der exakte Bedarf in festgelegten Parzellen ermittelt. So können Wasser, Dünger oder Pflanzenschutzmittel punktgenau dosiert werden.

Laut einer Untersuchung des Ministerio de Fomento von 2018 war der Drohnenmarkt damals stark fragmentiert. Nur 15 Prozent der Unternehmen erreichten einen Umsatz von mehr als 500.000 Euro. Die Drohnen dienten zu 95 Prozent dazu, Bilder aufzunehmen. Rund 30 Prozent der Herstellerfirmen waren in Barcelona und Madrid ansässig.

Sensorik erleichtert den Landwirten die Arbeit

Viele Produkte für den Agrarsektor verwenden Sensoren. Bereits auf der Global Robot Expo 2017 war der Agrodaten-Dienstleister Bynse vertreten. Bei dem Unternehmen handelt es sich um ein Start-up des Baukonzerns ACS. Eine Box der Firma Bynse sammelt über verbundene Sensoren Daten zu Pflanzen, Klima und Boden. Mittels einer Software werden diese mit weiteren Informationen in einer Cloud kombiniert, um dem Landwirt Entscheidungshilfen zu geben.

Auch Bosch bot bereits früh Lösungen der "Smart Agriculture" für Erdbeeren und Spargel im spanischen Markt an. Per App können Nutzer die Bewässerung konfigurieren, den Bodenzustand darstellen und erhalten ein Signal, sobald sich das Wasserrisiko für die Pflanzen ändert.

Schon seit 2014 existiert das Projekt Gaia. Das von dem Technologieunternehmen BQ angestoßene Vorhaben setzt auf Open-Source-Werkzeuge für die Landwirtschaft. Laut einem Bericht der Zeitung El Mundo zielt Gaia darauf ab, die Erträge zu steigern, signifikant Kosten zu senken und den Landwirten mehr Autonomie zu ermöglichen.

Gemeinsam mit Aliara Agrotecnología haben die Gaia-Forscher ein Gerät entwickelt, das die Funktionen von Pivot-Bewässerungsanlagen überwacht. Die verwendeten Sensoren erfassen Informationen aus der Umgebung, die vorher nicht verfügbar waren. Diese sind über den Bildschirm eines Smartphones abrufbar.

Start-ups entwickeln neue Lösungen für die Landwirtschaft

Start-ups sind wichtige Innovationsmotoren im Bereich Smart Farming. Zu den bekannten Akteuren gehört Libelium, das Lösungen des Internets der Dinge für die Landwirtschaft entwickelt. Dazu gehört Sensorik für den Weinbau.

In einem von der Bank Ibercaja und dem Technologiedienstleister EFOR unterstützten Programm analysierte Libelium in mehreren Weingütern in Aragon wichtige Parameter. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Temperatur, Druck und Luftfeuchtigkeit, Bodenzustand, Wind und Regen. 

Das Start-up Agrobot entstand aus einem Projekt, das günstige Roboter für die Erdbeerernte im spanischen Huelva entwickelte. Agrobot kooperiert mit einem multinationalen Unternehmen aus den USA. Es behielt Forschung und Entwicklung in Spanien, während die Anwendung heute auf Feldern in Kalifornien stattfindet.

In Katalonien existiert das Projekt Smart Farming Labs. Es entstand aus der Kooperation zwischen der Universidad Politécnica de Catalunya und weiteren Partnern. In verschiedenen Einrichtungen auf freiem Feld und in Gewächshäusern wird an der Verbesserung des Obst- und Gemüseanbaus gearbeitet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der hohen Qualität, Nachhaltigkeit durch die Nutzung erneuerbarer Energien und den vollständigen Verzicht auf Pestizide.

Einfacher Marktzugang dank des EU-Binnenmarkts

Besondere Hürden für ausländische Unternehmen wurden in den verwendeten Quellen nicht erwähnt. Spanien und Deutschland gehören dem europäischen Binnenmarkt an. Dementsprechend profitieren Unternehmen davon, dass prinzipiell die gleichen Regeln gelten.

Von Oliver Idem | Madrid

Kontaktadressen

BezeichnungAnmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Spanien

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerio de Industria, Comercio y Turismo

Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus

Industria Conectada 4.0

Förderprogramme und Regierungspläne für die Industrie 4.0

Sercobe

Verband der Investitionsgüterhersteller

AFM Advanced Manufactoring Technologies

Verband des Werkzeugmaschinenbaus und Cluster

Asociación Española de Robótica y Automatización

Verband für Robotik und Automatisierung der Produktion

AEDRON. Asociación española de drones y afines. 

Spanischer Verband  für zivile Drohnen 

Hisparob. Plataforma Tecnológica Española de Robótica 

Spanische Technologieplattform für Robotik

FEMAC. Cluster de la Maquinaria i del medis de producció agricola de Catalunya

Cluster für Maschinen und landwirtschaftliche Betriebsmittel von Katalonien

CAMPAG. Cluster Aragonés de los medios de producción agrícolas y ganaderos

Cluster für landwirtschaftliche Betriebsmittel von Aragonien

BCN Industry Week

Fachmesse für Industrie 4.0, Robotik und Automatisierung; nächster Termin: voraussichtlich Frühjahr 2023 in Barcelona.

Bienal Española de Máquina Herramienta BIEHM

Werkzeugmaschinenmesse BIEHM; nächster Termin: 30.5. bis 3.6.22 in Bilbao

Digitalisierung der Landwirtschaft in Südafrika

Haupttreiber für digitale Lösungen sind die großen Agrarbetriebe. Mit einer hohen Nachfrage ist weiterhin zu rechnen. Die erheblichen Kosten für die Datenübertragung bremsen aber.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Ziele: Höhere Erträge und neue Ansprüche als treibende Faktoren

Der Agrarsektor sucht nach digitalen Lösungen bei der Bewässerung, bei der Produktnachverfolgung, für die Anpassung an den Klimawandel und bei der Optimierung des Anbaus.

In Südafrika sind sowohl beim Flächenanbau - vor allem Mais - als auch zunehmend in dem bislang arbeitsintensiv geprägten Obstanbau digital gestützte Technologien gefragt. Der Bedarf an digitalen Lösungen erstreckt sich auf den gesamten Produktionsprozess und umfasst Bereiche wie Aussaat, Bewässerung, Pflanzenschutz und den Ernteprozess. Besonders bei der notwendigen Wassereinsparung sind Investitionen notwendig und bedürfen einer digitalen Steuerung. Hinzu kommt die Regulierung von Schwankungen bei der Stromerzeugung auf der Basis der zunehmend bedeutender werdenden erneuerbaren Energien. Kostensteigerungen, die über der Inflation liegen, sind außerdem bei Strom und Düngemitteln zu verzeichnen. Mit digitalen Verfahrenstechniken können im Rahmen der sogenannten Präzisionslandwirtschaft Prozesse effizienter gestaltet werden.

Bislang bleiben weite Teile der agrarischen Produktion von einem hohen Einsatz relativ niedrig entlohnter Arbeitskräfte geprägt. Auch wenn im Arbeitskampf rhetorische Übertreibungen nicht unüblich sind, dürften steigende Mindestlöhne tatsächlich der Mechanisierung und Digitalisierung in der Landwirtschaft Vorschub leisten. Entgegen ihres positiven Images birgt demnach die Digitalisierung ein erhebliches Konfliktpotenzial in dem hoher Ungleichheit geprägten Land.

Klimaschutz und globaler Wertewandel schieben Digitalisierung an

Agrarbetriebe, welche die sich oftmals postmaterialistisch gebende, gehobene Konsumentenschicht in Südafrika und weltweit bedienen, sind wichtige Nachfrager digitaler Produktionsprozesse. Anspruchsvolles Ziel ist es, mittels neuer Technologien, etwa Blockchain, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Dimension einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion zu dokumentieren und in Einklang zu bringen. Zu diesem Nachfragesegment gehören Unternehmen, beispielsweise im Weinanbau, Züchter lokaler Naturprodukte für die Pharmaindustrie und die nachhaltige Rinderzucht. In Südafrika gibt es zunehmende Anstrengungen, eine intelligente Landwirtschaft für den Klimaschutz (climate smart agriculture, CSA) zu etablieren. CSA umfasst Elemente wie das Boden-, Weideland und Wassermanagement, die urbane Landwirtschaft und die Nahrungsmittelverarbeitung.

Agrarverbände fördern die Digitalisierung in der Landwirtschaft

Die Obst- und Weinindustrie verfolgt zahlreiche Anpassungsstrategien zum Klimaschutz. Diese beinhalten die Nutzung eines offenen Webportals namens FruitLook, das zur Verbesserung des Wassermanagements und der Sortenauswahl dient. , insbesondere zur Umstellung auf die Tröpfchenbewässerung. Die Verwendung von Schuppennetzen für den Infrarot- und UV-Schutz sind ebenfalls teil des Programms. Hinzu kommt der Einsatz von Kohlenstoff-Rechner-Tools.

Das an die Zuckerindustrie angeschlossene SASR-Institut (South African Sugar Research Institute) hat mehrere Klimaschutz-Konzepte entwickelt. Zu den Verfahren gehören Sortenverbesserung und Pflanzenschutz, Ernteleistung und -management. Die Ergebnisse der praxisbezogenen Forschung schlagen sich im zunehmend angewandten Sustainable Sugar Cane Farm Management System (SUSFARMS®) nieder.

Regierung will Smart Farming stärken

Zwar findet in dem nationalen e-Strategie-Plan von 2017 sowie weiteren Programmen und Reden eine digital gestützte Landwirtschaft Eingang, mit Schwerpunkt auf kleinere Agrarunternehmen begrenzten sich die Aussagen jedoch vor allem auf Absichtserklärungen und Informationsdienstleistungen. Dennoch stehen Themen wie Industrie 4.0 auf der Agenda. Überdies stützen staatliche Banken und Förderprogramme landwirtschaftliche Projekte; insbesondere solche von Angehörigen der während der Apartheid diskriminierten schwarzen Bevölkerungsmehrheit.

Verzögerungen bei der Ausschreibung von Breitbandfrequenzen

Wichtig für die weitere Digitalisierung des Agrarsektors wären die schon seit langem geplanten Ausschreibungen von Spektren für die 5G-Mobilfunkübertragung. Präsident Cyril Ramaphosa hat wiederholt versprochen, das wichtige Vorhaben 2021 umzusetzen. Dies würde die Kosten für Datenübertragung erheblich senken.

Gerichtsstreitigkeiten blockieren jedoch eine breite Erschließung der Breitband-Frequenzen. Auch Stromabschaltungen, die den Einsatz von Notstromaggregaten für die digitale Steuerung notwendig machen, erhöhen die Kosten. Provisorisch hat die Regierung 2020 als Notbehelf einige Frequenzen an Telekommunikationsunternehmen vorübergehend zur Verfügung gestellt.

Datenübertragung viel zu teuer

Im RAMP-Index 2020, der die Datenkosten in Afrika misst, rangiert Südafrika von 46 Ländern auf Platz 33. Spitzenreiter bei den niedrigen Kosten sind hingegen Ägypten, Tunesien und Ghana. Bislang ist die 5G-Technologie lediglich in den Metropolen Johannesburg, Pretoria und Kapstadt erhältlich.

Während Südafrika über ein Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten (Protection of Personal Information Act of 2013, POPI) verfügt, sind große Teile davon noch nicht umgesetzt. Das führt zu regulatorischen Unklarheiten. Für das Management von Big Data und KI-basierten Algorithmen werden zusätzliche Vorschriften erforderlich sein.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Agrarwirtschaft: Breit aufgestellter Bereich

Trotz geringem Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist der Agrarsektor wichtig für die Gesamtwirtschaft. Die Digitalisierung könnte das große Gefälle innerhalb des Sektors noch erhöhen.

Südafrika umfasst sieben klimatische Zonen: Von extremer Wüste an der Grenze zu Namibia bis zu subtropischem Klima im Südosten und an der Grenze zu Mosambik. Damit ist der Anbau einer breiten Palette agrarischer Produkte möglich. Dieser Umstand, in Kombination mit einer guten Infrastruktur und wettbewerbsfähigen Kosten, macht das Land zum Agrarzentrum auf dem afrikanischen Kontinent. Südafrika ist dort größter Produzent von Mais, Äpfeln, Makadamia-Nüssen, Zuckerrohr, Wein- und Tafeltrauben, Zitronen und Orangen. Darüber hinaus angebaut werden alle wichtigen Getreidearten, ausgenommen Reis, viele Gemüsesorten und Tropenfrüchte. Es gibt eine Herstellung pflanzlicher Öle, die Rinder-, Schweine-, Schaf- und Geflügelzucht sowie Milchwirtschaft.

Bedeutende gesamtwirtschaftliche Rolle 

Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in den letzten Jahren stetig gefallen auf mittlerweile unter 2,5 Prozent. Dennoch ist der Agrarsektor für die Wirtschaft Südafrikas wichtig und mit Abstand der am weitesten entwickelte auf dem afrikanischen Kontinent. Ende 2019 waren in der Landwirtschaft 885.000 Personen beschäftigt. Die Agrar-Ausfuhren decken rund 10 Prozent der Exporteinnahmen ab, während der Sektor bedeutender Abnehmer von Maschinen und Düngemitteln sowie Zulieferer für die lokale Nahrungsmittelverarbeitung ist.

Dank ergiebiger Regenfälle ist die Landwirtschaft 2020 um mehr als 9,5 Prozent gewachsen. Für 2021 ist konservativ geschätzt mit einem Wachstumsplus von nochmals 3 bis 4 Prozent zu rechnen.  

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Südafrika

2020

Einwohner

59,6 Mio.

Landwirtschaftliche Nutzfläche in Hektar

96,3 Mio.*)

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %)

2,4

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 

60

*) 2018Quelle: UN-Data 2021; OECD 2019; IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020; UNStats 2019

Starkes Gefälle zwischen hochmodernem und unterinvestiertem Agrarsektor

Südafrika Agrarwirtschaft ist von einem hohen Gefälle geprägt, das auf die Geschichte der Rassendiskriminierung zurückzuführen ist. So produziert ein teils hochkommerzieller Agrarsektor mit rund 2.000 landwirtschaftlichen Betrieben, wertmäßig 64 Prozent der agrarischen Erzeugung. Daneben gibt eine vor allem auf den eigenen Lebensunterhalt ausgerichtete Produktion mit knapp 25.000 Kleinstbetrieben. Hinzu kommen 12.500 mittlere und kleinere Farmen. Diese sind auf überwiegend auf den lokalen Markt ausgerichtet und oftmals unterinvestiert. Der hochmoderne Agrarsektor bildet einen wichtigen Markt für landwirtschaftliche Maschinen aller Art, einschließlich digital gestützter Technologien.

Demgegenüber sind kleinere Betriebe dem Risiko ausgesetzt, mit ihrer geringeren Kapitalkraft den Anschluss an die Digitalisierung zu verlieren; mit der Folge, von den sich digital entwickelnden heimischen und externen Märkten ausgeschlossen zu werden. Deswegen stehen die südafrikanische Regierung und die digitale Agrarindustrie vor der Herausforderung, die mehrheitlich kleinen Agrarbetriebe in ihre Konzepte zur Digitalisierung zu integrieren.

Entwarnung bei der Entschädigungsdiskussion?

Die Diskussion um eine entschädigungslose Landenteignung hat für eine starke gesellschaftliche Polarisierung und eine erhebliche Verunsicherung bei den rund 30.000 weißen Farmern sowie bei Investoren gesorgt. Folgt man allerdings eingehenderen Analysen zum Gesetzesvorhaben, dann sind im neuen Gesetz und in der Vorlage zur Verfassungsänderung offenbar keine Element eingebaut, die willkürlichen und überbordenden Eingriffen in die Eigentumsrechte Vorschub leisten würden.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Marktstruktur: Smart-Farming-Anbieter mit hoher Spezialisierung

Eine systematische Erfassung digitaler Anwendungen im Agrarsektor und relevanter Akteure ist nicht vorhanden. Dennoch kann von einer breit aufgestellten Szene gesprochen werden.

Die Start-up-Szene, die vor allem in Kapstadt zuhause ist, ist in hohem Maße auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Zudem ist internationales Wagniskapital, und hier vor allem aus London, traditionell mit südafrikanischen Kapitalgebern eng verflochten. So hat die südafrikanische Empowerment Capital Investment Partners alleine zwischen Juli 2019 und Februar 2021 umgerechnet knapp 10 Millionen Euro in 13 verschiedene Start-ups investiert, darunter solche für die Nahrungsmittelverarbeitung, für den Vertrieb und für die Landwirtschaft (LBB Foods, Red Baron Agri and Zulzi On Demand). Die Mehrheit der aktiven Anbieter digitaler Technologien für den Agrarsektor sind in Südafrika Start-ups. 

Lokale Firmen decken Spezial-Bereiche ab

Alle global relevanten Landmaschinen-Hersteller sind mit neuesten, digital gestützten Lösungen auf dem südafrikanischen Markt vertreten. Bei den verschiedenen Spezialsegmenten für digitale Landwirtschaft sind eine Reihe heimischer Anbieter aktiv. Gut aufgestellte südafrikanische Unternehmen bilden ein Potenzial für strategische Partnerschaften zur Markterschließung auf dem afrikanischen Kontinent.

Unternehmen in der Fernerkundung mittels Drohnen- und Satellitentechnik

Name

Webseite

Aerobotics

www.aerobotics.com/

Aerovision South Africa

www.aerovision-sa.com/


Agri-Sense

www.agrisense.live/

DRONESIX (Pty) Ltd

www.dronesix.co.za/

FarmPin

https://farmpin.com/

FruitLook

www.fruitlook.co.za/

TerraCam

www.terracam.co.za/

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2021

Unter anderem bieten SGS TransparencyOne und Khula Lösungen für das Lieferkettenmanagement an. GeofarmSA, PANNAR Sprout, Water Administration Systems, Lindsay Africa, FieldNET und Yellow Beast, Spraying Systems Co sind im Bereich der Automatisierung tätig.  Zu den Unternehmen, die agrarspezifische Daten verarbeiten, zählen Agrisol, Rocket Farm, Technoserve, GeofarmSA, AgriSense, FarmPin sowie Crop Systems, Water Administration Systems und Rocket Farm. PANNAR Sprout und Lindsay Africa’s FieldNET haben sich auf die Mobilfunk-gestützte Steuerung spezialisiert. Im Bereich agrarnaher Versicherungs- und Finanzdienstleistungen sind Livestock Wealth, FedGroup’s Impact Farming und Mobbisurance tätig.

Anbieter hydroponischer Verfahren *

Name

Webseite

Future Farms SA

https://futurefarmssa.co.za/

Dynatrade

http://dynatrade.co.za/

Greener Solutions

http://greenersolutions.co.za/

Hytech Agriculture

https://hytech.co.za/

Vegtech

https://vegtech.co.za/

* In einem hydroponischen System befinden sich die Wurzeln der Pflanze in einem Gemisch aus Wasser und darin gelöster Nährstoffe. Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2021

Weitere Anbieter für die digitale Landwirtschaft



Angebotene Lösungen

South African Environment Observation Network

Einsatz von künstlicher Intelligenz

Regina Analytics

Diagnose bei Zitrusfrüchten

Azure FarmBeats

Einsatz von künstlicher Intelligenz

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2021

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Kontaktadressen


Bezeichnung

Anmerkung

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Südliches Afrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

South African Chamber of Commerce & Industry (SACCI)

Südafrikanische Industrie- und Handelskammer

Department of Agriculture, Land Reform and Rural Development (DALRRD)

Ministerium für Landwirtschaft, Landreformen und ländliche Entwicklung

Department of Forestry, Fisheries and the Environment

Ministerium für Umwelt und Fischerei

Department of Trade Industry and Competition

Wirtschaftsministerium / Vergabe von Fördermitteln

Atlantis Special Economic Zone (SEZ)

Wirtschaftszone für erneuerbare Energien und grüne Technologien

Agricultural Research Council

Forschungszentrum für den Agrarsektor

Green Cape

Nicht-profitorientierte Organisation zur Förderung grüner Technologien in der Provinz Western Cape

Digitalisierung der Landwirtschaft in Thailand

Thailand verfügt bei Smart Farming über Potenzial. Pilotvorhaben und erste Anwendungen laufen. Es gibt aber noch einige Hürden auf dem Weg.

Ziele: Thailand hat einen Aktionsplan

Smart Farming wird in Thailand schon seit einigen Jahren rege diskutiert. Das Landwirtschaftsministerium formuliert konkrete Ziele und will smarte Farmer ausbilden.

Thailändische Medien und Entwicklungsorganisationen beleuchten das Thema Smart Farming seit einiger Zeit intensiv und zeigen, wie Bauern zu smarten Farmern werden und Bauernhöfe sich zu modernen Agriculture-4.0-Betrieben entwickeln können.

Viele Papiere und ein Aktionsplan

Das Büro für Agrarökonomie des Landwirtschaftsministeriums (Office of Agricultural Economics) legte 2017 eine Agriculture and Cooperatives Strategy (2017-2036) vor, die dem Agrarsektor langfristige Ziele vorgibt. Eines davon ist, eine hochmoderne Landwirtschaft (Agriculture 4.0) aufzubauen. Mit dem Einsatz von neuen Technologien und mit Hilfe von Innovationen soll insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Die Strategie beinhaltet auch Nachhaltigkeitsziele wie einen geringeren Verbrauch von Wasser und weniger Einsatz von Chemikalien.

Das für Reformen zuständige Agricultural Land Reform Office des Landwirtschaftsministeriums hat im September 2019 einen detaillierten Aktionsplan für eine intelligente Agrarwirtschaft vorgestellt. Er beschreibt zunächst die Problemfelder. Dazu zählen der Arbeitskräftemangel und die Überalterung der Landwirte. Bei fehlendem Nachwuchs müssen viele Betriebe in den kommenden Jahrzehnten aufgegeben werden. Zudem wird das geringe Bildungsniveau, kleine Betriebsgrößen und Finanzierungsfragen beleuchtet.

Übergang von traditioneller zu smarter Landwirtschaft angepeilt

Der Aktionsplan zeigt Maßnahmen auf, um die Probleme zu überwinden, und nennt Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Systeme. Er schlägt mehr Werbung und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Eigenentwicklung und lokale Fertigung von smarten Agrartechnologien vor.

Den landwirtschaftlichen Betrieben soll der Zugang dazu erleichtert und mehr Anreize für deren Einsatz geschaffen werden. Die Bauern sollen bei Anschaffungen und Betrieb von intelligenten Systemen kooperieren. Es gelte, die Landwirte zu schulen und zu smarten Farmern auszubilden.

Regierung fördert Investitionen in intelligente Technologie

Auch das Wirtschaftsförderprogramm Thailand 4.0 aus dem Jahr 2017 bezeichnet die Landwirtschaft als eine Kernbranche, die ein höheres technologisches Niveau erreichen soll. Der Staat unterstützt daher Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Investitionen. Die Behörde Thailand Board of Investment (BOI) vergibt für Projekte im Bereich moderne Landwirtschaftstechnik an in- oder ausländische Investoren folgende Förderungen:

Aktivitäten

Voraussetzungen

Förderungen

Produkte oder Dienstleistungen der modernen Landwirtschaft, zum Beispiel:

  • intelligente Gewächshaussysteme,
  • Systeme zum Erkennen oder Tracking,
  • Systeme zum Steuern von Ressourcen (Wasser, Düngemittel, Medikamente)
  1. Das Projekt muss Systeme und Softwareentwicklungen für ein Ressourcenmanagement enthalten. Diese müssen Daten sammeln, integrieren und analysieren.
  2. Das Projekt muss Personal beschäftigen, das Informations- und Kommunikationstechnik und Ingenieurtechnik entwickelt. Die Personalkosten müssen sich jährlich auf mindestens 1,5 Millionen Baht (circa 40.000 Euro) belaufen. Oder das Unternehmen investiert mindestens 1 Million Baht (rund 26.000 Euro) ohne die Ausgaben für Grundstücke und Betriebskapital.
  • Befreiung von der Körperschaftssteuer (Standardsatz 20 Prozent) für fünf Jahre,
  • zollfreie Einfuhr von Maschinen und Materialien für die Produktion,
  • vereinfachter Erwerb von Grundstücken und
  • vereinfachte Arbeitserlaubnisse für ausländische Fachkräfte

Der BOI genehmigte 2020 im Bereich Ernährungswirtschaft (Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung) 183 Investitionsprojekte. Sie beliefen sich auf 1,1 Milliarden US-Dollar. Damit verzeichnete der Sektor im Corona-Krisenjahr 2020 nur 2 Prozent weniger Investments als im Vorjahr.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Agrarwirtschaft: Elementar und erfolgreich

Das Tropenland erntet mehr als genug Agrarrohstoffe. Diese versorgen eine äußerst erfolgreiche Nahrungsmittelindustrie.

Die Landwirtschaft in Thailand trägt mehr als 8 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung bei. Jede dritte Arbeitskraft arbeitet in der Land-, Forstwirtschaft oder Fischerei. Der Agrarsektor stabilisiert außerdem die Konjunktur des Schwellenlandes. Er wuchs im 1. Quartal 2021 um 1,9 Prozent, während die gesamte Wirtschaft um 2,6 Prozent schrumpfte.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Thailand

2020

Einwohner (in Millionen)

69,8

landwirtschaftliche Nutzfläche (in Quadratkilometern) *)

238.804

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

8,6

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

39

*) Angaben für 2019Quelle: Office of the National Economic and Social Development Council; International Institute for Management Development (IMD)

Die Ernährungswirtschaft floriert

Die Herstellung von Lebensmitteln ist der größte Industriezweig des Landes. Thailand bezeichnet sich zurecht als Küche der Welt, denn seine Ernährungswirtschaft kann mehr als die eigene Bevölkerung versorgen.

Thailand ist der sechstgrößte Reisproduzent der Welt, liegt bei der Zuckerrohrernte auf Platz vier und belegt unter den Palmölproduzenten hinter Indonesien und Malaysia Position drei. Es steht bei Maniok ebenfalls an dritter Stelle und ist bei der Ernte von Ananas und Mango jeweils unter den fünf größten Anbauländern. Bei der Gewinnung von Naturgummi belegt der Standort sogar den ersten Platz.

Die Überschüsse werden exportiert. Die Ausfuhren an Agrargütern beliefen sich 2020 auf rund 11 Milliarden US-Dollar (US$) und die von verarbeiteten Nahrungsmitteln auf 19 Milliarden US$. Damit lag Thailand unter den weltweiten Exporteuren von Agrarprodukten und Nahrungsmitteln auf Rang 13.

Generationswechsel in vielen kleinen Betrieben

Anfang 2021 waren 9,2 Millionen Landwirte und 8,1 Millionen landwirtschaftliche Haushalte bei öffentlichen Stellen registriert. Die kleinbäuerlichen Strukturen - die durchschnittliche Betriebsfläche beträgt nur rund 4 Hektar - erschweren Investitionen in größere, teure Agrartechnik sowie eine großflächig angelegte Präzisionslandwirtschaft. Die Betriebe setzen kleine und mittlere Landmaschinen aber weitläufig ein.

Smart Farming darf nicht zu viel kosten

Den bäuerlichen Haushalten fehlt Kapital, viele sind verschuldet. Der Staat schüttet daher Subventionen aus und fördert den Einsatz neuester Agrartechnik. Die öffentliche Großbank Bank for Agriculture and Agricultural Cooperatives ist für die Sektorprogramme und Subventionszahlungen zuständig. Sie hat ein Smart-Farmer-Kreditprogramm sowie eines für die Beschaffung von Landmaschinen aufgelegt.

Die thailändische Bevölkerung ist im Mittel 40 Jahre alt. Das Medianalter der Landbevölkerung liegt nochmal darüber. Während traditionelle Landwirte einen Zugang zum Smart Farming nur schwer finden, wächst eine technikaffine junge Generation heran, die digitale Applikationen schnell aufnimmt. Einige kombinieren bereits traditionellen und ökologischen Landbau mit digitalen Lösungen und smarten Anbaumethoden.

Thailand liegt bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit - gemessen vom Schweizer Institute for Management Development - international im hinteren Mittelfeld. Mobile Breitbandverbindungen sind aber auch in ländlichen Regionen verfügbar. Die Telekom-Konzerne Advanced Info Service und True haben erste 5G-Netze in Bangkok sowie in weiteren Großstädten und Industriegebieten aufgebaut. Ländliche Gebiete müssen allerdings auch in Thailand länger auf das ultraschnelle Netz für digitales Farming warten.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Marktstruktur: Informations-Apps und Drohnen öffnen den Markt

Der Staat schiebt viele Projekte in Thailand an. Start-ups kreieren neue Angebote. Anspruchsvolle Technik ist aber noch nicht gefragt.

Gemäß einer Umfrage der Marktforschungsfirma Frost & Sullivan belief sich der thailändische Markt für Smart Farming 2018 auf knapp 130 Millionen US-Dollar (US$) und dürfte bis 2022 auf 270 Millionen US$ zulegen. Die Nachfrage nach Sensoren, Informations- und Kommunikationstechnik, Software, Geo-Mapping-Systemen und Drohnen werde kräftig zulegen.

Öffentliche Hand unterstützt Projekte

Die nationale Forschungsagentur National Science and Technology Development Agency (NSTDA) gründete bereits 2016 ein Agricultural Technology and Innovation Management Institute (AGRITEC), das landwirtschaftliche Betriebe und Organisationen bei der Anwendung und Entwicklung neuer Technologien unterstützt. Die NSTDA hat mit mehreren Partnern beispielsweise die Informationsplattform Agri-Map entwickelt, mit der Landwirte geeignete Standorte für ihre Nutzpflanzen identifizieren können.

Eine staatliche Agentur für Digitalisierung (Digital Economy Promotion Agency, depa) unterstützt ebenfalls Projekte, welche die Agrarwirtschaft transformieren. Die depa vergibt verschiedene Fördergelder, mit deren Hilfe Landwirte und Start-ups digitale Projekte umsetzen. Als Erfolgsbeispiele nennt die depa Verkaufs- und Informationsportale für agrarische Produkte.

Das Landwirtschaftsministerium und der Telekomkonzern dtac haben außerdem ein Schulungsprogramm aufgelegt. Bauern lernen Wetterinformationen und -vorhersagen, Satellitenbilder sowie Informationen über Kulturpflanzen abzurufen. Das Unternehmen Ricult hat diese Informationsangebote ausgebaut und stellt auf seiner App auch branchenspezifische Finanzinformationen zur Verfügung. dtac und der Düngemittelkonzern Yara haben im August 2020 zudem die Applikation Kaset Go gestartet, die Landwirten maßgeschneidertes Expertenwissen, Daten und Informationen anbietet.

Das staatliche Technikzentrum National Electronics and Computer Technology Center entwickelt seit 2015 die Plattform HandySense, die eine präzisere Landwirtschaft ermöglichen soll. Sie kombiniert ein Messgerät, das Temperatur, Feuchtigkeit und andere Daten erfasst, mit einer Web-Anwendung, die Anbaumethoden, Düngung, Bewässerung und andere relevante Maßnahmen vorschlägt.

Landmaschinenanbieter haben Smart Farming im Blick

Der Landmaschinenmarkt hat einen beachtlichen Wert von rund 1,7 Milliarden US$ (2019). Händler setzen jährlich mehr als 30.000 Traktoren und über 5.000 Mähdrescher ab. Die Maschinen sind aber eher klein und einfach ausgestattet.

Das thailändisch-japanische Gemeinschaftsunternehmen Siam Kubota ist mit Abstand der größte Produzent im Land und verkauft die meisten Traktoren und Erntemaschinen. Die Firma meldete 2020 einen weltweiten Umsatz von 1,6 Milliarden US$ und eine Exportquote von knapp 40 Prozent.

Technisches Niveau der Landwirtschaft vielversprechend

Kubota hat das Programm Kubota Agri Solutions aufgelegt, das über moderne Anbaumethoden, den Einsatz von Drohnen sowie über innovative Landtechnik informiert. Das Unternehmen hat auch einen Modellbauernhof in der Provinz Chonburi errichtet. Die 35 Hektar große Kubota Farm zeigt unter anderem Beispiele für Präzisionslandwirtschaft, automatisierte Systeme im Reisanbau und Telematiksysteme von Kubota.

Fachleute meinen, dass moderne Großmaschinen sich eher bei der Ernte von Zuckerrohr durchsetzen können. Thailand zählt zu den fünf wichtigsten Produzenten der Welt und es werden auch umfangreichere Flächen bearbeitet. Landwirte, die Zuckerrohr an den größten Zuckerkonzern des Landes MitrPhol liefern, kauften 2018 beispielsweise bei der US-amerikanischen Firma CaseIH 14 größere Erntemaschinen mit GPS-Steuerung und Kontrollinstrumenten.

Drohnen im Einsatz

Drohnen werden zum bedarfsgerechten Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verwendet. Sie sind besonders auf kleinen Flächen geeignet, wo das Verteilen der Mittel von Hand zu ungenau und eine Ausbringung mit Maschinen nicht wirtschaftlich ist. Auf Reisfeldern oder im Obst- und Gemüseanbau werden die Fluggeräte bereits eingesetzt.

Sie werden vor Ort zusammengestellt oder importiert. Unternehmen wie AI and Robotics Ventures, Siam Yamaha Motor Robotics, ATI Technologies, Kaset Gen-Y, Novy oder Bug Away bieten eigene Drohnen an, während Importeure wie SKYVIV ausländische Technik - hauptsächlich aus China - ins Land holen.

Die Drohnen sind bei der Civil Aviation Authority of Thailand zu registrieren. Die Behörde arbeitet derzeit mit der britischen Beratungsgesellschaft CAA International an neuen Vorschriften für den Einsatz von unbemannten Fluggeräten (Unmanned Aircraft Systems). Die neuen Regeln sollen ihre Nutzung in der Landwirtschaft und Luftsicherheit besser vereinen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Thailand

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture and Cooperatives

Landwirtschaftsministerium

Office of Agricultural Economics

Amt für Agrarökonomie, Statistik, Planung

Agricultural Land Reform Office

Amt für Landreformen Landwirtschaftsförderung

AGRITECHNICA ASIA

Fachmesse für Landtechnik

Digitalisierung der Landwirtschaft in der Ukraine

Mit ihren umfangreichen Agrarressourcen und dem starken IT-Sektor verfügt die Ukraine über ein großes Potenzial für die Anwendung und Entwicklung von Smart-Farming-Lösungen.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Ziele: Höhere Effektivität dank Smart Farming

Agrarholdings in der Ukraine nutzen innovative Methoden, um ihre Produktivität zu steigern. Der Staat begrüßt den Einsatz von Smart Farming, Unterstützung leistet er aber kaum.

Weite Anbauflächen, finanzkräftige Agrarholdings, ein starker IT-Sektor und Kompetenzen in der Luft- und Raumfahrttechnik - die Ukraine verfügt über gute Voraussetzungen zum Einsatz und zur Entwicklung von Smart-Farming-Technologien. Führende Agrarunternehmen, die Flächen von bis zu 500.000 Hektar bewirtschaften, investieren in moderne Technik und verfügen über eigene Forschungsabteilungen.

Mehr und mehr nutzen die großen Agrarholdings Satellitenüberwachung, Präzisionslandwirtschaft sowie Datenmanagement und -analyse, schreibt das Portal Large Scale Agriculture. Vertreter der großen Agrarunternehmen MHP, Kernel, IMC und Astarta-Kyiv betonen Effizienzgewinne als Hauptziel des Einsatzes digitaler Technologien in der Landwirtschaft.

Agrarholdings setzen auf eigene digitale Plattformen

Als hilfreich erweist sich vor allem die Einrichtung digitaler Informationssysteme. Die Agrarholding MHP nutzt das selbst entwickelte System DigitalAgroTech; Astarta-Kyiv greift auf die Plattform AgriChain zurück, Kernel auf Microsoft Navision und die eigene Plattform DigitalAgriBusiness. Für den Einsatz digitaler Lösungen bieten sich bei den vertikal integrierten Agrarholdings mit ihren vielfältigen Geschäftsfeldern wie der Landwirtschaft, der Pachtverwaltung für Tausende Parzellen, der Weiterverarbeitung von Agrargütern und Logistik viele Möglichkeiten. Bei Astarta-Kyiv führte das System AgriChain allein dank der Regulierung der Bodenbearbeitungsintensität zu Einsparungen von 7 US-Dollar (US$) je Hektar.

Andriy Bratanich, Chief Information Officer von MHP, sieht in der digitalen Transformation heute eher ein Muss als eine Option. "Bei der Automatisierung von Routineaufgaben und der Betriebsoptimierung in der Landwirtschaft ist die Ukraine meiner Meinung nach Ländern wie den USA weit voraus. Unser Land bietet ein freundliches Umfeld für die Umsetzung innovativer Lösungen", sagte Bratanich dem Portal Large Scale Agriculture.

Landesweit nutzt allerdings nur ein kleiner Teil der Betriebe innovative Technologien. Bei der Steigerung der Effizienz und Produktivität verfügt die ukrainische Landwirtschaft noch über ein großes Nachholpotenzial. Trotz der besseren Böden liegen die durchschnittlichen Erträge unter dem Niveau von Westeuropa. Verantwortlich hierfür sind viele Gründe wie strukturelle Faktoren und die vielfach veraltete Technik bei kleinen Betrieben. Um den Bauern die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Steigerung der Effizienz aufzuzeigen, haben Agrohub und das Verlagshaus TopLead einen Farm Management Systems Guide veröffentlicht.

Moderne Technik hilft gegen Diebstahl

Ein weiteres Einsatzfeld moderner digitaler Technologien ist die Überwachung von Maschinen und Personal. Nach Aussage von Wolodymyr Babij, dem stellvertretenden Leiter der IT-Abteilung der Agrarholding UkrLandFarming, nutzt sein Unternehmen eine Technologie, um auf jedem Mähdrescher die geernteten Erträge exakt zu erfassen. Damit könne der früher häufig verbreitete Diebstahl verhindert werden. Bei der Überwachung der Fahrrouten komme GPS-Technik zum Einsatz.

Präzisionslandwirtschaft auf dem Vormarsch

Die ukrainischen Bauern nutzen immer häufiger die Möglichkeiten der Präzisionslandwirtschaft. Die Käufe entsprechender Technik entwickeln sich rasant, schreibt die Wirtschaftszeitung Delo.ua. Experten zufolge kommt Präzisionslandwirtschaft in der einen oder anderen Anwendung auf 20 bis 30 Prozent der Ackerflächen zum Einsatz,  anwendungsübergreifend aber nur auf 5 Prozent. Führend sind auch hier die großen Agrarholdings. Dank der Effizienzsteigerungen könne der Gewinn pro Hektar um 350 bis 400 US$ erhöht werden. Die Technik stamme dabei von großen westlichen Herstellern.

Zu den Vorreitern in der digitalen Landwirtschaft gehört das Unternehmen Kernel. Ihor Tschikin, der Leiter des Bereichs Agribusiness, führte in einem Interview aus, die Digitalisierung und der Einsatz von Präzisionslandwirtschaft habe Kernel im Jahr 2018 zu Effizienzgewinnen von rund 25 Millionen US$ verholfen. Alle Felder verfügten über RTK-Vermessung und würden per Satellit und Drohnen überwacht.

Insgesamt hinkt die Ukraine beim Einsatz von Präzisionslandwirtschaft aber noch hinterher. Während laut Delo.ua in den USA 80 Prozent der Bauern Elemente der Präzisionslandwirtschaft nutzen, sind es in der Ukraine zehnmal weniger. Die Gründe hierfür liegen am geringeren Bewusstsein für das Potenzial innovativer Technologien und fehlenden finanziellen Mitteln kleiner Betriebe. Subventionen stellt der ukrainische Staat nur für den Kauf lokal gefertigter Landtechnik bereit, die führenden Standards jedoch nicht entspricht.

Regierung stellt keine Fördermittel bereit

Die ukrainische Regierung begrüßt den Einsatz von Smart Farming. In Programmen und Entwicklungsstrategien zur Digitalisierung der Wirtschaft spielt auch die Landwirtschaft eine Rolle. In der Nationalen Wirtschaftsstrategie bis 2030 wird der Einsatz von Smart Farming auf 30 Prozent der Ackerflächen angestrebt. Konkrete Hilfen und Fördergelder stellt der Staat für Smart Farming bislang aber nicht zur Verfügung. Im Mai 2021 wurde im neugegründeten Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung mit Taras Dsiuba jedoch ein Vizeminister für Digitalisierung ernannt. Dsiuba verfügt über eigene Erfahrungen bei der Digitalisierung der Landwirtschaft - als Gründer der Online-Plattform Agrifinance und Co-Gründer von MeteoControl.

Neue Satelliten sollen Bedingungen für Smart Farming verbessern

Die Regierung verabschiedete im Januar 2021 ein Konzept für die Entwicklung des Weltraumsektors 2021 bis 2025 mit dem Ziel, neue Satelliten ins All zu bringen. Nach Aussage von Wolodymyr Taftaj, dem Leiter der staatlichen Weltraumagentur, könnten die Satelliten dazu beitragen, die Einnahmen der Landwirte pro Jahr um 2,5 Milliarden US$ zu erhöhen.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Landwirtschaft: Gute Voraussetzungen für Smart Farming

Die Ukraine gehört zu den weltweit wichtigsten Produzenten von Agrargütern. Das Potenzial zur Steigerung der Produktivität ist jedoch noch nicht ausgeschöpft.

Die Landwirtschaft ist ein Schlüsselsektor der ukrainischen Wirtschaft. Im Jahr 2020 steuerte die Branche 9,3 Prozent zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei. Agrargüter und Nahrungsmittel standen 2020 für rund 45 Prozent der gesamten Warenexporte.

Dank ihrer großen Anbauflächen und fruchtbaren Böden spielt die Ukraine eine wichtige Rolle bei der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Die Schwarzmeer-Republik verfügt über rund ein Viertel der weltweiten Schwarzerdeböden.

Schwerpunkt der Landwirtschaft in der Ukraine ist der Pflanzenanbau. Auf ihn entfallen rund drei Viertel der gesamten Agrarproduktion. Die wichtigsten Feldfrüchte sind Getreide (Weizen, Mais, Gerste) und Ölsaaten (Sonnenblumen, Soja, Raps). Bei Sonnenblumenöl ist die Ukraine weltweit der größte Produzent. Bei vielen weiteren Produkten zählt das Land zu den global führenden Erzeugern und Exporteuren.

Die Struktur der Landwirtschaft ist sehr heterogen und reicht von Subsistenzwirtschaft bis hin zu Agrarholdings, die Flächen von bis zu 500.000 Hektar bewirtschaften. Angaben des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialogs (APD) zufolge bewirtschaften etwa 45.000 landwirtschaftliche Betriebe rund 70 Prozent der Agrarfläche.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in der Ukraine

2020

Einwohner (in Millionen, Jahresdurchschnitt)

41,61)

Ackerfläche

32,8 Mio. Hektar2)

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %)

9,3

IMD World Digital Competitiveness Ranking 2020

58

1) einschließlich der nicht kontrollierten Gebiete in der Ostukraine, aber ohne Krim; Bevölkerungszahl laut elektronischem Zensus: 37,3 Millionen Einwohner Anfang 2020 im gesamten von der Regierung kontrollierten Gebiet; 2) Angabe für 2019Quelle: Ukrainischer Statistikdienst (Derzhstat), IMD Digital Competitiveness Ranking

Agrarbusiness zeichnet sich durch  Innovationsfreude aus

Die Ukraine bietet sehr gute Voraussetzungen für die Nutzung moderner Technologien in der Landwirtschaft. Hierzu zählen finanzstarke Agrarholdings, die großen, ebenen Bodenflächen und der starke IT-Sektor des Landes. Vorreiter beim Einsatz moderner Technologien sind die großen Agrarholdings.

"Das Agribusiness in der Ukraine ist bei neuen Produktionsmethoden, Präzisionslandwirtschaft und Datenmanagement sehr innovativ, insbesondere die großen Investoren. Diese Unternehmen fordern die westlichen Lieferanten sehr stark, weil unsere Systeme häufig für reifere Märkte gemacht sind, die statischer sind und sich gar nicht so dynamisch weiterentwickeln. Diese Innovationsdynamik hat man in einem Land wie Russland, das viel stärker reguliert ist, zum Beispiel weniger", sagt Dirk Stratmann, Ländersprecher Ukraine und Zentralasien in der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft des Ost-Ausschusses.

Auch kleine und mittlere Unternehmen greifen vermehrt auf Innovationen zurück, beispielsweise auf Drohnen. Dank ihrer größeren Flexibilität bestimmen diese Firmen aktuell sogar das Geschehen auf dem Markt, bemerkt Valerii Iakovenko, der Gründer des Start-ups Drone.ua. Der Einsatz von Drohnen wird dabei auch durch die im Vergleich zu Westeuropa geringere Regulierung gefördert.

Nachholbedarf bei kleinen Betrieben

Zugleich arbeiten in der Ukraine noch sehr viele landwirtschaftliche Betriebe mit veralteter Technik. Für den Kauf und Einsatz innovativer Technologien fehlt es dem Gros der Bauern an Geld und Knowhow. Der Staat stellt keine Mittel für Smart-Farming-Projekte bereit. Der Zugang der Bauern zu Beratungsdienstleistungen ist laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unzureichend.

Ein weiteres Hindernis für den Ausbau von Smart Farming liegt an den im Vergleich zu Westeuropa weiter ausbaufähigen schnellen Mobilfunknetzen auf dem Land. Beim Aufbau des 5G-Netzes hinkt die Ukraine noch hinterher. Laut Einschätzung von Oleksandr Komarow, dem Vorsitzenden des Mobilfunkbetreibers Kyivstar, werden erste 5G-Ausschreibungen nicht wie bislang geplant Ende 2021, sondern voraussichtlich erst 2022 erfolgen. Der Aufbau von 5G-Netzen dürfte somit nicht vor 2023 oder 2024 beginnen.

Gute Voraussetzungen für Entwicklung digitaler Agrartechnologien

Nach Ansicht von Jurij Petruk, dem Leiter des Verbands AgTech, ist die Ukraine ein guter Standort für die Entwicklung von Agrartechnologien. Pluspunkte sind die großen Agrarressourcen, der starke IT-Sektor und die diversifizierte Struktur der Landwirtschaft - von kleinsten Erzeugern bis hin zu den Agrarholdings. Deshalb könne die Ukraine mit allen Größen landwirtschaftlicher Produzenten experimentieren und Technologien entwickeln, darunter für Industriepflanzen, die auch in anderen Ländern zum Einsatz kommen können. Ein weiterer Vorteil sei die geringe Regulierung der Forschungsarbeiten von Unternehmen.

Ausgewählte Projekte in der Ukraine

Projekt

Investition (in Mio. US$)

Stand

Projekt-
träger

Bau eines Werks zur Montage von Drohnen (geplante Kapazität: 40.000 Stück/Monat) im Gebiet Transkarpatien

75

Beginn der vorbereitenden Arbeiten im November 2020; geplante Inbetriebnahme: 2022

DJI Technology Co. Ltd. (China)

Investitionen in Präzisionslandwirtschaft

10

in Umsetzung

Astarta-Kyiv; Unterstützung durch EBWE

Installation eines Satelliten zur kommerziellen Nutzung für die Landwirtschaft

k. A.

Geplanter Start: 2022

EOS Data Analytics

Einführung von Präzisionslandwirtschaft auf allen Feldern

k. A.

Projektankündigung im Januar 2021

Volyn-Grain Product

Quelle: Pressemeldungen

Von Fabian Nemitz | Kiew

Marktstruktur: Startups entwickeln IT-Anwendungen

Die ukrainische Landwirtschaft ist in den meisten Bereichen der Digitalisierung auf Importe angewiesen. Bei der Entwicklung von IT-Anwendungen gibt es viele lokale Start-ups.

Bei der Deckung ihres Bedarfs an moderner Landtechnik ist die Ukraine auf Importe angewiesen. Westliche Hersteller sind die führenden Anbieter. Auf sie entfällt der größte Teil der Nachfrage nach moderner Technik, darunter Maschinen und Ausrüstungen für die Präzisionslandwirtschaft. Westliche Unternehmen bieten auch eigene Plattformen für die Digitalisierung der Landwirtschaft an.

Der ukrainische Markt ist offen für ausländische Anbieter. "Bis auf ganz wenige Produkte kann die modernste Technologie ohne tarifäre oder nichttarifäre Handelshemmnisse in die Ukraine eingeführt werden. Es gibt einen durchaus komplexen, aber bewältigbaren Zertifizierungsprozess. Die Regierung weiß, dass die Modernisierung der Landwirtschaft ohne Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern nicht zum Erfolg führen würde", sagt Dirk Stratmann, Ländersprecher Ukraine und Zentralasien in der AG Agrarwirtschaft des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Chinesische Hersteller dominieren Markt für Drohnen

Die chinesischen Firmen DJI und XAG sind laut Kyiv Post die führenden Anbieter von Drohnen. Auf DJI entfällt dabei ein Marktanteil von 70 Prozent. Taras Troiak, Gründer der Firma Quadro.ua, gibt für 2020 ein Marktvolumen ivon 18 Millionen US-Dollar (US$) an. Bislang entfällt ein Anteil von 30 Prozent der Nachfrage nach Drohnen auf die Landwirtschaft. Für 2021 rechnet Troiak mit einer Verdoppelung auf 36 Millionen US$.

Lokale Hersteller von Drohnen sind die Firmen Flying Tractor und Ukrspecsystems.

Unternehmen benötigen für die Einfuhr von Drohnen eine Genehmigung der Zollbehörden. Dabei ist sicherzustellen, dass die Drohnen nicht als Waffe eingesetzt werden können. Üblicherweise dauert das Verfahren 30 Tage bis zum Erhalt einer Erlaubnis und bis zu 45 Tage, um zu überprüfen, ob die Drohnen funktionieren, ohne andere elektronische Geräte zu stören. Informationen über den rechtlichen Rahmen zur Nutzung von Drohnen bietet die State Aviation Administration of Ukraine.

Lebendige lokale Start-up-Szene

Die Ukraine verfügt über eine Vielzahl an Start-ups, die digitale Lösungen für die Landwirtschaft entwickeln. Das Land profitiert vom starken IT-Sektor und der großen Zahl an IT-Fachkräften. Die Angaben zur Anzahl der Firmen variiert. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) beziffert diese auf rund 70. Dagegen schreibt die Wirtschaftszeitung Delo.ua von 200 Firmen, von denen 30 bereits gut etabliert sind. Eine Übersicht über die Branchenfirmen bietet das Portal AGGEEK.

Ein Zeichen für den positiven Entwicklungsstand der Branche ist die Übernahme des ukrainischen Start-ups The Cropio Group durch Syngenta im September 2019. Herausforderungen sind der schwere Zugang der Start-ups zu Venture-Kapital und die Tatsache, dass viele Unternehmen ihren Firmensitz ins Ausland verlagern, sobald sie erfolgreich sind.

Auch die großen Agrarholdings arbeiten an der Entwicklung von IT-Anwendungen für die Digitalisierung der Landwirtschaft.

Auswahl bedeutender Firmen im Bereich Smart Farming

Unternehmen

Bereich

Aerodrone

Entwicklung von Drohnen u.a. zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln

AgriChain

Entwicklung von IT-Lösungen für die Digitalisierung der Landwirtschaft

Agrohub

Plattform für Unternehmen im Bereich Smart Farming; Informationen und analytische Tätigkeit im Bereich Smart Farming

Agrilab

Anbieter von Lösungen im Bereich Präzisionslandwirtschaft und Smart Farming

AVA Group

Digitale Lösungen für die Tierhaltung (System Profeed)

Culver Aviation

Erhebung von Geoinformationen mit Hilfe von Drohnen

Drone.ua

Dienstleistungen mit Hilfe von Drohnen

EOS Crop Monitoring

Satellitenmonitoring; Teil der Firma Earth Observation System

FieldBi

Entwicklung von digitalem Landmanagementsystem

Graintrack

Entwicklung von IT-Programmen für den Getreidehandel

Kray Technologies

Entwicklung von Drohnen u.a. zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln

OneSoil

Entwicklung kostenloser IT-Anwendungen für Präzisionslandwirtschaft

Robotec

Entwicklung von Robotern u.a. für die Landwirtschaft

Skok Agro

Entwicklung von IT-Lösungen für die Präzisionslandwirtschaft

SmartFarming

Entwicklung von IT-Lösungen und Beratung im Bereich Smart Farming

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest


Von Fabian Nemitz | Kiew

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ukraine

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung

Das Ministerium wurde im Mai 2021 neu gegründet; die Zuständigkeit für das Agrarresort lag zuvor beim Ministerium für Wirtschaft.

Bilaterales Kooperationsprojekt Deutsch-Ukrainischer Agrarpolitischer Dialog (APD)

AgTech Ukraine

Verband

Agrohub

Branchenplattform

AGGEEK

Informationsportal

Agro Animal IT Forum

Teil der Fachmesse Agro Animal Show (15. bis 17. Februar 2022)

Digitalisierung der Landwirtschaft in den USA

Die USA sind in puncto digitaler Landwirtschaft sehr weit fortgeschritten. 

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Ziele: Smart Farming liefert wirksamen Beitrag zum Klimaschutz

Agrarproduzenten und US-Regierung ziehen bei der Digitalisierung der Landwirtschaft an einem Strang. Gemeinsame Ziele sind der Umwelt- und Klimaschutz sowie Agrarexporte.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft wird von Staat und Agrarproduzenten gleichermaßen mit Nachdruck betrieben. Die Motive dafür sind teilweise deckungsgleich, teilweise unterschiedlich: Den Agrarproduzenten geht es vorrangig um die Senkung ihrer Erzeugerkosten bei steigenden Erträgen auf gleicher Agrarfläche beziehungsweise bei gleichbleibender Stallkapazität. Auch wollen die Agrarproduzenten durch Internetplattformen, durch Überwachung aus der Luft und mittels künstlicher Intelligenz einen längeren Planungsvorlauf erhalten, um dadurch negativen Einflüssen durch Wetterverschlechterungen und klimatischen Anomalitäten entgegentreten zu können. Internetgestützte Marktplattformen helfen außerdem, Erzeuger und Großabnehmer untereinander besser zu vernetzen, wie es sich insbesondere in Pandemiezeiten gezeigt hat, als die Reisemöglichkeiten eingeschränkt waren.

Klimaschutz rückt in den Vordergrund

Agrarproduzenten und Staat vereint wiederum das gemeinsame Interesse an einem wirksamen Umwelt- und Klimaschutz, insbesondere seit Joe Biden 46. US-Präsident geworden ist und die Rückkehr seines Landes zum Pariser Klimaschutzabkommen durchgesetzt hat. Präsident Biden hat zudem am 27.01.2021 eigens die Executive Order 14008 mit dem Titel "Tackling the Climate Crisis at Home and Abroad" erlassen. Auf dieser Grundlage erhielten alle Ministerien die Aufgabe, ihre Arbeit und Strategien in Einklang mit dem Klima- und Umweltschutz zu bringen.

Digitalisierung zeigt Stärke der US-Agrarwirtschaft

Weiterhin ist es ein erklärtes Ziel der Biden-Regierung, den weltweit ersten Platz der Vereinigten Staaten bei der Digitalisierung der Wirtschaft, darunter auch in der Agrarproduktion, zu verteidigen und auszubauen, vor allem in Hinblick auf den Systemwettbewerb mit China. Dazu dienen unter anderen die Initiativen zum Breitbandausbau in ländlichen Gebieten und zur Nutzung von Satelliten für die Belange der Landwirtschaft. Der US-Regierung geht es bei der Steigerung der Agrarwirtschaft zusätzlich um die Stärkung der USA im internationalen Standortwettbewerb um Investitionskapital. 

Staat fördert Digitalisierung auf dem Land

Um die Digitalisierung der Landwirtschaft kümmert sich auf Bundesebene federführend das U.S. Department for Agriculture (USDA) sowie das nachgelagerte National Institute of Food and Agriculture (NIFA). NIFA entwickelt Vorhaben wie die Agriculture and Food Research Initiative (AFRI), über die Forschungs- und Entwicklungsprojekte vergeben und finanziert werden. NIFA fördert in diesem Zusammenhang Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in den Bereichen Natur-, Ingenieur- und Computerwissenschaften. Dazu gehören unter anderem Agrarroboter, Sensoren zum Messen von Feuchtigkeit und Temperatur, Dronen- und Satellitentechnik und GPS-Steuerungen. Darüber hinaus kündigte USDA im April 2021 an, 330 Millionen US-Dollar (US$) für 85 Regional Conservation Partnership Programs (RCPP) sowie 25 Millionen US$ für On-Farm Conservation Innovation Trials zur Verfügung stellen zu wollen. 

USDA mit mehreren Initiativen

USDA veröffentlichte 2021 die Strategie für Climate-Smart Agriculture and Forestry (CSAF). Explizit eingeschlossen sind die unterirdische Einlagerung von Kohlendioxid, die Qualitätsverbesserung von landwirtschaftlichen Böden, das Futtermanagement für wiederkäuende Nutztiere, Pflichtbeweidungen, Gülle- und Düngemanagement, Verbesserung der Energieeffizienz in der Landwirtschaft sowie das Wassermanagement etc. 

Zu den Vorhaben von USDA gehören zusätzlich die sogenannten Climate Hub Partnerships zur Ausbildung einer neuen Generation von Agrar- und Forstingenieuren, die in Folge über mehr Wissen über Umwelt- und Klimaschutz verfügen. 

Milliardenförderung geht weiter

Im Haushaltsentwurf für 2022 sind für die Belange des USDA unter anderem 700 Millionen US$ für den Breitbandausbau im ländlichen Raum vorgesehen, neben den 100 Milliarden US$, die für den gleichen Zweck im Konjunkturpaket "American Jobs Plan" vorgeschlagen werden. Darüber hinaus soll USDA 2022 insgesamt 1,5 Milliarden US$ zur Digitalisierung der landwirtschaftlichen Produktion und zur verstärkten Nutzung von sauberen Energiequellen auf dem Land ausgeben können. Das Geld soll über ländliche Kommunen und Stammesgebiete fließen. Speziell für die Effizienzsteigerung von Farmen, für die Entwicklung und die Anwendung neuester Technologien, für Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen für Agrarproduzenten sind 4 Milliarden US$ eingeplant. Ziel ist es neben dem Umwelt- und Klimaschutz, die Konkurrenzfähigkeit der Agrarproduzenten im internationalen Maßstab und damit die Exportchancen der Landwirte zu verbessern.

Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte folgendem Beitrag:

Staat und Wirtschaft treiben Innovationen an

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Agrarwirtschaft: Eine exportverwöhnte Branche rüstet auf

Die US-Landwirtschaft ist bereits ein Hochtechnologiesektor. Gleichzeitig wächst die Bedeutung der Agrarproduktion für die Exportwirtschaft. 

Der Strukturwandel in der US-Agrarwirtschaft setzt sich im 21. Jahrhundert beschleunigt fort: Aktuell sind Konsolidierungen an der Tagesordnung - die Zahl der Farmen sinkt, doch bewirtschaften die verbleibenden Betriebe größere Flächen. Im Sinkflug befinden sich insbesondere die Anzahl der Farmen im mittleren Größenbereich. Die Zahl spezialisierter kleiner Farmen steigt wiederum an. So ist laut Census of Agriculture die Anzahl der Farmen, die mehr als 1.000 Hektar bearbeiten und einen Jahresumsatz von über 500.000 US-Dollar (US$) aufweisen, ebenso gestiegen wie die Anzahl der Farmen mit weniger als 50 Hektar und einem Jahresumsatz von unter 100.000 US$. Die Zahl der Farmen mit einer Anbaufläche und einem Bruttoumsatz, die zwischen diesen beiden Kategorien angesiedelt sind, nimmt dagegen ab. 

Von der Landwirtschaft hängen viele Branchen ab

Die Landwirtschaft, die nachgelagerte Nahrungsmittelverarbeitung und weitere verwandte Industrien haben 2019 zusammen einen Bruttoumsatz von 1,109 Billionen US$ erwirtschaftet. Damit hielten sie einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5,2 Prozent. Die Landwirtschaft ohne die nachgelagerten Industrien brachte es im gleichen Jahr auf einen Bruttoumsatz von 136,1 Milliarden US$, was einen Anteil von 0,7 Prozent an der BIP-Entstehung darstellte. Etwa 2 Millionen Menschen sind in der Landwirtschaft permanent beschäftigt, was einen Bevölkerungsanteil von weniger als 1 Prozent ausmacht.

Agrarsektor hochproduktiv

Die Agrarwirtschaft in den USA zählt weltweit zu den produktivsten. Auch erwirtschaftet der Erwerbszweig regelmäßig Exportüberschüsse. Für das laufende Jahr 2021 wird ein Überschuss von 22,2 Milliarden US$ erwartet. Demnach werden die Agrarexporte einen Wert von 164,0 Milliarden US$ erreichen. Wichtige Exportprodukte sind Mais, Sojabohnen sowie Vieh, Geflügel, Milchprodukte und Baumwolle, die in erster Linie nach China, Kanada und Mexiko geliefert werden. Die US-Agrarimporte werden den Projektionen nach 2021 einen Wert von 141,8 Milliarden US$ erreichen. Eingeführt werden vor allem Lebendvieh, Fleisch, Gartenbauprodukte, Zucker und tropische Früchte.

Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur

Jahr 2019

Einwohner (in Millionen)

332

Ackerfläche (in 1.000 Hektar)

265.266

Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent)

0,7

IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern) 

Platz 1

Quelle: U.N.-Department of Economic and Social Affairs, OECD, U.S. Department of Agriculture, IMD

Unter der Biden-Regierung wird die Digitalisierung der Landwirtschaft sowie die Entwicklung und Anwendung von Hochtechnologie in der Agrarproduktion stark gefördert. Dabei wird vor allem die Senkung des CO2-Ausstoßes in der Agrarproduktion als ein strategisches Ziel angesehen. So hat die landwirtschaftliche Erzeugung 2020 einen Anteil am gesamten CO2-Ausstoß der Vereinigten Staaten von 9,9 Prozent gehalten. Nach den Plänen des USDA soll der Ausstoß bis 2025 auf einen Anteil von 3,8 Prozent sinken. Im Jahr 2035 soll die Landwirtschaft sogar in der Lage sein, 4 Prozent des in anderen Sektoren freigesetzten CO2 zu binden und damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Digitalisierung befeuert Softwareanwendungen

Neben neuen und technologiebasierten Erzeugermethoden in der Pflanzen- und Viehzucht sollen darüber hinaus der Breitbandausbau und infolge die weite Anwendung datengestützter Lösungen zur Erreichung der Klimaziele beitragen, wie der Studie "Transformative Investment in Climate-Smart Agriculture" ausweist - die Studie hatte die Organisation U.S. Farmers & Rangers Alliance erstellt. Weiterhin heißt es in dem Dokument, dass grundsätzlich zwischen Hardware für die Präzisionslandwirtschaft sowie in Software für das Farm Management (FMS) unterschieden werden muss. Zur Hardware für die Präzisionslandwirtschaft zählen die Autoren unter anderem Technik, mit der die Ausbringungsrate für Dünger, Pestizide etc. feinjustiert und damit verringert werden kann. Ebenfalls gehört dazu Technologie zur Ertragsprognose und zur kartographischen Ertragserfassung, nicht zu vergessen autonom arbeitende Agrartechnik, ausgestattet mit Sensoren und künstlicher Intelligenz. Zu FMS zählen sie unter anderem Dashboards und internetbasierte Computerplattformen für Landwirte und Viehzüchter.

Fehlende Datenstandards erschweren Anwendungen

Gemäß einer Studie von Alpha Brown aus dem Jahr 2018, in der Daten von 1.490 amerikanischen Landwirten ausgewertet wurden, gaben 16,5 Prozent der Probanden an, FMS zu nutzen, wogegen 69 Prozent der Landwirte Papier, Schreibutensilien und nicht-digitale Tools bevorzugen. Als Haupthindernis für die breite Einführung von FMS wurden fehlende Standards identifiziert, was die Interoperabilität der Daten in einem digitalen Farmmanagement ausbremst. Einheitliche Standards machen sich insbesondere durch die wachsende Zahl von FMS-Programmen erforderlich, die am Markt erhältlich sind: Aktuell sind mehr als 150 Programme für unterschiedlichste Anwendungsgebiete im Angebot. Ein weiteres Hindernis für die breite Anwendung von FMS ist der fehlende technische Support zur Installation und Wartung von Hard- und Software in der weiten Fläche des ländlichen Raums.

Ausgewählte Projekte

Projekt

Investition (in US$)

Stand

Projektträger

Bundesförderung für innovative Projekte der nachhaltigen Landwirtschaft

75 Mio.

am 16.3.2021 veröffentlicht

U.S. Department of Agriculture

Forschungszuschuss zur Verbesserung der Bodengesundheit und für klimafreundliche Land- und Forstwirtschaft

21,7 Mio.

am 21.4.2021 veröffentlicht

U.S. Department of Agriculture

Einrichtung eines Forschungsinstituts für KI-getriebene Innovationen für Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung

20 Mio.

am 5.10.2020 veröffentlicht

National Science Foundation und U.S. Department of Agriculture

18 Zuschüsse zur Erarbeitung von IT-Programmen zur Steigerung der Agrarproduktion

15,5 Mio. 

am 5.4.2021 veröffentlicht


 

National Institute of Food and Agriculture

Entwicklung von Technologie zur Messung des CO2-Ausstoßes in der Landwirtschaft, Rekrutierung von Forschungskräften

3,3 Mio.

Bewerbungsschluss ist der 1.12.2021


Institute for Sustainability, Energy, and Environment/University of Illinois

Entwicklung von Robotertechnik zur Bestäubung von Nutzpflanzen

1 Mio. 

am 19.6.2020 veröffentlicht


College of Agricultural, Human, and Natural Resource Sciences

Forschungsprojekt zur Steigerung der Pflanzenproduktion und Verbesserung der landwirtschaftlichen Nachhaltigkeit durch Smart Farming Technologien

k.A.

läuft bis 2025

University of Missouri 

Digitales Infrastruktur Projekt der Linux Foundation

open Source

am 5.5.2021 veröffentlicht

Linux Foundation
Quelle: GTAI-Recherche

Sichtbare Fortschritte gibt es dagegen bei der Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz sowie von Sensortechnik. Die Sensoren werden zum Messen chemischer Substanzen in den Böden und Pflanzen, der Feststellung von Nährstoffwerte und der Feuchtigkeit benötigt, um autonom fahrende Maschinen damit bestücken zu können. Auch ist das Angebot an intelligenten Landmaschinen in den zurück liegenden Jahren sehr breit geworden. Praktisch kann sich kein Unternehmen des Landmaschinenbaus heutzutage dieser Entwicklung mehr verweigern, ohne vom Markt abgestraft zu werden. Der Anteil von Farmen, die intelligente Landmaschinen zur Pflanzen- und Viehzucht bereits anwenden, hat die Studie von Alpha Brown mit 75 Prozent beziffert.

Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte folgenden Beiträgen:

Digitalisierte Bauernhöfe investieren in bessere Vernetzung

Agrarproduktion ist zunehmend softwaregetrieben

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Marktstruktur: Reichhaltiges Anbieterspektrum wächst zusehends

Die USA weisen eine große Bandbreite von Technologieanbietern auf. Von Start-ups bis Weltkonzernen ist alles vertreten.

Smart Farming hat sich in den Vereinigten Staaten zu einem neuen Erwerbszweig entwickelt. Kenntnisse der Agrarproduktion, des Landmaschinenbaus und der Meteorologie reichen heutzutage nicht mehr aus, um eine Farm erfolgreich zu betreiben. Digital- und Netzwerktechnik, Satelliten- und Breitbandverbindungen, Drohnen, Roboter, autonom fahrende Traktoren und Erntemaschinen haben längst Einzug gehalten. Dabei ist die US-Wirtschaft in der Lage, alle Technologien aus eigener Kraft zu entwickeln und herzustellen. Doch werden zahlreiche Forschungskooperationen mit dem Ausland eingegangen. Auch ist ein starker Zuzug spezialisierter ausländischer Start-ups zu verzeichnen.

Kein zweites Land verfügt über diese Anbieterbreite

In den USA sind tausende Hersteller intelligenter Landtechnik, von Drohnen, Robotern sowie von Softwareprogrammen für die vielfältigsten Anwendergebiete niedergelassen. Das in Seattle ansässige Unternehmen Carbon Robotics bietet zum Beispiel einen Unkrautvernichtungsroboter an, der autonom durch die Felder fährt, um unerwünschte Pflanzen zu jäten. Im Gegensatz zu anderen automatisierten Unkrautvernichtern auf dem Markt, die gezielt Herbizide einsetzen oder den Boden bewegen, um das Unkraut an der Wurzel anzugreifen, verwendet die neueste Maschine von Carbon Robotics Hochleistungslaser, um Schädlingspflanzen punktgenau wegzubrennen, ohne den Boden zu stören. "Wir sind ziemlich stolz auf die Tatsache, dass wir den Mutterboden nicht aufreißen", teilte Paul Mikesell, Gründer und CEO von Carbon Robotics, mit. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte hauptsächlich an der Westküste in Washington, New Mexico, Oregon und Kalifornien, expandiert aber auch in andere Regionen. Unkrautvernichtungsroboter anderer Hersteller, etwa von FarmWise und Naio Technologies, finden die nicht erwünschten Pflanzen ebenfalls mithilfe von Computer Vision, jäten diese aber mechanisch. 

Jedes Jahr kommen hunderte Agrar-Start-ups hinzu. Die Bandbreite der Marktteilnehmer reicht von den weltweit größten Herstellern von Landmaschinen, John Deere und AGCO, bis hin zu Start-ups, die sich teilweise als Spinoffs aus Universitäten und Forschungsinstituten ausgegründet, oder die von Anfang an neu gegründet und durch Inkubatoren sowie Wagniskapitalgeber gefördert werden. Auch lassen sich ausländische Start-ups in den USA nieder, um von der Größe des Anwendermarktes für smarte Landtechnik und für Softwarelösungen zu profitieren. Wichtige Herkunftsländer für diese Art Firmen sind Israel und Australien. Aber auch große Farmen, etwa die der Church Brothers in Kalifornien, investieren stark in intelligente Landmaschinen und entwickeln gleichzeitig Technik für den eigenen Bedarf wie in diesem Fall zur Brokkoliernte.

Traktoren werden autonom gemacht

Einige Firmen verfolgen andere Ansätze, um Aufgaben auf dem Bauernhof zu automatisieren. Im Jahr 2021 stellte Tevel Aerobotics Technologies einen fliegenden, autonomen Roboter vor, der mithilfe künstlicher Intelligenz reifes Obst erkennt und es den ganzen Tag über pflückt. Das Branchenschwergewicht John Deere investiert wiederum stark in autonom fahrende Landtechnik und KI, damit seine Traktoren einzelne Samen in Sekundenschnelle perfekt im gleichen Abstand und in der gleichen Tiefe in den Boden einbetten können - tausende Male. Start-ups wie Bear Flag Robotics arbeiten daran, herkömmliche Traktoren, die bereits auf dem Markt sind, mit Computer Vision nachzurüsten. Bear Flag Robotics spezialisierte sich zum Beispiel auf KI-gesteuerte Kameras, GPS- und Radar-Systeme, mit denen Traktoren nachgerüstet werden können. Bear Flag Robotics kauft die Traktoren und landwirtschaftliche Zugmaschinen, rüstet sie mit Navigationssystemen aus und vermietet sie an Landwirte. Sollten Probleme auftreten, kann der Landwirt ein Echtzeit-Video an Bear Flags Robotics übermitteln, die sich daraufhin um eine Lösung bemühen. Generell erstellt Bear Flags Robotics zusammen mit den Landwirten eine Begrenzungskarte und einen Algorithmus für einen Pfad, dem der Traktor folgen soll. Abgerechnet wird nach bearbeiteter Fläche.

Marktvolumen verdoppelt sich binnen vier Jahren

Dies geschieht in einer Zeit, in der auch Drohnen immer häufiger zum Einsatz kommen und es Pflanzen- und Viehzüchtern ermöglichen, ihre Farmen und Felder von oben zu überwachen. Das alles trägt zur sogenannten Präzisionslandwirtschaft bei, bei der Landwirte mit weniger Aufwand mehr anbauen oder neue Geräte einsetzen, um die Ernteproduktion zu steigern und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. Laut dem Marktforschungsunternehmen MarketsandMarkets wurde der Markt für fortschrittliche landwirtschaftliche Geräte im Jahr 2020 auf etwa 7 Milliarden US$ geschätzt. Den Projektionen nach soll das Marktvolumen im Laufe von vier Jahren auf 12,8 Milliarden US$ anwachsen.

Abbau von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft unvermeidlich

Ein Teil des prognostizierten Anstiegs ist darauf zurückzuführen, dass Landwirte trotz des Arbeitskräftemangels und steigender Lohnkosten eine höhere Effizienz anstreben. Laut dem Bureau of Labor Statistics wird die Zahl der Landwirte, Viehzüchter und anderer landwirtschaftlicher Fachkräfte bis 2029 voraussichtlich um 6 Prozent sinken. Die Branche hat in den USA bereits seit Jahrzehnten mit einem Rückgang der Arbeitsplätze zu kämpfen, obgleich die landwirtschaftliche Produktion steigt.


Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte folgendem Beitrag:

Landmaschinen arbeiten in den USA immer öfter autonom


Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Kontaktadressen

Bezeichnung/Internetadresse

Anmerkungen

Deutsch-Amerikanische Handelskammern (AHK USA)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in den USA

Delegation der Deutschen Wirtschaft

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Washington, D.C.

U.S. Department of Agriculture

Landwirtschaftsministerium

Economic Research Service - U.S. Department of Agriculture

Daten zur Landwirtschaft

 
National Institute of Food and Agriculture (NIFA)

USDA-Unterbehörde

Association of Equipment Manufacturers (AEM)

Verband für Maschinen- und Ausrüstungshersteller

Farm Equipment Manufacturers Association

Verband

National Association of Manufacturers

Verband

Farm Equipment

Fachzeitschrift

Future Farmer

Fachzeitschrift

Future Farming

Fachzeitschrift

Precision AG Tech Hub

Online-Magazin

Online Smart Farming Conference

Virtuelle Konferenz, am 18.10.2021

Online Vertical Farming Conference

Virtuelle Konferenz, am 30.09.2021

Farm Equipment - Webinars

Webinare zum Thema Landmaschinen

National Farm Machinery Show

Die geplanten Veranstaltungen werden auf den 16. bis 19. Februar 2022 verschoben.

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