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Special Polen Konnektivität

Vietnamesische Diaspora treibt wirtschaftlichen Austausch voran

Die wirtschaftlichen Beziehungen mit Vietnam erreichen nicht den Umfang wie mit China, Japan und Südkorea. Das Land nimmt dennoch eine Sonderstellung in Polens Asienpolitik ein.

Von Sebastian Holz | Bonn

Die bis zu 50.000 Vietnamesen und Vietnamesischstämmigen, die sich nach Angaben der polnischen Regierung zeitweise oder dauerhaft im Land aufhalten, stellen nach Ukrainern, Deutschen und Belarussen die viertgrößte Migrantengruppe in Polen.

Lange Migrationsgeschichte

Die Diaspora entstand im Laufe der langen Geschichte des Austauschs zwischen den beiden Ländern. In sozialistischen Zeiten fanden Bildungsaustauschprogramme statt, die vielen Vietnamesen ein Studium an technischen Universitäten in Polen ermöglichten. Einige machten nach ihrer Rückkehr Karriere in der Politik und Verwaltung ihres Heimatlandes. In der vietnamesischen Elite finden sich laut Angaben der polnischen Regierung bis zu 4.000 Absolventen polnischer Universitäten. Angeblich sprechen selbst einige der heute führenden Parteikader noch immer ein wenig Polnisch. Der Dichter und Politiker Tố Hữu huldigte Polen 1961 mit dem Gedicht „Em ơi, Ba Lan“ (Polen, meine Schwester), das Vietnamesen auch heute noch bekannt ist.

Diejenigen, die dauerhaft in Polen blieben, profitierten von der relativ liberalen Politik im sozialistischen Polen unter Parteisekretär Gierek in den 1970er Jahren. Eine zweite Einwanderungswelle fand nach dem Ende des Kommunismus in Polen statt. In Polen etablierte sich sogar eine kleine katholische oppositionelle vietnamesische Szene.

Heute lebt die Diaspora teils für sich, teils voll integriert vor allem im Raum Warschau. Vietnamesische Organisationen helfen Neuankömmlingen bei Behördengängen und vermitteln dem Nachwuchs die vietnamesische Sprache. Speziell das Dorf Wólka Kosowska südlich von Warschau wurde zu einem Zentrum der Community. Dort steht ein Großhandelszentrum für Waren aus Asien, das mehrheitlich von Vietnamesen betrieben wird.

Ministerium sieht Potenzial bei erneuerbaren Energien

Bereits 2004 war Vietnam in der „Strategie der Republik Polen gegenüber außereuropäischen Entwicklungsländern“ als einer von sechs Hauptpartnern aufgeführt worden. Laut dem polnischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung agiert die vietnamesische Diaspora als natürliche Vermittlerin zwischen den Ländern. Im steigenden Interesse an erneuerbaren Energien und auch im Bereich Wehrtechnik sieht das Ministerium Chancen für eine größere Rolle polnischer Unternehmen.

Die Importe aus Vietnam nach Polen beliefen sich 2020 auf 3,2 Milliarden US-Dollar (US$). Fast die Hälfte davon waren elektronische Geräte, gefolgt von Schuhen und Maschinen. Nach Vietnam gingen im selben Jahr Waren im Wert von etwa 380 Millionen US$, mehrheitlich Lebensmittel. Polnische Exporte dürften von der Umsetzung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Vietnam profitieren, das 2020 besiegelt wurde. Unter dem Abkommen wird Vietnam in den kommenden Jahren seinen Lebensmittelmarkt liberalisieren.


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