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Special | Mongolei | Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtige Branchen

Die mongolische Wirtschaft wächst 2021 wieder. Zu den wichtigsten Hoffnungsträgern zählen Bergbau und Tourismus. (Stand: 11. November 2021)

Von Jan Triebel | Ulan Bator

Die Coronakrise hat der mongolischen Wirtschaft 2020 stärker zugesetzt als ursprünglich erwartet. Die Konjunktur zieht 2021 wieder an, noch ist die Pandemie aber nicht überwunden. Ihre Auswirkungen erschweren auch ein normales Funktionieren einiger Wirtschaftssparten, wie etwa des Tourismus. In der Folge fällt der Aufschwung 2021 weniger kräftig aus als zunächst erwartet. Die Wirtschaft wird somit erst 2022 das Vorkrisenniveau wieder erreichen können.

Wirtschaft wird annähernd um 5 Prozent wachsen

Während internationale Analysten zunächst der mongolischen Wirtschaft eine überaus schwungvolle Entwicklung vorausgesagt hatten, fallen die Wachstumsprognosen für 2021 mittlerweile weniger euphorisch aus. Economist Intelligence Unit, Weltbank und Asiatische Entwicklungsbank erwarten für 2021 einer realen Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 4,5 bis 4,9 Prozent. Für 2022 halten die drei Institutionen eine leichte Temposteigerung auf zwischen 5 und 6 Prozent für möglich.

Im Jahr 2020 lag der BIP-Rückgang laut dem nationalen Statistikbüro bei real 5,3 Prozent. Im Zuge der Coronakrise war noch bis in den Herbst 2020 hinein mit einem nur recht überschaubaren wirtschaftlichen Abflauen gerechnet worden. Diese Hoffnung wurde jedoch im 4. Quartal zunichtegemacht, als die Behörden sich angesichts der Häufung lokal übertragener Infektionsfälle zu spürbaren Einschränkungen im wirtschaftlichen und öffentlichen Leben gezwungen sahen.

Stärkere Coronaausbreitung erst seit November 2020

Die Mongolei hatte sich in Zeiten der Pandemie bereits recht frühzeitig konsequent von der Außenwelt abgeschottet. Den Behörden zufolge wurden Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bis in den Monat November 2020 hinein lediglich bei Personenkontrollen an den Außengrenzen festgestellt. Ein striktes Quarantänesystem konnte lange Zeit eine Ausbreitung von Covid-19 unter der Bevölkerung verhindern.

Seit den ersten nachgewiesenen lokal übertragenen Infektionen im November 2020 kamen recht zügig und zahlreich neue Fälle hinzu, zunächst hauptsächlich in der Hauptstadt Ulan Bator. Mittlerweile ist Corona längst in allen anderen Landesteilen angekommen. Zu den Maßnahmen, die eine Ausbreitung verhindern oder zumindest eindämmen sollen, zählen verschiedene Eskalationsstufen. Dabei kommt es je nach Häufung der Fälle zu mehr oder minder starken Einschränkungen im öffentlichen Leben. Außerdem setzen die Behörden auf eine intensive Teststrategie sowie seit Mitte Februar 2021 auf eine landesweite Impfkampagne. Trotzdem verzeichnet das Land weiterhin eine recht hohe Zahl an Neuinfektionen, so im September 2021 mit vereinzelt mehr als 3.000 Fällen pro Tag.

Bergbau gilt als konjunktureller Hoffnungsträger

Zu den wichtigsten Impulsgebern für ein möglichst zügiges Überwinden der negativen Auswirkungen der Coronakrise zählt in der Mongolei der Bergbau. Nach dem Bereich Dienstleistungen ist er der Sektor mit dem größten wirtschaftlichen Gewicht. Sein Beitrag zum BIP belief sich im Jahr 2020 auf knapp 22 Prozent. Ähnlich groß ist die Bedeutung für den mongolischen Staatshaushalt. Der Bergbau sorgte mit den von ihm abgeführten Steuern, Lizenzgebühren und vergleichbaren Zahlungen zuletzt für knapp ein Viertel der Haushaltseinnahmen.

Außerdem dominiert der Sektor die mongolischen Exporte. Bei etwa 70 Prozent lag 2020 der Beitrag von Rohstoffen an den Ausfuhren. Im Fokus stehen dabei die Sparten Steinkohle und Kupferkonzentrat, die beide zusammen mit 3,9 Milliarden US-Dollar (US$) gut die Hälfte der mongolischen Ausfuhren bestritten.

Trotz intensiver Bemühungen, gelang es in Zeiten von Corona nicht immer, die Lieferungen dieser strategisch bedeutsamen Rohstoffe für die hauptsächlich chinesischen Kunden sicherzustellen. Nicht zuletzt deshalb nahm die Mongolei 2020 allein mit dem Export von Steinkohle und Kupferkonzentrat 970 Millionen US$ weniger ein, als im Jahr zuvor.

Als besonders wichtig für die allgemein erwartete Erholung der Ausfuhren gilt das weitere Vorankommen des Kupferprojektes Oyu Tolgoi in der Wüste Gobi, wo die Kupfererze aktuell noch ausschließlich aus einem Tagebau stammen. Das Gros der Vorräte liegt jedoch unter Tage. Hier soll der Abbau im Herbst 2022 starten. Die entsprechenden Erschließungsarbeiten sind in vollem Gange. Der federführende Bergbaukonzern Rio Tinto rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von annähernd 6,8 Milliarden US$. Mit einem angepeilten Förderaufkommen von bis zu 480.000 Tonnen pro Jahr soll Oyu Tolgoi weltweit zur viertgrößten Kupfermine aufsteigen.

Auch Tourismus soll wieder Impulse liefern

Ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung in der Mongolei wird zudem vom Tourismus erwartet. Dieser Sektor konnte sich in den letzten Jahren recht erfolgreich entwickeln und steuerte zuletzt im Jahr 2019 immerhin etwa 6,5 Prozent zum BIP bei. Im Coronajahr 2020 blieb die Branche deutlich darunter, weil vor allem das besonders wichtige Geschäft mit ausländischen Touristen fast völlig wegbrach.

Die knapp 36.500 Ausländer, die 2020 das Land besuchten, machten mit annähernd 7 Prozent nur noch einen Bruchteil des entsprechenden Aufkommens vom Jahr davor aus. Ursprünglich hatten sich die Hotel- und Gastronomiebetriebe allein vom "incoming tourism" Erlöse in Höhe von fast 670 Millionen US$ erhofft. Angesichts der seit März 2020 geschlossenen Grenzen fielen diese Einnahmen nahezu komplett weg.

Immerhin konnte die Reisetätigkeit der mongolischen Bevölkerung im eigenen Land die Verluste von Hotels und kleinen Herbergsbetrieben etwas begrenzen: Ihre 2020 erzielten Einnahmen entsprachen dem nationalen Statistikbüro zufolge etwa 44 Prozent des Vorjahresniveaus.

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