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Tschechien: Waldschäden sorgen für Rekordholzernte

Als einer der größten Rohholz-Exporteure will Tschechien die heimische Wertschöpfung steigern. Bevorzugter Technikausrüster ist Deutschland. (Stand: 17. Dezember 2021)

Von Fabian Möpert | Berlin

Die Tschechische Republik verfügt über etwa 2,6 Millionen Hektar Wald. Das entspricht gut einem Drittel der Landesfläche. Laut Eurostat stand  das Land 2019 für etwa 6,4 Prozent der Rundholzproduktion in der Europäischen Union (EU).

Im Jahr 2020 wurden in Tschechiens Wäldern insgesamt 35,8 Millionen Kubikmeter (Festmeter) Holz geerntet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im langjährigen Mittel. Bei einem Großteil des Holzeinschlages handelt es sich um Nadelholz (96,5 Prozent). Nach Holzarten ist Fichte mit 90,3 Prozent am häufigsten vertreten.

Forstwirtschaft in Tschechien auf einen Blick

Indikator

2018

2019

2020

Produktion von Nadelrundholz (in 1.000 Kubikmetern; ohne Rinde), davon

23.213

29.113

34.487

   Nadelholzstämme (Säge- und Furnierholz) 1)

13.993

18.514

20.286

   Zellstoff und anderes Industrieholz2)

6.020

6.103

8.036

   Brennholz

3.200

4.496

6.165

Produktion von Laubrundholz (in 1.000 Kubikmetern; ohne Rinde)

1.476

1.273

1.267

Beschäftigung in der Forstwirtschaft

33.000

26.400

30.900

Produktion der Forstwirtschaft (in Millionen Euro) 3), 4)

2.748

2.721

k.A.

Bruttowertschöpfung der Forstwirtschaft (in Millionen Euro) 4)

1.109

933

k.A.

Bruttoanlageinvestitionen der Forstwirtschaft (in Millionen Euro) 4)

193,8

191,2

k.A.

1) inkl. Pfahlholz, Grubenholz und Grubenstützen; 2) inkl. Holzstoff/Holzschliff; 3) inkl. verbundene sekundäre Tätigkeiten; 4) Umrechnung nach jeweiligem JahresdurchschnittskursQuelle: Tschechisches Statistikamt 2021; Eurostat 2021, Europäische Zentralbank 2021

Hinter den Rekordmengen stehen massive Waldschäden durch Dürre, Windbruch und Borkenkäferplage. Schadholz machte 2019 und 2020 jeweils 95 Prozent der Holzernte aus. Das hohe Schadholzaufkommen zwingt Waldeigentümer zu höheren Ausgaben für leistungsfähige Forstmaschinen. Es gilt, die Borkenkäferschäden zu bewältigen und betroffene Flächen aufzuforsten.

Staatsforste sind größter Waldbesitzer

Der größte Waldeigentümer und Holzlieferant sind die Staatsforste Lesy ČR (LČR) mit einem Anteil von 44,4 Prozent an der gesamten Waldfläche. LČR bewirtschaften den überwiegenden Teil ihrer Wälder allerdings nicht selbst, sondern vergeben für Forstarbeiten, Holzvermarktung und Aufforstung Aufträge mittels einer elektronischen Ausschreibungsplattform. Ausgeschrieben wird jährlich für jeweils etwa ein Fünftel der Gesamtflächen. Die Verträge laufen 5 Jahre.

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Parallel setzen die LČR seit 2019 auch verstärkt auf eigenes Personal und eigene Technik. Laut LČR-Generaldirektor Josef Vojáček wurde die so verwaltete Fläche seit 2019 verdoppelt und dafür moderne Maschinen angeschafft. Zum Teil verkaufen die LČR Holz auch selbst. Dies erfolgt über das Auktionssystem der Böhmisch-Mährischen Warenbörse Kladno (Českomoravská komoditní burza Kladno; ČMKB).

Großunternehmen setzen auf moderne Technik

Von öffentlichen Aufträgen der LČR profitierte 2020 besonders das Unternehmen Uniles (Agrofert-Gruppe). Aus dem Tender für 2021-2025 (Gesamtwert: etwa 4,5 Milliarden Tschechische Kronen; Kč) erhielt Uniles den Zuschlag für 12 von 29 Losen. Uniles zählt zu den führenden Akteuren in Tschechiens Forstproduktion. Im Jahr 2020 hat es 1,4 Millionen Kubikmeter Holz geerntet und auf den Markt gebracht.

Die größten Unternehmen der Holzgewinnung in Tschechien (Umsatz in Millionen Euro)

Firma (NACE 02)

2020

Veränderung 2020/2019 1)

Lesy České republiky, s.p.

488,1

63,9

Kloboucká Lesní s.r.o.

85,2

-15,7

Uniles a.s.

82,6

-5,9

PETRA s.r.o.

84,2 2)

k.A.

Jihozápadní dřevařská a.s.

55,2

25,7

1) Veränderung in Prozent, basierenden auf Werten in US-Dollar; 2) Angaben für 2019Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Die private Forstwirtschaft konsolidiert sich zunehmend auf wenige größere, auch international tätige Unternehmen. Sie haben das Kapital, um in leistungsfähige Technik wie Holzvollernter (Harvester) und Rückezüge (Forwarder) zu investieren. Daneben gibt es zahlreiche kleine Unternehmen von lokaler Bedeutung, die mit traditionellen Technologien Dienstleistungen für kleinere Waldbesitzer erbringen. Laut Waldzustandsbericht 2020 des Landwirtschaftsministeriums machen Harvester etwa 48 Prozent der in tschechischen Wäldern eingesetzten Technik aus.

Sägewerke rüsten auf

Tschechiens Sägewerke verarbeiten 2021 schätzungsweise ein Volumen von 9,7 Millionen Kubikmeter Rohholz. Das geht aus einer Analyse der Vereinigung der holzverarbeitenden Unternehmen in der Tschechischen Republik (Společenstvo dřevozpracujících podniků v ČR; SDP) hervor. Der Marktanteil von Großbetrieben dürfte laut Schätzung 2021 bei etwa 65 Prozent liegen.

Die größten Unternehmen der Holzwirtschaft in Tschechien (Umsatz in Millionen Euro)

Firma (NACE 16)

2020

Veränderung 2020/2019 1)

Mayr-Melnhof Holz Paskov s.r.o.

184,1

-0,7

Stora Enso Wood Products Ždírec s.r.o.

182,5

3,2

Kronospan OSB, s r.o.

159,9

-9,4

Kronospan CR s.r.o.

153,5

-0,7

Pfeifer Holz s.r.o.

114,1

13,7

Stora Enso Wood Products Planá s.r.o.

81,3

1,1

Dřevozpracující družstvo (Lukavec)

74,6

0,6

BJS Czech s.r.o.

74,1

3,4

Wotan Forest a.s.

56,4

-11,7

1) Veränderung in Prozent, basierenden auf Werten in US-DollarQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Vor dem Hintergrund des bis Ende 2020 in Mitteleuropa herrschenden Überangebots an Nadelholz begannen vor allem große und mittlere Holzbetriebe in den zurückliegenden Jahren, ihre Verarbeitungskapazitäten auszuweiten. Dies gilt vor allem für die Produktion von Schnittholz. Auch der anhaltende Mangel an Fachkräften veranlasst Betriebe, stärker auf die Automatisierung von Produktionsabläufen zu setzen.

Mit Labe Wood in Štětí ging im Herbst 2020 ein hochmodernes Großsägewerk mit einer Jahreskapazität von 1 Million Kubikmeter in Betrieb. Beteiligt an dem 115 Millionen Euro teuren Projekt sind die Prager Investmentgesellschaft Eco-Invest, die österreichische Holzindustrie Maresch GmbH und der Papierriese Mondi. Zu den Hauptausrüstern zählen mit Linck und Rudnick & Enners deutsche Technologieanbieter.

Holzverarbeitende Industrie ausbaufähig

Im Verhältnis zum heimischen Holzeinschlag ist Tschechien seit Jahren einer der weltweit größten Exporteure von Rohholz, steht innerhalb der EU sogar an vorderster Stelle. Knapp 18,1 Millionen Kubikmeter und damit 50 Prozent der gesamten Holzernte wurden 2020 ohne Weiterverarbeitung exportiert. Nach Ausfuhrwert waren die Hauptabnehmer Österreich (38,3 Prozent) und Deutschland (17,5 Prozent). Ein Zehntel der Rohholzausfuhr ging an China (2019: 17 Prozent).

Ein zentraler Schwachpunkt der Holzindustrie bleiben die unzureichenden Kapazitäten, Schnittholz weiterzuverarbeiten. Trotz der Fortschritte in den letzten Jahren wird Holz in großem Umfang als Halbfabrikat ausgeführt. Etwa 80 Prozent der tschechischen Schnittholzproduktion wurden 2020 exportiert (2018: 85 Prozent).

Vor dem Hintergrund der 2021 rasant gestiegenen Holzpreise kritisieren Branchenverbände die hohen Holzausfuhren und fordern von der Politik bessere Rahmenbedingungen für mehr Wertschöpfungstiefe im eigenen Land. Das Programm der neuen Regierungskoalition sieht nun vor, eine Rohstoffpolitik für Holz zu entwickeln. Kleine und mittelständische Holz- und Forstunternehmen will die Koalition besser unterstützen und die lokale Verarbeitung von Holz fördern. Zudem könnte Holz als nachwachsender Baustoff bei der öffentlichen Beschaffung künftig eine stärkere Rolle spielen.

Deutschland wichtiger Techniklieferant

Ungeachtet der schwierigen Lage des Sektors wächst Tschechiens Bedarf an Ausrüstungen für die Forstwirtschaft sowie die holzbearbeitende Industrie stetig. Das spiegelt sich in den Importen, die in den letzten Jahren im Trend gestiegen sind.

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Deutsche Anbieter zählen dabei zu den bevorzugten Lieferanten. In relevanten Warengruppen wie Land- und Forstmaschinen (721.1) sowie Holzbearbeitungsmaschinen (728.12) bedient Deutschland mehr als 40 Prozent der tschechischen Einfuhr. Bei Span- und Faserplattenpressen (728.44) lag der deutsche Lieferanteil 2019 und 2020 sogar bei fast 60 Prozent.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

AHK Tschechien

Anlaufstelle und Kontaktvermittler für deutsche Unternehmen

Ministerstvo zemědělství (MZe)

Landwirtschaftsministerium, zuständig auch für Forstwirtschaft

Ausschreibungsportal des Landwirtschaftsministeriums

Veröffentlichungsstelle für Sektorausschreibungen

Ústav pro hospodářskou úpravu lesů (ÚHÚL)

Institut für Forstwirtschaft (dem Landwirtschaftsministerium zugehörig), zuständig für forstliches Monitoring und Bestandserhebung, umfangreiche Informationen und Daten zum Waldzustand

Lesy ČR

Staatsforste der Tschechischen Republik; öffentliche Ausschreibungen und Holzauktionen

Českomoravská komoditní burza Kladno (ČMKB)

Holzauktionsportal der Böhmisch-Mährischen Warenbörse Kladno

Lesnicko-dřevařská komora ČR

Forst- und Holzwirtschaftskammer der Tschechischen Republik; ihr gehören vor allem Staatsforste, Institutionen aus Wissenschaft und Forschung sowie Berufsbildungseinrichtungen an

Asociace lesnických a dřevozpracujících podniků

Verband der Forst- und holzverarbeitenden Unternehmen

Společenstvo dřevozpracujících podniků v ČR (SDP)

Vereinigung der holzverarbeitenden Unternehmen in der Tschechischen Republik

Klastr Česká peleta

Interessensvertretung von Unternehmen im Bereich Holzbrennstoffe (Pellets, Briketts etc.)

WOODTEC

Internationale Fachmesse für die Holzverarbeitungs- und Möbelindustrie

Silva Regina

Internationale Forst- und Jagdmesse

BIOMASS

Messe für erneuerbare Energiequellen in der Land- und Forstwirtschaft

Silvarium.cz

Internetportal zur Forstbranche

Dřevařský magazín

Fachzeitschrift der Holzbranche, erscheint in Tschechien und der Slowakei

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