Südkorea importiert 2021 erneut mehr deutsche Produkte als Japan

Deutschlands Exporte nach Südkorea stiegen 2021 nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 18,7 Milliarden Euro. Das ist zwar ein geringeres Wachstum als die Zunahme der gesamten deutschen Ausfuhren weltweit, die um 14 Prozent zulegten. Diese Betrachtung vernachlässigt aber die gute Entwicklung im ersten Jahr der Coronapandemie 2020. Nimmt man das Vorpandemiejahr 2019 als Basis, dann wuchsen deutsche Ausfuhren nach Südkorea 2021 um 8,5 Prozent, während deutsche Exporte insgesamt nur um 3,6 Prozent zunahmen.

Damit konnte sich Südkorea 2021 erneut als zweitgrößter Käufer deutscher Waren in Asien positionieren, direkt hinter China und noch vor dem wirtschaftlich deutlich größeren Japan. Zuvor war dies bereits in den Jahren 2015 und 2020 der Fall. Unter den 30 größten Abnehmerländern Deutschlands wuchsen die Ausfuhren in der Pandemie (2021 im Vergleich zu 2019) nur in sieben Ländern schneller. Dazu gehörten Taiwan, Polen, Italien, die Niederlande, Belgien, die Türkei und Rumänien.

Neue Rekorde beim bilateralen Handel

Die Lieferungen nach Südkorea übertrafen 2021 außerdem den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2015. Auch die deutschen Importe aus dem Land lagen über dem bisherigen Spitzenwert von 2019. Des Weiteren erreichte das Handelsvolumen mit rund 31,4 Milliarden Euro erstmals einen Wert oberhalb von 30 Milliarden Euro.

Halbleiter und Impfstoffe treiben deutsches Exportwachstum

Zu dem erfreulichen Gesamtergebnis bei den deutschen Ausfuhren nach Südkorea trugen 2021 vor allem Halbleiter und Pharmazeutika bei. In diesen beiden Produktkategorien gab es jeweils ein Plus von etwa 300 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Allein auf Impfstoffe entfiel innerhalb der Pharmazeutika eine Zunahme von rund 200 Millionen Euro. Auch bei anderen chemischen Erzeugnissen und Luftfahrzeugen erzielte Deutschland deutlich höhere Exportwerte als 2020.

Einige Sparten verhinderten jedoch, dass deutsche Ausfuhren nach Südkorea 2021 noch höher ausfielen. Dazu gehörten geringere Lieferungen bei Pkw mit einem Rückgang von fast 370 Millionen Euro. Dennoch fielen die Ausfuhren von Pkw immer noch höher aus als im Jahr 2019. Daneben wurde mit einem Minus von etwa 185 Millionen Euro weniger Schweinefleisch geliefert. Grund hierfür ist der seit September 2020 verhängte Einfuhrstopp für Schweinefleisch aus Deutschland. Außerhalb dieses Segments legten deutsche Ausfuhren von Nahrungsmitteln nach Südkorea zu.

Südkorea kauft mehr Autos, Maschinen und Halbleiter als Japan

Im Vergleich zu Japan gab Südkorea 2021 etwa 1,8 Milliarden Euro mehr für deutsche Kraftfahrzeuge aus. Ebenso waren Maschinen, Halbleiter, aber auch Eisen und Stahl sowie Nahrungs- und Genussmittel "made in Germany" stärker in Südkorea gefragt als in Japan. In der Elektrotechnik haben beide Absatzmärkte für deutsche Exporteure eine vergleichbare Bedeutung. Einen deutlich größeren Markt bot Japan 2021 jedoch für Pharmazeutika, andere Chemikalien und Medizintechnik aus Deutschland.

Hohe Pro-Kopf-Käufe deutscher Waren im asiatischen Vergleich

Im Vergleich zu anderen Staaten in Asien-Pazifik kaufen Südkoreaner pro Kopf viele deutsche Waren. Mit etwa 360 Euro pro Einwohner im Jahr 2021 liegt Südkorea mit Taiwan und Australien an der Spitze. In der Region werden die Werte nur von den großen Reexporteuren Singapur und der Sonderverwaltungsregion Hongkong übertroffen. Damit kauft Südkorea pro Kopf etwa so viel wie die USA, die innerhalb von Amerika den höchsten Wert erzielen. Starke Ballungsräume von Konsumenten, wie etwa der Großraum Seoul, vereinfachen für deutsche Firmen die Erschließung des Absatzmarktes und machen ihn besonders attraktiv.

Deutsche Firmen zufrieden mit Geschäftsentwicklung

Dass der Markt trotz teils nicht einfacher Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen interessant ist, zeigt die jüngste Geschäftsklimaumfrage der Auslandshandelskammer (AHK) Korea. Demnach sind drei Viertel der befragten deutschen Firmen mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Des Weiteren gab mit mehr als 80 Prozent der Großteil der Unternehmen an, in Südkorea profitabel zu sein. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten bekräftigt, dass Südkoreas Bedeutung in der globalen Strategie der Firmen zunimmt.

Gute Aussichten für 2022

Der Ausblick für deutsche Lieferungen nach Südkorea bleibt im Jahr 2022 positiv. Bei Autos besteht noch Potenzial für mehr importierte Fahrzeuge, dabei sind insbesondere ausländische Pkw der Oberklasse gefragt. Ebenso profitieren Maschinenbauer und Anbieter von Mess- und Regeltechnik von der Größe und Breite des verarbeitenden Gewerbes im Land. Südkoreanische Ausrüstungsinvestitionen bleiben 2022 hoch, getrieben vor allem vom Halbleitersektor. Investitionen in Wachstumsbranchen wie Halbleiter, Batterien für Elektroautos und Pharmazeutika bedürfen zusätzlicher Importe von Investitionsgütern. Hohe Aufwendungen für Forschung und vor allem für Entwicklung halten außerdem den Bedarf an Analysen-, Bio- und Labortechnik hoch.

Das bislang niedrige Ausgangsniveau und die zunehmende Verwestlichung der Ernährungsgewohnheiten bieten Anbietern von Nahrungsmitteln weiterhin gute Chancen. Im Energiesektor treibt Südkorea langfristige Pläne voran, die den Ausbau von erneuerbaren Energien vorsehen. Bemühungen um mehr Klimaschutz dürften zu weiterem Investitionsbedarf in vielen Branchen führen. Weitere Informationen zur Wirtschaftslage in einzelnen Branchen Südkoreas finden Sie im Beitrag "Viel Schwung in Südkoreas verarbeitendem Gewerbe".