Überall dort, wo die Sicherheit von Daten und Infrastruktur gefährdet sein kann, will Japan möglichst keine chinesische Technologie einsetzen.
Marktanteil chinesischer Smartphones gering
Die digitale Infrastruktur ist ein sicherheitsrelevanter Bereich, in dem Japan keine chinesische Technologie zulassen wird. Zwar hatte der Technologiekonzern Softbank beim Aufbau seines 4G-Mobilkommunikationsnetzes noch Ausrüstung des chinesischen Anbieters Huawei Technologies eingesetzt. Jedoch kommen beim gegenwärtigen Ausbau von 5G-Netzwerken Huawei wie auch andere chinesische Anbieter nicht zum Zuge.
Darauf verständigten sich Ende 2018 die japanischen Telekommunikationsanbieter NTTDocomo, Softbank, KDDI und der Branchenneuling Rakuten. Zuvor hatte die japanische Regierung bereits angekündigt, Huawei Technologies und andere chinesische Unternehmen aus Sicherheitsgesichtspunkten nicht bei öffentlichen Ausschreibungen zu berücksichtigen.
Dabei ist Huawei laut Unternehmenswebsite bereits seit 2005 mit geschäftlichen Aktivitäten in Japan vertreten, hat 2013 ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Yokohama gegründet sowie weitere in Tokyo und Osaka. Nicht zuletzt bestand seit 2015 eine Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit im 5G-Bereich mit NTT. Inwieweit diese noch fortgesetzt wird, ist nicht bekannt.
Definitiv verkauft Huawei weiterhin Mobiltelefone, was das Unternehmen in Japan seit 2011 tut. Smartphones chinesischer Hersteller wie Huawei, Oppo und andere werden von den japanischen Netzanbietern offeriert. Jedoch ist ihr Marktanteil gering. Abgesehen von Apple als der dominierenden Marke in Japan hat von ausländischen Anbietern lediglich Samsung einen größeren Anteil. Laut IDC Research lag im 1. Quartal 2020 der Marktanteil von Apple bei 47,8 Prozent, der von Samsung bei 8 Prozent.
5G ohne Technologie aus China
Um den 5G-Ausbau zu verwirklichen, sind daher japanische Ausrüstungshersteller gefragt wie auch die Kooperation mit anderen nicht-chinesischen Unternehmen. So hat sich NTT als größter Informations- und Kommunikationsanbieter mit einem Anteil von 5 Prozent an dem Elektronikkonzern NEC beteiligt. Beide wollen als Anbieter von 5G-Ausrüstung enger zusammenarbeiten und im japanischen Markt bei der Versorgung von Basisstationen und anderer Ausrüstung eine Schlüsselrolle spielen. Dabei wird auch auf die gemeinsame Entwicklung des 6G-Standards abgezielt.
Zudem sind NEC und Samsung eine strategische Partnerschaft eingegangen, die auf die Einführung von 5G-Ausrüstung in Japan wie auch in Europa und den USA abzielt. Darüber hinaus kooperiert der andere japanische Ausrüstungshersteller, Fujitsu, mit der schwedischen Ericsson, um gemeinsam 5G-Netzwerklösungen wie auch die entsprechenden Dienste anzubieten. In Japan sind NEC und Fujitsu wichtige Ausrüstungsanbieter. Auf internationaler Ebene spielen sie jedoch laut Zahlen des Marktforschungsinstituts MCA kaum eine Rolle.
Als Anbieter von Internetplattformen sind chinesische Unternehmen wie Alibaba und Baidu in Japan zwar präsent, haben aber auch hier nur wenig Verbreitung. Baidu ist seit Ende 2006 mit einer eigenen Einheit in Japan vertreten, Alibaba seit 2008. Deren Hauptaktivität ist, japanische Unternehmen beim Aufbau von Onlinegeschäften (Business-to-Business und Business-to-Consumer) zu unterstützen. Geschäfte in Japan selbst werden kaum betrieben.
Für chinesische Firmen ist es schwierig, in Japan Fuß zu fassen. Baidu beispielsweise hat wenig erfolgreich seine Suchmaschine in Japan anzubieten versucht. Die Kooperation zwischen Softbank und Alibaba ist mit dem Verkauf des Softbank-Anteils mehr oder weniger aufgegeben. Im Bereich des Cloud-Computing ist Alibaba auch kaum vertreten.
Amazon führend im Cloud-Computing in Japan
Der Markt für Cloud-Computing in Japan wird von amerikanischen Firmen dominiert. Laut ITR Market View lag 2018 der Anteil von Amazon Web Services bei rund 35 Prozent, der von Microsoft bei 15,7 Prozent und der von IBM bei 5,7 Prozent. Die japanischen Cloud-Anbieter NTT Communications und Fujitsu kamen auf Anteile von 8,2 beziehungsweise 6 Prozent.
Datenzentren werden hauptsächlich von NTT Communications, KDDI und Softbank betrieben. Darüber hinaus sind ebenfalls US-Firmen im Markt, wie INAP und Equinix. Chinesische Anbieter sind nicht vorhanden. Jedoch will bei der Bereitstellung von Servern in Datenzentren das chinesische Unternehmen Inspur 2020 nach Japan expandieren. Es produziert leistungsfähige Server und erreichte laut IDC Research 2019 einen globalen Marktanteil von 8,7 Prozent. Damit lag Inspur drittplatziert hinter den US-Firmen Dell und Hewlett Packard Enterprise. In Japan sind Fujitsu und NEC die dominierenden Anbieter.
Auf das von China angebotene Satellitennavigationssystem Beidou, das Mitte 2020 fertiggestellt wurde, soll NTT Docomo den Zugriff ermöglichen. Laut der chinesischen Zeitung Science & Technology Daily sind Basisstationen von NTT sowie Empfängerchips der Japan Radio Corporation und anderer japanischer Hersteller mit den chinesischen Standards konform. Inwieweit tatsächlich auf das chinesische Satellitennavigationssystem zugegriffen wird, ist nicht bekannt.
Zumindest Drohnen von chinesischen Herstellern sollen in Japan im öffentlichen Raum nicht eingesetzt werden. Zwar hatte die japanische Küstenwache mehrere Drohnen des weltweit dominierenden Anbieters DJI gekauft, wird diese jedoch 2020 durch lokal hergestellte Marken ersetzen. Japans Regierung will die einheimische Drohnenindustrie durch regulatorische und finanzielle Maßnahmen unterstützen.
Von Jürgen Maurer
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