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Special | Singapur | Seidenstraße

Huawei und Alibaba bilden Singapurs IT-Nachwuchs fort

Chinas digitale Giganten setzt darauf, Experten für die eigenen Plattformen in Südostasien zu schulen. Ihre Ökosysteme wachsen.

Von Marcus Hernig | Bonn

DIGIX-Lab Singapur: Huawei setzt auf Verbreitung seines digitalen Ökosystems

Mit dem Zuschlag an Ericsson/Nokia beim Ausbau des 5G-Netzes in Singapur ist Huawei nicht aus dem Rennen. Im Gegenteil: Chinas Vorzeigeunternehmen zeigt in der Löwenstadt sein enormes Vernetzungspotenzial mit Hilfe der 5G-Technologie. Im Mittelpunkt steht die strategische Verbreitung des Huawei-Ökosystems. Das Kernelement ist die Verbindung von Hardware und Software mithilfe der Huawei-Produkte und dem App-Dienstleister Huawei Mobile Service. Das Kürzel HMS steht dabei nicht nur für Huaweis Pendant zu Google Play Store, sondern auch für „Hardware meets Software.”

Nachdem in Düsseldorf 2019 bereits das weltweit erste DIGIX-Lab zur Aus- und Fortbildung in HMS etabliert worden war, folgte Singapur 2021 mit der ersten DIGIX-Akademie in Asien. Huawei investierte 39 Millionen US-Dollar für den Aufbau des Labs. Dort beschäftigt der Technologie-Riese aus Shenzhen rund 650 Mitarbeiter, die zu 70 Prozent aus Singapur stammen. Das neue DIGIX-Lab entsteht im Changi Business Park, wo gute Verbindungen zur Infrastruktur des Changi-Airports bestehen.

1+8+N als Kern der Strategie

Mit 1+8+N hat Huawei eine Systemstruktur entwickelt, die dem Unternehmen künftig das größte digitale Ökosystem der Welt bescheren soll. Im Jahr 2020 konnte der Tech-Riese aus Shenzhen 700 Millionen Nutzer für seine mobilen Endgeräte weltweit registrieren. Hinzu kommen 1,6 Millionen Entwickler.

„1“ steht in der Formel für den Welterfolg für das Smartphone als universales Steuergerät, „8“ für Huaweis momentan aktuelle Peripheriegeräte wie VR/AR-Brillen, Huawei Pads und Notebooks, der Huawei-Uhr, Lautsprechersysteme, HD-Bildschirme, Automobil-Terminals und Kopfhörer, die über das erste Plus namens Huawei Share miteinander verbunden werden. Das zweite Plus, stellvertretend für Huawei HiLink mit 5G-Technologie, macht es dann möglich, eine theoretisch unendliche große Zahl „N“ weiterer Geräte zu vernetzten. Diese Formel ist Huaweis Vision eines hausgemachten Internet of Things (IoT).

Die DIGIX-Labs funktionieren als Bildungs- und Testzentren, wo sich Entwickler in Singapur direkt in die Huawei-Hardware-Struktur hineindenken können und dafür weitere Apps des Systems HMS entwickeln. Das Lab arbeitet wie ein Offline Support-Ökosystem für die Entwickler-Community. Dafür stehen drei „E“-Zonen des DIGIX-Labs zu Verfügung:

  • Die „Erfahrungs“- oder „experience“-Zone, wo alle Hardware-Komponenten zum Ausprobieren zur Verfügung stehen;
  • Die „engage“-Zone, wo Entwickler arbeiten und zusammentreffen können;
  • Die „enable“-Zone, die App-Entwickler mit Huawei-Experten zusammenbringt, um Lösungen bei Problemen zur Verbindung von neuer Soft- mit bestehender Hardware zu finden.

Hinzu kommen Networkingevents und Workshops mit Industrieanwendern, die hier regelmäßig stattfinden sollen.

Huaweis Bildungskonzept ist gerade in Singapur von enormer strategischer Bedeutung. Singapur verfügt über die höchsten akademischen Bildungsabschlüsse im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) mit einem sehr hohen Anteil an Experten für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die man als künftige Kooperations- und Systempartner einbinden möchte. Die Bedeutung der Löwenstadt gegenüber einem potenziellen Konkurrenten zur Erschließung des ASEAN-Technologiemarktes ist noch gestiegen, seitdem Hongkong als politisch instabil gilt. Mit der Etablierung von Huawei-Ökosystemen in Singapur lassen sich Kunden in der 650 Millionen Menschen starken Region ASEAN leichter erreichen.

Singapur fungiert gleichzeitig als Inkubator und Multiplikator künftiger Huawei-Ökosysteme, die dann wiederum zum Standard in der ASEAN-Region werden können. Deutsche Unternehmen, die ebenfalls Marktanteile in der ASEAN haben, wie etwa der Weltmarktführer bei Reinigungssystemen Kärcher, sind mit ihren Geräten via HiLink bereits an Huawei gebunden.

Huawei fördert Bildung von Fachpersonal auf verschiedenen Ebenen

Wichtige Partner des Tech-Giganten aus Shenzhen sind auch Singapurs Bildungseinrichtungen. Bereits 2012 begann Huawei eine Zusammenarbeit mit der Temasek Polytechnic und machte dann wenig später das Institut für Technische Bildung (ITE), eine Schule für Techniker, zu einem wichtigen Partner, um Fachkräfte für den Gigabit Passive Optical Network (GPON)-Breitbandkabel-Standard zu schulen. Mit der Nanyang Technical University Singapore etablierte der Konzern ein Exzellenzprogramm, das seit 2014 die besten Studierenden in die Huawei-Zentrale nach Shenzhen zur Fortbildung entsendet. So bildet sich ein vernetzter Huawei-Fachkräftepool von der Techniker- bis zur Akademikerebene.

Alibaba betreibt Business School

Auch der Alibaba-Konzern ist auf dem Bildungsmarkt Singapurs aktiv. Die Partnerschule für die Alibaba Business School ist das Singapore Institute for Retail Studies (SIRS). Alibabas E-Commerce-Plattform Taobao verfügt über speziell ausgebildete Hochschultrainer, die an die Business School entsandt werden. Der Hintergrund der Alibaba-Aktivitäten ist simpel. Es geht darum, Digitalisierung und E-Commerce zum Standard des Einzelhandels in Singapur und ASEAN zu entwickeln. Am SIRS sind neben Alibaba unter anderem Ebay, Amazon und Shopee, der E-Commerce-Marktführer in Singapur und der ASEAN, vertreten.

Bildungsinitiativen: Aktive chinesische Firmen in Singapur

Firmenname

Tätigkeitsfeld

Huawei

Aufbau eines DIGIX-Labs zur Fortbildung im Huawei-Ökosystem (Investition 2021: 39 Millionen US$) 

Huawei

Fortbildung für GPON-Standard an Hochschulen: Temasek Polytechnic, Institut für technische Bildung (ITE)

Alibaba

Alibaba Business School, Partner: Singapore Institute for Retail Studies (SIRS).

Quelle: zhuanlan.zhihu.com

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