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Vereinigtes KönigreichCoronavirus / Gesundheitswesen
Wirtschaftsumfeld
Special Vereinigtes Königreich Coronavirus
Die Coronalage spitzt sich zu. Einerseits läuft die Impfkampagne auf Hochtouren. Andererseits meldet das Land immer neue Rekorde bei den Neuinfektionen. (Stand: 4. Januar 2021)
Von Marc Lehnfeld | London
Die frühe Zulassung des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs hat der britischen Insel zu einem erheblichen Vorsprung im globalen Impfwettlauf gegen die Coronakrise verholfen. Knapp eine Million Briten sind zum Jahreswechsel 2020/2021 bereits geimpft. Das Immunisierungsprogramm, beginnend mit Pflegeheimbewohnern, Pflegepersonal, Gesundheitspersonal und Risikogruppen, läuft bisher weitgehend reibungslos. Auch die Aussichten sind positiv. Mit der Zulassung des britischen Oxford-Impfstoffs von AstraZeneca am 4. Januar 2021 und der Aussicht auf weitere verfügbare Vakzine befindet sich das Königreich auf dem Weg aus der Gesundheitskrise.
Dass nun aber der zeitliche Abstand zwischen erster und zweiter Impfdosis von ursprünglich 21 Tagen auf 12 Wochen ausgedehnt wird, stößt teilweise auf Kritik. Das Gesundheitsministerium möchte damit in kürzester Zeit eine möglichst große Zahl der Risikogruppen impfen und sie damit vor den schweren Krankheitsverläufen schützen, was schon mit der ersten Impfdosis erreichbar scheint. Die kurzfristige Wirksamkeit der ersten Impfdosis gibt das Joint Committee on Vaccination and Immunisation (JCVI) für den BioNTech/Pfizer-Impfstoff mit 90 Prozent an, für das AstraZeneca-Mittel mit rund 70 Prozent. Kritiker bemängeln, dass nicht klar sei, ob eine solche zeitliche Verzögerung der zweiten Dosis zu Einschränkungen in der Wirksamkeit führt.
Die guten britischen Aussichten im Impfwettlauf können aber die aktuelle Eskalation der Coronakrise kaum überdecken. Nachdem sich die Infektionszahlen nach der zweiten Ausbreitungswelle auf einem hohen Niveau Anfang Dezember kurzzeitig stabilisierten, eskalieren die Zahl der Neuinfektionen in der dritten Welle. Verantwortlich ist dafür vor allem eine Coronavirus-Mutation, die sich sehr schnell verbreitet.
Mit täglich über 50.000 Neuinfektionen im neuen Jahr übersteigt die Anzahl der Covid-19-Patienten in britischen Krankenhäusern bereits das Niveau der ersten Welle. Medienberichten zufolge müssen Patienten teilweise in Schlangen von Rettungswagen vor den Krankenhäusern auf freie Kapazitäten warten. In den bisher wenig genutzten provisorischen NHS Nightingale Krankenhäusern wird derweil mit einem Engpass beim Gesundheitspersonal gerechnet.
Indikator | |
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Bevölkerungsgröße (2019; in Mio. Einwohner) | 67,5 |
Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (2019; in %) | 18,5 |
Anzahl Ärzte (2018; pro 1.000 Einwohner) | 2,85 |
Anzahl Krankenhausbetten (2017; pro 1.000 Einwohner) | 2,5 |
Gesundheitsausgaben (2017; pro Kopf, in Euro)* | 3.411 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (2017; in %) | 9,6 |
Durch die große Belastung des Gesundheitssystems in der Coronakrise ist ein massiver Behandlungsstau entstanden. Mehr als 110.000 Patienten warten seit über einem Jahr auf eine Behandlung. Als besonders robust hat sich aber das fortschrittliche E-Health-System des Landes erwiesen.
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