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Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Nahrungsmittel, Getränke

Lebensmittelindustrie in den VAE mit Umsatzplus

Der Wüstenstaat will sich zum wichtigen Hub für die Nahrungsmittelindustrie in der GCC-Region etablieren.

Von Heena Nazir | Dubai

Laut einer Studie von Frost & Sullivan sind die Gesamtausgaben für Nahrungsmittel und Getränke in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um circa 6,9 Prozent auf 37 Milliarden US-Dollar (US$) angestiegen. Im Vergleich dazu verzeichnet Saudi-Arabien einen Zuwachs um 5,4 Prozent und liegt damit bei 50,6 Milliarden US$.

Konsumenten in den Emiraten sind bereit, für eine gute Essensqualität zu zahlen. Eine Umfrage des Analyseinstituts Mordor Intelligence im Jahr 2018 ergab, dass 32,6 Prozent der Verbraucher 30 bis 80 US$ pro Kopf in Restaurants ausgeben würden. Für das Jahr 2019 dürften ähnliche Zahlen vorliegen. Aufgrund der Coronapandemie ist für 2020 jedoch mit niedrigeren Werten zu rechnen.

Das Konsumklima ist aufgrund der Coronakrise eingetrübt. Auf die private Nachfrage wirkt sich auch der deutliche Rückzug ausländischer Arbeitskräfte negativ aus. Laut der Ratingagentur S&P Global sank die Bevölkerung allein in Dubai im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent. Weiterhin kann festgestellt werden, dass die Coronapandemie das Verbrauchervertrauen selbst bei Menschen mit sicheren Arbeitsplätzen und Einkommen verringert hat und so den privaten Verbrauch weiter schwächt.

Die Großveranstaltung Expo 2020 (1. Oktober 2021 - 31. März 2022) soll die Kehrtwende bringen. Es werden trotz der Krise voraussichtlich 25 Millionen Besucher erwartet. Allein vor Ort wird damit gerechnet, einen Umsatz mit Nahrungsmitteln und Getränken von geschätzten 545 Millionen US$ zu generieren. Darüber hinaus geht die Industrie- und Handelskammer von Dubai - Dubai Chamber of Commerce - davon aus, dass während der sechsmonatigen Veranstaltung rund 85.000 Mahlzeiten pro Stunde serviert werden. Die Hauptzielgruppe sollen mit 70 Prozent internationale Besucher sein. Ob die Bereitschaft zu reisen besteht, wird auch mit dem weltweiten Stand der Impfkampagnen im Herbst 2021 zusammenhängen.

Dubai bleibt Nahrungsmittelhub 

Wirtschaftlich besteht eine Zweiteilung in der Golfmonarchie zwischen den größten Emiraten Abu Dhabi und Dubai. Angesichts des hohen Touristenaufkommens und der Anzahl der ausländischen Arbeitskräfte ist Dubai der größere Markt für Lebensmittel und das gastronomische Zentrum der VAE. Entsprechend leidet die Finanzmetropole stark unter der Coronakrise.

Auch wenn der Markt in Abu Dhabi kleiner ist, können hier Restaurantbesitzer höhere Margen erzielen als in Dubai. Dies ist auf niedrigere Mieten und arbeitsbedingte Kosten (z. B. Transport und Unterkunft) zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Beratungsfirma KPMG. Darüber hinaus bleiben die Steuern und sonstigen Abgaben im Zusammenhang mit alkoholischen Getränken in der Hauptstadt niedriger. Der Anteil der emiratischen Bevölkerung, der tendenziell höhere Ausgaben pro Kopf tätigt, ist größer.

Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs ist es in Dubai im Restaurantgewerbe schwieriger, erfolgreich zu sein als in Abu Dhabi. Dennoch setzen Betreiber weiterhin auf den Erfolg der Metropole, da sie für die meisten Lebensmittelhersteller - international und regional - das Nahrungsmittelzentrum der Region bleibt.

Änderung des Konsumverhaltens

Prognosen zur Marktentwicklung müssen die besondere Bevölkerungsstruktur der VAE berücksichtigen. Die 3,1 Millionen Einwohner Dubais bestehen aus mehr als 2,9 Millionen ausländischen Arbeitnehmern, von denen 85 Prozent aus Asien stammen, mehrheitlich aus Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka und den Philippinen. Dies geht aus dem Jahresbericht 2018 (letzte verfügbare Zahlen) des Statistikamtes von Dubai hervor. In den letzten Jahren hat das Emirat einen Anstieg von chinesischen, japanischen, malaysischen und koreanischen Arbeitern verzeichnet.

Es sind bereits zahlreiche asiatische Produkte erhältlich, darunter Magnolia, Purefoods, Mama Sita, Sin Mui Heng Dimsums, Daesang Chonga Kimchi, Kikkoman Soja, Laco Edamame, Nissin Nudeln, Dona Maria und Lemon Square. Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren verstärken wird und zunehmend Produkte aus Asien angeboten werden. 

Boom des Onlinehandels

Laut Euromonitor verdreifachte sich der Internethandel der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie in dem Wüstenstaat zwischen den Jahren 2014 und 2019 und erreichte im Jahr 2019 circa 116 Millionen US$. Der Umsatz stieg in 2020 gegenüber dem Vorjahr um 255 Prozent und erreichte 412 Millionen US$. Bis zum Jahr 2025 soll er auf circa 620 Millionen US$ anwachsen.

Der Haupttreiber - neben der Coronaviruspandemie - ist vor allem die Bequemlichkeit, Lebensmittel an die Haustür geliefert zu bekommen. Vor der Krise haben nur 27 Prozent der Kunden in den VAE Nahrungsmittel online bestellt. Dieser Wert ist auf über 50 Prozent gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass Nutzer die in Corona-Zeiten entstandenen Gewohnheiten zumindest zum Teil beibehalten werden, auch wenn die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder aufgehoben werden.

Die Supermarktkette Carrefour verzeichnete in der Golfmonarchie zwischen Februar und April 2020 einen Zuwachs der Online-Bestellungen um 300 Prozent. Der Anstieg der Neukunden lag bei fast 60 Prozent und führte dazu, dass das Unternehmen seine digitale Plattform weiter ausbaute. Auch Amazon und Noon bieten mittlerweile Lebensmittel an. Virtuelle Supermärkte ziehen Verbraucher über gebündelte Rabatte und Treueprämien für Einkäufe an. Einige Online-Firmen bieten die Lieferung noch am selben Tag an.

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