Der Staat investiert in die Wasserwirtschaft und nutzt dabei auch europäische Fördermittel und privates Kapital.
Nachdem Polen mit Kläranlagen mittlerweile gut ausgestattet ist, stehen nun Investitionen in das teilweise marode und noch immer unvollständige Wasserleitungs- und Kanalisationssystem auf der Agenda. Außerdem soll Regenwasser besser aufgefangen und genutzt werden. So verwenden zum Beispiel Systembahnhöfe, die nach umweltfreundlichen und energieeffizienten Standards entstehen, gesammeltes Regenwasser für Toilettenspülungen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Polen (von der Schlesischen Universität), Ungarn, der Slowakei, Kroatien und Deutschland erforscht Möglichkeiten, die Grundwasserpegel auf künstlichem Weg mit Regenwasser nach Starkregenfällen aufzufüllen. So will man sich besser gegen Dürreperioden wappnen und der Landwirtschaft zusätzliche Wasservorräte zur Verfügung stellen.
Für die Verbesserung des Wasserzustandes sind von 2020 bis 2022 insgesamt 1,1 Milliarden Euro aus dem Staatshaushalt vorgesehen. Allein 2020 sollen 0,5 Milliarden Euro dafür ausgegeben werden. Im Jahr 2019 wurden laut dem Statistischen Hauptamt (Główny Urząd Statystyczny; GUS) 2.591 Investitionsprojekte im Bereich Sammlung, Aufbereitung und Distribution von Wasser begonnen (2018: 2.742). Zusammengerechnet haben alle Akteure (einschließlich Kleinbetriebe) 2018 rund 646,3 Millionen Euro in diesen Bereich investiert.
Investitionen in die Sammlung, Aufbereitung und Distribution von Wasser (in Mio. Euro, ohne Kleinbetriebe)
2018 | 2019 | Veränderung* |
---|
322,5 | 330,9 | 3,4 |
* nominaler Zuwachs auf Zloty-Basis in Prozent
Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, monatliches Bulletin vom 24.03.2020
Bis 2027 sollen dem Ministerium für Meereswirtschaft und Binnenschifffahrt (MGMiZS) zufolge 94 Projekte der Wasserwirtschaft im Gesamtwert von 3,1 Milliarden Euro durchgeführt werden. Allein für 2020 war ursprünglich vorgesehen, 17 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 144,2 Millionen Euro in Angriff zu nehmen. Aufgrund der Coronakrise bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern sich die Vorhaben verzögern werden. Projekte der Wasserwirtschaft fördert unter anderem der Nationale Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft (NFOSiGW).
Polen setzt verstärkt auf ÖPP
Auch die Europäische Union (EU) kofinanziert Umweltprojekte. Polen dürften im neuen EU-Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 Mittel aus dem Kohäsionsfonds in Höhe von insgesamt etwa 66 Milliarden Euro zugesagt werden. Das wären 17 Milliarden Euro weniger als in der Haushaltsperiode 2014 bis 2020. Vor diesem Hintergrund will Polen künftig verstärkt privates Kapital mobilisieren und Projekte als Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) verwirklichen.
Von 2009 bis 2019 wurden laut Instytut Partnerstwa Publiczno-Prywatnego (IPPP) 15 Vorhaben aus dem Bereich Wasserwirtschaft und Kanalisation als ÖPP realisiert. Die Stadt Mława zum Beispiel hatte sich für ihre Mitte 2019 fertig gestellte Kläranlage für eine ÖPP-Lösung mit Suez Woda als Partner entschieden. Dadurch wollte sie die eigenen Kosten für Bau und Unterhalt niedrig halten. Bei einer Kofinanzierung des Projekts durch die EU in Höhe von 11 Millionen Euro hätte die Gemeinde einen Eigenanteil von 5,5 Millionen Euro aufbringen müssen.
Für deutsche Unternehmen bestehen gute Kooperationschancen, in Form von Beratung, Planung, der Zulieferung von technischen Ausrüstungen oder als ÖPP-Partner. Etliche polnische Gemeinden investieren in ihr Kanalisationsnetz. Besonders umfangreiche Ausgaben plant das Warschauer Städtische Unternehmen für Wasserleitungen und Kanalisation (Miejskie Przedsiębiorstwo Wodociągów i Kanalizacji): Bis 2025 sollen in Polens Hauptstadt über 352 Millionen Euro in den Bau von 570 Kilometern Wasserleitungen und von über 640 Kilometern Kanalisation fließen. Auch die Stadt Toruń (Thorn) will ihr Frisch- und Abwassersystem einschließlich der vorhandenen Zentralen Kläranlage umfassend modernisieren und vergrößern.
Von Beatrice Repetzki
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Berlin