Dieser Inhalt ist relevant für:
DänemarkCoronavirus / Konjunktur / Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Wirtschaftsumfeld
Special Dänemark Coronavirus
Die dänische Wirtschaft zeigt sich vergleichsweise Corona-resistent. Der Konsum dürfte sich schon 2021 erholen. Unternehmen werden länger brauchen. (Stand: 3. Dezember 2020)
Von Michał Woźniak | Stockholm
Die dänische Wirtschaft leidet weniger unter der Coronapandemie als die der meisten anderen europäischen Länder. Laut der Herbstprognose der Europäischen Kommission soll das Bruttoinlandsprodukt 2020 im Vergleich zum Vorjahr um weniger als 4 Prozent sinken. Nähere Informationen zu der derzeitigen Wirtschaftslage und den mittelfristigen Wachstumschancen lesen Sie in unserem Wirtschaftsausblick.
Der relativ geringe Rückgang der Wirtschaftsleistung ist nicht zuletzt der starken privaten Nachfrage nach Waren zu verdanken. Sowohl Groß- als auch Einzelhandel mussten im Jahresvergleich Lockdown-bedingt nur im März und April 2020 Verluste hinnehmen.
Der Aufruf zum Arbeiten im Homeoffice und Beschränkungen in der Gastwirtschaft sowie der Reisemöglichkeiten setzten allerdings den Dienstleistern stark zu. Deswegen wird die private Nachfrage 2020 um voraussichtlich 3 bis 3,5 Prozent abnehmen. Im kommenden Jahr dürfte sie sich jedoch vollständig erholen.
Verlangsamt haben sich Investitionen in den Wohnungsbau - hauptsächlich im Neubaubereich, nicht jedoch bei Renovierungen. Mit 3 Prozent Wachstum gegenüber 2019 sollten sie 2020 aber weiter deutlich im grünen Bereich bleiben. Die Ausgaben der öffentlichen Hand sollten dagegen 2020 um über 7 und 2021 um über 3 Prozent zulegen.
Ganz anders sieht es bei den Unternehmensinvestitionen aus. In diesem Jahr werden sie wahrscheinlich um über 6 Prozent gegenüber 2019 abnehmen. Bis zu einer Erholung auf das Vorkrisenniveau dürfte es mindestens bis 2022, wahrscheinlich sogar bis 2023 dauern.
Immerhin schienen die meisten Branchen bis zum Herbst 2020 wieder das normale Umsatzniveau zu erreichen - mit Ausnahme des Fahrzeugbaus, der Erdölverarbeitung sowie der Produktion von Elektrogeräten. Ob es sich dabei aber um einen kurzfristigen Abbau des Nachfragestaus oder eine langfristige Erholung der Nachfrage handelt, ist schwer abzuschätzen. Welche Perspektiven sich in ausgewählten Branchen mittelfristig bieten, erfahren Sie in unserem Branchencheck.
Dank der umfangreichen Hilfsmaßnahmen der Regierung haben die Verkaufsrückgänge im Frühjahr und Sommer zu keiner Konkurswelle geführt. In den ersten zehn Monaten 2020 wurden nur im Hotelwesen mehr Insolvenzen verzeichnet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (+40 Prozent). Insgesamt wurden aber etwa 30 Prozent weniger Unternehmen zahlungsunfähig als 2019.
Die Frage lautet allerdings, ob die Lage nach Auslaufen der aktuellen Hilfsmaßnahmen stabil bleibt. Der Kreditversicherer Atradius prognostizierte im September, dass sowohl dieses Jahr als auch 2021 mehr dänische Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Anzahl von Zahlungsverzügen stieg laut den Experten pandemiebedingt um rund 75 Prozent.
Dies könnte auch negative Folgen auf den Arbeitsmarkt haben. Dieser hat in Schweden, anders als bei den skandinavischen Nachbarn, bisher vergleichsweise wenig gelitten. Das dürfte auch am sehr flexiblen Arbeitsrecht liegen.
Nachdem die Arbeitslosenquote nach den ersten drei Corona-Monaten um mehr als die Hälfte zugenommen hatte, auf 5,6 Prozent im Mai, beruhigt sich die Lage inzwischen. Für das Gesamtjahr gehen Prognosen des Ökonomischen Rates von einem Mittelwert nur knapp oberhalb der 4-Prozent-Marke aus. Nach europäischer Zählungsart werden es etwa 6 Prozent sein.
Anders als während der Finanzkrise vor elf Jahren sind die späten Jahrgänge am wenigsten vom Arbeitsplatzabbau betroffen. In der Altersgruppe bis 29 Jahre stieg die Arbeitslosenquote um etwa ein Fünftel, während es bei den älteren Arbeitnehmern einen Zuwachs von nahezu einem Drittel gab.
Dieses Fragment können Sie in folgenden Kontexten finden: