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Special | Südkorea | Wasserstoff

Versorgung mit Wasserstoff gewinnt in Südkorea an Fahrt

Nicht nur im Inland gibt es immer neue Projekte zur Produktion von grauem, blauem und langfristig grünem Wasserstoff. Nun sind auch Importvorhaben geplant.

Von Frank Robaschik | Seoul

Besonders viele Ankündigungen südkoreanischer Firmen gab es beim Bau von Anlagen zur Produktion von Wasserstoff. Rechnet man die Vorhaben zusammen, so ergibt sich bis zum Jahr 2030 ein Volumen von mehr als 9 Milliarden US-Dollar (US$). Allein SK E&S will bis 2025 knapp 5 Milliarden US$ in die Fertigung von 250.000 Tonnen blauem Wasserstoff pro Jahr in Boryeong und in eine Anlage für jährlich 30.000 Tonnen flüssigen Wasserstoff in Incheon stecken. Lotte Chemical plant bis 2030 Kapazitäten für mehr als 1 Million Tonnen Wasserstoff per annum, POSCO von 500.000 Tonnen jährlich. Bei flüssigem Wasserstoff will Lotte Chemical mit dem französischen Spezialisten für Industriegas Air Liquide zusammenarbeiten.

Den Aufbau von Wasserstoffanlagen treibt zudem etwa die Korea Gas Corporation (KOGAS) voran, die 25 Produktionsstätten für Wasserstoff bis 2030 plant, zum Teil zusammen mit GS Caltex. Daneben sind Hyosung Heavy Industries (zusammen mit Linde für flüssigen Wasserstoff), Hyundai Steel, Doosan Heavy Industries & Construction sowie Hanwha Solutions in Projekte involviert. Ein noch zu gründendes Joint Venture von Lotte Chemical und SK Gas will künftig Flüssigwasserstoff bereitstellen.

Hyundai Oilbank beabsichtigt, in Zukunft Flüssiggas aus Saudi-Arabien zu importieren und in Südkorea in blauen Wasserstoff umzuwandeln. SK Inc. plant ein Joint Venture mit Monolith aus den USA, bei dem Methan in Wasserstoff und Kohlenstoff zerlegt wird. Der US-Spezialist für Industriegase Air Products will gemäß einer Absichtserklärung mit Hyundai Glovis vom Oktober 2021, die Errichtung eines Werks zur Produktion von flüssigem Wasserstoff in Südkorea prüfen.

Ausgewählte angekündigte Produktionsanlagen für Wasserstoff (Kapazität in Tonnen pro Jahr)

Akteur/Projekt

Bis 2025

2030

2040

2050

SK E&S

280.000

k.A.

k.A.

k.A.

Lotte Chemical

600.000

1,04 Millionen

k.A.

k.A.

POSCO

70.000

500.000

2 Millionen

5 Millionen

Hyundai Steel

40.000

k.A.

k.A.

k.A.

Linde Hydrogen Energy1

13.000 bis 39.000 (flüssig)

k.A.

k.A.

k.A.

KOGAS

15.000 (10.000 flüssig mit GS Caltex)

Lieferung von 830.0002

Lieferung von 1,21 Millionen2

k.A.

1) Joint Venture von Linde (Anteil von 51 Prozent) und Hyosung Heavy Industries (49 Prozent); 2) einschließlich Import aus dem AuslandQuelle: Unternehmensangaben

KOGAS kündigte an, mit Siemens Energy unter anderem bei einem Demonstrationsprojekt zur Produktion und Versorgung mit grünem Wasserstoff zusammenarbeiten.  

In Ulsan arbeitet eine Reihe von Firmen an einer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff unter Nutzung von Strom aus der Offshore-Windkraft. Geplant ist eine Kapazität von 100 Megawatt bis 2025 und 1,2 Gigawatt bis 2030. Allerdings verzögern sich Windenergieprojekte in Südkorea häufig. An dem Vorhaben beteiligt sind unter anderem:

  • Hyundai Heavy Industries (Entwicklung von Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff),
  • Korea National Oil Corporation und SK Gas (Entwicklung von schwimmenden Offshore-Windparks),
  • Korea East-West Power (Produktion von Strom aus grünem Wasserstoff),
  • Ulsan National Institute of Science and Technology.

In Jeju läuft bis Ende 2022 ein Entwicklungs- und Demonstrationsvorhaben zur Produktion von bis zu 600 Kilogramm grünem Wasserstoff pro Tag unter der Beteiligung von KOGAS, GPhilos und Doosan Heavy Industries & Construction. Im Gebiet um Saemangeum soll von 2023 bis 2027 für rund 320 Millionen US$ ein Cluster mit Kapazitäten für grünen Wasserstoff von 100 Megawatt entstehen. Für den gleichen Zeitraum sind daneben etwa 200 Millionen US$ für ein Cluster in Incheon zur Produktion von Wasserstoff vorgesehen.

Viele neue Vorhaben zum Import von Wasserstoff

Selbst wenn Südkorea wie geplant mit dem Ausbau in der Wasserstoffwirtschaft voranschreitet, dürften die vielen Vorhaben zur Produktion von Wasserstoff mittelfristig dennoch nicht den Bedarf decken. Daher gibt es ähnlich wie in Deutschland erste Projekte zum Import von Wasserstoff.

Im Rahmen des "Sarawak H2biscus"-Projekts in Malaysia wollen Samsung Engineering, POSCO und Lotte Chemical gemeinsam mit dem Bundesstaat Sarawak in Malaysia blaues und grünes Ammoniak, grünes Methanol sowie grünen Wasserstoff produzieren. Diese Erzeugnisse sollen Lotte Chemical in der Petrochemie, POSCO in der Stahlproduktion und Samcheok Blue Power in der Stromerzeugung nutzen. Nach Angaben der malaysischen Presse dürften Kapazitäten für jährlich 7.000 Tonnen grünen Wasserstoff, 600.000 Tonnen blaues Ammoniak, 630.000 Tonnen grünes Ammoniak und 460.000 Tonnen grünes Methanol entstehen.

GS Energy will mit ADNOC in den Vereinigten Arabischen Emiraten Wasserstoff produzieren. Die Massenproduktion von blauem Ammoniak soll 2025 beginnen. Als Nutzer sind GS (Stromerzeugung), GS, Hyosung und E1 (Mobilität) sowie POSCO und LG Chem (industrielle Anwendungen) vorgesehen.

KOGAS beabsichtigt, 2030 rund 830.000 Tonnen Wasserstoff für Südkorea bereitzustellen. Ab 2025 will die Firma grünen Wasserstoff unter anderem aus Australien, Russland und Südostasien importieren. Gemeinsam mit Siemens Energy soll das Staatsunternehmen Strategien zur Produktion und zum Transport von Wasserstoff aus dem Ausland entwickeln. Im Jahr 2040 will das Unternehmen 1,2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff liefern.

Blaues und grünes Ammoniak sowie blauer Wasserstoff im Vordergrund

Hyundai Oilbank plant, ab 2024 blaues Ammoniak von Saudi Aramco aus Saudi-Arabien zu importieren. S-Oil rechnet nach Meldungen der südkoreanischen Presse mit dem Import von blauem Wasserstoff von seiner Muttergesellschaft Saudi Aramco aus Saudi-Arabien. Der Transport soll in Form von blauem Ammoniak erfolgen. Neben der Eigennutzung durch den Raffineriebetreiber steht demnach die Nutzung durch Partner zur Stromerzeugung zur Diskussion.

Lotte Fine Chemical, Lotte Chemical, POSCO und weitere Firmen wollen gemäß Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy ab etwa 2025 oder 2026 in größerem Umfang blaues und grünes Ammoniak aus Oman, Australien und Malaysia einführen.

Samsung C&T unterzeichnete im August 2021 eine Absichtserklärung mit Namhae Chemical und dem staatlichen Stromerzeuger Korea Southern Power zum Import von Wasserstoff.

Hyundai Glovis, das größte Logistikunternehmen der Hyundai Motor Group, unterzeichnete im September 2021 einen zehnjährigen Transportvertrag mit dem internationalen Rohstoffhändler Trafigura zum Transport von Ammoniak und Flüssiggas ab 2024. Damit steigt die Firma in ein neues Geschäftsfeld ein. Für die Beschaffung von zwei entsprechend großen Tankern will Hyundai Glovis etwa 170 Millionen US$ investieren.

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