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Special China Seidenstraße

Chinas polare Seidenstraße entwickelt sich nur langsam

Präsent ist China in der Arktis vor allem in Forschung und Schifffahrt. An großen Rohstoff- und Infrastrukturprojekten beteiligen sich andere Länder dagegen stärker.

Von Lukas Latz | Berlin

Als Akteur in der Arktis wird China zunehmend sichtbar. Seit 2013 ist das Land als Beobachter im Arktischen Rat, obwohl das Land kein Arktisanrainer ist. Im 2018 veröffentlichten Weißbuch zur Arktispolitik betont China, einen Beitrag zur Erforschung der arktischen Natur und zum Umweltschutz leisten zu wollen. China betreibt ein Forschungsinstitut auf Spitzbergen. An der zwischen 2019 und 2020 durchgeführten MOSAiC-Expedition, in der ein Forschungsschiff sich 13 Monate durch das arktische Eis treiben ließ, beteiligten sich insgesamt 84 Forschungsinstitute. Davon kamen zehn aus China. „China zeigt ein starkes Interesse an der Arktisforschung und ist auch bereit, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Dr. Jakob Belter, Klimawissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut.

China investiert in arktisches Flüssiggas

Chinesische Staatskonzerne sind Minderheitsgesellschafter in zwei großen Gasförderprojekten auf der Jamal-Halbinsel, die jeweils vom privaten russischen Energiekonzern Novatek kontrolliert und betrieben werden. Der chinesische Staat hält 20 Prozent an dem Joint Venture Yamal LNG, das im Jahr 16,5 Millionen Tonnen Flüssiggas produziert. Zudem halten zwei chinesische Staatskonzerne Anteile am Projekt Arctic LNG 2. Die Gasförderung soll dort ab 2023 beginnen und bis 2025 auf 19,8 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr hochgeschraubt werden.

Das Unternehmen Neftegazholding und die China National Petroleum Corporation vereinbarten 2019 eine Zusammenarbeit in der Erschließung des Paijacha-Ölfeldes auf der Tajmyr-Halbinsel im Norden Russlands. Laut dem Nachrichtenportal rbc.ru will Russlands größter Ölkonzern das Paijacha-Ölfeld kaufen und in sein großes arktisches Förderprojekt Vostok Oil eingliedern. Was dies für die Kooperation mit dem chinesischen Staatskonzern bedeuten würde, ist noch unklar.

Ansonsten hält sich China zurück mit Investitionen in arktische Rohstofflagerstätten. Eine Auswertung von Datenbanken, die GTAI vorgenommen hat, ergibt, dass die wichtigsten ausländischen Investoren in die arktische Rohstofflagerstätten aus dem Vereinigten Königreich, Zypern, Vietnam und Belarus kommen.

03.05.2021 Special Russland Öl, Gas
Internationale Energiekonzerne sind in der Arktis kaum präsent

Zur Erschließung arktischer Öl-und Gasvorkommen wäre Russland auf Kapital und Expertise ausländischer Investoren angewiesen. Doch die sind kaum präsent. Das hat mehrere Gründe.

Nick Birman-Trickett, Analyst politischer Risiken und ehemaliger Berater bei der Consultingfirma Wood Mackenzie, sieht mehrere Gründe für Chinas geringes Investitionsvolumen in Russlands Öl- und Gassektor:

"Chinas Energiekonzerne halten sich an die von der EU und den USA erlassenen Sanktionen gegen Russlands Öl- und Gassektor, die die Bereitstellung von Kapital und Technologie in der Arktis verhindern sollen."

Birman-Trickett fügt hinzu, dass Russland selbst vorsichtig darin ist, Lizenzen für Ölfelder ausländischen Investoren zu überlassen. Chinesische Investoren fördern Öl zu hohen Kosten und haben kaum Erfahrung mit Ölförderung im hohen Norden. Daher werden sie von Russland besonders skeptisch beäugt. 

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Russland will arktische Kohle nach China exportieren

Russlands staatlicher Ölkonzern Rosneft und der private Mischkonzern Severnaja Zvezda bauen aktuell die Förderung von Kohle auf der Tajmyr-Halbinsel aus. Ab 2026 sollen 23 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr aus der russischen Arktis exportiert werden. Das entspräche 6 Prozent der russischen Kohleförderung im Jahr 2019. Nach Indien gilt China als wichtigster potenzieller Kunde der arktischen Kohle. Laut dem Nachrichtenportal forbes.ru kommt die Lübecker Reederei Oldendorff Carriers GmbH & Co. KG, die bereits Erfahrung mit dem Verschiffen von Kohle über den arktischen Ozean verfügt, als Lieferant infrage.

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Unterseekabel durch die Arktis soll Europa und Asien verbinden

Bis 2023 wollen der russische Telekomkonzern Megafon und der finnische Infrastrukturkonzern Cinia Oy ein Glasfaserkabel zwischen Helsinki und Tokio durch den arktischen Ozean bauen, das erste Unterseekabel im arktischen Ozean. Die Kosten des Projektes liegen zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden US-Dollar.

Der Generalunternehmer Cinia Oy hat nicht alle Partner des Projekts öffentlich gemacht. Dass auch eine Kooperation mit einem chinesischen Telekommunikationsunternehmen vereinbart wurde, ist wahrscheinlich. Denn der Anstieg der Datenströme zwischen Europa und Asien, der das Projekt lukrativ macht, ist im Wesentlichen auf China zurückzuführen.

China baut Seehandel durch die Arktis aus

Chinas staatliche Reederei COSCO befährt die Nordostpassage seit 2015 immer häufiger. Im Jahr 2018 bot COSCO sieben von insgesamt zwölf Frachtfahrten durch die Arktis an.

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Tochtergesellschaften von COSCO halten zudem Minderheitsbeteiligungen an den drei wichtigsten Flotten von Flüssigerdgasfrachtern, die Gas aus dem Hafen von Sabetta nach Asien und Europa transportieren. Betrieben werden die Frachter von den Reedereien Dynagas (Griechenland), Mitsui O.S.K. Lines (Japan) und Teekay (Kanada).

Bei Archangelsk, am westlichen Nadelöhr der russischen Arktispassage, wird der Bau eines neuen Tiefseehafens geplant, der eine Umschlagskapazität von bis zu 30 Millionen Tonnen haben soll. Der bereits existierende Hafen von Archangelsk hat eine Umschlagskapazität von 11,8 Millionen Tonnen, war zuletzt aber kaum ausgelastet. Laut Angaben des regionalen Transportministeriums wurden im Jahr 2020 etwa 4,8 Millionen Tonnen in dem Hafen umgeschlagen. 2017 zeigte sich die China Poly Group, ein staatlicher Mischkonzern, interessiert, sich an dem Neubau zu beteiligen. Seit 2019 plant Archangelsk ohne chinesische Finanzierung.

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