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Special | Mosambik | Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Mosambik hofft auf umfangreiche Einnahmen aus dem Flüssiggas-Export. Der bewaffnete Konflikt im Norden des Landes bremst die Investitionen derzeit aus. (Stand: 21. September 2021)

Von Marcus Knupp | Berlin

Die dritte Infektionswelle mit Höhepunkt im Juli und August 2021 brachte Mosambik die bisher höchsten Fallzahlen, ist aber sehr schnell wieder abgeklungen. Damit verbunden waren striktere Maßnahmen, die das Wirtschaftsgeschehen deutlich beeinträchtigen. Von einem strengen Lockdown hat die Regierung in der ohnehin angespannten Lage jedoch abgesehen.

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LNG-Projekte aufgeschoben

Denn das Land hat derzeit noch andere Sorgen. Seit die nördliche Provinz Cabo Delgado vor rund vier Jahren von ersten Anschlägen islamistischer Milizen betroffen war, hat sich die Lage erheblich zugespitzt. Nachdem die mosambikanische Armee die Situation alleine nicht unter Kontrolle bringen konnte und zentrale Ortschaften von Rebellen besetzt worden waren, haben die Mitglieder der regionalen Staatengemeinschaft SADC (Southern African Development Community) am 23. Juni 2021 eine militärische Unterstützung Mosambiks beschlossen. Die Rückeroberung der Hafenstadt Mocímboa da Praia gelang vor allem mit Unterstützung aus Ruanda.

Das Wirtschaftsleben ist durch die Kampfhandlungen erheblich gestört. Nach Attacken auf die Stadt Palma im März 2021 hat der Erdölkonzern Total, federführend in einem der großen Flüssiggas-Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 20 Milliarden US-Dollar (US$), die Arbeiten am 26. April 2021 eingestellt und sein Personal abgezogen. Die Aufnahme der Offshore-Förderung von Erdgas und des Exports von LNG (Liquefied Natural Gas) im Jahr 2024 erscheint damit nicht mehr möglich. Mit einem neuerlichen Beginn der Arbeiten rechnen Experten frühestens 2023.

Der Konsortialführer des zweiten LNG-Megaprojektes im Norden Mosambiks, der US-amerikanische Ölkonzern ExxonMobil, hatte seine endgültige Investitionsentscheidung bereits 2020 aufgeschoben. Je nach der weiteren Entwicklung der Lage wird eine verbindliche Zusage nun erst im Jahr 2024 erwartet, sofern sich die Verhältnisse bis dahin stabilisieren. Damit gerät der Zeitplan Mosambiks für den erhofften Erdgas-Boom erheblich durcheinander. Ein Lichtblick ist das kleinere Offshore-Projekt des italienischen Eni-Konzerns im Coral-Gasfeld. Die Arbeiten sind hier bereits weiter vorangeschritten, so dass die Förderung Ende 2022 beginnen könnte, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht.

Etwas Entlastung durch Wetter und Weltwirtschaft

Eine gewisse Entspannung kommt von anderer Seite. Günstige Niederschlagsbedingungen stützen 2021 die landwirtschaftliche Produktion. Nach Dürren und Überschwemmungen in den vergangenen Jahren sind die Ernten in der laufenden Saison wieder reichlicher. Getrübt wird das Bild jedoch ebenfalls durch die Unruhen im Norden des Landes. Schätzungen zufolge sind circa 800.000 Menschen vor den Kampfhandlungen in der Provinz Cabo Delgado geflohen und können folglich ihre Felder nicht bestellen oder die Ernte einbringen.

Auch der zweite positive Impuls für die Wirtschaft in Mosambik könnte von dem Konflikt betroffen werden. Die anziehende Konjunktur auf bedeutenden Zielmärkten für Rohstoffe, vor allem in Asien, führt zu steigender Nachfrage nach wichtigen Exportprodukten wie Kohle und Aluminium.

Während der Energierohstoff Kohle vor allem in Zentral-Mosambik abgebaut wird und die bestehende Erdgasförderung in der südlichen Provinz Inhambane von den Attacken nicht betroffen ist, befinden sich andere wichtige Vorkommen in der umkämpften Nordprovinz Cabo Delgado. Das gilt beispielsweise für Rubine oder Titan. Bisher ist es aber hierbei nicht zu einer Einschränkung der Produktion gekommen.

Das Bruttoinlandsprodukt Mosambiks wird Prognosen zufolge bereits ab 2021 real wieder moderat zunehmen.

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Nach einem Plus von 2,4 Prozent erwartet Economist Intelligence Unit (EIU) 2022 schon wieder Steigerungsraten von 4,2 und 2023 sogar von 5,1 Prozent. Voraussetzungen dafür sind allerdings ein weiterhin weitgehend ungestörter Rohstoffexport und eine Beruhigung der Lage im Norden des Landes.

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