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Special | Tschechische Republik | EU-Förderung

Förderung der Dekarbonisierung aus dem Modernisierungsfonds

Ein enormer Wachstumstreiber für grüne Technologien der Energiewirtschaft ist der Modernisierungsfonds. Mit seiner Hilfe soll Tschechien bis 2030 deutlich klimaneutraler werden.

Von Miriam Neubert, Gerit Schulze | Prag

Mit dem Modernisierungsfonds unterstützt die Europäische Kommission zehn Länder in Mittelosteuropa auf dem Weg zur Energiewende. Sie sollen damit bis 2030 wichtige Klimaziele erreichen. Dazu gehören die Senkung der Treibhausgasemissionen, ein höherer Anteil erneuerbarer Energiequellen und mehr Energieeffizienz. 

Die Fondsmittel speisen sich aus Einnahmen des Emissionshandelssystem EU ETS. Mindestens 70 Prozent der Fördergelder müssen in fünf prioritäre Bereichen fließen.

Prioritäten des Modernisierungsfonds nach ETS-Richtlinie
  1. Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren Energien
  2. Energieeffizienz
  3. Energiespeicherung
  4. Modernisierung der Energienetze, einschließlich Fernwärme und Pipelines
  5. Gerechter Strukturwandel in Kohleregionen

Auch außerhalb dieser Schwerpunkte können Projekte unterstützt werden, wenn sie zu einer modernen Energiewirtschaft, mehr Energieeffizienz und weniger Treibhausgasemissionen beitragen.

Tschechiens Regierung schätzt das Mittelvolumen, das mit steigenden Zertifikatspreisen wächst, bis 2030 auf mindestens 20 Milliarden Euro. Das Land nutzt zudem die Chance zur Aufstockung und überträgt zusätzliche Zertifikate in seinen Modernisierungsfonds. Die Fördermittel fließen in zehn Unterprogramme. Relevant sind davon besonders die Programme HEAT, RES+, ENERG ETS und HOUSEnerg, in die über 90 Prozent der Fördersumme gehen.

Förderprogramme des tschechischen Modernisierungsfonds
 Modernisierung der Wärmeversorgungssysteme (HEAT)
 Neue erneuerbare Energiequellen in der Energetik (RES+)
 Verbesserung der Energieeffizienz und Senkung der Treibhausgase in der am EU-ETS teilnehmenden Industrie (ENERG ETS)
 Verbesserung der Energieeffizienz in Unternehmen (ENERG)
 Modernisierung des Verkehrs im Unternehmenssektor (TRANSCom)
 Modernisierung des öffentlichen Verkehrs (TRANSGov)
 Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden und Infrastruktur (ENERGov)
 Kommunale Energiewirtschaft (KOMUNERG)
 Modernisierung der öffentlichen Beleuchtung (LIGHTPUB)
 Energieeffizienz in Wohngebäuden (HOUSEnerg)
Quelle: Staatlicher Umweltfonds SFŽP 2023

Hunderte Vorhaben bereits gebilligt

Die Mittelzuweisung nimmt allmählich Fahrt auf. Nach 26 gebilligten Projekten im Jahr 2021 stieg diese Zahl 2022 auf 206. Im Zeitraum Januar bis Juni 2023 wurden weitere 338 Vorhaben genehmigt. 

Häufig sind die Antragsteller Städte und Gemeinden. Aber auch der Unternehmenssektor ist vertreten. Besonders große Investitionen plant Energiekonzern ČEZ in den Bau von Solarparks. Ebenso haben Tochterunternehmen deutscher Firmen in Tschechien wie Lidl oder Bosch erfolgreich Förderanträge für die Installation von Fotovoltaik gestellt. Damit ist dieses Förderinstrument auch für ausländische Investoren geeignet, um ihre Effizienz- und Emissionssenkungsprojekte zu finanzieren. Der österreichische Baustoffhersteller Lasselsberger zum Beispiel will in Südböhmen eine Anlage zur Fliesenproduktion austauschen. Das Unternehmen Ško-Energo, das die Škoda-Fabrik in Mladá Boleslav mit Energie beliefert, will die Wärmeerzeugung modernisieren und mehr Biomasse einsetzen. Eine aktuelle Übersicht der geförderten Projekte veröffentlicht der Staatliche Umweltfonds SFŽP. 

Hocheffizienztechnologien sind gefragt

Die Behörde ist zuständig für die Umsetzung des Modernisierungsfonds. Ein Blick in die bereits gebilligten Vorhaben empfiehlt sich auch für Unternehmen, die als Zulieferer ins Spiel kommen wollen. Für deutsche Technologieanbieter ergeben sich Geschäftschancen in einem weiten Spektrum, das von Blockheizkraftwerken, Energiespeichern über Mess- und Regeltechnik bis zu Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff reicht.   

Übergang des Heizkraftsektors auf saubere Quellen

Dabei ist die Modernisierung der Wärmeproduktion ein interessantes Einsatzgebiet. Sie basiert in Tschechien mehrheitlich auf Kohle. Bis Ende November 2023 läuft noch ein Aufruf für das Wärmeverteilsystem in der Hauptstadt Prag. Es ist mit rund 4 Millionen Euro dotiert. Weitere Aufrufe sollen in den kommenden Monaten folgen. 

Bei den prioritären Projekten geht es um den Umbau oder Ersatz der Wärmequelle von Heizkraftsystemen. Dabei soll die Brennstoffbasis oder der Energietyp wechseln hin zu sauberen Alternativen:

  • erneuerbare Energiequellen in Kombination mit hocheffizienter Kraftwärmekopplung
  • Erdgas und andere natürliche oder synthetische Gase, stets in Kombination mit hocheffizienter Kraftwärmekopplung
  • energetische Nutzung von Abfall (Siedlungs- oder Industrieabfall, feste alternative Brennstoffe aus Abfällen, Klärschlamm)
  • elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen
  • Abwärmeenergie in Verbindung mit hocheffizienter Kraftwärmekopplung

Im Fall von nicht-prioritären Projekten kann die hocheffiziente Kraftwärmekopplung entfallen.

Zentrales Programm für erneuerbare Energien

Das wichtigste Förderprogramm innerhalb des Modernisierungsfonds ist RES+, in das 39 Prozent aller Mittel fließen sollen. Über RES+ werden die Installation erneuerbarer Energiequellen, aktives Energiemanagement und Energiespeicherung unterstützt. Förderfähig sind Fotovoltaik, Windenergie, Geothermie und kleine Wasserkraftwerke. Nachdem in diesem Sektor in Tschechien jahrelang kaum etwas passiert war, haben Europas Klimaziele und die Fördermittel nun einen Boom ausgelöst. Er wurde durch Russlands Krieg in der Ukraine und die hohe Versorgungsunsicherheit noch befördert.

Die bis Ende September 2023 laufende aktuelle Förderrunde richtete sich vor allem an Städte und Gemeinden, die beim Einbau von Solarpanelen auf Dächern und Freiflächen unterstützt werden.

Modernisierung energieintensiver Produktionsbetriebe

In Tschechien unterliegen 235 Unternehmen dem europäischen Emissionshandel (Stand: Mai 2023). Wie eine Aufstellung des Umweltministeriums zeigt, sind darunter viele Betriebe des verarbeitenden Gewerbes. Damit die Industrie ihren Ausstoß an Treibhausgasen schneller senken kann, enthält der Modernisierungsfonds das Sonderprogramm ENERG ETS. 

Gefördert wird die Nutzung erneuerbarer Energiequellen für den Produktionsprozess, die Umgestaltung der Produktionsanlagen, Nutzung von Abwärme, der Einsatz von Wasserstoff oder ein effizientes Energiemanagement mit moderner Mess- und Steuerungstechnik. Die ersten Förderaufrufe sind bereits abgeschlossen, weitere in Vorbereitung.

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