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Branchen | Tansania | Bau

Bausektor erfreut sich guter Auftragslage

Für den Weiterbau der Bahnlinie ins Hinterland erhielten die Chinesen den Zuschlag. Die halbautonome Inselgruppe Sansibar erlebt einen Bauboom.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Akteure des tansanischen Bausektors gehen insgesamt optimistisch in das Jahr 2023. Denn bereits im Vorjahr verzeichnete der Hochbau eine deutliche Zunahme und weiterlaufende staatliche Infrastrukturprojekte sorgen für eine gute Auftragslage. Die Konjunkturerwartungen für 2023 sind moderat positiv (mehr hierzu im GTAI-Wirtschaftsausblick). Markttreiber ist das hohe Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen. Daraus ergibt sich ein hoher Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur sowie Gebäuden.

Internationale Geber erhöhen deutsche Beteiligung

Staatliche Infrastrukturprojekte bilden einen beträchtlichen Teil der Bauaufträge, insbesondere in den Bereichen Transport, Wasserversorgung/Abwasserentsorgung und Stromversorgung. Der Bau des Julius-Nyerere-Staudamms sowie die Bahntrasse von Daressalam ins Hinterland sind derzeit die größten Projekte. Ende 2022 vereinbarte die tansanische Regierung den Weiterbau der Bahntrasse von Tabora nach Kigoma für 2,2 Milliarden US-Dollar (US$) mit zwei chinesischen Kontraktoren.

Vielfach übernehmen internationale Geberorganisationen die Finanzierung. Insbesondere bei einer Beteiligung von Gebern wie Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), EU und KfW sind die Beteiligungschancen für deutsche Unternehmen gut. Finanziert hingegen der chinesische Staat, und das geschieht bei einem beträchtlichen Teil der Projekte, sinken Beteiligungschancen auf ein Minimum. Bei Regierungsprojekten ohne Geberbeteiligung sind Kontraktoren der mitunter schlechten Zahlungsmoral der tansanischen Behörden ausgeliefert und müssen teils lange auf ihr Geld warten.

Ausgewählte Großprojekte in Tansania

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$)

Projektstand 

Projektträger

Liquefied-Natural-Gas Projekt

30.000

in Planung

ShellEquinor, ExxonMobil, Pavilion, Ophir

Tanzania Standard Gauge Railway (SGR)

10.040

1. Abschnitt von Daressalam nach Morogoro fast fertiggestellt; 2. Bauabschnitt nach Dodoma im Bau; weitere Bauabschnitte nach Mwanza und Kigoma wurden 2022 an chinesische Baufirmen vergeben

Tanzania Railways Corporation (TRC)

Julius Nyerere Wasserkraftwerk (2.115 Megawatt (MW))

3.600

im Bau

Tanesco

East African Crude Oil Pipeline (EACOP)

3.500

in Planung (Investitionsentscheidung ist Anfang 2022 gefallen)

Total Energies, China National Offshore Oil Corporation (CNOOC), East African Crude Oil Pipeline (EACOP)

Rusumo Hydropower Plant (80 MW)       

468

im Bau seit 2012; geplante Fertigstellung 2023

Gemeinschaftsprojekt von Ruanda, Burundi und Tansania im Rahmen der Nile Basin Initiative (Nelsap-cu)

Msalato International Airport Dodoma

384

Baubeginn: Oktober 2022; Beteiligung der AfDB

Tanzania National Roads Agency (Tanroads), Tanzania Airports Authority (TAA)

Second Tanzania Water Sector Support Project

230

Gelder wurden 2017 von der Weltbank bewilligt; Umsetzung bis Ende 2024

Ministry of Water

Dodoma Resilient & Sustainable Water Development & Sanitation Program

125,2

in Planung; Bau des Farkwa-Dammes sowie die Verlegung einer Pipeline; Finanzierung: AfDB

Dodoma Urban Water Supply & Sanitation Authority (DUWASA)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023; Pressemeldungen 2023

Bau von Vorstädten prägt den Hochbau

Auch im Gebäudebau herrscht viel Dynamik. Zwar lässt im Zentrum von Daressalam, wo in den letzten Jahren viel in hochwertige Büro- und Wohnhäuser investiert wurde, die Bautätigkeit vorübergehend etwas nach. Gleichzeitig aber berichten Branchenkenner von größeren Vorstadt-Wohnsiedlungen - nicht nur in Daressalam - sondern auch in den Städten Arusha, Morogoro, Mwanza, Dodoma und Mbeya.

Einen regelrechten Bauboom erlebt derzeit die halbautonome Inselgruppe Sansibar. Diverse ausländische Investoren bauen auf der Hauptinsel Unguja erstmals eine Reihe von größeren Hotels mit mehr als 200 Zimmern für ausländische Reiseveranstalter. Darüber hinaus entstehen aufgrund der starken Zersiedelung sogenannte "Support Cities" für die Hauptstadt Stone Town. Das größte derartige Projekt "Fumba Town" wird von einem Bauunternehmer unter deutscher Leitung durchgeführt. Fumba Town soll etwa 4.000 Wohneinheiten für verschiedene Bevölkerungsschichten erhalten.

Aktivitäten im Bergbau nehmen wieder zu

Aufträge für Baufirmen kommen auch aus dem Bergbau, der in Tansania eine wichtige Rolle spielt. Die zuletzt deutlich gestiegenen Rohstoffpreise dürften zu vermehrten Aktivitäten der Minengesellschaften führen. Mitunter beauftragen die Bergbaugesellschaften für den Bau der Minen sowie den Transport von Mineralien und Abraum Kontraktoren. In Tansania werden unter anderem Gold, Nickel und Kohle abgebaut, bei Grafit gilt das Potenzial als hoch. Detaillierte Informationen enthält der GTAI-Bericht zum Bergbau.

Die Chancen für deutsche Unternehmen bei Bauprojekten in Tansania sind vielfältig. Ingenieurdienstleister partizipieren regelmäßig an staatlichen Infrastrukturprojekten unter anderem bei der Erstellung von Studien sowie der Bauaufsicht. Hinzu kommen Zuliefermöglichkeiten für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe, Bauchemikalien, Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik.

Handelsvertreter verfügen über hohen Professionalisierungsgrad

Unternehmen, die aus dem Ausland den tansanischen Bausektor beliefern, agieren überwiegend über lokale Handelsvertreter, oft mit hohem Professionalisierungsgrad. Mit Achelis ist ein deutscher Vertriebspartner unter anderem für Baumaschinen in Daressalam präsent. Wichtig ist eine lokale Präsenz vor Ort für Ingenieurberater, die an Infrastrukturausschreibungen partizipieren. Hier spielt der enge Kontakt zu den auftraggebenden Behörden und internationalen Geberorganisationen eine zentrale Rolle.

Führende Vertriebspartner für Zulieferer des Bausektors in Tansania

Händler

Marken

Kurzbeschreibung des Händlers

Rockplant 

Hitachi, GHH, Terex, Bobcat

seit 2006 Niederlassung in Daressalam; auch präsent in Kenia und Uganda

Meta Plant & Equipment Tanzania

JCB

vormals MTT; Hauptniederlassung in Daressalam, Zweigstelle in Mwanza; Mutterkonzern ist Muscat Overseas in Oman

Achelis

Bomag, Case

Bremer Handelshaus; seit den 1970er Jahren in Daressalam; Büros gibt es auch in Morogoro und Mbeya

Panafrican Equipment

Komatsu, Wirtgen

Präsenz in Daressalam und im anglofonen West-/Ostafrika; Hauptsitz ist Dubai

Mantrac

Caterpillar

Filialen in Daressalam, Moshi, Mwanza, Mbeya und Mtwara; aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas; Hauptsitz nahe London

NECST Motors

Volvo, Shandong Lingong Construction Machinery Company (SDLG)

Büro in Daressalam; seit 2017 Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda

Kanu Equipment

Bell, Liebherr

Niederlassung in Daressalam, auch in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas aktiv; Hauptsitz in Johannesburg

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2023

Nachfrage nach Baustoffen wächst rasant

Auch die lokale Produktion von Baustoffen und Baukonstruktionen wie Dächern bietet Geschäftsmöglichkeiten. Denn für diese Produkte besteht in Tansania wachsender Bedarf. Zement, Stahl, Glas, Dachkonstruktionen, bestimmte Kunststoffteile sowie Farben und Lacke werden bereits lokal gefertigt, viele Produkte müssen indes noch importiert werden. Zwei deutsche Akteure sind bereits im Markt als Investoren präsent: HeidelbergCement ist Mehrheitseigner am Zementhersteller Tanzania Portland Cement und Knauf produziert seit 2015 Gipsplatten für Gebäude und baut den Rohstoff ab.

Bei allen Chancen: Für Firmen, die in Tansania produzieren, bestehen diverse Risiken, über die man sich im Klaren sein sollte. Eine Herausforderung stellt der von der Regierung im Jahr 2022 geänderte "Mining Act" dar, welcher eine staatliche Beteiligung an Minen vorsieht. Der Mining Act gilt scheinbar auch für Abbaustätten für Baustoffe wie Steinbrüche oder Gipsgruben. Deren Gewinnmargen sind, im Vergleich zu einer Goldmine, deutlich niedriger. Weil die Höhe der an den Staat abzugebenden Anteile noch unklar ist, ist die Planbarkeit derartiger Investitionen eingeschränkt.

Chinesische Baufirmen dominieren

Deutsche Baudurchführer sind in Tansania derzeit nicht aktiv. Lokale Bauunternehmen wie Estim oder Advent beherrschen den Hochbau. Für größere und technisch komplizierte Infrastrukturmaßnahmen kommen immer wieder ausländische Kontraktoren nach Tansania - häufig aus dem Land, aus dem auch die Finanzierung kommt. Somit dominieren seit einigen Jahren chinesische Unternehmen den lokalen Tiefbau.

Größere in Tansania aktive Bauunternehmen (Auswahl)

Bauunternehmen

Spezialisierung

Estim (Tansania)

Hochbau

Advent (Tansania)

Hochbau

Mac Construction (Tansania)

Hochbau

Bam International (Niederlande)

Tiefbau

Yapi Merkezi (Türkei)

Tiefbau

China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC, China)

Tiefbau

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2023

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Außenbüro in Tansania

Ministry of Public Works, Transport and Communications

Ministerium, u.a. zuständig für den Straßenbau

Contractors Registration Board (CRB)

Regulierer der Bauindustrie; untersteht dem Ministry of Public Works

Tanroads

ausschreibende Stelle für Straßenbauprojekte; untersteht dem Ministry of Public Works

BUILDEXPO

führende Baumesse; nächste Veranstaltung findet vom 23. bis 25. Februar 2023 in Daressalam statt

Tanzania Roads Association (Tara)

Verband der Bauindustrie

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