Jakarta hat den strategischen Plan "Making Indonesia 4.0" aufgelegt. Auch wenn dessen Umsetzung noch Zeit erfordert, bieten chinesische Technologieunternehmen Unterstützung an.
Indonesien ist zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden, bevor sich das Land industrialisiert hat. Bereits die Hälfte der Wirtschaftsleistung entfällt auf Services. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes hingegen ist von 30 Prozent zu Beginn des neuen Jahrtausends zu auf heute unter 20 Prozent gesunken - Tendenz weiter fallend.
Für ausländische Unternehmen ist der Archipel vor allem Standort für günstige Lohnfertigung. Allerdings gibt es in einigen Branchen durchaus moderne Fabriken mit automatisierten Produktionsprozessen. Dazu gehören die Nahrungsmittelverarbeitung, die Automobilindustrie, die Chemiebranche, die Textil- sowie die Elektronikindustrie. Diese fünf Branchen will die Regierung deshalb mit ihrer 2018 aufgelegten Digitalstrategie "Making Indonesia 4.0" technologisch vorantreiben. Teams aus den zuständigen Ministerien eruieren den notwenigen Bedarf.
Als ein Leuchtturm der industriellen Fertigung im Land gilt das Werk des französischen Unternehmens Schneider Electric in der Freihandelszone Batam. Diese vom World Economic Forum (WEF) als Industrie 4.0 anerkannte Fabrik stellt elektronische Bauteile für den Weltmarkt her. Dort betreiben Spezialisten mit 3-D-Brillen Wartungsarbeiten an den Maschinen, während neben ihnen ungelernte Arbeiter Materialwagen umherschieben. Einzige Ausländer im operativen Geschäft sind einige indische Spezialisten. Beim Besucher bleibt der Eindruck einer insgesamt arbeitsintensiven Fertigung.
Schwaches Bildungsniveau behindert Entwicklung
Ziel ist es, eine wertschöpfungsstarke Produktion auszubauen, um bis 2045 zu einem Industrieland mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 20.000 US$ zu werden. Bei nüchterner Betrachtung sind die Voraussetzungen dafür mangelhaft. Denn es fehlt allerorts an Fachkräften, die entsprechende Produktionsprozesse aufsetzen, IT-Systeme pflegen oder auch nur komplizierte Maschinen bedienen könnten.
Indonesiens Bildungsniveau ist selbst im regionalen Vergleich nicht gut, und eine kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht. Ein wenig diskutierter Aspekt ist der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen durch mehr Automatisierung. Schließlich ist Arbeitslosigkeit schon jetzt das größte soziale Problem und dürfte sich bei wachsender Bevölkerungszahl weiter verschärfen.
China ist Bezugsquelle Nummer eins
Mangels eigener Fähigkeiten muss Indonesien Produktionstechnologie praktisch komplett im Ausland einkaufen. China ist dabei zur mit Abstand wichtigsten Bezugsquelle avanciert und hat den traditionellen Stammlieferanten Japan längst vom Spitzenplatz verdrängt. Im Jahr 2019 bezog das Land ertmäßig 38 Prozent seiner Maschinen und die Hälfte seiner Elektronik und Elektrotechnik aus dem Reich der Mitte. In technologisch anspruchsvolleren Spezialbereichen dürfte der chinesische Anteil allerdings deutlich kleiner sein. Hier sind westliche oder japanische Anbieter gefragt. In einigen Bereichen, etwa der Kraftwerkstechnik, haben Firmen aus China einen schlechten Ruf.
Die "Making Indonesia 4.0"-Strategie ist noch nicht weit genug fortgeschritten, um abschätzen zu können, welchen Anbietern sich Indonesien bei der digitalen Entwicklung seiner Industrie zuwendet. Technologie "Made in Germany" hat einen exzellenten Ruf, Unternehmen wie Siemens & Co. sind allerorts im Archipel klingende Namen. Doch der Einfluss chinesischer Firmen wird mit steigenden Importen von dort immer stärker.
Partnerschaft zwischen Technologiebehörde und Huawei
Zwischen chinesischen und indonesischen Unternehmen sind zwar kaum konkrete projektbezogene Partnerschaften für die digitale Industrie bekannt, die über konventionelle Produktionstechnologie hinaus gehen. Doch die großen Technologieanbieter aus dem Reich der Mitte strecken längst ihre Fühler für eine strategische Zusammenarbeit aus.
Zuletzt unterzeichnete Huawei im Oktober 2020 ein Partnerschaftsabkommen mit der indonesischen Technologiebehörde BPPT, die unter anderem die Einhaltung technischer Standards überwacht. In der Presse nebulös umrissen, will Huawei demzufolge das "digitale Ökosystem Indonesiens" entwickeln, Technologietransfer leisten und Know-how im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) aufbauen.
Bei der Partnerwahl zur Digitalisierung der indonesischen Industrie ist die Hilfe beim Erwerb eigener Kompetenzen ein wichtiger Faktor. Wer ins Geschäft kommen will, sollte sich an der Ausbildung indonesischer Fachkräfte beteiligen. Denn die Regierung beschwört das sogenannte "National Capacity Building" - den Aufbau technologischer Fähigkeiten. Den fordert sie bereits beim Bau der Neuen Seidenstraße im Archipel nachdrücklich ein.
Aktive chinesische Firmen
Sektor | Firmenname | Tätigkeitsfeld |
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Digitale Dienstleistungen | Huawei | Künstliche Intelligenz |
Quelle: Presseberichte
Von Frank Malerius
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Jakarta