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Special Portugal Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Portugals Wirtschaft erholt sich vom Einbruch in der Coronakrise. Das Land wird im April 2022 Partnerland der Hannover Messe. (Stand: 16. November 2021)

Von Oliver Idem | Madrid

Die Wirtschaft in Portugal soll Ende 2022 das Vorkrisenniveau erreichen. Dazu tragen Investitionen, Exporte und Konsum bei. Zudem sorgen die Zuschüsse aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union (EU) für Entspannung. 

Portugal wird zudem im April 2022 Partnerland der Hannover Messe sein. Diese herausgehobene Position sichert dem Land schon im Vorfeld zusätzliche internationale Aufmerksamkeit. Für Portugal bietet sich die Möglichkeit, auf der größten Industriemesse der Welt Reichweite für die Innovationen des Landes zu generieren. 

Wirtschaftlich und hinsichtlich der Impfkampagne kommt Portugal im Herbst 2021 voran. Der Minderheitsregierung von Premierminister António Costa gelang es jedoch nicht, eine Mehrheit für ihren Haushaltsentwurf 2022 zu erreichen. Als Konsequenz finden Neuwahlen am 30. Januar 2022 statt. Ein Beschluss über das Budget rückt damit in weitere Ferne.

Das Jahr 2020 war ein schwieriges Jahr. In ihrer Herbstprognose 2021 geht die EU-Kommission davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2020 um real 8,4 Prozent geschrumpft ist. 

Der Tourismus kann noch nicht an frühere Ergebnisse anknüpfen. Die Analysten von CaixaBank Research prognostizierten im Juni 2021, dass im laufenden Jahr knapp halb so viele Gäste nach Portugal reisen wie 2019. Für 2022 sind die Annahmen mit 87 Prozent des Vorkrisenniveaus bereits wesentlich optimistischer. Mit 101,6 Prozent soll 2023 das Resultat von 2019 überschritten werden. 

Bessere Wirtschaftsentwicklung erwartet

Die jüngsten Prognosen der Europäischen Kommission lauten 4,5 Prozent reales Wachstum im laufenden und 5,3 Prozent Zunahme im Jahr 2022. Gegenüber dem Frühjahr wurden beide Erwartungen leicht nach oben korrigiert.

Im Pandemiejahr 2020 brachen die Ausrüstungsinvestitionen um 12 Prozent ein. Hier wird zunächst mit einem erwarteten Anstieg von 7,7 Prozent im Jahr 2021 eine eher verhaltene Trendwende einsetzen. Laut der Kommission steht 2022 jedoch eine Zunahme um 9,2 Prozent bevor.

Der Privatkonsum dürfte Prognosen zufolge nach einem Rückgang von 7,1 Prozent im Jahr 2020 im laufenden Jahr um 4,6 Prozent sowie 2022 um 4,2 Prozent steigen.

Im Außenhandel fallen die Erwartungen für Importe von Waren und Dienstleistungen wesentlich besser aus als für die Ausfuhren. Die Einfuhren waren 2020 um 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Bereits 2021 wird mit einem kräftigen Zuwachs von 10,9 Prozent gerechnet. Auch 2022 steht mit einem Wachstum von 6,2 Prozent eine dynamische Zunahme an.

Die Exporte fielen 2020 um 18,6 Prozent und damit stärker als alle anderen Indikatoren. Trotz erwarteter Zuwächse von 11,1 Prozent für 2021 beziehungsweise 9,5 Prozent für 2022 lägen sie demnach noch leicht unter dem Vorkrisenniveau.

Die Warenhandelszahlen der ersten fünf Monate 2021 belegen einen Aufwärtstrend. Laut dem Statistikamt INE wuchsen die Exporte um 25 Prozent auf 26 Milliarden Euro. Die Einfuhren legten um 14 Prozent auf 31,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Besonders rege stieg der Warenaustausch mit dem Nachbarland Spanien.

Im Dienstleistungssektor trübten die geringen Tourismuseinnahmen die Bilanz. Die Dienstleistungsexporte fielen um 19 Prozent zurück. Bei den Importen betrug das Minus 4,5 Prozent.

Europäische Union genehmigt Wiederaufbauplan

Portugal erhält Unterstützung der EU für die wirtschaftliche Belebung. Im Juni 2021 wurde der Wiederaufbauplan des Landes genehmigt. Die Regierung erwartet zwischen 2021 und 2026 EU-Zuschüsse über 13,9 Milliarden Euro sowie Kredite in Höhe von 2,7 Milliarden Euro. Die Krisenbewältigung und eine Neuaufstellung des Landes sollen verzahnt werden. Bereits im Juli 2020 wurde ein wirtschaftlicher und sozialer Wiederaufbauplan bis 2030 veröffentlicht.

Unter anderem soll die Gesundheitsversorgung verbessert werden. Insgesamt sind 949 Millionen Euro für das Gesundheitssystem eingeplant. Konkret fallen darunter 196 Millionen Euro für die Ausrüstung von Krankenhäusern in Lissabon, Seixal und Sintra.

Am 14. Oktober 2020 präsentierte die Regierung ihre langfristigen wirtschaftlichen Pläne im Detail. Dem Programm zufolge fließen zusätzliche Gelder in die Industrie und die Verkehrsinfrastruktur. Auch der Gebäudebestand und das Gesundheitswesen sind Gegenstand erhöhter Investitionen. Die erst im Mai 2020 verkündete Wasserstoffstrategie soll Impulse erhalten. 

Maßnahmen gegen hohe Energiepreise

Die hohen Energiepreise setzen der portugiesischen Wirtschaft zu. Durch die gemeinsame iberische Strombörse ist das Land ebenso wie Spanien von starken Preissprüngen betroffen. 

Die Regierung hat seit Oktober 2021 in mehreren Etappen Hilfen auf den Weg gebracht. Dazu gehören die Senkung der Mehrwertsteuer und weiterer Steuern auf Energieträger. Verbraucher und Personentransportunternehmen erhalten Subventionen wegen der hohen Kraftstoffpreise.

Die Netzzugangstarife sollen außerdem 2022 deutlich sinken. Die Regierung hofft, dass diese Maßnahme die Stromkosten wirksam reduzieren wird. 

Gute Aussichten für erneuerbare Energien

Für erneuerbare Energien sind die Aussichten vielversprechend. Der nationale Energie- und Klimaplan PNEC gibt den Rahmen bis 2030 vor. Er sieht unter anderem eine Stärkung von erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz vor. Für den Energiebereich sind 4,9 Milliarden Euro budgetiert. Erneuerbare Energien sollen bis 2030 rund 80 Prozent eines reduzierten Stromverbrauchs und 47 Prozent des Endenergieverbrauchs decken. Der Ausbau der Solarenergie wird seit 2019 vor allem über Ausschreibungen gesteuert. Diese hat die Regierung auf einem Internetportal dokumentiert. Sie veröffentlicht auch Informationen über Tenderpläne.

Die Sonderseite der AHK Portugal zum Coronavirus enthält allgemeine Informationen, Links und Antworten auf häufige Fragen deutscher Unternehmen.

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