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Special Norwegen Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Die Wirtschaft wird bereits dieses Jahr das Vorkrisenniveau übertreffen. Während die Umsätze steigen, bleiben die Investitionen vorerst schwach. (Stand: 12. Juli 2021)

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die norwegische Wirtschaftsleistung verlor im ersten Pandemiejahr weniger als 1 Prozent. Die Festlandwirtschaft - also ohne Erdöl- und Erdgasförderung, Pipelinetransport sowie Hochseefahrt - verzeichnete mit -2,5 Prozent einen ähnlichen Rückgang wie die beiden skandinavischen Nachbarn. Laut Prognosen des norwegischen Statistikamtes SSB wird sie dieses Jahr aber wieder über dem Niveau von 2019 liegen.

Maßgeblich wird dazu der öffentliche Sektor beitragen. Der Konsum dürfte erst 2022 zu alter Stärke zurückfinden, auch weil sich die Zunahme der Arbeitslosenquote um knapp einem Prozentpunkt wohl nicht vor 2024 zurückbildet. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Wirtschaftsausblick.

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Investitionsdynamik leicht verbessert

Noch länger brauchen die Unternehmen, um ihre Investitionen hochzufahren. Diese brachen 2020 um über 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein - waren die Rekordinvestitionen von 2019 eine hohe Messlatte. Laut SSB wird sich das Investitionsvolumen in diesem Jahr nur knapp über dem Wert von  2020 einpendeln. Für den Zeitraum 2022 bis 2024 wird eine durchschnittliche Dynamik von knapp 1,8 Prozent erwartet.

Im 1. Quartal 2021 investierte die Rohstoffindustrie mehr als zwei Jahre zuvor, andererseits aber deutlich weniger als zwischen Januar und März 2020. Die verarbeitende Industrie scheint das Investitionstief der zweiten Jahreshälfte zwar langsam zu überwinden. Zum Vorkrisenniveau fehlten im 1. Quartal 2020 allerdings noch über 7 Prozent.

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Uneinheitliche Branchenentwicklung

Dabei konnten viele Sparten bereits Anfang des Jahres ihr Umsatzniveau von vor der Krise erreichen oder sogar nominell überbieten. Um einen stetigen Aufwärtstrend zu erkennen ist es aber noch zu früh. So dürfte in der Modebranche der aufgestaute Bedarf zum Wachstum beigetragen haben, in der Holz- oder Metallindustrie die weltweiten Engpässe. Die rohstoffnahen Industrien sowie Installateure und Reparateure dürften vom allmählichen Abbau der Restriktionen profitiert haben.

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In für die Konjunktur ausschlaggebenderen Branchen, wie bei Herstellern von Kunststoffen oder Metallerzeugnissen, fiel das Wachstum weniger imposant aus, vor allem wenn ihre Verluste aus dem Vorjahr berücksichtigt werden. Der Maschinenbau oder die wichtigen Werften bleiben derweil weiter in roten Zahlen.

China ist wichtigstes Lieferland

Immerhin führte die leichte Belebung in der Industrie zu einer erstarkten Importnachfrage. In den ersten fünf Monaten 2021 betrug die Steigerung auf Basis der Landeswährung knapp 8 Prozent über dem Wert des gleichen Vorjahreszeitraums. Wird der seit dem Corona-Schock erreichte Kursanstieg der norwegischen Krone mitgerechnet, nahm das Importvolumen in Euro sogar um über 13 Prozent zu.

Die wachstumsstärksten Kategorien waren Fleisch und Pkw mit jeweils etwa 80 Prozent Importwert-Zuwachs. Andere Agrarprodukte und Modewaren konnten teilweise ebenfalls mit hoher, zweistelliger Dynamik glänzen.

Die Maschinenimporte leiden derweil unter der Investitionsflaute. Ihr Wert lag zwischen Januar und Mai 2021 in norwegischen Kronen gerechnet 8 Prozent unter dem der gleichen Periode 2020. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 ergab sich sogar ein Rückgang von einem Fünftel.

Im Zweijahresvergleich konnten nur wenige Maschinenarten zulegen, einige dafür merklich. Die Ausgaben für importierte Werkzeugmaschinen zur spanlosen Metallbearbeitung stiegen im Vergleich zu 2019 um mehr als die Hälfte und für Wasserturbinen um ein Drittel. Jeweils um etwa ein Fünftel stiegen die Auslieferungen von Maschinen für die Textil- und Lederindustrie, die Landwirtschaft sowie von spanabhebenden Werkzeugmaschinen.

Die Nachfrage nach deutschen Produkten entwickelt sich etwa im gleichen Tempo, wie die Gesamteinfuhren. Nachdem China 2020 die Spitzenposition als größte Importquelle übernahm und diese auch in den ersten beiden Monaten 2021 beibehalten konnte, eroberte die Bundesrepublik zumindest zwischen März und Mai Rang 1 zurück. Der Dreikampf mit China sowie Schweden bleibt allerdings ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

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Bei der Kundensuche in Norwegen sollten deutsche Exporteure bei neuen Kunden etwas genauer auf die Zahlungsfähigkeit achten. Eine coronabedingte Konkurswelle wurde zwar bisher nicht losgetreten. Die Zahl der Insolvenzen lag 2020 mit 4.100 nahezu ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau. Das 1. Quartal 2021 brachte im Jahresvergleich einen abermaligen Rückgang. Laut derzeitigen Plänen der Regierung sollen aber im 3. Quartal die meisten Hilfsmaßnahmen auslaufen. Erst danach wird sich zeigen, wie viele unternehmerische Coronapatienten auch ohne Kunstbeatmung überlebensfähig bleiben.

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