Dieser Inhalt ist relevant für:
Saudi-ArabienCoronavirus
Wirtschaftsumfeld
Special | Coronavirus | Saudi-Arabien
Der Ölpreisverfall und die Coronakrise haben den saudi-arabischen Außenhandel stark einbrechen lassen. Aber China kann seine Lieferungen deutlich erhöhen. (Stand: 11. Januar 2021)
13.01.2021
Von Robert Espey | Dubai, Riad
Nach vorläufigen Angaben des saudi-arabischen Statistikamtes ist der saudi-arabische Außenhandel in den ersten zehn Monaten 2020 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 28 Prozent auf 249 Milliarden US$ geschrumpft. Die Ausfuhren gingen um 34 Prozent auf 143 Milliarden US$ zurück, die Einfuhren um 17 Prozent auf 107 Milliarden US$.
Jahre | Einfuhren | Ausfuhren |
---|---|---|
2010 | 107 | 251 |
2011 | 132 | 365 |
2012 | 156 | 388 |
2013 | 168 | 376 |
2014 | 174 | 342 |
2015 | 175 | 204 |
2016 | 140 | 184 |
2017 | 135 | 222 |
2018 | 137 | 294 |
2019 | 153 | 262 |
Der Einbruch beim Export spiegelt vor allem die Entwicklung des Ölsektors. Im Zehnmonatszeitraum verminderten sich die Ölausfuhren um 40 Prozent auf 99 Milliarden US$, die Nicht-Öl-Exporte um 15 Prozent auf 43 Milliarden US$.
Die gesunkenen Öleinnahmen sind das Ergebnis des deutlichen Preisverfalls bei gleichzeitiger Reduzierung der Exportmenge. Die OPEC+ Gruppe hatte im April 2020 Produktionsdrosselungen ab Mai 2020 bis April 2022 beschlossen. Als Folge hat sich für Saudi-Arabien 2020 eine Verminderung der Ölförderung um etwa 6 Prozent auf durchschnittlich 9,2 Millionen bpd (barrel per day) ergeben. Der Ölpreis (OPEC Basket Price) ist 2020 im Jahresdurchschnitt um 35 Prozent auf 41,5 US$/Barrel gefallen.
Die in den ersten zehn Monaten 2020 stark rückläufigen Einfuhren lassen sich nur zum Teil auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückführen. Bereits im ersten Quartal 2020 schrumpfte der Import um 4 Prozent. Hier machte sich die schon zuvor schwache Konjunktur bemerkbar.
Länder | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 |
---|---|---|---|---|
Alle Länder | 140.170 | 134.519 | 137.065 | 153.163 |
China | 20.082 | 20.526 | 21.819 | 28.152 |
USA | 20.727 | 18.157 | 18.838 | 18.940 |
Vereinigte Arabische Emirate *) | 7.631 | 8.755 | 11.584 | 10.615 |
Deutschland | 9.155 | 7.866 | 7.548 | 7.373 |
Japan | 7.419 | 5.485 | 5.491 | 6.765 |
Indien | 5.243 | 5.380 | 5.686 | 6.627 |
Frankreich | 4.935 | 5.827 | 5.274 | 5.433 |
Italien | 4.624 | 4.528 | 4.290 | 4.412 |
Korea (Rep.) | 6.221 | 5.263 | 4.319 | 4.135 |
Vereinigtes Königreich | 3.314 | 3.130 | 3.165 | 3.204 |
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes haben sich die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien in den ersten elf Monaten 2020 leicht um 0,8 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro erhöht. Eurostat zufolge hat die EU 27 Gruppe in den ersten zehn Monaten 2020 ihre Ausfuhren nach Saudi-Arabien um 4,4 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro vermindert.
Jahre | Einfuhren | Ausfuhren |
---|---|---|
2010 | 458 | 5.789 |
2011 | 684 | 6.827 |
2012 | 1.468 | 8.181 |
2013 | 1.449 | 9.176 |
2014 | 913 | 8.838 |
2015 | 697 | 9.889 |
2016 | 436 | 7.244 |
2017 | 564 | 6.511 |
2018 | 888 | 6.228 |
2019 | 886 | 5.891 |
Gemäß Eurostat erzielte der im Zehnmonatszeitraum zweitgrößte EU-Lieferant, die Niederlande, einen Zuwachs von 0,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Die von Eurostat als niederländische Ausfuhren registrierten Exporte sind zu einem erheblichen Teil Erzeugnisse aus anderen EU-Ländern, die über Rotterdam verschifft werden.
Warenbezeichnung (HS-Position) | 2019 Januar bis Oktober | 2020 Januar bis Oktober |
---|---|---|
Alle Warengruppen | 4.680 | 4.871 |
Maschinen, Apparate, mechanische Geräte (84) | 880 | 862 |
Kraftfahrzeuge, Landfahrzeuge (87) | 748 | 673 |
Pharmazeutische Erzeugnisse (30) | 427 | 516 |
Optische, photografische usw. Erzeugnisse (90) | 430 | 389 |
Elektrotechnische Erzeugnisse (85) | 325 | 301 |
Verschiedene Erzeugnisse der Chemischen Industrie (38) | 199 | 229 |
Luftfahrzeuge, Raumfahrzeuge (88) | 59 | 216 |
Getreide (10) | 155 | 189 |
Schienenfahrzeuge (86) | 203 | 162 |
Anorganische chemische Erzeugnisse (28) | 51 | 135 |
Eine starke Schrumpfung wird für die französischen Ausfuhren nach Saudi-Arabien gemeldet (-18,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro). Italien verzeichnete einen Rückgang um lediglich 0,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, Spanien um 10,2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und Belgien/Luxemburg um 6,4 Prozent auf ebenfalls 1,4 Milliarden Euro.
China kann in Saudi-Arabien seinen Vorsprung als führender ausländischer Lieferant weiter ausbauen. Nach Angaben des chinesischen Zolls erhöhten sich 2019 die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf 23,9 Milliarden US$, dies war ein neuer Spitzenwert. In den ersten elf Monaten 2020 stiegen die Exporte um 18 Prozent auf 25,3 Milliarden US$.
Beim chinesischen Export war im Elfmonatszeitraum die HS-Position 85 "Elektrische Maschinen etc." mit 3,5 Milliarden US$ die größte Warengruppe. Es folgten "Maschinen etc." (HS 84) mit 3,0 Milliarden US$, "Möbel, Bettausstattungen etc." (HS 94) mit 2,7 Milliarden US$, "Fahrzeuge etc." (HS 87) mit 1,7 Milliarden US$ und "Kunststoffe etc." (HS 39) mit 1,1 Milliarden US$.
Die USA mussten in den ersten elf Monaten 2020 eine Schrumpfung der Ausfuhren nach Saudi-Arabien um 22,7 Prozent auf 10,1 Milliarden US$ verbuchen, so die Daten der United States International Trade Commission. Damit setzt sich der negative Trend der letzten Jahre fort. Die Exporte waren zwischen 2016 und 2018 von 18,0 Milliarden auf 13,6 Milliarden US$ zurückgegangen und hatten sich 2019 auf 14,5 Milliarden US$ erholt.
Die in den ersten elf Monaten 2020 rückläufigen US-Ausfuhren sind auf Schrumpfungen in fast allen wichtigen Warengruppen zurückzuführen. Die Ausfuhren von Luftfahrzeugen (HS 88) sanken um 18,4 Prozent auf 1,7 Milliarden US$. Negative Entwicklungen gab es auch bei Maschinen (-18,2 Prozent auf 1,5 Milliarden US$), Fahrzeugen (-18,4 auf 1,5 Milliarden US$) und elektrischen Maschinen (-18,1 Prozent auf 0,6 Milliarden US$).
Die saudi-arabische Statistik weist die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als drittgrößten Lieferanten aus (2019: 10,6 Milliarden US$; 11 Monate 2020: 7,2 Milliarden US$). Ein Großteil dieser Bezüge aus den VAE sind allerdings Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai. Die größte Importposition unter den Bezügen aus den VAE sind Gold und Edelsteine (HS 71), die sich 2018 (letzte verfügbare Daten) auf 2,7 Milliarden US$ summierten.
Japans Exporte nach Saudi-Arabien haben sich in den ersten zehn Monaten 2020 um 17,8 Prozent auf 3,3 Milliarden US$ vermindert. Die japanischen Lieferungen waren zwischen 2014 und 2017 von 7,6 Milliarden auf 3,7 Milliarden US$ gefallen und hatten sich bis 2019 auf 5,1 Milliarden US$ erhöht.
Indien konnte in den ersten zehn Monaten 2020 seine Exporte nach Saudi-Arabien um 1,6 Prozent auf 5,0 Milliarden US$ erhöhen, so die offiziellen indischen Zahlen. Indiens Ausfuhren erreichten 2014 mit 12,3 Milliarden US$ einen Höhepunkt, 2019 waren es 5,9 Milliarden US$.
Korea (Rep.) musste bei den Exporten nach Saudi-Arabien seit 2016 schwere Einbußen verzeichnen. Nach koreanischen Angaben wurde 2015 für 9,5 Milliarden US$ geliefert. Es ging dann kontinuierlich zurück, nur noch 3,7 Milliarden US$ wurden 2019 verbucht. Für die ersten elf Monate 2020 wird eine Schrumpfung um 8,3 Prozent auf 3,1 Milliarden US$ gemeldet.
Trotz Corona erfolgt die Zollabfertigung derzeit ohne wesentliche Beschränkungen. Aufgrund erhöhter Hygienemaßnahmen und teilweise reduzierten personellen Kapazitäten kommt es aber teilweise zu leichten Verzögerungen.
Logistikengpässe gibt es noch im Bereich der Luftfracht. Der immer noch erheblich reduzierte Luftverkehr verursacht eine starke Verminderung der im Passagierverkehr verfügbaren Luftfrachtkapazitäten.
Dieses Fragment können Sie in folgenden Kontexten finden: