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Special | Australien | Wasserstoff

Australien will Schlüsselrolle als Wasserstofflieferant ausbauen

Regierung und Unternehmen legen den Fokus auf den Aufbau weiterer Produktions- und Exportkapazitäten von grünem und blauem Wasserstoff.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Die Regierung Australiens stellte ihre nationale Wasserstoffstrategie bereits im November 2019 vor. Auf klare Zielvorgaben, beispielsweise für den Aufbau von Elektrolysekapazitäten, wurde dabei verzichtet. Bis 2030 will sich der Kontinent aber zu einem globalen Hauptakteur im Bereich Wasserstoff entwickeln. 

Im Mittelpunkt steht insbesondere der Aufbau einer großen Exportindustrie. Dadurch will das Land an seine lange Tradition als einer der weltweit größten Lieferanten von Energierohstoffen anknüpfen. Mit rund 88 Millionen Tonnen verfügt Australien über die weltweit größten Kapazitäten zur Produktion von Erdflüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG). Auch für Wasserstoff will Down Under mittelfristig zu den drei führenden Exporteuren weltweit zählen. Dabei sind insbesondere die aussichtsreichen asiatischen Märkte im Fokus.

Ein Kernelement ist dabei der Aufbau großer Wasserstoff-Hubs. Insgesamt stellt die Regierung 314 Millionen Australische Dollar ($A; rund 217 Millionen US-Dollar (US$); 1 $A = 0,6906 US$; durchschnittlicher Jahreswechselkurs 2020 laut Deutscher Bundesbank) für die Entwicklung der ersten fünf Regional Hydrogen Hubs bereit. Zur Auswahl der Projekte sollen bis zu zehn Machbarkeitsstudien finanziert werden.

Klimaneutraler und kostengünstiger Wasserstoff

Eine weitere Zielvorgabe der Regierung ist "H2 under 2". Danach sollen die Herstellungskosten für Clean Hydrogen langfristig auf unter 2 $A pro Kilogramm fallen. Dies entspricht rund 1,40 US$. Insbesondere technische Innovationen sollen den Weg für die Kostenreduktion ebnen. Die nationale Forschungsagentur Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) steckt deshalb etwa 47 Millionen US$ in die Hydrogen Industry Mission, worüber mehr als 100 Forschungsprojekte finanziert werden.

Aktuell wird Wasserstoff in Australien fast vollständig durch Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen. Der im Land übliche Begriff Clean Hydrogen bezieht sich aber nicht ausschließlich auf grünen Wasserstoff. Ebenfalls gefördert wird die Herstellung von blauem Wasserstoff aus Erdgas oder Kohle mit einer Abscheidung und Einlagerung von Kohlendioxid (CO2), das so genannte Carbon Capture and Storage (CCS).

Die Erzeugung von Wasserstoff aus fossilen Energieträgern in Verbindung mit CCS spielt eine wichtige Rolle in der Energie- und Klimapolitik. Australien verpflichtete sich im Pariser Klimaschutzabkommen, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 26 bis 28 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Die Klimaneutralität wird bis 2050 angestrebt, ein verbindliches Bekenntnis der Regierung steht aber noch aus. Um diese zu erreichen, sollen bis 2030 im Rahmen der Technology Investment Roadmap 12 Milliarden US$ in innovative Energielösungen investiert werden. Die Förderung der CCS-Technologie ist dabei ein wichtiges Standbein. Für den Aufbau von CCS-Hubs bewilligte die Regierung bislang Fördergelder in Höhe von rund 182 Millionen US$. Die Kosten für die Speicherung von einer Tonne CO2 sollen bis 2030 auf unter 14 US$ fallen.

Kontinentübergreifende Kooperationen

Besonderes Interesse an blauem Wasserstoff zeigt Japan. Ein Pilotvorhaben ist dabei das Hydrogen Energy Supply Chain Project (HESC). Dabei wird im La Trobe Valley im Bundesstaat Victoria Wasserstoff aus Braunkohle gewonnen. Im 2. Halbjahr 2021 soll mit der Suiso Frontier das weltweit erste Transportschiff für Flüssigwasserstoff in Australien anlegen und die erste Ladung nach Japan verschiffen.

Kooperationsprojekt zur Förderung von Wasserstoff (Hydrogen Energy Supply Chain)

Zeitplan: Pilotphase bis 2021


Kapazität: 70 Kilogramm Wasserstoff pro Tag


Kosten: 345 Millionen US-Dollar


Beteiligte: Bundesregierung Australien, Regierung Victoria, Kawasaki Heavy Industries, Marubeni Corporation, J-Power, Iwatani Corporation, AGL


Mögliche CCS-Komponente: CarbonNet Project (CarbonNet), Einlagerung von CO2 auf dem Meeresboden der Bass-Straße mit einer Kapazität von bis zu 5 Millionen Tonnen pro Jahr


Kontakt: Hydrogen Energy Supply Chain


Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Ein weiteres Projekt mit Japan ist das Gladstone Energy and Ammonia Project der Australian Future Energy (AFE) mit der japanischen Itochu Cooperation. Über den Prozess der Kohlevergasung sollen pro Jahr 91.000 Tonnen blauer Wasserstoff produziert werden. Auch der Gaskonzern Santos plant die Herstellung von blauem Wasserstoff. Hierzu soll eine Anlage in den Gasfeldern des Cooper Basins entstehen.

Vielzahl an Förderprogrammen für Wasserstoffprojekte

Zur Unterstützung kommerzieller Projekte für die Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff stellt die Regierung finanzielle Fördermittel bereit. Der Advancing Hydrogen Fund der staatlichen Clean Energy Finance Corporation (CEFC) ist mit umgerechnet 207 Millionen US$ ausgestattet.

Die Australian Renewable Energy Agency (Arena) vergab bereits drei Förderbescheide im Rahmen des Renewable Hydrogen Deployment Fund. Insgesamt 71 Millionen US$ gehen an Vorhaben der Unternehmen Yara/Engie, ATCO und Australia Gas Infrastructure Group (AGIG) mit einer Elektrolysekapazität von jeweils 10 Megawatt.

Durch den stark ausgeprägten Föderalismus in Australien verfügen die Bundesstaaten über weitreichende Kompetenzen in der Energiepolitik. Mittlerweile haben alle acht Bundesstaaten und Territorien eigene Wasserstoffstrategien und Förderprogramme aufgesetzt. Die föderalen Ziele lassen, im Gegensatz zur nationalen Strategie, eine deutliche Fokussierung auf grünen Wasserstoff erkennen.

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Regierung setzt auf Kooperationen mit Deutschland

Ein weiterer Baustein der australischen Wasserstoffstrategie ist die enge Zusammenarbeit mit möglichen Exportabnehmern. Dafür stellt die Regierung finanzielle Mittel in Höhe von etwa 390 Millionen US$ bereit. Eines der wichtigsten Partnerländer ist dabei Deutschland.

Im Juni 2021 unterzeichneten beide Staaten den Germany Australia Hydrogen Accord. Dieser umfasst den Aufbau des gemeinsamen Technologieinkubators Hygate. Auch sollen Hydrogen-Hubs in Australien mit deutscher Technologie kofinanziert werden. Schließlich könnte grüner Wasserstoff aus Australien über eine spezielle Auktion im Rahmen des Förderinstruments H2-Global nach Deutschland geliefert werden.

Bereits 2020 starteten die Arbeiten an der bilateralen Machbarkeitsstudie HySupply zum Aufbau einer grünen Wasserstoffbrücke zwischen Australien und Deutschland. Weitere bilaterale Partnerschaften wurden bereits mit Japan und Singapur geschlossen.

Klimaneutralität von Wasserstoff soll zertifiziert werden

Um die Exportpotentiale für klimaneutralen Wasserstoff zu verwirklichen, arbeitet die Regierung auch an einem Zertifizierungssystem. Die Konsultationen für das Australian Hydrogen Guarantee of Origin Scheme befinden sich allerdings noch in der Frühphase.

Bereits weit fortgeschritten ist dagegen das Zero Carbon Certification Scheme, das vom Branchenverband Smart Energy Council in Kooperation mit der Deutschen-Energie-Agentur (Dena) entwickelt wurde. Neben Bundesstaaten wie Victoria, Queensland und Western Australia zählt auch das norwegische Unternehmen Yara zu den ersten Teilnehmern. Yara lässt die Produktion des Yuri Pilbara Renewable Ammonia Project über das System zertifizieren.

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