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Wirtschaftsumfeld
Special Hongkong Coronavirus
Schon vor dem Ausbruch des Coronavirus befanden sich staatliche Gesundheitsausgaben im Aufwind. Nun baut der Fiskus den Sektor noch weiter aus. (Stand: 7. Dezember 2020)
Von Roland Rohde | Hongkong
Im Vergleich zu anderen Metropolen der Welt ist die Sonderverwaltungsregion (SVR) Hongkong in der Covid-19-Pandemie bislang mit einem blauen Auge davongekommen. Diesen Schluss lässt die relativ geringe Anzahl an Ansteckungen und Todesfällen jedenfalls zu. Das Gesundheitssystem hat die Krise gut gemeistert. Es dürfte gestärkt aus den Ereignissen hervorgehen, denn die Regierung stattet staatliche Hospitäler mit deutlich mehr finanziellen Mitteln aus.
Indikator | Wert |
---|---|
Bevölkerungsgröße (2020; in Mio.) | 7,5 |
Anzahl Krankenhäuser (Ende 2019), davon | 55 |
Staatlich | 43 |
Anzahl Krankenhausbetten (2019), davon | 34.470 |
Staatlich | 29.420 |
Gesundheitsausgaben (2018/19; in Mrd. US$), davon | 22,8 |
Staatlich | 11,7 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2018/19; in US$) | 3.030 |
Gesundheitsausgaben (2018/2019; in % vom BIP) | 6,2 |
Knapp eine halbe Milliarde US-Dollar (US$) pro Jahr erhalten staatliche Kliniken dauerhaft an zusätzlichen Mitteln. Die Summe erscheint zunächst gering, doch gibt es angesichts der 7,5 Millionen großen Bevölkerung auch nur 43 öffentliche Krankenhäuser. Jede Einrichtung kann sich damit auf gut 10 Millionen US$ zusätzlich einstellen. Damit soll vor allem mehr Personal angestellt werden.
Das Hongkonger Gesundheitssystem bietet zwar eine hervorragende medizinische Versorgung nach westlichem Standard an, ist aber auf Kosteneffizienz getrimmt. Die gesamten Gesundheitsausgaben lagen im (am 31. März endenden) Haushaltsjahr 2018/19 nach Angaben des Health Department bei lediglich 6,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP). Deutschland kam 2018 laut Angaben des Statistischen Bundesamtes mit 11,7 Prozent auf eine fast doppelt so hohe Quote.
Die entsprechenden Ausgaben sollen im Fiskaljahr 2020/21 um nominal gut 11 Prozent auf umgerechnet rund 12,5 Milliarden US$ steigen. Dabei handelt es sich jedoch um keinen außergewöhnlich hohen Zuwachs. Schon seit vielen Jahren steigen die Gesundheitsausgaben kräftig an. Die Coronapandemie verschafft dem ohnehin schon starken Aufwärtstrend lediglich zusätzliche Rückendeckung.
Mithilfe der Finanzmittel sollen bis 2026 rund 5.400 zusätzliche Krankenhausbetten in öffentlichen Kliniken entstehen. Das entspräche im Vergleich zu Ende 2018 einer Steigerung von 16 Prozent. So sollen fünf staatliche Häuser vergrößert werden: Queen Marry, Grantham, Kwong Wah, Our Lady Maryknoll Hospital sowie das erst 2018/19 neu eröffnete Hong Kong Children's Hospital. Die private Konkurrenz dürfte nachziehen und ihre Kapazitäten um rund 1.000 Betten erweitern.
Traditionell stammt rund die Hälfte der gesamten Gesundheitsaufwendungen aus öffentlichen Mitteln. Staatliche Krankenhäuser und Tageskliniken bieten eine nahezu kostenlose Versorgung auf hohem medizinischen Niveau an. Allerdings gibt es für nicht lebensbedrohliche Eingriffe, wie Operationen zur Behandlung des Grauen Stars oder zum Ersatz einer Hüfte, lange Wartezeiten. In den Krankenzimmern stehen manchmal Dutzende von Betten.
Im staatlichen Gesundheitssektor gibt es angesichts der geschilderten Umstände und trotz der stetigen Ausgabensteigerungen immer noch viel Luft nach oben. Die Regierung dürfte dessen finanzielle Ausstattung auf lange Sicht weiter verbessern. Zudem muss sie langfristige Faktoren berücksichtigen, die den Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen in die Höhe treiben. An erster Stelle zählt dazu die Alterung der Gesellschaft. Bereits jetzt haben Hongkonger laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Lebenserwartung der Welt.
Auch die private Konkurrenz wird nachlegen. Sie hat in den letzten Jahren insbesondere durch den Medizintourismus kräftigen Rückenwind erhalten. Derzeit fehlen in der SVR allerdings nicht nur Besucher aus der Volksrepublik. Auch Einheimische meiden aus Angst vor Ansteckung den (oft dringend notwendigen) Besuch eines Krankenhauses. Es dürfte eine Weile dauern, bis das Normalniveau wieder erreicht ist. Wahrscheinlich wird man bis 2022 darauf warten müssen.
Verschiedene Behörden veröffentlichen ausführliche Informationen zum Gesundheitssektor. Sie können zum Teil etwas voneinander abweichen. Das Department of Health bietet einen guten Überblick. Das Food and Health Bureau publiziert ausführliche Zahlen zu Hongkongs Gesundheitsausgaben. Aktuelle allgemeine Wirtschaftsdaten liefert das lokale Statistikamt.
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