Special Côte d'Ivoire Wege aus der Coronakrise
Konjunktur und wichtige Branchen
Die Covid-19-Fallzahlen in der Elfenbeinküste sind bisher hinter den Befürchtungen zurückgeblieben. Die Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig. (Stand: 9. August 2021)
Von Wolfgang Karg | Berlin
Die Regierung erwartet für 2021 ein reales Wirtschaftswachstum von 5,8 Prozent. Auch Internationaler Währungsfonds und EIU gehen mit 6,0 beziehungsweise 3,7 Prozent von einem deutlichen Plus aus. Das westafrikanische Land verzeichnet relativ moderate Fallzahlen von Covid-19-Erkrankungen. Die Mortalitätsrate ist vergleichsweise gering. Die Impfkampagne läuft mangels verfügbarer Vakzine nur schleppend an. Bis Anfang August 2021 wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation rund 1 Million Impfdosen in der Elfenbeinküste verabreicht.
Die Regierung unter Präsident Alassane Ouattara hatte am 23. März 2020 wegen der Pandemie den nationalen Notstand ausgerufen. Wie die Mehrzahl der afrikanischen Staaten schloss Côte d'Ivoire Ende März letzten Jahres sämtliche Land-, See- und Luftgrenzen für den Personenverkehr. Ausnahmen gibt es nur für Warentransporte, sowie humanitäre und Sicherheitsfälle. Das Auswärtige Amt sprach eine Teilreisewarnung aus, die noch immer in Kraft ist. Der Flugverkehr wurde mittlerweile wieder aufgenommen, die Frachtlogistik zur See funktioniert weiter. Für den Personenverkehr sind Land- und Seegrenzen weiterhin geschlossen.
Die Wirtschaft des Landes hat die Pandemie bislang vergleichsweise gut verkraftet und zeigte sich widerstandsfähig. Die Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt für das Jahr 2020 gehen aktuell weit auseinander. Während EIU von einer leichten Rezession von 1,9 Prozent ausgeht, errechnet der IWF trotz der Pandemie für 2020 ein Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent.
Für 2021 erwartet der Internationale Währungsfonds ein Plus von 6 Prozent. EIU ist mit einer Wachstumserwartung von 3,7 Prozent für 2021 etwas vorsichtiger. Denn im Umfeld der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Herbst 2020 gab es regional begrenzte Proteste mit mehreren Toten. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung aufgrund von Korruption und sozialem Ungleichgewicht ist hoch. An der Grenze zu Burkina Faso waren Anfang 2021 mehrere Angriffe islamistischer Terrorgruppen zu verzeichnen. Die ivorischen Sicherheitskräfte haben ein Vordringen der Gruppen jedoch erfolgreich vereitelt.
Beobachter erwarten nicht, dass Côte d'Ivoire zu einem Krisenland wird. Ein positives Signal für die politische Entwicklung des Landes war Ende Juli 2021 das Treffen zwischen dem amtierenden Präsidenten Alassane Ouattara und seinem Vorgänger sowie langjährigen Kontrahenten Laurent Gbagbo. Präsident Ouattara erklärte nach dem Treffen, dass er Vertrauen wiederherstellen und die Versöhnung weiter vorantreiben wolle.
Nach dem Bürgerkrieg vor einem Jahrzehnt setzt die Bevölkerung auf wirtschaftliche Fortschritte und Stabilität. Die Elfenbeinküste mit ihrem robusten Wachstum bleibt deshalb für deutsche Unternehmen ein westafrikanischer Markt mit viel Potential.