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Jeder zweite Millenial nutzt Smart-Home-Anwendungen

Absatz und Umsatz steigen bis 2025 um mehr als 2 Prozent pro Jahr. Sicherheit und Energieeinsparung stehen vorn: Heizung, Lüftung, Klimatechnik oder Ladestationen beim Neubau.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Laut dem Immobilienmakler Rochester Real Estate nutzen in den USA bereits 47 Prozent der "Millennials" – also der Generation, die zwischen 1981 und 1998 geboren wurde – intelligente Geräte für ihr Zuhause. Die Marktforscher von eMarketer erwarten, dass 2025 gut 48 Prozent aller US-Haushalte damit ausgestattet sein werden. Andere Institute gehen bis dahin sogar von mehr als der Hälfte aus. Im Jahr 2019 lag der Anteil erst bei knapp einem Drittel.

Komfort und Energieeinsparung locken

Der Boom hängt damit zusammen, dass die Menschen pandemiebedingt mehr Zeit zu Hause verbringen und dort Komfort und Lebensqualität suchen. Themen wie die Luftqualität von Innenräumen rücken in den Fokus, was die Nachfrage nach smarter HLK-Technik (Heizung, Lüftung, Klimatechnik) antreibt. Auch Technologien wie intelligente Thermostate, mit denen sich der Energieverbrauch steuern und senken lässt, stehen hoch im Kurs.

Ein weiterer bedeutender Faktor ist die Bequemlichkeit: So greifen US-Verbraucher immer mehr zu Kaffeemaschinen, die den Brühvorgang beschleunigen sowie die Reinigung und Pflege erleichtern. In der Unterhaltungselektronik verzeichneten unter anderem smarte Fernseher in der Covid-19-Zeit einen starken Zuwachs. Sie lassen sich mit dem Internet und bestimmten Streaminggeräten verbinden.

Hersteller smarter Hausgeräte setzen auf maschinelles Lernen

Hersteller überbieten sich zudem mit neuen Vernetzungs-, Automatisierungs- und Fernsteuerungslösungen für Haushaltsgeräte. So bietet Miele unter anderem intelligente Backöfen an: Eingebaute Kameras senden Livebilder ans Smartphone oder Tablet, mit dem sich dann aus der Distanz Betriebseinstellungen nachjustieren lassen. Gerade in den USA, ihrem größten Exportmarkt, verbinden die Gütersloher damit große Hoffnungen. Zumal auch die Absicherung gegen Hackerangriffe eine besondere Rolle spielt. Markenhersteller, die die Sicherheitsfunktionen ihrer Informationstechnologie regelmäßig aktualisieren, sind gegenüber der Konkurrenz im Vorteil.

Bei einigen Produkten, darunter Backöfen und Induktionskochfelder, setzt Miele bereits künstliche Intelligenz (KI) ein. Einige Hersteller nutzen drahtlose Verbindungen und KI-basierte Anwendungen darüber hinaus, um Probleme zu erkennen und ihnen vorzubeugen: vor allem zur intelligenten Zustandsüberwachung der Geräte und zur Vorhersage von Ereignissen, um teure Reparaturen oder Ausfälle frühzeitig zu vermeiden.

Kooperation mit Anbietern digitaler Lösungen

Der Hersteller GE Appliances kündigte im vergangenen Jahr eine Partnerschaft mit der Hauswirtschafts-App S'moresUp an. Über die App lassen sich Aufgaben überwachen und Familienmitgliedern zuweisen, wenn zu einem verbundenen Gerät Handlungsbedarf besteht: So können zum Beispiel Kinder benachrichtigt werden, wenn der Geschirrspülgang beendet ist, um Teller und Tassen in den Küchenschrank einzuräumen. GE Appliances arbeitet auch mit dem Entwickler drahtloser Soundsysteme Sonos zusammen: Diese Systeme versenden akustische Signale im ganzen Haus, wenn zum Beispiel ein damit verbundener Ofen vorgeheizt ist.

Analysten der NPD Group erwarten, dass die US-Nachfrage nach Zubehör wie intelligenten Videoklingeln, Schlössern und Bewegungsmeldern auch über die Coronapandemie hinaus stark bleiben wird. Das Marktforschungsinstitut prognostiziert, dass die Anzahl der Smart-Home-Geräte in US-Privathaushalten 2022 um 6 Prozent und der Umsatz mit solchen um 2 Prozent auf über 4,1 Milliarden US-Dollar (US$) zunehmen wird. eMarketer ist hinsichtlich der Wachstumsdynamik sogar noch etwas optimistischer. Beide Analysehäuser gehen davon aus, dass Absatz und Umsatz zumindest in den nächsten drei Jahren weiter steigen werden. Die höchsten Zuwachsraten werden in den Bereichen Sicherheit (vor allem smarte Türklingeln und Schlösser) und Energieeinsparung (intelligente Stromversorgung) vermutet.

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Große Hoffnung liegt auf einem einheitlichen Verbindungsstandard

Ein Problem bilden unterschiedliche Verbindungsstandards. Smarte Thermostate, Sensoren und andere Komponenten lassen sich nicht uneingeschränkt miteinander kombinieren. Ein neuer Smart-Home-Konnektivitätsstandard namens "Matter" erregte daher viel Aufmerksamkeit auf der Consumer Electronics Show (CES), die vom 5. bis 7. Januar 2022 in Las Vegas stattfand. Das berichtete das US-Tech-Portal "The Verge". Ab Sommer 2022 soll der Verbindungsstandard Internet of Things (IoT)-Komponenten verschiedener Hersteller plattformübergreifend verbinden können.

Neben der Konnektivität ihrer IoT- und Smart-Home-Geräte müssen die Anbieter auch darauf achten, dass sich diese Lösungen problemlos in große Plattformen wie Amazon Alexa, Google Home Assistant und Apple HomeKit integrieren lassen. Denn diese über Sprachbefehle gesteuerte, vernetzte Lautsprecher sind in den USA besonders beliebt. Amazon will 2022 zudem einen Haushaltsroboter auf den Markt bringen: Der bewegliche "Astro" soll unter anderem auch Smart-Home-Geräte per Sprachbefehl steuern können. Laut dem Marktforschungsunternehmen Consumer Intelligence Research Partners (CIRP) gab es in US-Privathaushalten zur Jahresmitte 2021 bereits rund 126 Millionen Smart Speaker. Angaben hierzu gehen allerdings weit auseinander und reichen von 90 Millionen bis 160 Millionen.

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Statt auf fragmentierte Smart-Home-Einzellösungen setzen die Anbieter immer stärker auf ökosystembasierte Ansätze. So spielt intelligentes Energiemanagement im US-Wohnungsbau bereits eine wichtige Rolle. Neben der zunehmenden Automatisierung in Haushalten zeigt sich das auch daran, dass Aspekte wie die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge immer häufiger zum festen Bestandteil von Neubaukonzepten werden. Für das Bauunternehmen Addison Homes aus South Carolina zum Beispiel zählen integrierte Ladestationen bei neuen Häusern bereits zum Standard.

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