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Branchen | Taiwan | Elektromobilität

Gute Voraussetzungen für die Elektrofahrzeugindustrie

Lokale Firmen fokussieren sich verstärkt auf die Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Die Insel bietet tatsächlich gute Rahmenbedingungen für den Sektor.

Von Alexander Hirschle | Taipei

In Taiwan nimmt das Thema Elektrofahrzeuge (Electric Vehicles, EV) 2021 deutlich an Fahrt auf. Der Elektronikhersteller Hon Hai Precision Industry Co Ltd (Foxconn) und andere Branchenfirmen planen Aktivitäten im großen Stil. Die Insel soll zu einem neuen Zentrum des Sektors avancieren – so die Pläne. Nach Einschätzung von offizieller Seite verfügt der Standort über verschiedene Wettbewerbsvorteile, welche die künftige Entwicklung der Branche begünstigen werden.

Industrievertreter sehen als wichtigste Pluspunkte die starke Produktionsbasis Taiwans in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Elektronikkomponenten mit dem Schwerpunkt Halbleitern. Daher könne – so die Stimmen – der Aufbau einer EV-Industrie erfolgreicher verlaufen als die zuvor größtenteils gescheiterten Versuche im Bereich herkömmlicher Fahrzeuge. Taiwan konnte nie ähnlich starke Kfz-Hersteller aufbauen wie beispielsweise Südkorea oder Japan.

One-Stop-Shop für Elektrofahrzeuge

Die Außenhandelsorganisation Taiwan External Trade Development Council (Taitra) verweist in der lokalen Presse auf die Förderung der Branche durch die Regierung und eine fast vollständige Lieferkette in diesem Bereich. Experten sprechen von einem One-Stop-Shop für E-Fahrzeuge. Bereits heute beliefern lokale Firmen den US-Vorreiter Tesla im großen Stil. Manche Schätzungen gehen von einem Anteil der Made-in-Taiwan-Komponenten in einer Größenordnung von 70 Prozent aus. In diesem Zusammenhang wird ebenso die neue EV-Plattform "MIH Consortium and Open EV Alliance“ erwähnt. Sie wird von Foxconn angeboten und soll den Partnern helfen, ihre Entwicklungen schnell und kostengünstig umzusetzen.

Beobachter sehen für Taiwan auch geopolitische Vorteile, da europäische und US-Hersteller angesichts des Handelskonflikts ihre Abhängigkeit von chinesischen Komponenten verringern dürften. Die Industrien in Südostasien haben nicht dasselbe hohe Technologieniveau im Bereich IKT wie etwa Taiwan. Japan und Südkorea hingegen sind zwar auf Augenhöhe, haben aber gleichzeitig selbst Kfz-Hersteller in ihren Reihen, was aus Sicht der westlichen Konkurrenz zu einem Interessenskonflikt führen könnte.

Darüber hinaus sind auf der Insel wettbewerbsfähige Hersteller von Elektroscootern wie zum Beispiel Gogoro beheimatet. Die Insel verfügt auch über eine breit aufgestellte Elektronik- und Halbleiterindustrie sowie umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Zu guter Letzt bietet Taiwan weitere Standortvorteile wie relativ moderate Lohn- und Betriebskosten, gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine hervorragende Infrastruktur sowie einen hohen Grad an Rechtssicherheit und Patentschutz.

Regierung fördert E-Fahrzeuge

Das Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) versprach im Herbst 2021 im Rahmen eines internationalen Forums, weitere Ressourcen zur Entwicklung der Infrastruktur im Bereich elektrischer Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Pressemeldungen zufolge sind dabei unter anderem eine Erhöhung der Zahl von Ladestationen, Subventionen und Steuererleichterungen vorgesehen.

Anfang November 2021 genehmigte das Kabinett einen Änderungsentwurf des License Tax Act, der die Verlängerung der Steuererleichterungen für Elektroautos von Ende 2021 bis Ende 2025 vorsieht. Regierungsangaben zufolge soll auf diese Weise die Nutzung von emissionsarmen Fahrzeugen und der Aufbau einer EV-Industrie auf der Insel weiter vorangetrieben werden.

Das renommierte Institut Itri (Industrial Technology Research Institute) plant den Aufbau eines Ökosystems für halbleiterbasierte Kfz-Elektronik in Südtaiwan und lancierte im September 2021 ein Projekt für Fahrzeugchips in Tainan, wo künftig ein Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie ein Testcenter entstehen soll. Die Initiative soll künftig lokale und internationale Investoren aus dem Sektor anziehen und die Entwicklung der Branche im Süden der Insel fördern.

Neuer Verband gegründet

Im Juli 2021 wurden Pläne veröffentlicht, den neuen Branchenverband TADA zu etablieren. Als Mitglieder sind dabei zahlreiche Firmen aus dem IKT-Segment im Gespräch wie AU Optronics (AUO), Pegatron oder Powerchip Technology. Ebenso sollen sich bereits bestehende Verbände aus den Bereichen Telematik, Internet der Dinge und PCs an der neu geschaffenen Organisation beteiligen. TADA hat sich zum Ziel gesetzt, lokalen IKT-Firmen über eine Sektor übergreifende Zusammenarbeit den Zugang zur internationalen EV-Lieferkette zu erleichtern.

Kritiker weisen jedoch auch auf Hindernisse hin. An erster Stelle wird dabei das limitierte Arbeitskräftepotenzial auf der Insel genannt. Taiwan weist die zweitniedrigsten Geburtenraten rund um den Globus auf und verfügt mit nur 23 Millionen Einwohnern über ein ohnehin nur begrenztes Reservoir an Beschäftigten. Darüber hinaus hat der boomende Halbleitersektor in den vergangenen Jahren zahlreiche hochqualifizierte Beschäftigte aus anderen Branchen abgezogen und die Löhne nach oben getrieben.

Branchenmesse findet erstmals statt

Vom 20. bis 22. Oktober 2021 fand im Taipei Nangang Exhibition Center die erste Ausgabe der Messe 2035 E-Mobility Taiwan statt. Nach Angaben des Organisators Taitra soll die im Hybridformat durchgeführte Veranstaltung dazu beitragen, die Entwicklung des Sektors und ein Ökosystem für Elektrofahrzeuge sowie selbstfahrende Autos auf der Insel aufzubauen.

Zur physischen Ausgabe der Messe fanden sich fast 50 Aussteller aus vier Ländern sowie rund 4.800 Besucher ein. Virtuell beteiligten sich 71 Aussteller aus 12 Ländern. Mehr als 8.000 Besucher schalteten sich online zu. Die Produktpalette der Aussteller umfasste unter anderem Batterien, elektrische Steuergeräte, Maschinen zur Herstellung von E-Fahrzeugen, Software sowie Sharingplattformen und -lösungen. Die nächste Ausgabe soll im Oktober 2022 stattfinden. Ein genaues Datum wurde noch nicht definiert.

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