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Special | Südkorea | Klimawandel lokal

Südkorea wäre vom CO2-Grenzausgleich der EU betroffen

Das Land zählt zu den größten Emittenten von Treibhausgasen. Der von der EU angestrebte CO2-Grenzausgleich würde vor allem die südkoreanische Stahlindustrie treffen.

Von Frank Robaschik | Seoul

Südkorea war gemäß den aktuellsten verfügbaren Daten der Emissionsdatenbank für die globale atmosphärische Forschung (EDGAR) 2019 der achtgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit. Im Vergleich zu 2010 sind die Emissionen laut EDGAR insgesamt um 9 Prozent gestiegen. Da das Land viele energieintensive Industrien hat, lagen die Pro-Kopf-Emissionen 2019 fast 50 Prozent über dem deutschen Niveau.

Treibhausgasemissionen der zehn größten Emittenten-Länder (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; Veränderung in Prozent)

Land

2010

2018

2019

Veränderung 2019/2010

China

9.160

11.157

11.535

25,9

USA

5.568

5.243

5.107

-8,3

Indien

1.761

2.557

2.597

47,5

Russland

1.732

1.806

1.792

3,5

Japan

1.197

1.179

1.154

-3,7

Deutschland

817

751

703

-14,0

Iran

571

679

702

23,0

Südkorea

598

673

652

9,0

Indonesien

420

579

626

48,9

Saudi-Arabien

478

605

615

28,5

Quelle: EDGAR; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Treibhausgasemissionen der zehn größten Emittenten-Länder pro Kopf (in Tonnen CO2-Äquivalente; Veränderung in Prozent)

Land

2010

2019

Veränderung 2019/2010

Saudi-Arabien

17,4

18,0

3,3

USA

18,0

15,5

-14,0

Südkorea

12,1

12,7

5,3

Russland

12,1

12,5

3,0

Japan

9,3

9,1

-2,4

Deutschland

10,1

8,5

-15,6

Iran

7,7

8,5

10,7

China

6,7

8,1

20,6

Indonesien

1,7

2,3

33,9

Indien

1,4

1,9

32,6

Quelle: EDGAR; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Stahlindustrie und Aluminiumhersteller wären betroffen

Die Europäische Union (EU) beabsichtigt gemäß den am 14. Juli 2021 veröffentlichten Plänen im Rahmen ihres Green Deal zur Vermeidung von "Carbon Leakage", ab 2026 eine Grenzsteuerabgabe auf Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel, Zement und Strom zu erheben. Dadurch soll die Abwanderung von Produktion und Emissionen in Länder mit geringeren Klimaschutzauflagen vermieden werden. Die Abgaben würden sich nach der CO2-Intensität der erzeugten Produkte im Vergleich zu Waren der EU richten.

Südkorea wäre vor allem bei Stahl und Aluminium betroffen. Bei Düngemitteln und Zement gibt es nur wenige Ausfuhren in die EU; Strom wird nicht exportiert. Die größten Stahlhersteller des Landes sind POSCO und Hyundai Steel, wobei POSCO das Unternehmen mit den meisten Treibhausgasemissionen in Südkorea ist. Daher hat das Ministry of Trade, Industry and Energy am 15. Juli 2021, nur einen Tag nach der Verkündung der EU-Pläne, nochmals darauf hingewiesen, Südkorea erwarte, dass sich die EU bei der Einführung des CO2-Grenzausgleichs an die Regeln der Welthandelsorganisation hält. Die Regierung betonte außerdem, dass durch die Einführung des Mechanismus kein neues unnötiges Handelshindernis entstehen dürfe und die Politik anderer Länder zur Erreichung von Klimaneutralität berücksichtigt werden sollte.

Insbesondere will sich die Regierung dafür einsetzen, dass Südkoreas Emissionshandel und die Politik zur Erreichung der Klimaneutralität als gleichwertig anerkannt werden. Das Land hat 2020 das Ziel ausgegeben, Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Konkrete Schritte will die Regierung im Laufe des Jahres 2021 bekannt geben. Bisherige Planungen bei Treibhausgasen reichen nur bis 2030.

Stahlbranche will Emissionen verringern

Im Februar 2021 erklärten die sechs Stahlhersteller POSCO, Hyundai Steel, Dongkuk Steel, KG Dongbu Steel, SeAH Steel und Simpac ihre Bereitschaft, sich an der Vision der Regierung von der Klimaneutralität zu beteiligen. Kurzfristig wollen die Unternehmen ihre Prozesse durch eine bessere Energieeffizienz, den Einsatz kohlenstoffarmer Rohstoffe und ein verstärktes Recycling von Eisenschrott verbessern. Mittel- und langfristig will die Branche in der Stahlproduktion Wasserstoff einsetzen.

Treibhausgasemissionen ausgewählter Metallhersteller in Südkorea (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente; Veränderung in Prozent)

Firma (Produkte)

2011

2019

2020

Veränderung 2020/2011

POSCO (Stahl)

77,1

80,6

75,7

-1,9

Hyundai Steel (Stahl)

15,1

30,1

28,6

89,3

Korea Zinc (Zink, Blei, Kupfer, Gold, Silber, seltene Metalle)

2,8

3,8

3,5

26,9

Dongkuk Steel (Stahl)

1,9

1,9

1,8

-3,3

KG Dongbu Steel (Stahl)

1,1

0,4

0,4

-65,1

Novelis Korea (Aluminum)

0,3

0,3

0,3

-16,5

Quelle: Greenhouse Gas Inventory & Research Center of Korea; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Stahlnachfrage zieht wieder an

Südkorea war 2020 nach Angaben der World Steel Association der sechstgrößte Stahlhersteller weltweit. Die Korea Iron & Steel Association (KOSA) erwartet, dass die Stahlproduktion im Gesamtjahr 2021 um 7 Prozent anzieht und das Niveau von 2019 wieder übertrifft.

Stahlmarkt in Südkorea (in Millionen Tonnen; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Kategorie

2019

2020

2021*

Veränderung

Produktion

73,6

70,2

75,0

7,0

Export

30,4

28,9

28,3

-6,7

Import

10,0

7,7

9,3

21,6

Inlandsmarkt

53,2

49,0

56,0

5,3

*) PrognoseQuelle: KOSA

Emissionen sollen von 2017 bis 2030 um knapp ein Viertel sinken

Insgesamt will Südkorea seine Bruttotreibhausgasemissionen von 2017 bis 2030 um 24,4 Prozent verringern und hat dieses Ziel Ende 2020 nochmal bestätigt. Laut Plänen vom Oktober 2019 sollten darunter die Emissionen im Verkehr um 25,4 Prozent, in der Stromerzeugung um 23,9 Prozent, in Gebäuden um 14,4 Prozent und in der Industrie um 2,6 Prozent fallen. Auch Projekte im Ausland sollen angerechnet werden.

Emissionshandel besteht in Südkorea seit 2011

Im Land werden bereits alle Unternehmen mit Emissionen von mindestens 125.000 Tonnen jährlich oder mindestens 25.000 Tonnen per annum an einer Produktionsstätte von einem Treibhausgasmanagementsystem mit Zielvorgaben erfasst. Bis 2020 wurden 97 Prozent der Emissionsrechte kostenlos zugeteilt und 3 Prozent waren kostenpflichtig. Im Zeitraum 2021 bis 2025 soll der kostenpflichtige Anteil bei 10 Prozent liegen. Einnahmen aus dem Verkauf der über Auktionen zugeteilten Rechte sollen in umweltfreundliche Vorhaben investiert werden.

Firmen, die ihre Ziele übererfüllen, können überschüssige Emissionsrechte an Unternehmen, die ihre Vorgaben nicht erfüllen können, verkaufen. Der Preis für eine Tonne Kohlendioxid im Emissionshandel stieg von knapp 10 US-Dollar (US$) im Jahr 2015 bis 2020 auf etwa 25 US$. Im 1. Halbjahr 2021 fielen die Preise wie schon Mitte 2020 unter anderem pandemiebedingt geringer aus. Nach vorläufigen Angaben des Greenhouse Gas Inventory & Research Center of Korea sind die Treibhausgasemissionen 2020 um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen.

Durchschnittlicher CO2-Preis im Emissionshandel in Südkorea (in US-Dollar pro Tonne; Menge in Millionen Tonnen)

2015

2016

2017

2018

2019

2020

1. Halbjahr 2021*

Preis

9,73

14,68

18,52

20,08

24,37

25,09

14,14

Gehandelte Menge

5,7

12,0

26,3

47,3

38,0

43,9

k.A.

*) Schätzung von Germany Trade & Invest auf Grundlage von Daten der Korea ExchangeQuelle: Financial Supervisory Service auf Grundlage von Daten der Korea Exchange

Weitere Branchen wollen Emissionen reduzieren

Ein großer Teil des südkoreanischen Ausstoßes von Treibhausgasen entfällt auf den Energiesektor. Die Verringerung von Emissionen ist aber auch in anderen Industriezweigen ein Thema, wie etwa in der chemischen Industrie oder der Elektronik. Das Interesse an Lösungen deutscher Firmen in diesem Bereich dürfte mit der Unterlegung des Ziels der Klimaneutralität bis 2050 mit konkreten Maßnahmen an Attraktivität gewinnen. Allerdings suchen südkoreanische Unternehmen in der Regel nach preiswerten Lösungen, entwickeln nach Möglichkeit eigene Technologien oder kaufen im Ausland Firmen mit entsprechendem Know-how ein. Der Markt dürfte vor allem regulierungsgetrieben sein. In Einzelfällen spielen Reputation oder Anforderungen der Kunden eine Rolle, die Wert auf einen geringeren Fußabdruck in puncto Treibhausgase legen.

Emissionen von Treibhausgasen ausgewählter Branchen und größte Emittenten in Südkorea (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

Emissionen 2019

Top-Emittenten 2020

Stromerzeugung (220,6), Kraft-Wärme-Kopplung, etc. (14,8)

235,4

Korea South-East Power (42,5), Korea East-West Power (34,9), Korea Midland Power (34,8), Korea Western Power (30,4), Korea Southern Power (29,0), GS Donghae Electric Power (6,8), POSCO Energy (5,4), Korea District Heating (5,2), Hanwha Energy (4,5), Korea Hydro & Nuclear Power (2,9), SK E&S (2,7), GS EPS (2,5), CGN Yulchon Generation (2,4), SGC Energy (2,2), SPCC (2,1), GS E&R (2,1), GS Power (2,0), Dongducheon Green Power (1,9), Narae Energy Service (1,8), S-Power (1,6)

Stahlindustrie

120,1

POSCO (75,7), Hyundai Steel (28,6) Dongkuk Steel (1,8)

Petrochemie

57,7

LG Chem (8,2), Lotte Chemical (5,6), Hanwha Total (4,8), Yeochun NCC (3,6), Kumho Petrochemical (3,6), SK Global Chemical (3,1), Hanwha Solutions (2,4), POSCO Chemtech (2,3), Korea Petrochemical Industry (KPIC), SK Incheon Petrochem (1,6)

Zementindustrie

42,2

Ssangyong C&E (9,9), Sampyo Cement (6,0), Sungshin Cement (4,8), Halla Cement (4,7), Hanil Cement (4,1), Hanil Hyundai Cement (3,3), Asia Cement (2,4)

Halbleiterproduktion (14,9), Displays (10,8) und sonstige Elektrotechnik / Elektronik (3,9)

32,6

Samsung Electronics (12,5), LG Display (4,7), SK Hynix (4,7), Samsung Display (4,6)

Raffinerien

32,1

S-Oil (9,6), GS Caltex (7,8), Hyundai Oilbank (6,9), SK Energy (6,9)

Quelle: Greenhouse Gas Inventory & Research Center of Korea

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