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Special Polen

Zahl der Start-ups in Polen steigt

Größeres Interesse seitens der etablierten Unternehmen und mehr Fördermöglichkeiten haben zu der steigenden Anzahl von Start-ups beigetragen. Nach Angaben des Thinktanks Startup Poland, der als Interessengemeinschaft der polnischen Start-up-Szene fungiert, gab es 2018 rund 3.300 Start-ups. Grundlage der Schätzung ist die vierte Version des jährlich erscheinenden Polish Startups-Report. 2015 waren es noch rund 2.400 junge Unternehmen.

Die Dynamik bei den Gründungen von Start-ups im Land könnte 2018 allerdings ihren vorzeitigen Höhepunkt erreicht haben. Maciej Koltonski, Leiter für Kommunikation und Strategie bei Startup Poland, geht davon aus, dass die Zahl der jungen Unternehmen unter Umständen nicht weiter steigen wird. Die Unvorhersehbarkeit des polnischen Marktes könnte die Entwicklung ausbremsen.

Mangelnde Planungssicherheit gefährdet die weitere Entwicklung

Diese Unvorhersehbarkeit erhöht die Anreize für Fachkräfte der Informationstechnik (IT), ins Ausland abzuwandern. Inzwischen gehört der Fachkräftemangel für polnische Start-ups zu den größten Herausforderungen. Insbesondere Programmierer werden händeringend gesucht. Zwar gibt es in Polen viele Talente, die bei internationalen Programmierwettbewerben auch regelmäßig gut abschneiden. Mittlerweile arbeiten viele von ihnen jedoch im Ausland. Eine Lösung könnte die Beschäftigung von Spezialisten aus der Ukraine oder Weißrussland sein. Bürokratische Hürden machen das Einstellungsverfahren sehr kompliziert.

Polens Start-ups gehören 2018 weiterhin zu den jüngsten in Europa. Wie der Polish Start-ups-Report zeigt, ist der Großteil der befragten Unternehmen zwei Jahre alt. 2016 war für das durchschnittliche polnische Start-up schon vor dem zweiten Geburtstag Schluss. Der Anteil der älteren Start-ups ist in den letzten Jahren gestiegen, was Ausdruck ihrer wachsenden Bestandsfestigkeit ist. Mittlerweile ist jedes dritte Unternehmen älter als drei Jahre. Fast die Hälfte der polnischen Start-ups befanden sich 2018 auf der zweiten der insgesamt vier Entwicklungsstufen. Was bedeutet, dass sie intensiv an ihrem Produkt arbeiten, ihr Unternehmen registrieren und die ersten Umsätze oder Benutzer generieren.

Trotz dieser Entwicklung ist die Anzahl der Beschäftigten in polnischen Start-ups tendenziell rückläufig. Lag der Anteil der Start-ups mit Beschäftigten 2016 noch bei fast 80 Prozent, so sank er im Jahr 2018 auf rund 70 Prozent. Der Großteil beschäftigt nicht mehr als 10 Mitarbeitende.

Warschau ist Hotspot für polnische Start-ups

Die meisten polnischen Start-ups werden in Warschau gegründet. Die Onlineplattform EU-Startups.com platzierte Warschau im Ranking der 15 größten Start-up-Hubs in Europa auch 2018 wieder auf Platz 14. Doch auch Breslau und Krakau sind für die Szene interessant. Jedes zweite polnische Start-up kommt aus Warschau, Breslau oder Krakau, berichtet der Polish Startups-Report. Neben der wirtschaftlichen Stärke spielen die Fördermöglichkeiten in den Städten dabei eine entscheidende Rolle. Besonders erfolgreich bei der Mittelbeschaffung in Polen seien die Start-ups aus Krakau, heißt es weiter.

Standorte der Befragten im Polish Startups-Report 2018

Stadt

Anteil der befragten Start-ups (in Prozent)

Warschau

29

Breslau

12

Krakau

10

Dreistadt

6

Posen

6

Lublin

6

Rzeszow

5

Quelle: Startup Poland

B2B gewinnt weiter an Bedeutung – Blockchain als möglicher Exportschlager

Die Bedeutung von Unternehmen als Kunden für die Start-ups in Polen nimmt weiter zu. Acht von zehn Start-ups verkaufen ihre Produkte oder Dienstleistungen direkt an Unternehmen. Der Anteil ist verglichen mit den Vorjahren deutlich gestiegen. Ohne die zwischen geschaltete Handelsstufe können die jungen Unternehmen mehr Geld verdienen.

Im Gegensatz dazu bieten nur rund 14 Prozent der Start-ups ihre Produkte ausschließlich für Privatkunden an. Der Anteil der jungen Unternehmen, die sich allein auf den B2B-Bereich (Business to Business) konzentrieren, liegt bei rund 50 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten sind die Hauptkunden der polnischen Start-ups.

Wie in den Vorjahren liegt der thematische Schwerpunkt der polnischen Start-up Szene im Informationstechnologiebereich, etwa bei Big Data-Anwendungen und dem Internet der Dinge. Dem Polish Startups-Report zufolge kommen 15 beziehungsweise 14 Prozent der verkauften Produkte aus diesen beiden Bereichen. Im Bereich von Big Data sind nach Aussage von Maciej Koltonski besonders Start-ups mit Blockchaintechnologien erfolgreich. Diese Technologien könnten sich zum polnischen Exportschlager entwickeln - vorausgesetzt, die weitere Abwanderung von Experten wird verhindert.


Text: Niklas Becker

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