Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beeinträchtigen die belgische Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist 2020 real um 6,4 Prozent eingebrochen. (Stand: 7. April 2021)
Für 2021 erwartet die Europäische Kommission, dass die belgische Wirtschaft wieder um 3,9 Prozent wächst. Dies ist ein höherer Anstieg, als ihn die Kommission für Deutschland (+3,2 Prozent) und im Durchschnitt der Europäischen Union (+3,7 Prozent) prognostiziert. Weitere Informationen über den belgischen Wirtschaftsausblick bietet die gleichnamige GTAI-Publikation. Allerdings ist die Lage in den einzelnen Branchen unterschiedlich.
Bauaufträge erholen sich langsam
Die Erzeugung des belgischen Baugewerbes hat 2020 wegen der Coronapandemie um 8,2 Prozent abgenommen. Dabei war der Rückgang im Hochbau (-9 Prozent) noch höher als im Tiefbau (-6,2 Prozent). Auch die bewilligte Wohnfläche war 2020 um 0,9 Prozent geringer als 2019. Im Wirtschaftsbau ist das genehmigte Volumen 2020 sogar um 11,3 Prozent gesunken.
In den ersten drei Monaten 2021 haben sich die Erwartungen für die Entwicklung der Auftragseingänge der Baufirmen wieder verbessert. Dies lässt auf eine Trendumkehr hoffen. Doch die Entwicklung hängt weiterhin von den Covid-19-Infektionsraten ab.
Chemieindustrie ist wieder besser ausgelastet
Die Produktion der belgischen Chemie- und Pharmahersteller ist 2020 stark um 13,2 Prozent eingebrochen. Die Branche ist der wichtigste Zweig im verarbeitenden Gewerbe. Im Januar 2021 war der Sektor bereits wieder zu 76,5 Prozent und am höchsten seit Januar 2020 ausgelastet.
Auch in Belgiens zweitgrößter Industriebranche, der Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeitung, ist die Erzeugung 2020 um 3,2 Prozent gesunken. Die Kapazitätsauslastung dieser Hersteller lag im Januar 2021 bei 76 Prozent, was dem niedrigsten Wert in den vergangenen zwölf Monaten entspricht.
Die belgische Kfz-Industrie hat 2020 insgesamt 12,2 Prozent weniger umgesetzt als 2019. Allerdings ist dieser Rückgang vor allem auf den Einbruch im 1. Halbjahr 2020 zurückzuführen. Im 4. Quartal 2020 war der Umsatz sogar um 8,3 Prozent höher als im selben Zeitraum 2019. Zudem waren die Kapazitäten der Fahrzeugindustrie im Januar 2021 zu 91,8 Prozent und damit besser als vor Jahresfrist beziehungsweise vor Ausbruch der Pandemie ausgelastet. Daher spricht alles dafür, dass die Branche den Coronaeinbruch weitgehend überwunden hat.
Seehäfen bleiben Logistikdrehscheibe für Deutschland
Die großen belgischen Häfen sind für die Aufrechterhaltung der weltweiten Lieferketten zwischen Deutschland und anderen Märkten von entscheidender Bedeutung. Ihr Umschlag hat sich in der Pandemie jedoch unterschiedlich entwickelt.
Während das Güteraufkommen in Europas zweitgrößtem Hafen Antwerpen 2020 um 3,1 Prozent gesunken ist, ist es in Zeebrugge sogar um 3 Prozent gestiegen. Die Gruppe North Sea Port, zu der außer dem belgischen Hafen Gent auch Anlagen in der niederländischen Provinz Zeeland gehören, hat 2020 einen Umschlagrückgang um 11,2 Prozent verzeichnet.
Weitere Informationen zu verschiedenen Branchen in Belgien bietet der GTAI-Branchencheck.
Von Torsten Pauly
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Berlin