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Special | Vereinigtes Königreich | Brexit

Infrastrukturprojekte treiben britische Baukonjunktur

Die Bauwirtschaft produziert bereits wieder über Vorkrisenniveau. Trotz exzellenter Auftragslage kämpft die Branche aber mit angebotsseitigen Problemen. Ein Grund ist der Brexit.

Die britische Bauwirtschaft wurde während der Coronakrise am härtesten durch die Ausgangsbeschränkungen der ersten Infektionswelle im April 2020 getroffen. Die Bauwertschöpfung sackte im Vergleich zum Vormonat um 41,6 Prozent ab, konnte sich danach aber - bis auf einen kleinen Rückfall im Dezember 2020 - erholen. Im März 2021 wurden die Wertschöpfungsverluste der Coronakrise komplett kompensiert.

Zahlen und Fakten: Die britische Bauwirtschaft

Infrastruktur- und Wohnungsbau ebnen Weg aus der Krise

Auch die Wachstumsprognosen sind äußerst positiv. Laut der Construction Products Association (CPA) soll die Bauwertschöpfung 2021 um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen und auch 2022 noch um 5,2 Prozent ansteigen. Treiber sind der Infrastruktur- und der Wohnungsbau, die 2021 nach starken Einbrüchen in der Krise mit zweistelligen Zuwächsen schnell auf den Expansionspfad zurückfinden.

Vor allem die milliardenschweren Investitionsprojekte im Infrastrukturbau, insbesondere beim Ausbau des Schienennetzes, fördern die Erholung. Allein das Schienenprojekt HS2 ist mit erwarteten Gesamtkosten von über 116 Milliarden Euro nicht nur Europas größtes Infrastrukturprojekt, sondern auch ein wesentlicher Auftraggeber für die Bauwirtschaft.

Brexit-Folgen verschärfen sich weiter

Die vielversprechenden Prognosen unterliegen aber Abwärtsrisiken, die zum Teil schon jetzt spürbar sind. Derzeit kämpfen die Unternehmen mit Lieferengpässen und dadurch zusätzlich steigenden Preisen von Baumaterialien, vor allem bei Zement, Beton, Gips, Stahl, Holz und Dachziegeln. Das Problem wird durch den Brexit verschärft: Weil die Ausnahmen zur Nutzung des europäischen CE-Kennzeichens mit Ablauf dieses Jahres enden, müssen ab dem 1. Januar 2022 alle eingeführten Baumaterialien mit dem neuen britischen UKCA-Kennzeichen versehen sein. Die dafür notwendigen Zertifizierungskapazitäten reichen laut des Verbands CPA nicht aus, sodass sich der Mangel an Baumaterialien verschärfen könnte.

Eine weitere Brexit-Folge ist der große Fachkräftemangel, der sich durch die erschwerten Einreisebedingungen für Einwanderer aus der Europäischen Union (EU) verschärft. Trotz britisch-europäischem Freihandelsabkommen bleiben außerdem bei der grenzüberschreitenden Erbringung von Handwerksdienstleistungen große Hürden, sodass die britischen Angebotslücken nur bedingt von ausländischen Dienstleistern gefüllt werden können.

Die britische Bauwirtschaft steht folglich vor der großen Herausforderung, ihre angebotsseitigen Probleme zu lösen, um das Nachfragepotenzial nutzen zu können.

Germany Trade & Invest fasst weitere Marktchancen und -risiken in der neuen Publikation Branche kompakt Bauwirtschaft zusammen. 

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