Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | USA | Technische Textilien

Anbieter technischer Textilien bauen ihre Produktion aus

Die US-Nachfrage nach technischen Textilien steigt: Der Markt soll bis 2027 um 3,8 Prozent pro Jahr wachsen. Gesundheit und Medizin sind wichtige Treiber - aber nicht die einzigen.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Laut dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Grand View Research wird der US-Markt für technische Textilien von 2020 bis 2027 pro Jahr real im Schnitt um 3,8 Prozent auf 39,3 Milliarden US-Dollar (US$) wachsen. Trotz Ausbau der heimischen Produktionskapazitäten importieren die USA auch viele Textilprodukte. Deutsche Anbieter haben dort einen guten Ruf, besonders im technologischen Bereich.

Nachfrageboom nach Schutzausrüstung beflügelt Investitionen

In den letzten Monaten sorgten vor allem persönliche Schutzausrüstungen für einen gewaltigen Nachfrageschub in den USA nach Textilien. So hat zum Beispiel das im US-Bundesstaat Pennsylvania ansässige Unternehmen AKAS Tex wegen der hohen Nachfrage nach Stoffen für Gesichtsmasken und Operationsmäntel im letzten Jahr fünf neue Strickmaschinen gekauft.

Um das Infektionsrisiko zu verringern, setzen viele Anbieter auf antivirale Beschichtungen und eingewebte Spezialmaterialien wie Nanosilber. Dadurch ergeben sich neue Kooperationspotenziale: Der US-Produzent Kayser-Roth zum Beispiel setzt bei seinen Schutzhandschuhen eine speziell dafür entwickelte Technologie des Schweizer Unternehmens HeiQ ein. Auch deutsche Firmen wie Brändl, Multi-Plot und zwissTEX entwickeln antiviral wirkende Materialien für viele Einsatzbereiche.

Medizin- und Gesundheitstextilien: Neue Projekte laufen an

Neben Gesichtsmasken ist auch die Nachfrage nach Hygieneprodukten wie Babytücher stark gestiegen. FiberVisions will daher laut dem Magazin „Textile World“ für 48 Millionen US$ seine Polyolefinfaserproduktion in Georgia erweitern. Die neue Bikomponentenfaserlinie für Vliesstoffe soll bis Ende Juni abgeschlossen werden.

Trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds durch Covid-19 investieren noch viele andere US-Textilunternehmen in Anlagen zur Polymer- und Faserherstellung. Der Vliesstoffspezialist Fitesa Simpsonville baut für 100 Millionen US$ seine Kapazitäten in South Carolina aus. Vorgesehen ist unter anderem eine neue Produktionslinie für Spezialvliese für verschiedene Anwendungen im Gesundheitswesen, die im sogenannten Meltblownverfahren hergestellt werden. Die neuen Anlagen sollen bis zum Jahr 2023 betriebsbereit sein.

Den US-Gesundheitsmarkt hat auch Fibertex Nonwovens im Blick: Der Textilienhersteller aus South Carolina wird knapp 50 Millionen US$ in ein 84 Hektar großes Industriegrundstück und eine zweite Vliesstoffproduktionslinie mit Spunlacetechnologie investieren. Bei diesem Verfahren werden Fasern der Vliestextilien mithilfe von Hochdruckwasserstrahlen verfestigt. „Dadurch können wir eine starke Position auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt aufbauen“, sagt Jorgen Bech Madsen, Chief Executive Officer (CEO) von Fibertex Nonwovens. Das Unternehmen bedient nicht nur medizinische Bereiche, sondern auch eine Reihe von industriellen Anwendungen, zum Beispiel in der Automobilindustrie und im Bausektor.

Bild vergrößern

Kunststoffrecycling wird für die Branche immer wichtiger

Das Unternehmen Mohawk Industries erweitert seinen Betrieb in Virginia, in dem Teppichrücken vollständig aus recycelten Materialien herstellt werden, für knapp 23 Millionen US$: Neue Spinn- und Webmaschinen mit höheren Produktionsgeschwindigkeiten sollen den Output vervielfachen.

Wegen des hohen Ressourcenverbrauchs spielt Nachhaltigkeit in der Textilproduktion eine herausragende Rolle. Auch in Recyclinganlagen zur Umwandlung von Textil- und anderen Abfällen für neue textile Lösungen fließt daher viel Geld. Eastman Chemical will in den nächsten beiden Jahren an seinem Standort in Tennessee für rund 250 Millionen US$ eine der weltweit größten Anlagen für das Recycling von Kunststoffen bauen. Die neue Anlage soll bis Ende 2022 betriebsbereit sein und Spezialkunststoffe mit molekular recyceltem Inhalt entwickeln, die unter anderem auch in der Textilindustrie eingesetzt werden. Mit der Übernahme der deutschen Zebra-chem setzt auch das in South Carolina ansässige Unternehmen Milliken & Company verstärkt auf Kunststoffrecycling.

Auch Textilien für Bettwaren und Möbel sind gefragt

Darüber hinaus haben in den letzten Monaten mehrere Unternehmen Investitionen im US-Bettwarenmarkt angekündigt: Brooklyn Bedding baut in seinem Heimatbundesstaat Arizona für mehr als 72 Millionen US$ eine neue Unternehmenszentrale sowie eine neue Produktionsstätte, und Tempur Sealy International erweitert für knapp 17 Millionen US$ seine Kapazitäten in Virginia, darunter für die Schaumstoffmatratzenproduktion.

Integrated Fiber Solutions kündigte im Februar 2021 an, seine Produktion texturierter Filamentgarne für die Teppich-, Teppich- und Automobilindustrie in Georgia für rund 30 Millionen US$ zu erweitern. Riverside Furniture investiert gut 5 Millionen US$ in ein neues Lager- und Vertriebszentrum in North Carolina, Ison Furniture Manufacturing knapp 4 Millionen US$ in die Übernahme und Renovierung des Werks der AC Furniture Company in Virginia. Für seine Polstermöbel will Ison Furniture auch neue Montage- und Produktionsanlagen anschaffen. Sein Zulieferer Dogwood Global will sich daher ebenfalls auf dem Gelände ansiedeln, um dort hochwertige Holztische und Möbelrahmen nach Maß anzufertigen.

Die Liste von Projekten in der US-Textilindustrie ließe sich fortsetzen. Glen Raven führt zum Beispiel in den nächsten Monaten sukzessive neue Produktionslinien für hochwertige Stoffe und andere Textilprodukte in North Carolina ein. Außerdem will der Stoffhersteller seinen Vertrieb in den gesamten USA ausbauen. Auch dürfte die Konsolidierung in dem Markt voranschreiten. So übernimmt der Anbieter von Spezialpapieren und Faserwerkstoffen Glatfelter aus Pennsylvania für 175 Millionen US$ das Vliesstoffgeschäft von Georgia-Pacific. Letztgenannter produziert in North Carolina nichtgewebte Vliesstoffe für verschiedene Anwendungen und unterhält ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Tennessee.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.