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Special Slowenien Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Das Coronavirus hat sich rasch im Land ausgebreitet. Die stark in Europa integrierte offene slowenische Volkswirtschaft erholt sich vom heftigen Einbruch. (Stand: 26. Oktober 2021)

Von Waldemar Lichter | Ljubljana

Die Coronakrise hatte sich schnell in der Wirtschaft bemerkbar gemacht. Einer Befragung der slowenischen Wirtschaftskammer GZS vom Frühjahr 2020 zufolge kämpften 93 Prozent der Unternehmen mit ernsthaften Problemen aufgrund der geringeren Nachfrage aus dem In- und Ausland. Hinzu kamen unterbrochene Lieferketten. Die Unternehmen erlitten massive Umsatzeinbußen.

Konjunktureinbruch 2020

Einige bedeutende Industrieunternehmen mussten bereits zu Beginn der Pandemie in Slowenien wochenlange Produktionsstopps verordnen. Dazu gehörte beispielsweise der Automobilhersteller Revoz (Novo mesto), ein Tochterunternehmen des französischen Renault-Konzerns. Temporäre Schließungen ihrer Werke in Slowenien verfügten ferner die Haushaltsgerätehersteller Hisense Gorenje und BSH Hišni Aparati sowie Elan (Sportwaren), Alpina (Schuhe) und Magna Steyr (Lackiererei). Die meisten von ihnen haben inzwischen ihre Produktion wieder aufgenommen. Gearbeitet wird aber zum Teil noch mit deutlich reduzierten Kapazitäten.

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Industrie und den Dienstleistungssektor (vor allem Handel und Tourismus) haben die Wirtschaftsleistung 2020 stark einbrechen lassen. Nach Angaben des Statistikamtes in Ljubljana ging das Bruttoinlandsprodukts (BIP) um real 5,5 Prozent zurück. Zu Beginn der Krise wurde von Fachleuten ein weitaus größerer Einbruch befürchtet.

Seit Jahresanfang 2021 erholt sich die Konjunktur. Impulse kommen vom starken Wachstum des privaten Verbrauchs, der Investitionen und der Ausfuhren. Gestützt wird das durch Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung der Wirtschaft und der Beschäftigung. Aufgrund der guten Konjunkturentwicklung im 1. Halbjahr 2021 wurden die meisten Wachstumsprognosen deutlich nach oben korrigiert.

So rechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) für 2021 mit einer realen BIP-Zunahme von 5,2 Prozent (nach zuvor nur 3,6 Prozent). Die slowenische Wirtschaftsleistung habe bereits das Vorkrisenniveau erreicht, so WIIW-Experten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schraubte seine Prognose für 2021 noch deutlicher von 3,9 auf nun 6,3 Prozent hoch.

Die günstige Entwicklung werde vor allem auf verbesserte konjunkturelle Aussichten auf wichtigen Auslandsmärkten zurückzuführen sein und negative Auswirkungen der Pandemie auf exportorientierte Branchen der slowenischen Wirtschaft verringern. Gleichzeitig rechnen Experten mit einer Zunahme der Investitionen, insbesondere der staatlichen im Infrastrukturbereich und im Wohnungsbau. Ein Risiko stellen allerdings die unterbrochenen Lieferketten sowie der Mangel an Chips und manchen Rohstoffen dar.

Reales Wirtschaftswachstum in Slowenien *)

Jahr

Bisheriges BIP-Wachstum

Winterprognose 2020 (Februar 2020)

Sommerprognose 2021 (Juli 2021)

2016

3,2

2017

4,8

2018

4,4

2019

3,2

2020

2,7

-5,5

2021

2,7

5,7

2022

5,0

*) reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in ProzentQuelle: Europäische Kommission 2021

Deutsche Unternehmen schätzen lokale Zulieferer

Die Krise hat auch die in Slowenien tätigen deutschen Unternehmen von Beginn an in Alarmbereitschaft versetzt, wie aus Umfragen der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) hervorging. So gaben im Frühjahr 2020 über 60 Prozent der Betriebe an, unter gesunkener Nachfrage zu leiden. Mehr als ein Drittel von ihnen gab an, bestehende Investitionspläne überdenken und teilweise reduzieren zu müssen.

Als größte Herausforderungen sahen die Unternehmen Engpässe bei der Liquidität, gefolgt von stornierten Aufträgen und Reisebeschränkungen sowie Problemen in den Lieferketten, sagt Gertrud Rantzen, Geschäftsführerin der AHK Slowenien. Die AHK Slowenien informiert auf einer Sonderseite zur Coronakrise über die Entwicklung im Land.

Dennoch könnte Slowenien nach Einschätzung von Rantzen auch von der Krise profitieren. "Die Nachfrage nach neuen Lieferantenbeziehungen hat in letzter Zeit zugenommen", so Rantzen. Slowenien gilt als verlässlicher, termintreuer, flexibler und spezialisierter Partner der deutschen Wirtschaft. Das Land genießt als qualifizierter Zulieferer einen guten Ruf. Deutsche Unternehmen schätzen auch die hohe Qualität der slowenischen Zulieferbetriebe.

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