Südkorea baut mehr Datenzentren

Südkoreas Markt für Daten expandiert rasant. Treiber sind unter anderem der Ausbau der 5G-Netze, die zunehmende Nutzung von Streamingdiensten, mehr Online-Meetings in Zeiten der Pandemie, der Ausbau von Robotik und Automatisierung sowie Ambitionen bei künstlicher Intelligenz, Big Data und im autonomen Fahren.

Markt wächst schnell

Nach Angaben des Ministry of Science and ICT (MSIT) ist der Markt für Daten von 11,8 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2016 auf 16,3 Milliarden US$ im Jahr 2020 gewachsen.

Die Regierung erwartet im Rahmen ihres Investitionsprogramms New Deal einen Anstieg des Markts auf 25,4 Milliarden US$ im Jahr 2022 und auf 36,4 Milliarden US$ bis zum Jahr 2025. Wie realistisch diese Zahlen sind, ist schwer einzuschätzen. In jedem Fall wächst der Markt rasant. Der New Deal beinhaltet mit dem Digital New Deal auch ein großes digitales Kapitel. Zu den Zielen zählt so auch der Ausbau der 5G-Abdeckung im Land.

Südkorea will Cloud Computing stärker nutzen

Vor der Pandemie war Cloud Computing in Südkorea relativ wenig verbreitet. 2020 hat sich Südkoreas Regierung aber unter anderem im Rahmen des New Deal zu einer stärkeren Nutzung von Cloud-Dienstleistungen auch im öffentlichen Sektor bekannt und dazu im Juni 2020 eine Strategie zur Entwicklung der Cloud-Industrie veröffentlicht. Im Rahmen dieser soll unter anderem der öffentliche Sektor nicht nur öffentliche Cloud-Dienstleister, sondern auch stärker private Cloud-Anbieter nutzen.

Die Cloud-Nutzungsrate in südkoreanischen Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitern lag 2018 laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit 22,7 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland mit 22,4 Prozent und damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 30,3 Prozent. In den USA, in Skandinavien, Japan und Australien waren es bereits damals mehr als 50 Prozent. In südkoreanischen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern lag die Nutzungsquote bereits 2018 bei 50,9 Prozent (Deutschland 46,0 Prozent). Bis 2021 will die Regierung in Seoul diese Quote in Firmen ab zehn Mitarbeitern auf 30 Prozent und bis 2023 auf 40 Prozent erhöhen.

Im Jahr 2021 will die Regierung rund 68 Millionen US$ zur Förderung der Cloud-Branche investieren. Dabei gibt es drei Hauptprogramme. "Cloud Flagship" mit einem Budget von 21,2 Millionen US$ soll 55 Unternehmen helfen, Dienstleistungen für Unternehmen in der Cloud zu entwickeln. "Cloud Voucher" mit 7,8 Millionen US$ soll die digitale cloudbasierte Transformation bei mehr als 500 kleinen Händlern und kleinen und mittelgroßen Firmen vorantreiben. Das dritte Programm ist 9,3 Millionen US$ schwer und steht für die Beratung und die Verbesserung des Verständnisses bei der Einführung und Aktivierung der Cloud im öffentlichen Sektor zur Verfügung. Die Projekte für den öffentlichen Sektor werden von der National IT Industry Promotion Agency (NIPA), der National Information Society Agency (NIA) und der Korea Internet & Security Agency (KISA) koordiniert. Das Institute of Information & Communications Technology Evaluation & Planning (IITP) unterstützt ebenfalls.

Wachsender Markt für Cloud-Dienste

Nach Angaben des MSIT unter Bezug auf Daten des Marktforschers IDC stieg das Marktvolumen für Cloud-Dienstleistungen in Südkorea von 375 Millionen US$ im Jahr 2015 auf mehr als eine Milliarde US$ im Jahr 2019. Nach einer Studie des IT-Dienstleisters Koscom waren 2018 die wichtigsten Unternehmen bei Cloud-Infrastrukturen (Infrastructure-as-a-Service; IaaS) Amazon Web Services, Korea Telecom (KT) und LG Uplus. Bei Cloud-Plattformen (Platform-as-a-Service, PaaS) waren es Microsoft, Amazon Web Services und Oracle sowie bei Cloud-Anwendungen (Software-as-a-Service, SaaS) SAP, Microsoft und Douzone Bizon. Nach einer Studie der Korea Development Bank hat KT Stärken bei der G-Cloud, die im öffentlichen Sektor eingesetzt wird. Das IT-Unternehmen NHN erweitert demnach sein Cloud-Geschäft auf Grundlage seiner Erfahrungen im Betrieb von Datenzentren für den Messenger Line und arbeitet mit Samsung SDS bei Datenanalysedienstleistungen zusammen. Kakao Enterprise konzentriert sich laut der Studie auf Plattformen im Bereich künstlicher Intelligenz und Big Data. Das im Dezember 2019 gegründete Unternehmen arbeitet mit SAP zusammen.

Das Cloud-Management-Unternehmen Bespin Global hat in einer Umfrage aus dem Mai 2019 ermittelt, dass die Nutzungsrate von Cloud-Lösungen von 60 Prozent bei den Medienunternehmen über E-Commerce, Spiele, den öffentlichen Sektor, Bildung und IKT bis zu 40 Prozent bei den Firmen aus dem Bereich Transport und Logistik rangiert. Am stärksten zulegen sollten demnach die Nutzung der Cloud in den Bereichen Finanzwesen, Transport und Logistik, verarbeitendes Gewerbe, E-Commerce, Spiele und IKT. Am geringsten waren Nutzung und Aussichten im Gesundheitssektor.

Zahlreiche neue Datenzentren im Bau oder geplant

Die steigende Datennutzung führt dazu, dass neue Datenzentren fast wie Pilze aus dem Boden schießen. Nach Angaben des Korea Data Center Council gab es 2019 in Südkorea 158 Datenzentren, darunter 90 private und 68 öffentliche. In einer Prognose von Juni 2020 rechnete der Council bis 2025 mit der Errichtung weiterer 32 Datenzentren. So erweitern derzeit KT, Naver, Kakao, SK, NHN und Samsung SDS ihre Datenzentren. Der Umsatz privater Datenzentren betrug 2018 nach Angaben des Korea Data Center Council 2,2 Milliarden US$.