Mehr zu:
IndonesienMade in Germany
Special Indonesien Made in Germany
Bonn (GTAI) - Technologie aus Deutschland ist in Indonesien heiß begehrt. Vor allem Automobile der Oberklasse sind Sinnbild deutscher Ingenieurkunst. Sie bedienen das Statusdenken der Indonesier. Wo Technik jedoch nur funktionieren muss, wie etwa im Fertigungsprozess, stehen teure deutsche Maschinen in starker Konkurrenz zu günstigen aus China. Nur wenn sie sich durch Langlebigkeit bezahlt machen, werden sie gekauft. Grundsätzlich gilt aber: Wer es sich leisten kann, zieht Produkte "made in Germany" vor.
13.08.2018
Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Indonesier ist ein ausgeprägtes Markenbewusstsein. Man zeigt, was man hat und versucht mit teuren Handys, Handtaschen und Autos seine Umgebung zu beeindrucken. Die Luxusgüter des Alltags müssen aus dem Ausland kommen, am besten aus dem westlichen. Gleichzeitig hat die rasante wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu einer Technikgläubigkeit geführt. Baustellen sind eher Fortschrittsverheißung als Ärgernis. Es gibt keinerlei Vorbehalte dagegen, sich durch Technik das Leben auf allen Ebenen erleichtern zu lassen.
Diese Mischung aus Statusdenken und Technologiebegeisterung bietet hervorragende Voraussetzungen für deutsche Anbieter. Zumal Deutschland in Indonesien einen exzellenten Ruf genießt. Dass der ehemalige Präsident B.J. Habibie (1998-1999) in der deutschen Stadt Aachen Luft- und Raumfahrttechnik studiert hatte, wusste damals jedes Kind und verschaffte ihm trotz seiner politischen Unbeliebtheit erhebliches Ansehen. Zwar ist Deutschland weit weg und nur wenige Indonesier sind je dort gewesen. Aber es steht für einen unübertroffenen technologischen Standard und seine Produkte gelten als überaus zuverlässig.
1 | Qualität |
2 | Status |
3 | Verlässlichkeit |
4 | Innovation |
5 | Langlebigkeit |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Wichtigste Statussymbole für jeden, der es sich leisten kann, sind deutsche Autos - vor allem Mercedes und BMW, aber auch Audi und VW. Sie ermöglichen dem Besitzer eine deutliche Abgrenzung zu den mehr als 90 Prozent Autos japanischer Marken auf den Straßen und stehen für technologische Brillanz und Luxus.
Abgasgrenzwerte und deren Manipulation sind in Indonesien kein Thema. In den staugeplagten Städten des Archipels bliebe saubere Luft selbst bei effizientesten Motoren ohnehin nur ein Wunschtraum. Und das Gemeinwohl steht in einer Gesellschaft, die vor allem familiär strukturiert ist, sowieso nicht hoch im Kurs.
Deutsche Produkte und Dienstleistungen? | Trifft vollkommen zu | Trifft teilweise zu | Trifft weniger zu | Trifft nicht zu |
haben eine überdurchschnittlich hohe Qualität. | x | |||
sind innovativ. | x | |||
sind vergleichsweise günstig. | x | |||
sind besonders vertrauenswürdig. | x | |||
repräsentieren einen hohen Status. | x | |||
sind bekannt/werden gut vermarktet. | x | |||
sind ein gutes Gesamtpaket im Vergleich zu anderen Produkten/Dienstleistungen. | x | |||
sind leicht beschaffbar. | x | |||
haben ein attraktives Design. | x |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Maschinen deutscher Herkunft werden in Indonesien dieselben Attribute zugeschrieben wie den Autos von Mercedes und BMW: Sie gelten als extrem zuverlässig und innovativ. Man prahlt gerne mit ihnen gegenüber Geschäftspartnern. Nur sind sie nicht für jedermann sichtbar, sondern stehen in einer Produktionshalle. Und deshalb rechnen Unternehmen ganz genau, ob sich die Anschaffung einer langlebigen, aber teuren Produktionsanlage aus Deutschland gegenüber einer günstigen aus China auch lohnt.
Chinesische Maschinen haben den indonesischen Markt in den vergangenen zehn Jahren geradezu überschwemmt. Lag ihr Importanteil 2006 noch bei 12 Prozent, so betrug er 2016 bereits 31 Prozent. Wertmäßig haben sich die entsprechenden Lieferungen aus China in diesem Zeitraum sogar versiebenfacht. Zu diesem Trend tragen auch große Bauprojekte chinesischer Firmen bei, die dafür eigenes Equipment ins Land bringen.
Die Zuwächse chinesischer Anbieter gingen vor allem auf Kosten japanischer und US-amerikanischer Maschinenbauer, deren Importanteil deutlich sank. Deutsche Hersteller mussten geringere Einbußen hinnehmen. Vor allem in Spezialbereichen sind sie weiterhin unverzichtbar. Siemens, Bosch oder MAN sind in Indonesien klingende Namen, deren Herkunft man kennt.
Der rasante wirtschaftliche Aufstieg Chinas wird in Indonesien genau registriert. Längst ist China für Indonesien - ebenso wie für alle anderen ASEAN-Länder - wichtigster Warenlieferant. Fast 25 Prozent aller Importe kommen mittlerweile aus dem Reich der Mitte. Im Jahr 2006 waren es noch 11 Prozent. Bei den Lieferungen handelt es sich längst nicht mehr nur um einfache Produkte wie Spielzeug oder Bekleidung, sondern auch um Maschinen im mittleren Qualitätssegment. In praktisch allen industriellen Kernbereichen mit Ausnahme von Kfz, Mess- und Regeltechnik sowie Medizintechnik ist China bereits größter Lieferant für den Archipel.
China hat zwar kein besonders positives Image in Indonesien. Wie China es geschafft hat, binnen kurzer Zeit vom Entwicklungsland zu einer Wirtschaftsmacht aufzusteigen, wird jedoch bewundert. Zudem begrüßen indonesische Unternehmen, dass China als neuer Marktteilnehmer den Wettbewerb unter den Technologieanbietern verstärkt. Schließlich stellt der Archipel selbst praktisch keine höherwertigen Produkte her.
Dass deutsche Anbieter im Bereich der Hochtechnologie chinesischen in der Regel überlegen sind, ist auch indonesischen Käufern klar. Dort, wo Langlebigkeit einen günstigen Preis aufwiegt, werden deutsche Produkte gekauft. Wo genügend Kapital vorhanden ist ebenfalls. Und wer in der Vorproduktion seinem Abnehmer gleichbleibende Qualität liefern muss, wird sich vor ihm gerne mit einer deutschen Maschine schmücken wollen. Andernfalls zählt jedoch das günstigste Angebot.
Bei Konsumartikeln, bei denen nicht Technik, sondern Design oder sonstige Sinnesreize im Vordergrund stehen, ist es für deutsche Anbieter deutlich schwieriger, die Herkunftskarte mit Erfolg zu spielen. So dominieren etwa bei exklusiven Körperpflegemitteln vor allem französische und italienische Marken. Im Massenmarkt ist wiederum China wichtigster Lieferant.
Erst wenn ein medizinischer Aspekt zum Tragen kommt, macht "Made in Germany" wieder den Unterschied. So finden sich in Apotheken und größeren Supermärkten etwa Produkte der Marke Sebamed, die dort dreimal so teuer sind wie in Deutschland. Auch Nivea Creme gehört in diese Produktklasse. Der Hersteller Beiersdorf ist überraschend vielen Indonesiern als deutsches Unternehmen bekannt. Obwohl zwischen Nivea Creme, die in Deutschland hergestellt wurde und der von Beiersdorf in Indonesien hergestellten Variante kein Unterschied zu erkennen ist, schwören indonesische Verbraucher darauf, dass die in Deutschland hergestellte Creme hochwertiger sei.
Ein Grund für dieses Vertrauen mag die starke Stellung der deutschen Medizintechnik in Indonesien sein. Vor allem bei hochwertigen Analysegeräten ist Deutschland führender Lieferant. Ein privates Krankenhaus, das deutsche Technik vorweisen kann, hat bei der Patientensuche einen deutlichen Vorteil gegenüber einem mit chinesischer Ausstattung. Auch bei Medikamenten ist Deutschland wichtigster Lieferant.
Deutsche Medizinprodukte profitieren in Indonesien genauso wie Maschinen und Automobile "made in Germany" vom Image Deutschlands als führendem Wissens- und Technologiestandort. Dessen Know-how gilt als über Jahrhunderte erarbeitet und im Markt ebenso lange erprobt. Wenn deutsche Technik im Kundenkontakt sichtbar ist, bietet sie einen Wettbewerbsvorteil. Hinter den Kulissen muss sie sich jedoch einem zunehmend härteren Preiskampf stellen.
Branche | Bewertung *) | Begründung |
Maschinenbau | 3 | Deutsche Maschinen gelten als robust und langlebig. |
Umwelttechnik | 3 | Deutschland genießt einen guten Ruf bei grünen Technologien. |
Informations- und Kommunikationstechnik | 1 | Die Branche wird nicht mit deutschen Produkten assoziiert. |
Energietechnik | 3 | Im Kraftwerksbau gilt deutsche Technologie als führend. |
Gesundheitswesen | 3 | Geräte aus Deutschland stehen für Innovation und Zuverlässigkeit. |
Consulting (Architektur- und Ingenieur-dienstleistungen) | 3 | Dienstleistungen rund um Organisation und Ingenieurwesen werden als deutsche Kernkompetenz angesehen. |
Kfz | 3 | Deutsche Automobile gehören zu den wichtigsten Statussymbolen. |
Möbel | 2 | Möbel aus Deutschland sind kaum erhältlich. Sobald es um Technik geht, schafft das Label "Made in Germany" aber einen Wettbewerbsvorteil. |
Nahrungsmittel | 1 | Spezifisch deutsche Nahrungsmittel sind kaum bekannt. |
*) 0 = kontraproduktiv, 1 = neutral (keine Wirkung), 2 = bedingt hilfreich, 3 = sehr hilfreich
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Branche | Wichtigste Konkurrenten | Begründung/Erläuterung |
Maschinenbau | China, Japan, USA | Chinesische Maschinen haben ihren Importanteil in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Sie punkten mit günstigen Preisen. Deutsche Maschinen sind in Spezialbereichen gefragt. |
Energietechnik | China, Japan, USA | Produkte aus China haben binnen kurzer Zeit eine Marktdominanz geschaffen. Für deutsche Produkte gibt es vor allem in der Hochtechnologie Bedarf. |
Gesundheitswesen | China, Japan, USA | Deutschland ist wichtigstes Lieferland, insbesondere im Hightechbereich. Einfache Produkte kommen zunehmend aus China. |
Kfz | Japan | Japanische Marken haben einen Marktanteil von über 90 Prozent, Deutschland dominiert das Luxussegment. China ist mit einem günstigen Modell in den Markt eingestiegen. |
Möbel | China | Möbel aus Deutschland sind kaum erhältlich, nur in technischen Segmenten gibt es einen Herkunftsvorteil. China dominiert den Importmarkt über den Preis. |
Nahrungsmittel | Australien, Neuseeland | Nur Milch wird in größerem Umfang aus Deutschland importiert. Australien und Neuseeland haben hier den regionalen Vorteil. |
Körperpflegemittel/Kosmetik | China, Frankreich | Deutsche Marken können punkten, wenn es um medizinische Anwendungen geht. Exklusives kommt aus Frankreich und Italien, der Massenmarkt wird aus China bedient. |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Germany Trade & Invest hat 2018 seine Auslandsmitarbeiter in 43 Ländern gefragt, wie das Label "Made in Germany" in ihrem Standortland wahrgenommen wird. Die vollständigen Texte zu allen untersuchten Ländern finden Sie unter www.gtai.de/made-in-germany
Weitere Informationen zu Indonesien finden Sie unter www.gtai.de/indonesien