Die meisten Containerschiffe sind wieder unterwegs, die Frachtraten aber weiterhin hoch - auch für Luftfracht. Letztere liegen deutlich über Vorkrisenniveau. (Stand: 11. Januar 2021)
Laut der Food and Drug Administration (FDA) gibt es keine Hinweise auf die Übertragbarkeit von Covid-19 in Verbindung mit importierten Waren. Während die USA sowie ihre Bundesstaaten und Kommunen zwar Arbeits- und Reisebeschränkungen auferlegt haben, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus aufzuhalten, wurde der Warenverkehr bisher offiziell nicht eingeschränkt.
Da wegen der Einreiseverbote weniger Inspektionen im Ausland stattfinden, führen die USA bei der Wareneinfuhr im eigenen Land zusätzliche Untersuchungen durch, darunter Screening-Tests. Ferner werden Produktproben entnommen, auch können Waren – als mögliche Folge von Inspektionen – mit Importwarnungen belegt werden. Solche können dann wegen erforderlicher Zusatzuntersuchungen an der Grenze zurückgehalten werden.
Beschränkungen im Personenverkehr ja, im Handel nein
Auch für Reisende auf dem Landweg aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko gelten vorerst US-Einreisebeschränkungen. Lkw-Fahrer, die zwecks Aufrechterhaltung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs einreisen müssen, sind davon ausgenommen.
Für besonders dringende Medizinprodukte und Arzneimittel stellt die FDA Sondergenehmigungen (Emergency Use Authorizations - EUA) aus. Das betrifft vor allem Produkte, die zur Behandlung von Corona-Patienten benötigt werden. Über aktuelle Sondermaßnahmen für Medizinprodukte informiert die FDA in einem News-Service.
Die größten Probleme im Handel resultieren indessen nicht aus staatlichen Beschränkungen, sondern aus den allgemeinen Folgen für internationale Logistikketten durch die Ausbreitung von Covid-19. Mehrere US-Pharmaunternehmen, darunter Pfizer und der Generikahersteller Mylan, teilten mit, dass die Verbreitung des neuen Coronavirus ihre Fähigkeit zur Herstellung pharmazeutischer Produkte und zur Beschaffung von Lieferungen beeinträchtigen könnte.
Zusätzliche Kosten beim Frachttransport
Fachleute berichten, dass der Warenverkehr zwischen Deutschland und den USA während der Krise reibungslos verlaufe. Das gelte auch für die Zollabwicklung.
Auch wenn sich mit der Wiederaufnahme der Produktion in Europa und Amerika die Containersituation allmählich beruhigte, stiegen und steigen die Seefrachtraten weiter. An größeren Häfen Chinas müssen Ladungen oft mehrere Wochen lang „gerollt“ und dann umgebucht werden. Garantierte Stellplätze auf ganz bestimmten Abfahrten vergeben Carrier nur noch bei Kauf zusätzlicher Services.
Die nach der erneuten Produktionsaufnahme in China von Containerlinien, Hafenbetreibern und Spediteuren befürchtete Überlastung der US-Häfen durch Importwaren ist im Großen und Ganzen ausgeblieben. Doch sind einige von ihnen immer noch voll: Am Hafen von Los Angeles ist es zum Beispiel schwierig, Termine zu bekommen, um Container zurückzubringen. Für Kunden können dadurch weitere Kosten für Demurrage (Liegegeld) entstehen. Auch wenn die Häfen daran arbeiten, mehr Lagerraum zu schaffen, wird das sicher nicht alle Probleme lösen.
Von zeitweisen Leercontainer-Engpässen in Ballungsräumen wie dem Mittleren Westen (Chicago, Minneapolis, Columbus) aber auch im Kalifornischen Längstal (Central Valley) waren „US-Standorte deutscher Unternehmen kaum betroffen, da sie primär für die Märkte USA, Kanada und Mexiko produzieren", meint Stefan Schäfer, der Geschäftsführer der Kölner Unternehmensberatung Expectus mit Niederlassung in San Francisco, Kalifornien. "Diejenigen mit Zielmärkten in Mittel- und Südamerika mussten eventuell mit längeren Transitzeiten rechnen.“
Die Transportkosten im Luftfrachtsektor sind im Januar 2021 unverändert deutlich höher als vor der Krise. Durch den Rückgang der Schiffslieferungen nach Ausbruch der Pandemie mussten viele Importeure Waren auf dem Luftweg beziehen. Doch flogen angesichts der Beschränkungen im Personenverkehr kaum noch Passagiermaschinen, die normalerweise auch viele Waren transportieren. Einige davon wurden auf reinen Cargobetrieb umgerüstet, ansonsten fast nur noch Frachtmaschinen eingesetzt.
Zwar haben die Airlines in den letzten Wochen wieder mehr Flüge aufgenommen, doch ganz entspannt hat sich die Situation damit noch nicht: "Auch wenn die Bänder der Autobauer Ende Mai 2020 wieder angerollt sind, von einer Vollauslastung sind wir weit entfernt - Tier-1- bis Tier-3-Lieferanten liefern dagegen fast unvermindert weiter in die USA“, weiß Merlin Dow, Sales Manager - Automotive Vertical bei der US-Niederlassung des Logistikunternehmens Gebrüder Weiss in Des Plaines, Illinois. "Außerdem steigt die Nachfrage nach Luftfracht erheblich durch den Mehrbedarf an Medizinprodukten im Kampf gegen Covid-19 und den wachsenden E-Commerce."
Slot-Regeln werden bis März 2021 ausgesetzt
Um attraktive Start- und Landezeitnischen nicht zu verlieren, führten viele Airlines noch zu Beginn der Coronakrise Leerflüge durch. Denn um die Slots behalten zu können, mussten sie in einer bestimmten Saison zu mindestens 80 Prozent ausgefüllt sein. Mitte Oktober hat die Europäische Kommission die vorübergehende Aussetzung der Slot-Regeln bis Ende März 2021 verlängert. Eine ähnliche Ausnahmeregelung gab es auch bereits 2009 als Reaktion auf die Wirtschafts- und Finanzkrise.
Über die Auswirkungen der Coronakrise auf internationale Lieferketten und die Bedeutung dieser Veränderungen für die Start-up-Welt hat Germany Trade & Invest in einem gemeinsamen Webinar mit der AHK USA - San Francisco berichtet; hier noch ein weiteres Update zur Gründerszene.
Angesichts der Corona-Pandemie erlassen Staaten weltweit besondere Maßnahmen für den Warenverkehr. Welche Änderungen Sie beim Warenimport und -Export beachten sollten, lesen Sie in unserer Berichterstattung zu den USA.
Von Heiko Steinacher
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San Francisco