Special | Russland | Klimawandel
Strategiesektor Rohstoffförderung: Milliarden für Nachhaltigkeit
Russland setzt weiter auf den Abbau fossiler Energieträger. Rohstoffkonzerne fürchten eine zusätzliche Besteuerung ihrer Produkte beim Export und investieren in Umwelttechnik.
28.06.2021
Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau
Die Regierung setzt in ihrer Energiestrategie bis 2035 auf eine Ausdehnung der Fördermenge und einen Anstieg beim Export von Erdöl, Erdgas und Kohle. Dem Umwelt- und Klimaschutz kommt nur eine untergeordnete Rolle zu. Dafür investieren Rohstoffunternehmen in nachhaltigere Technologien, um dem angekündigten CO2-Grenzausgleich der Europäischen Union (EU) mit Mehrkosten von bis zu 4,8 Milliarden Euro pro Jahr auszuweichen. Dazu sollen sowohl die direkten Emissionen während der Förderung reduziert als auch alternative Maßnahmen, wie die Anpflanzung von Bäumen, ergriffen werden.
Ölförderung soll umweltverträglicher werden
Rosneft errichtet mit Vostok Oil bis 2024 eines der größten Ölförderprojekte weltweit. Dabei soll der CO2-Fußabdruck durch moderne Technologien zur Reduzierung des Schwefelgehalts um 75 Prozent sinken. Um seinen Schadstoffausstoß bis 2035 um 20 Millionen Tonnen zurückzufahren, vereinbarte Russlands größter Ölkonzern mit BP die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen sowie von Technologien zur Erfassung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS). Daneben setzt Rosneft auf die Entwicklung von Wasserstoff.
Gasbranche will klimafreundlicher werden
Russland will die Gasförderung bis 2035 um ein Drittel auf über 1.000 Milliarden Kubikmeter pro Jahr steigern. Gazprom und Novatek erschließen neue Lagerstätten. Bei der Förderung und dem Transport von Erdgas entweicht jedoch Methan. Die Klimabilanz von LNG ist noch schlechter, weil zur Verflüssigung viel Energie benötigt wird. Um den CO2-Abdruck zu senken, engagieren sich russische Gaskonzerne daher verstärkt für Nachhaltigkeit. Gazprom will seinen Ausstoß um 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verringern. Zudem plant Russlands größter Gaskonzern, ab 2022 grüne Anleihen auszugeben.
Kohlekonzerne setzen auf nachhaltigere Abbauverfahren
Die Regierung unterstützt die Kohleindustrie bei der Erschließung neuer Lagerstätten und der Steigerung der Fördermengen. Kohlekonzerne sind die größten Umweltsünder im russischen Bergbau. Der Druck zur Einführung nachhaltiger Produktionsverfahren steigt und eröffnet deutschen Lieferanten von Umwelttechnik Absatzchancen.