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Special Indien

Indien: Bürokratie und Fachkräftemangel als größte Hürden

Potenzielle Investoren sollten sich auch der Standortnachteile und -risiken bewusst sein: Strukturelle Probleme werfen weiterhin ihren langen Schatten. Diverse Genehmigungen und bürokratische Erfordernisse bei der Gründung oder Expansion eines Unternehmens behindern die effiziente Projektumsetzung, erwähnten mehrere Geschäftsführer gegenüber GTAI. Die Beschaffung von Land stellt für viele Unternehmen weiterhin ein großes Problem dar.

Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, gehört der Fachkräftemangel zu einem der größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Indien. Viele Firmen haben Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Sie fürchten ihr angestrebtes Wachstum in den kommenden Jahren wegen Personalengpässen nicht erreichen zu können. Besonders im technischen Bereich, das heißt in traditionellen Handwerks- und Lehrberufen, ist der Fachkräftemangel sehr hoch und betrifft zahlreiche Industrien.

Aber auch im akademischen Bereich wird die Suche nach qualifiziertem Personal schwieriger. Dies zeigt die Personalsuche deutscher Maschinenbauer. "Obwohl Indien über eine große Anzahl englischsprachiger, junger Ingenieure verfügt, ist ihre ´Beschäftigungsfähigkeit` gering", erklärt Rajesh Nath, Managing Director des Verbindungsbüros des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Indien. Angaben von deutschen Maschinenproduzenten zufolge müssten Absolventen der Ingenieursstudiengänge in der Regel zwei weitere Jahre im Unternehmen ausgebildet werden, bis sie voll einsatzfähig sind.

Dass Indien als Investitionsstandort Luft nach oben hat, belegt auch der aktuelle Geschäftsklimaindex der auf Indien spezialisierten Unternehmensberatung Wamser und Batra (WB): 29 Prozent der befragten deutschen Unternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage als gut, 21 Prozent finden sie hingegen schlecht. Ein wenig besser sehen die Prognosen aus: Fast jedes zweite Unternehmen erwartet in den kommenden zwölf Monaten einen günstigeren Geschäftsverlauf. Der IGCC Business Monitor, der Geschäftsklimaindex der AHK, kommt zu ähnlichen Ergebnissen, wenn es um die Aussichten geht. Langfristig wird auch hier von einer Besserung der Geschäftsbedingungen in Indien ausgegangen.

Das World Economic Forum (WEF) sieht Indien bei der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weg der Besserung. Das Land ist ins Mittelfeld aufgestiegen, von Rang 59 (im Report 2012-13) auf Rang 40 von 137 Ländern im Bericht 2017-18. Im Wettlauf der beiden asiatischen Bevölkerungsgiganten Indien und VR China liegt der Subkontinent 13 Plätze hinter China.

Das WEF sieht Infrastrukturmängel als eines der größten Hemmnisse für die Wettbewerbsfähigkeit Indiens. So sei die Infrastruktur in den Bereichen Transport, Energie sowie Information und Kommunikation zumeist unzureichend an die Erfordernisse der Wirtschaft angepasst. Ursache für eine geringe Produktivität seien schlechte Standards bei Bildung und Gesundheitsversorgung. Die Macher der Studie betonen außerdem, dass das makroökonomisches Umfeld, die Ineffizienz des Arbeitsmarkts sowie die geringe technologische Reife zu einer schlechten Bewertung geführt haben.


WEF-Länderrating 2017-18, Indien (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 137 Ländern)

Kriterien 1)

Indien

Deutschland

Gesamtrang

40

5

1 Institutionen 2)

39

21

2 Infrastruktur

66

10

3 Gesundheit und Grundbildung

91

13

4 Höhere Bildung und Ausbildung

75

15

5 Effizienz der Gütermärkte 3)

56

11

6 Effizienz des Arbeitsmarkts

75

14

7 Entwicklung des Finanzmarkts 4)

42

12

8 Qualität des Geschäftsumfeldes

39

5

9 Korruption 5)

79

10

1) bewerten unter anderem: 2) Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Auditierung, 3) benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften, 4) Beschränkungen der Kapitalströme; 5) Rang (von 176 Ländern) bei Transparency International (TI)
Quellen: World Economic Forum, Global Competitiveness Report; Transparency International

Text: Heena Nazir

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