Corona bestimmt weiterhin das wirtschaftliche und soziale Leben im Land. Wegen des Tropensturms Eta könnte die Wirtschaft noch stärker einbrechen. (Stand: 12. November 2020)
Die Öffnung des sozialen und wirtschaftlichen Lebens geht in Honduras schrittweise voran. Je nach regionalem Infektionsgeschehen dürfen Unternehmen mittlerweile unter 40 bis 60 prozentiger Auslastung arbeiten, bezogen auf die Anzahl der Mitarbeiter. Die Ausgangsbeschränkungen wurden zuletzt gelockert und seit Oktober dürfen Menschen die Landesgrenzen zu Guatemala, El Salvador und Nicaragua passieren.
Die Folgen der Monate lang andauernden Coronabeschränkungen und des Pandemie bedingten Nachfrageeinbruchs sind deutlich erkennbar: Im 2. Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 18,5 Prozent zurück, vor allem wegen der Einbrüche im verarbeitenden Gewerbe sowie im Tourismus und Handel. Die Zahlen für das 3. Quartal liegen noch nicht vor.
Tropensturm Eta: Auswirkungen auch 2021 spürbar
Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht in seiner jüngsten Prognose davon aus, dass das honduranische BIP im Gesamtjahr 2020 real um 7 Prozent zurückgehen, im kommenden Jahr dafür um 4,5 bis 5,5 Prozent wachsen wird. Doch diese Prognosen sind möglicherweise bereits hinfällig: Der Tropensturm Eta hat im November 2020 große Schäden an der Infrastruktur angerichtet, zigtausende Kaffeebauern bangen um ihre Ernte. Ähnlich geht es den Melonen- und Palmölproduzenten. Laut einem Bericht der Zeitung El Heraldo befürchtet die Honduranische Zentralbank, dass die Prognosen sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr nach unten revidiert werden müssten. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Exportsektor des 10 Millionen-Einwohner-Landes: Im Jahr 2019 machten Nahrungsmittel fast 64 Prozent der Gesamtausfuhren aus. Honduras zählt zu den fünf größten Kaffeeexporteuren weltweit.
Rücküberweisungen trotz Pandemie gestiegen
Immerhin haben sich die Rücküberweisungen von honduranischen Arbeitsmigranten als wichtige Stütze für die Wirtschaft erwiesen. Trotz der Coronapandemie sind die Geldsendungen zwischen Januar und Anfang Oktober im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen, auf gut 4,1 Milliarden US-Dollar. Für Honduras, eines der ärmsten Länder Zentralamerikas, sind die Auslandsüberweisungen aus den USA, Spanien und anderen Ländern eine unerlässliche Einnahmequelle. Sie machen ein Fünftel der Wirtschaftsleistung aus.
Corona: Hohe Positivrate bei Tests
Das Infektionsgeschehen hat sich in Honduras den offiziellen Zahlen zufolge etwas verlangsamt und auch die Lage in den Krankenhäusern hat sich entspannt. Dennoch befindet sich das Land in einer kritischen Phase. Mit fortschreitender Öffnung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens werde die Kurve wieder stärker steigen, sagte Franklin Gómez, stellvertretender Leiter des Hospital Escuela en Tegucigalpa, gegenüber der Zeitung Forbes Centroamérica. Er halte es für möglich, dass die Regierung die Coronamaßnahmen erneut verschärft, sollte sich die Ausbreitung des Virus verstärken.
Die hohe Positivrate von über 40 Prozent bei den Coronatests deutet darauf hin, dass viele Fälle in Honduras unentdeckt bleiben und dass die tatsächliche Infektionszahl deutlich höher ist. Das gleiche gilt für die Todesfälle. Wegen nur geringer Laborkapazitäten gehen Mediziner davon aus, dass viele an Corona verstorbene Patienten in der Statistik nicht erfasst sind.
Zu den am stärksten von der Pandemie getroffenen Landesteilen zählen die bevölkerungsreichsten Verwaltungsbezirke Cortés und Francisco Morazán. In dem letzteren befindet sich die Hauptstadt des Landes, Tegucigalpa, im ersten das wirtschaftliche Zentrum, San Pedro Sula.
Von Sofia Hempel
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