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Special | Russland | Klimawandel

Strategiesektor Forstwirtschaft: Wälder sollen CO2-Abdruck senken

Russland beheimatet ein Fünftel der weltweiten Wälder. Die Regierung will das höhere CO2-Absorptionspotenzial durch Aufforstung und mit neuen Berechnungsmethoden nutzen.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

Russland verfügt mit seinen rund 640 Milliarden Bäumen über eine erhebliche Reserve zur Reduzierung seines CO2-Fußabdrucks. Die borealen Wälder können pro Jahr bis zu 625 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent aufnehmen und damit die CO2-Nettobilanz des größten Flächenstaats der Erde um gut ein Drittel senken. Illegaler Holzeinschlag in der Größenordnung von bis zu 30 Millionen Kubikmeter pro Jahr, verstärkter Insektenbefall durch kürzere Frostperioden und eine längere Waldbrandsaison reduzieren die Waldfläche jedoch. Brände setzen pro Jahr bis zu 300 Millionen Tonnen Emissionen frei - gut ein Fünftel des gesamten CO2-Ausstoßes. Experten rechnen aufgrund der Alterung der Wälder bis 2050 mit einem Rückgang der Nettoabsorption auf null.

Aufforstung soll Absorptionspotenzial steigern

Die Regierung reagiert und treibt die Wiederaufforstung voran. Russland verfügt mit rund 150 Millionen Hektar über eine nutzbare Freifläche, die viermal größer ist als Deutschland. Vor allem Sorten mit hohem Potenzial zur Kohlenstoffbindung sollen gepflanzt werden. Der Staat will im Fernen Osten Parzellen zur Aufforstung im Austausch gegen Emissionszertifikate verpachten. Der Bergbaukonzern Polymetall investiert in Baumpflanzungen, um seine CO2-Emissionen zu reduzieren.

Rechentrick vergrößert Waldflächen

Um das vorhandene Absorptionspotenzial seiner Wälder zu steigern, hat das Umweltministerium Anfang März 2021 eine neue Methode zur Berechnung der Aufnahmekapazität von Wäldern verabschiedet. Enthalten sind nunmehr auch Reservewälder, darunter bewaldete brachliegende landwirtschaftliche Flächen, die rund 40 Prozent des Ackerlandes ausmachen. Durch die Neuberechnung steigt die Aufnahmekapazität um rund 450 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr auf mehr als 1 Milliarde Tonnen CO2. Russland bemüht sich um eine internationale Anerkennung seiner CO2-Speicherkapazitäten. Transparenz bei der Messung der CO2-Absorption sowie klare Kontrollmechanismen sind hierfür jedoch unerlässlich.


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