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Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Außenwirtschaftsförderung

Ukraine – Land im Umbruch

Zwischen Europa und Asien gelegen, bietet die Ukraine großes Potenzial für Unternehmen. Reformen und die Annäherung an EU-Standards sind dabei wichtige Schritte auf dem Weg in die Zukunft.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn)

Die Ukraine ist mit 603.628 Quadratkilometern das flächenmäßig zweitgrößte Land Europas und fast doppelt so groß wie Deutschland. Gleichzeitig leben in der Ukraine deutlich weniger Menschen als in Deutschland, nämlich knapp 44 Millionen. Die Ukraine grenzt an die Länder Slowakei, Polen, Ungarn, Rumänien, Moldau, Belarus und Russland, sowie an das Schwarze und das Asowsche Meer. Die Lage in den gemäßigten Breiten geht mit einem kontinentalen Klima einher. Zahlreiche Gewässer, darunter über 70.000 Flüsse und Bäche mit einer Gesamtlänge von über 245.000 Kilometern prägen das Land. Knapp 14 Prozent der Landesfläche sind von Wäldern bedeckt. Das milde Klima mit den fruchtbaren Böden begünstigt eine umfangreiche Flora und Fauna.  Letztere sorgen ebenfalls für ein großes agrarisches Potenzial, das sich in dem noch immer sehr starken Landwirtschaftssektor und der florierenden Nahrungsmittelindustrie widerspiegelt.

Gesellschaft im Wandel

Neben der ethnischen Mehrheit der Ukrainerinnen und Ukrainer leben in dem Land am Schwarzen Meer auch Minderheiten russischer, moldauischer, rumänischer und belarussischer Herkunft. Außerdem existiert eine deutsche Minderheit von knapp 30.000 Angehörigen in der Ukraine, die ihre ethnokulturelle Identität unter anderem durch den Rat der Deutschen der Ukraine aufrechterhält. Offizielle Amtssprache ist Ukrainisch; ein großer Teil der Bevölkerung spricht und versteht darüber hinaus auch Russisch. Die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung ist christlichen Glaubens, wobei diverse Kirchen unterschiedlicher Richtung existieren.  In den letzten 20 Jahren ist ein enormer Bevölkerungsrückgang zu beobachten. Während Anfang der 1990er Jahre noch mehr als 50 Millionen Menschen in der Ukraine lebten, sank die Bevölkerungszahl ab dem neuen Jahrtausend kontinuierlich ab. Neben einer geringen Fruchtbarkeitsziffer spielen dabei insbesondere die wirtschaftlichen Perspektiven, besonders in ländlichen Gegenden, und die Emigration nach dem Ende der Sowjetunion eine Rolle. Knapp 70 Prozent der Bevölkerung leben in Städten. Im finanziellen und wirtschaftlichen Zentrum Kiew unterscheiden sich die Einkommen dabei deutlich von denen im Rest des Landes. Angesichts der politischen Instabilität und der bewaffneten Konflikte in einigen Regionen des Landes kam es in den letzten Jahren auch vermehrt zur Binnenflucht. Gleichzeitig fungiert die Ukraine häufig als Transitland für Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchende auf dem Weg nach Europa.

Geschichte zwischen West und Ost

Die Geschichte der Ukraine ist geprägt von wechselnden Herrschaftsnationen, bis Russland ab der Mitte des 17. Jahrhunderts die Vorherrschaft auf dem Territorium übernahm. Nach dem ersten Weltkrieg wurden große Teile des Landes unter verschiedenen Ländern aufgeteilt, während die Zentral- und Ostukraine 1922 zum Gründungsmitglied der Sowjetunion wurde.  Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche Territorien wieder an die Ukraine übergeben.1991 proklamierte das Parlament die Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetregion. Heute ist die Ukraine eine parlamentarisch-präsidiale Republik, Staatspräsident ist seit 2019 Wolodymyr Selenksy. Der Präsident wird direkt vom Volk gewählt und erhält dadurch eine übergeordnete Machtposition. Ministerpräsident ist seit 2020 Denys Schmyhal.

Die wirtschaftliche und politische Entwicklung nach dem Zerfall der Sowjetunion ist komplex und von Auf- und Abstiegsphasen gekennzeichnet. Besonders einschneidend waren und sind die anhaltenden Konflikte im Osten der Ukraine sowie die völkerrechtlich nicht anerkannte Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014.

Ein wichtiger Meilenstein für die Beziehungen zwischen der Ukraine und der EU ist das 2014 unterzeichnete, gemeinsame Assoziierungsabkommen, das zum 1. Januar 2016 in Kraft trat. Das Abkommen regelt die Einrichtung einer vertieften und umfassenden Freihandelszone zwischen der EU und der Ukraine und ist insofern vor allem für die wirtschaftlichen Beziehungen von hoher Bedeutung. Daneben deckt es die Zusammenarbeit in zentralen Bereichen wie der Justiz, Außen- und Sicherheitspolitik, Migration oder Bildung ab. Durch umfassende Reformen will die Ukraine weiterhin den Handel liberalisieren und sich rechtlichen Standards der EU anpassen.

Deutsch-ukrainische Zusammenarbeit zur Überwindung der Herausforderungen

Seit 1992 unterhält die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen zur Ukraine. Die Ukraine zählt zu den Kooperationsländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Fokus der deutsch-ukrainischen Entwicklungszusammenarbeit stehen derzeit die Themenbereiche gute Regierungsführung, Energieeffizienz und die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung: Die Bundesrepublik unterstützt unter anderem die Umsetzung des Freihandelskommen mit der Europäischen Union (EU) und die Anpassung an wirtschaftliche und rechtliche EU-Standards. Bei der aktuellen Konfliktsituation nimmt Deutschland eine Vermittlerposition ein.  Des Weiteren sind Energieeffizienz und die Modernisierung der Energieversorgung wichtige Aspekte der Kooperation, da die Energieversorgung der Ukraine stark von Exporten aus dem Ausland abhängt und die Ukraine als Transitland für Gas und Öl aus Russland in die EU besonders relevant ist. Die veralteten Kraftwerke und Produktionsanlagen schädigen zudem Umwelt und Klima und mindern die Wettbewerbsfähigkeit der ukrainischen Wirtschaft. Eine politische Stabilisierung des Landes und Rechtssicherheit bieten die Grundlage für hoch entwickelte Sektoren wie den Flugzeug- und Raketenbau sowie die in den letzten Jahren aufstrebende IT-Branche in der Ukraine, deren Potenzial vielversprechend ist, jedoch bisher noch nicht voll ausgeschöpft werden kann.

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