Bahrain reagierte früh mit Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19. Wirtschaftssituation bleibt angespannt. (Stand: 23. Februar 2021)
Die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und des Ölpreisverfalls belasten das ohnehin schwache bahrainische Wirtschaftswachstum. Die Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Jahr 2020 wurde mehrmals nach unten korrigiert. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) musste der Golfstaat einen Rückgang um real 4,9 Prozent des BIP hinnehmen. Für das laufende Jahr 2021 gehen die meisten Ökonomen von einer leichten Erholung aus. Das Analyseinstitut Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet mit einem Plus von 2,7 Prozent, der IWF von 2,3 Prozent.
Trotz starker Diversifizierung, besonders in Richtung Finanzen und produzierendes Gewerbe, spielt der Öl- und Gassektor noch immer eine wichtige Rolle. Nach offiziellen Angaben der Regierung aus dem Jahr 2019 trägt die Branche zwar nur verhältnismäßig geringe 17,8 Prozent zum BIP bei (Finanzdienstleistungen liegen bei 16,5 und die Industrie bei 14,5 Prozent), jedoch veranschlagt EIU, dass Erlöse aus dem Ölexport zu 70 Prozent zu den Staatseinnahmen beitragen.
Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt das Land nach einer Berechnung des IWF einen Ölpreis von über 90 US-Dollar (US$). Für das Jahr 2021 wird jedoch von einem durchschnittlichen Ölpreis von circa 40 bis 50 US-Dollar (US$) pro Fass (159 Liter) gerechnet. Aktuellen Berechnungen von unterschiedlichen Rechercheinstituten zufolge könnte das Haushaltsdefizit für das Jahr 2021 auf circa 9 bis 15 Prozent des BIP anschwellen.
Um die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft abzumildern, beschloss die Regierung am 18. März 2020 ein Hilfspaket für Unternehmen und Privatpersonen von über 11,4 Milliarden US$. Das entspricht knapp 30 Prozent des BIPs. Bereits vor der aktuellen Krise lag die Staatsverschuldung aber bei circa 108 Prozent des BIP. So sieht sich Bahrain, ähnlich wie das Emirat Dubai, gezwungen an anderer Stelle drastisch zu sparen.
Am 20. April schließlich verkündete die Regierung, dass die Ausgaben der Ministerien und Behörden um 30 Prozent gekürzt werden. Zuvor verkündete der Ölminister, dass geplante Investitionen neu bewertet werden, um deren Rentabilität zu gewährleisten. Das allein war nicht ausreichend. Aufgrund der Negativwirkungen infolge der Coronavirus-Pandemie soll die Staatsverschuldung laut Angaben des IWF auf 128 Prozent des BIP angestiegen sein.
Die Ratingagentur S&P reduzierte den Ausblick für Bahrains Wirtschaft bereits im März 2020 von positiv auf stabil. Die langfristige und kurzfristige Bonität wurde zwar bestätigt (B+ / B), beruht aber hauptsächlich auf der implizierten Hilfe der finanziell stärkeren GCC-Nachbarländer.
Im April 2020 konnte der Golfstaat trotzdem frisches Kapital, in Höhe von insgesamt umgerechnet 2 Milliarden US$, an den internationalen Märkten aufnehmen. Allerdings zu sehr hohen Zinsraten, die zwischen 6,3 bis 7,4 Prozent liegen. Das räumt dem Land zwar etwas Spielraum bei öffentlichen Finanzen ein, wird aber allein nicht ausreichen. Die Gedankenspiele der Regierung, Staatsunternehmen teilweise oder gänzlich zu privatisieren, könnten einen Ausweg darstellen.
Von Heena Nazir
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