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Branchen | Oman | Wasserstoff

Oman will auf grünen Wasserstoff setzen

Das Sultanat sieht gute Chancen, ein wichtiger Player im Bereich "grüner Wasserstoff" zu werden. Bei der Entwicklung einer Wasserstoffstrategie kommt Unterstützung aus Deutschland.

Von Robert Espey | Dubai, Muscat

  • Deutsches Engagement für Wasserstoffstrategie

    In Oman befindet sich die Entwicklung einer Wasserstoffstrategie noch in den Anfängen. Das Interesse ist aber mittlerweile groß.

    Spätestens seit 2018 wird in Oman über die Produktion von grünem Wasserstoff diskutiert. Mittlerweile ist die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft auch Bestandteil der langfristigen Entwicklungsplanung (Vision 2040). An einer nationalen Wasserstoffstrategie wird gearbeitet.

    Deutsches Unternehmen und Universität geben Impulse

    Wichtige treibende Kräfte hinter dem wachsenden Interesse an grünem Wasserstoff in Oman sind die Münchener Hydrogen Rise AG und die 2007 in Muscat gegründete German University of Technology (GUtech), die 2018 die "Oman Hydrogen Initiative" ins Leben gerufen haben. Der CEO des Münchener Unternehmens, Bernd Wiemann, sieht für eine grüne omanische Wasserstoffwirtschaft ein Exportpotential von 20 Milliarden US$. Neben grünem Wasserstoff könnten auch grünes Ammoniak/Methanol oder synthetische Kraftstoffe exportiert werden.

    Gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) hat Hydrogen Rise 2019 eine Vorstudie über eine mögliche Entwicklung einer grünen exportorientierten Wasserstoffwirtschaft in Oman erstellt. Der Studie zufolge entspricht die Energiemenge der jährlichen omanischen Ölexporte etwa 17 Millionen Tonnen Wasserstoff. Für die Produktion dieser Wasserstoffmenge durch Elektrolyse ist eine Kraftwerkskapazität von 200 Gigawatt erforderlich, so die Berechnungen.

    Für den Bau von PV (Photovoltaik) und CSP (Concentrated Solar Power) Anlagen mit insgesamt 200 Gigawatt wird der Flächenbedarf auf 3.000 Quadratkilometer geschätzt. Die für den Elektrolyse-Prozess notwendige Wassermenge (entsalztes Meerwasser) wird mit jährlich 150 Millionen bis 300 Millionen Kubikmeter kalkuliert. Die Verfasser der Studie weisen aber darauf hin, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um die vorläufigen Ergebnisse zu validieren.

    Im Oktober 2019 organsierten Hydrogen Rise und GUtech das "First Oman Hydrogen Symposium". Hier präsentierte Clara Orthofer (TUM; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik) die Ergebnisse der Vorstudie.

    An der GUtech wurde im Januar 2020 das "Oman Hydrogen Centre" eröffnet. Bei der Einweihung anwesend waren unter anderen der Minister für Energie und Mineralien, Dr. Mohammed bin Hamad al-Rumhi, der damalige Minister für Technologie und Kommunikation, Azza Bint Sulaiman al Isma'eeli, sowie der Minister für Awqaf und religiöse Angelegenheiten, Sheikh Abdullah bin Mohammed al Salmi.

    Ziel des "Oman Hydrogen Centre" ist unter anderem die Ausbildung der für die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft notwendigen Fachkräfte. Auf dem Gelände der GUtech befindet sich seit November 2019 auch ein Trainingszentrum für Solarenergie, das vom lokalen Unternehmen Shams Global Solutions betrieben und von BP Oman gesponsert wird.

    Die GUtech ist eine Gründung privater omanischer Investoren in Kooperation mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen). Die Studiengänge und Prüfungsordnungen der GUtech basieren auf Curricula der RWTH Aachen. Derzeit (2021) werden an der GUtech rund 2.400 Studierende unterrichtet.

    Ein GUtech Team hat im Frühjahr 2019 in Malaysia an der jährlich stattfindenden "Shell-Eco-Marathon Asia Competition: Make the Future" teilgenommen. Das Team präsentierte in der Kategorie "Prototyp" ein mit Wasserstoff betriebenes Brennstoffzellen-Fahrzeug.

    Eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Unternehmerreise nach Oman für die Sektoren Photovoltaik und Windenergie sowie Wasserstoff sollte im März 2020 stattfinden, fiel aber der Coronakrise zum Opfer. Im Januar 2021 fand eine entsprechende Veranstaltung virtuell statt.

    Viel Bewegung bei erneuerbaren Energien

    Die für die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft notwendigen Solar- und Windkraftwerke erfordern in Oman eine Neuplanung. Bislang spielten erneuerbare Energien außerhalb der Ölförderung keine große Rolle. Ein Joint Venture aus der staatlichen Petroleum Development Oman (PDO) und GlassPoint (USA) hat 2019 eine 600-Millionen-US$-Solarthermalanlage (1 Gigawatt) fertiggestellt, die Wasserdampf zur Druckerhöhung in den Amal Ölfelder liefert. GlassPoint ist im Mai 2020 in die Liquidation gegangen.

    Oman: Laufende und geplante Wind- und Solarprojekte (Auswahl; Investitionssummen in Millionen US$; Stand: Mai 2021)

    Projekt

    Investitions-summe

    Projekt-stand *)

    Projektbetreiber

    500 Megawatt Adam Solar Power Plant

    500

    ST

    Oman Power & Water Procurement Company

    500 Megawatt Solar 2022 Independent Power Project

    500

    ST

    Oman Power & Water Procurement Company

    500 Megawatt Manah Solar Plant I

    500

    PQ

    Oman Power & Water Procurement Company

    500 Megawatt Manah Solar Plant 2

    500

    PQ

    Oman Power & Water Procurement Company

    500 Megawatt Solar Photovoltaic Plant Ibri 2

    400

    D

    Acwa/Gulf Investment Corporation/Alternative Energy Projects Company

    50 Megawatt Dhofar I Wind Farm

    100

    PQ

    Oman Power & Water Procurement Company

    200 Megawatt Dhofar III Wind Power Plant

    200

    ST

    Oman Power & Water Procurement Company

    200 Megawatt Wind Power Plant Duqm

    200

    PQ

    Oman Power & Water Procurement Company

    150 Megawatt Dhofar II Wind Power Plant

    150

    ST

    Oman Power & Water Procurement Company

    50 Megawatt Dhofar I Wind Farm

    100

    PQ

    Oman Power & Water Procurement Company

    *) ST = Studie, PQ = Präqualifizierung, D = DurchführungQuelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest


    Die aktuellen Planungen für das nationale Stromnetz sehen bis 2025 die Fertigstellung von Solar- und Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von nur 2 bis 3 Gigawatt vor. Omans gesamte Kraftwerkskapazitäten liegen aktuell bei 11 Gigawatt, davon entfallen nur 200 Megawatt auf erneuerbare Energien, die sich auf drei Kraftwerke verteilen.

    Omans erstes großes EE-Projekt (Erneuerbare Energien), ein 50-Megawatt-Windkraftwerk in der südlichen Provinz Dhofar, wurde 2019 abgeschlossen. Im regionalen Dhofar Power System sind weitere Windanlagen geplant. Für eine 50-Megawatt-Windfarm wurden interessierte Firmen 2019 zur Präqualifizierung aufgefordert, das Verfahren ist aber bis zur Auswertung neuer Standortdaten (Wind Resource Assessment) ausgesetzt. Die Errichtung von zwei weiteren Windparks in Dhofar mit 150 und 200 Megawatt ist ebenfalls in der Prüfung.

    Ein 200-Megawatt-Windkraftprojekt ist in der im Aufbau befindlichen Wirtschaftssonderzone Duqm in Vorbereitung. Auch hier wurde das 2019 eingeleitete Präqualifizierungsverfahren bis zum Abschluss des Wind Resource Assessments gestoppt. Über ein 100-Megawatt-Windkraftprojekt in der Provinz Al Sharqiyah wird diskutiert.

    Bislang konnten zwei PV-Kraftwerke fertiggestellt werden, Amin Solar mit 125 Megawatt (Fertigstellung: 2020) in Salalah und Qabas Solar mit 25 Megawatt (2021) in der Sohar Port and Freezone. Für zwei PV-Projekte (Manah Solar I und II; Provinz Ad Dakhiliyah) mit jeweils 500 Megawatt haben sich neun Unternehmen/Konsortien präqualifiziert. Adam Solar (500 Megawatt) und ein weiteres Solarprojekt (Solar 2022) befinden sich noch in einem frühen Planungsstadium.

    Von Robert Espey | Muscat, Dubai

  • Erste grüne Wasserstoffprojekte in Vorbereitung

    Oman produziert und verbraucht bislang nur grauen Wasserstoff. Aber erste Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sollen in den Hafenstädten Sohar und Duqm realisiert werden.

    Oman versorgt seine Industrie derzeit ausschließlich mit grauem Wasserstoff. Projekte zur Umwandlung in blauen Wasserstoff (Produktion von grauem Wasserstoff in Verbindung mit CCUS-Technologien/Carbon, Capture, Utilization and Storage) sind nicht bekannt. Wichtige Wasserstoffverbraucher in Oman sind die Raffinerien, die Ammoniak- und Methanolproduzenten und andere chemische Industrien sowie die Stahlindustrie.

    Bislang nur grauer Wasserstoff 

    Ein großer Produzent von grauem Wasserstoff ist das Wasserstoffwerk der Raffinerie in Sohar. Es wird Wasserstoff im SMR-Verfahren (Steam Methane Reformer) erzeugt, die Technologie stammt von Italiens Technip. Die Anlage arbeitet seit 2006 und hat eine Jahreskapazität von 62.000 Tonnen.

    Der Raffineriesektor ist gleichzeitig auch ein großer Verbraucher von Wasserstoff, der unter anderem zur Entschwefelung von Mineralölprodukten durch Hydrierung (Reaktion der Schwefelverbindungen mit Wasserstoff) eingesetzt wird. Omans Raffinerien haben 2020 rund 69 Millionen Barrel Kraftstoffe (2019: 75 Millionen) produziert.

    Der Raffineriesektor besteht aktuell aus zwei Raffinerien in Sohar und Muscat (Mina al Fahal), die über eine Gesamtkapazität von 0,3 Millionen bpd (barrel per day) verfügen. In der Wirtschaftssonderzone Duqm ist für 6 Milliarden US$ Omans dritte Ölraffinerie des Landes mit einer Kapazität von 0,23 Millionen bpd im Bau, die auch Wasserstoff erzeugen soll (8.300 Tonnen/Jahr).

    Es gibt in Oman zwei große Ammoniak-Hersteller, die 2005 gegründete Oman India Fertiliser Company (OMIFCO) in Sur und die zur Suhail Bahwan Group gehörenden Sohar International Urea & Chemical Industries (SIUCI). OMIFCO besitzt zwei Ammoniakanlagen mit einer Leistung von insgesamt 3.500 Tonnen/Tag und zwei Anlagen zur Harnstofferzeugung mit einer Gesamtkapazität von 5.060 Tonnen/Tag Granulat. Das SIUCI-Werk besteht aus einer Ammoniakanlage mit einer Leistung von 2.000 Tonnen/Tag und zwei Harnstoff-Granulat-Fabriken mit einer Kapazität von 3.500 Tonnen/Tag.

    Die Salalah Methanol Company produziert seit 2010 in der Salalah Freizone (Kapazität: 3.125 Tonnen/Tag). Die Oman Methanol Company in Sohar arbeitet seit 2007 (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag). Die chinesische Mingyuan Holdings Group plant in Duqm ein 2,8-Milliarden-US$ MTO-Projekt (Methanol to Olefins).

    Omans großes Stahlwerk (Jindal Shadeed) in Sohar produziert seit 2010 und wird von der indischen Jindal Steel and Power Limited betrieben. Nach einer 2014 abgeschlossenen Erweiterung verfügt das Werk über eine Kapazität von insgesamt 3,5 Millionen Tonnen/Jahr. Das Dhofar SteeI Projekt in Salalah soll weit fortgeschritten sein (Kapazität: 1 Millionen Tonnen/Jahr). Es gibt Pläne für den weiteren Ausbau der Stahlproduktion, aber hier sind derzeit keine substanziellen Fortschritte zu verzeichnen.

    Sohar und Duqm geplante Standorte für grüne Wasserstoffprojekte

    Der diskutierte Aufbau einer grünen Wasserstoffproduktion zielt zwar auch auf die Versorgung der lokalen Industrie, aber langfristig steht der Export im Vordergrund. Erste Projekte sind in den Hafenstädten Sohar und Duqm in Vorbereitung.

    Die Sohar Port and Free Zone möchte eine "grüne Freizone" werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien und die Produktion von grünem Wasserstoff stehen auf dem Programm. Anfang 2021 wurde der Bau einer 24-Millionen-US$-PV-Anlage (25 Megawatt) abgeschlossen. Der Bauauftrag ging an die indische Firma Sterling & Wilson. Das PV-Werk wird die in der Freizone seit 2013 produzierende Al Tamman Indsil Ferrochrome Company (Kapazität: 75.000 Tonnen/Jahr; Erweiterung geplant) versorgen.

    Der CEO der Sohar Port and Freezone, der Niederländer Mark Geilenkirchen, spricht von fünf laufenden Initiativen zur Entwicklung des PV-Sektors in der Freizone. Für PV Anlagen sind bislang 600 Hektar reserviert, diese Fläche dürfte eine PV Kapazität von 400 bis 500 Megawatt ermöglichen. Langfristig wird in der Freizone der Bau von PV Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 3,5 Gigawatt angestrebt. Dies entspreche dem Strombedarf der Hafen- und Freizone, so Geilenkirchen. Bei der Entwicklung des Solarsektors arbeitet die Sohar Port and Free Zone mit Qabas (gehört zu Oman Shell) zusammen, eine entsprechende Vereinbarung wurde im Januar 2020 unterzeichnet.

    Im Bereich Wasserstoff kooperiert die Sohar Port and Free Zone mit ihrem strategischen Partner, dem Hafen von Rotterdam, sowie mit mehreren anderen internationalen Organisationen und Firmen, darunter die britische Hydrogen Group. Die Sohar Port and Free Zone wird von der Sohar Industrial Port Company (SIPC), einem 50:50 Joint Venture aus dem Port of Rotterdam und dem Sultanat Oman, gemanagt.

    Die Hydrogen Rise Oman Company, ein kürzlich gegründetes Joint Venture aus der Münchener Hydrogen Rise AG und einem lokalen Partner (Oman Educational Services), hält die Sohar Freizone für einen möglichen Standort zur Realisierung ihres ersten Wasserstoffprojekts in Oman. Eigenen Angaben zufolge laufen derzeit Gespräche über drei Projekte in Oman mit einer Elektrolyseur-Leistung von jeweils 20 Megawatt.

    Im Dezember 2020 haben die belgische Firma DEME Concessions und die staatliche OQ Alternative Energy eine Kooperationsvereinbarung zur Realisierung eines großen grünen Wasserstoffprojekts in Duqm geschlossen. Für eine erste Phase ist eine Elektrolyseur-Leistung von 250 bis 500 Megawatt vorgesehen. Für die grüne Wasserstoffproduktion müssen entsprechende Solar- und/oder Windkraftkapazitäten geschaffen werden. Roland Berger hat eine Durchführbarkeitsstudie betreut. DEME ist ein Partner der Port of Duqm Company, ein 50:50 Joint Venture aus dem Consortium Antwerp Port und der omanischen Regierung.

    Im März 2021 hat die Oman Company for the Development of Special Economic Zone at Duqm (Tatweer) mit der indischen ACME Solar Holding eine Absichtserklärung über ein auf 2,5 Milliarden US$ geschätztes Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff/Ammoniak unterschrieben. Als Berater wurde das US-Unternehmen Synergy Consulting engagiert.

    Von Robert Espey | Dubai, Muscat

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