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Special | Südafrika | Seidenstraße

Südafrikanische Smart City-Projekte haben Ladehemmungen

Engagierte Pläne und kommerzielle Interessen stoßen bei der Umsetzung auf kommunale Präferenzen und technische Vorgaben.

Von Marcus Knupp | Berlin

Die Schaffung von Wohnraum im Rahmen größerer Projekte hat in Südafrika seit dem Ende der Apartheid einen relativ hohen Stellenwert. Auch die jüngsten Investitionsplanungen zur Überwindung der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise umfassen einige umfangreiche Urbanisierungsvorhaben wie The Greater Conurbia in Durban. Schon seit etlichen Jahren gehören dazu ebenfalls Pläne für Smart Cities. Nicht immer klappt die Umsetzung reibungslos.

Lanseria Smart City in Gauteng

Im Nordwesten des Großraums Johannesburg soll nach den Vorstellungen der Provinz Gauteng in den nächsten zehn Jahren die Lanseria Smart City entstehen. Der Entwurf für einen Masterplan für die neue Stadt mit 350.000 bis 500.000 Einwohnern wurde nach Angaben der Regierung im November 2020 fertiggestellt. Wirtschaftlicher Anknüpfungspunkt ist der Flughafen Lanseria, neben dem die Firma Crosspoint in den nächsten Jahren den Gewerbepark Lanseria Airport City hochziehen will.

Neben einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystem und nachhaltiger Energieversorgung gehört zu dem Konzept auch die umfassende Versorgung mit 5G-Netzverbindungen und speziellen mobilen Dienstleistungen. Unter den Vorschlägen befindet sich außerdem die Installation eines stadtweiten Kamerasystems (Closed Circuit Television, CCTV) einschließlich Gesichtserkennung. Das System soll bei der Eindämmung der Kriminalität helfen.

Kritische Stimmen merken an, dass die Planungen zumindest teilweise an der Realität Südafrikas vorbei gehen. Zu wenig liege der Fokus auf der Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums. Die Schaffung von Arbeitsplätzen nehme eher eine Randstellung ein. Der Einsatz von Hightech sei zunächst einmal von einer zuverlässigen Stromversorgung abhängig, die derzeit nicht gegeben ist. Diese Art von Diskrepanz zwischen Planung und Realisierbarkeit ist nicht neu.

Früheres Projekt im Sande verlaufen

Schon 2014 hatte das chinesische Unternehmen Zendai Developments Pläne für den Bau einer neuen Stadt im Osten von Johannesburg vorgestellt. Auch dieses 8 Milliarden-US-Dollar-Projekt sollte den Anforderungen an eine Smart City entsprechen und dem Geschäftszentrum Sandton Konkurrenz machen. Rund 30.000 Familien waren als Bewohner vorgesehen, 200.000 Arbeitsplätze sollten bis 2030 an dem neuen Standort bei Modderfontein entstehen. Nachdem 2015 erste Bauarbeiten begonnen hatten, wurde es still um das Vorhaben.

Im Jahr 2017 verkaufte Zendai die Entwicklungsgesellschaft an das lokale Unternehmen M&T, Pressemeldungen zufolge für 1,8 Milliarden Rand (circa 120 Millionen Euro), nachdem Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 14 Millionen Euro aufgelaufen waren. Hintergrund waren dem Vernehmen nach unüberbrückbare Differenzen zwischen dem Immobilienunternehmen und der Stadt Johannesburg.

Während Zendai eher einen luxuriösen globalen Hub vor Augen hatte, sah die Stadt gemäß ihrem Spatial Development Framework von 2014 eine sozial stärker gemischte Struktur vor. Hierzu sollte das Projekt mindestens 5.000 Sozialwohnungen umfassen und auf die Planungen für den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes der Metropole abgestimmt werden. Der Entwickler hatte diese Wünsche nicht ausreichend beachtet, was zum Stillstand des Projektes führte.

Interesse an Überwachungssystemen

Verschiedene afrikanische Länder haben nach einer Studie des South African Institute of International Affairs (SAIIA) Verträge zur Beschaffung von Überwachungstechnologie mit chinesischen Unternehmen wie Huawei (Safe City) oder ZTE (Smart City) abgeschlossen. Dazu gehören in der Region südliches Afrika neben Südafrika auch Botsuana, Sambia und Simbabwe. Die Einsatzmöglichkeiten reichen dabei von Alltagslösungen wie Smart Metering bis zu ganze Areale abdeckender Überwachung durch Kameras und Gesichtserkennung.

Die beiden genannten Unternehmen vermarkten ihre Hard- und Software gezielt als Möglichkeit, die Lebensbedingungen in als chaotisch und unsicher erachteten afrikanischen Großstädten zu verbessern. Dabei setzen sie auf das in den letzten Jahren durch den weitreichenden Einsatz in China selbst gewachsene Image der chinesischen Lösungen, auf diesem Feld äußerst effizient zu sein.

In Südafrika sind solche Systeme lokal bereits seit längerer Zeit im Einsatz, etwa zur Überwachung wohlhabender Wohngebiete durch private Wachdienste. Die Ausrüstungen dafür stammen bisher in der Regel aus Israel oder Australien. Dem Vernehmen nach hat mindestens ein Unternehmen kürzlich einen Vertrag mit dem chinesischen Spezialisten für Gesichtserkennung, Hikvision, geschlossen.

 

Aktive chinesische Firmen

Sektor

Firmenname

Tätigkeitsfeld

Sicherheit

Huawei Safe City

Überwachungstechnik

Sicherheit

ZTE Smart City

Überwachungstechnik

Sicherheit

Hikvision

Überwachungstechnik

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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