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Der vietnamesische Markt für elektronische Zahlungen expandiert. Chinesische Unternehmen steigern ihr Engagement in den Bereichen Fintech, E-Commerce und Fahrdienste.
08.12.2020
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Der vietnamesische Fintech-Bereich entwickelt sich in hohem Tempo, Statista prognostiziert zwischen 2020 und 2024 ein jährliches aggregiertes Wachstum von mehr als 14 Prozent und erwartet für 2024 Umsätze von 15 Milliarden US-Dollar (US$). Die Corona-Krise hat den Trend zur Nutzung elektronischer Zahlungsmöglichkeiten noch verstärkt. Chinesische Investoren wie Alibaba und Tencent haben den vietnamesischen Konsumenten als Kunden längst entdeckt und versuchen, im Fintech-Bereich Fuß zu fassen.
Bislang sind chinesische Zahlungsanwendungen wie Wechat Pay oder Alipay in Vietnam nicht direkt anwendbar, sodass chinesische Unternehmen Beteiligungen an in Vietnam registrierten Zahlungsdienstleistern erwerben.
Ant Financial, ein Tochterunternehmen der Alibaba-Gruppe, hat laut Bericht der Nachrichtenagentur Reuters Ende 2019 einen nicht unerheblichen, wenn auch unter 50 Prozent liegenden Anteil am mobilen Zahlungsdienst eMonkey erworben. EMonkey ist eine der Zahlungsmöglichkeiten, die der südostasiatische E-Commerce-Riese Lazada, eine der größten E-Commerce-Plattformen in Vietnam, seinen Kunden anbietet. Alibaba hält eine Mehrheitsbeteiligung an Lazada. Alibaba scheint seinen Aktionsradius auf in Vietnam tätige Startups erweitern zu wollen. Nach Meldungen von Bloomberg von September 2020 plant Alibaba, drei Milliarden US$ in den Fahr- und Lieferdienst Grab zu investieren. Grab ist in seinen Marktsegmenten Marktführer, nachdem sich Uber 2018 aus Vietnam zurückgezogen hatte. 2019 hielt Grab laut ABI Research 73 Prozent der Marktanteile.
Tencent, einer der größten Konkurrenten Alibabas im Bereich E-Commerce, hält hingegen eine Beteiligung von gut 25 Prozent an SEA Limited Singapur und damit eine Beteiligung an Shopee, die zweite große E-Commerce-Plattform Vietnams. Als Zahlungsmöglichkeit bietet Shopee seinen Kunden das hauseigene, ebenfalls zu SEA Limited zählende E-Wallet Airpay an.
Zudem berichten vietnamesische Zeitungen Ende Oktober 2020, dass die Staatsbank erwägt, Kooperationen zwischen ausländischen Zahlungsdiensten und vietnamesischen Banken zuzulassen. Damit könnten WeChat Pay und Alipay auch in Vietnam genutzt werden. Ein entsprechender Dekretentwurf ist in Arbeit.
Ausländische Investitionen in Zahlungsdienste sind bislang noch kaum reguliert. Die Staatsbank hatte 2019 den Entwurf einer Richtlinie vorgelegt, der vorsah, ausländische Investitionen in elektronische Zahlungsdienstleistungen auf 49 Prozent zu beschränken. Allerdings hat die Staatsbank diesen Vorschlag mittlerweile wieder zurückgezogen.
Eine legale und mittlerweile im Land weit verbreitete Zahlungsmöglichkeit ist die Zahlung mit der Kreditkarte UnionPay, der Karte von Chinas Kreditkartengigant China UnionPay. UnionPay arbeitet in Vietnam unter anderem mit der SacomBank zusammen. Cryptocurrencies sind in Vietnam noch kein offizielles Zahlungsmittel. Damit sind weder Bitcoin noch der gerade in China im Versuchsstadium stehende "elektronische" Yuan im Land zugelassen.
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