Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | EU | Konnektivität

Drei-Meere-Fonds soll privates Kapital mobilisieren

Um zur Finanzierung der ambitionierten Ziele der Drei-Meere-Initiative (3SI) beizutragen, haben die beteiligten Länder 2019 einen eigenen Investitionsfonds (3SIIF) eingerichtet. (Stand: 19. August 2021)

Von Fabian Möpert | Berlin

Das Finanzierungsinstrument in Gestalt eines Investitionsfonds ist bislang das greifbarste Ergebnis der 3SI. Der Fonds soll privates Kapital für Infrastrukturvorhaben in der 3SI-Region anziehen. Auf diese Art könnte er perspektivisch die finanziellen Eigenanstrengungen der beteiligten Staaten beim Infrastrukturbau sowie die ihnen aus Fördertöpfen der Europäischen Union (EU) zufließenden Finanzmittel punktuell ergänzen.

Grafik_Drei-Meere-Initiative_RZ
Grafik_Drei-Meere-Initiative_RZ

Polen leistet Anschubfinanzierung

Initiiert wurde der 3SIIF von der polnischen Entwicklungsbank Bank Gospadarstwa Krajowego (BGK) und der rumänischen Exportförderbank EximBank România. Die polnische BGK ist auch die größte Teilhaberin des Fonds. Im Herbst 2020 stockte sie ihre anfängliche Einlage von 500 Millionen Euro um weitere 250 Millionen Euro auf. Mittlerweile sind staatliche Entwicklungsinstitutionen aus sieben weiteren Ländern der 3SI hinzugekommen.

Somit wächst zwar die finanzielle Grundausstattung des 3SIIF kontinuierlich. Die im Vergleich zur polnischen Einlage deutlich geringeren Volumina der anderen Länder sind aber nicht allein deren geringerer Größe geschuldet: Sie werfen ein Schlaglicht auf die unterschiedliche Priorisierung der Initiative und des Fonds seitens der einzelnen Staaten.

Tschechien, die Slowakei und Österreich sind gegenwärtig noch dabei, eine finanzielle Beteiligung am Fonds abzuwägen. Im Gespräch sind auch mögliche Beteiligungen der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Grundsätzlich denkbar ist auch ein Einstieg der deutschen Förderbank KfW.

Finanzierungskapazität von 100 Milliarden Euro angestrebt

Quasi als Anreiz für die 3SI-Länder, ihre Einlagen zu steigern, hatten die USA (noch unter der damaligen Trump-Administration) im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2020 ihre Bereitschaft signalisiert, dem 3SIIF bis zu 1 Milliarde US-Dollar (US$) zur Verfügung zu stellen. Allerdings solle der US-Anteil dabei fortwährend bei 30 Prozent jener Summe liegen, die die 3SI-Länder zusammen aufbringen. Im Dezember 2020 gab die U.S. International Development Finance Corporation (DFC) bekannt, vorerst 300 Millionen US$ (etwa 262,7 Millionen Euro) zum 3SIIF beizusteuern. Diese Mittel sind für Energieinfrastruktur reserviert.

Am 3SIIF beteiligte Enwicklungsbanken

Institution

Land

Einlagen in Mio. Euro

Bank Gospadarstwa Krajowego (BGK)

Polen

750

EximBank România

Rumänien

20

Lithuania’s Public Investment Development Agency (VIPA)

Litauen

20

Croatian Bank for Reconstruction and Development (HBOR)

Kroatien

20

Bulgarian Development Bank (BDB)

Bulgarien

20

SID Bank

Slowenien

23

Hungarian Export-Import Bank (Eximbank)

Ungarn

20

Finanzministerium Estlands

Estland

20

ALTUM (Lettlands staatliche Entwicklungsagentur)

Lettland

20

U.S. International Development Finance Corporation (DFC)

USA

300 Mio. US$ (ca. 262,7 Mio. Euro)

Quelle: Three Seas Initiative Investment Fund; Pressemeldungen

Das Finanzvolumen des Fonds beläuft sich damit bislang auf insgesamt etwa 1,2 Milliarden Euro. Anvisiert ist laut Presseerklärungen der Beteiligten indes eine finanzielle Gesamtausstattung des 3SIIF von bis zu 5 Milliarden Euro. Perspektivisch soll sich der 3SIIF an Projekten mit einem Gesamtwert von bis zu 100 Milliarden Euro beteiligen können.

Wichtiger als das tatsächliche Volumen des Fonds dürfte die Tatsache sein, dass die 3SI-Länder durch den Fonds politischen Willen signalisieren, grenzüberschreitende Projekte voranzutreiben und vor allem deren zwischenstaatliche Koordinierung und Abstimmung zu verbessern. Eine Rolle spielen zudem Marketingaspekte, denn der Fonds verschafft relevanten Investitionsvorhaben international mehr Sichtbarkeit.

Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich es dem Fonds gelingt, privatwirtschaftliche Anleger zu gewinnen. Adressaten, um privates Beteiligungskapital einzuwerben, sind institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen und natürlich private Beteiligungsgesellschaften.

Operatives Geschäft bereits gestartet

Verantwortlich für Auswahl, Bewertung und Umsetzung von Beteiligungsvorhaben des Fonds ist das Beratungsunternehmen Amber Infrastructure Group, das den Fonds in diesem Zusammenhang berät. Es soll außerdem auch das angestrebte private Beteiligungskapital einwerben. Amber Infrastructure ist selbst der erste private Kapitalgeber.

Der 3SIIF ist in Luxemburg registriert und wird durch die Fuchs Asset Management verwaltet. Der Aufsichtsrat des 3SIIF besteht aus Vertretern der am Fonds beteiligten Entwicklungsbanken. Die Auswahl geeigneter Investitionsvorhaben soll nach eigenem Bekunden streng nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen und frei von politischer Einflussnahme erfolgen. Entscheidendes Auswahlkriterium sei allein die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Projekte. Als Zielwert für die notwendige durchschnittliche mittlere Jahresrendite (Internal Rate of Return; IRR) der Beteiligungsprojekte nennt Amber 12 bis 15 Prozent.

Bei der Vorstellung des 3SIIF im Rahmen des 3SI-Gipfels in Tallinn sagte der CEO von Amber, Gavin Tait, man arbeite an der Erstellung einer Projekt-Pipeline für entsprechende Beteiligungen. Inzwischen hat der 3SIIF bereits erste Investitionen getätigt. Dabei handelt es sich zum einen um den Erwerb einer hundertprozentigen Beteiligung an Cargounit, Polens größter Leasinggesellschaft für Schienenfahrzeuge. Ein zweites Investment galt einer Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen Greenergy Data Centers OÜ, einer estnischen Plattform für Rechenzentren.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.