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Wirtschaftsumfeld | Vereinigtes Königreich | Investitionsförderung

Zahlreiche Fördermaßnahmen

Freihäfen sollen neue Investoren anlocken. Steuervergünstigungen für Innovationen werden mit der Anhebung der Körperschaftsteuer 2023 noch interessanter.

Von Marc Lehnfeld | London

Bestimmte Akquisitionen müssen angezeigt werden

Ausländische Unternehmen erwartet im Vereinigten Königreich ein diskriminierungsfreies Investitionsumfeld. Investoren müssen bei Akquisitionen allerdings beachten, dass seit Anfang 2022 laut National Security and Investment Act für Übernahmen in 17 Sektoren bzw. Technologiebereichen eine Genehmigung durch die Regierung erteilt werden muss. Dazu gehören zum Beispiel der Energiesektor, die Quantentechnologie und die künstliche Intelligenz. Öffentlich bekannt wurden Käuferprüfungen unter anderem bei den Anteilserhöhungen eines tschechischen Investors am britischen Postunternehmen Royal Mail und einer französischen Beteiligung am Telekommunikationskonzern BT. Auch bei der geplanten deutschen Übernahme des Netzbetreibers Truphone kam es zu einer Genehmigung der Akquisition durch die britischen Behörden. Truphone gehört teilweise zum eingefrorenen Vermögen des russischen Oligarchen Abramowitsch. Bis Ende 2022 wurden laut Kanzlei Debevoise & Plimpton drei Vorhaben verboten.

Interesse bei Freihäfen noch zurückhaltend

Die britische Regierung möchte neue Investoren anlocken. Teil ihrer Strategie ist dafür vor allem die seit dem Brexit vorangetriebene Freihafeninitiative. Acht ausgewählte englische Freihäfen buhlen in verschiedenen Technologiefeldern um Investitionen und werden dabei jeweils mit 25 Millionen Pfund Sterling vom Staat unterstützt. In ausgewiesenen Zonen werden Investoren Vergünstigungen angeboten. So können in den sogenannten "customs zones" Güter unter anderem zollfrei eingeführt und re-exportiert werden. In den steuerbegünstigten Gebieten der "tax zones" entfallen zum Beispiel die Grunderwerbsteuer (Stamp Duty Land Tax, SDLT), die Business Rate (eine Form der Gewerbesteuer) oder Sonderabschreibungen auf bestimmte Investitionsgüter.

Die Freihäfen verzeichnen bereits Investitionen. Dazu zählt zum Beispiel die auf 300 Millionen Pfund Sterling veranschlagte Produktionsstätte für Pfähle von Offshore-Windkraftanlagen (Monopiles) des koreanischen Unternehmens SeAH Wind im Freihafen von Teesside. Auch eine rund 100 Millionen Pfund Sterling teure Veredelungsanlage für Seltene Erden, die das britische Unternehmen Pensana im Saltend Chemiepark des Freihafens Humber baut, gehört dazu. Allerdings haben die Sonderzonen trotz umfangreicher Fördermittel nach Beobachtungen von Germany Trade & Invest keinen Investitionsboom ausgelöst. Über Einzelprojekte hinaus ist ein breites Interesse großer Investoren bisher nicht festzustellen. Außerdem drohen Mitnahmeeffekte, die Investitionen aus dem Rest des Landes in Freihäfen verschieben könnten und damit den Effekt staatlicher Subventionen verpuffen lassen würden.

Laut dem Forschungsinstitut UKTPO sind die Potenziale der Freihäfen begrenzt, weil ihre Vergünstigungen von möglichen Exportzielländern nicht anerkannt werden könnten. Auch sei der Vorteil der "customs zones" bei der Einfuhr dort produzierter Güter gering, weil die britischen Zollsätze von Fertigwaren oft höher seien als bei Vorleistungsgütern. Trotzdem wird die Initiative weiterentwickelt. So will die Regierung schon bald weitere Freihäfen in Schottland und Wales benennen.

"Patentbox" begünstigt Erträge aus Erfindungen

Die fiskalischen Einschnitte von Brexit und Corona führen im Jahr 2023 zu Steuererhöhungen. So hebt die Regierung für das neue Haushaltsjahr ab April 2023 den Körperschaftsteuersatz von 19 auf 25 Prozent an, allerdings nur auf hohe Gewinne von über 250.000 Pfund Sterling pro Jahr. Für Gewinne unter 50.000 Pfund Sterling bleibt der alte Steuersatz erhalten.

Mit der steigenden Steuerbelastung werden die Vergünstigungen bei Innovationen immer attraktiver. Anknüpfungspunkt ist die "Patent Box", mit der Unternehmen ihre Gewinne aus registrierten Patenten mit einem reduzierten Körperschaftsteuersatz von 10 Prozent besteuern lassen können. Weitere Vorteile wie der R&D Expenditure Credit (RDEC) und die für Mittelständler mögliche steuerliche Anrechenbarkeit von Forschungsausgaben werden in diesem Jahr angepasst. 

Neben der steuerlichen Begünstigung können Forschungsprojekte auch über Zuschüsse und Rahmenprogramme finanziert werden. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Fördermaßnahmen für ausländische Private Equity-Investoren sowie Gründungs- und Expansionsfinanzierungshilfen für Start-ups. Auch die verschiedenen Landesteile und ihre Regionen stellen verschiedene Fördermittel zur Verfügung. Empfehlenswert ist der Kontakt zu den öffentlichen Ansiedlungsberatungen.

Staatliche Unterstützung bei der Gründung einer Niederlassung

Unternehmen, die eine Ansiedlung im Vereinigten Königreich planen, können sich an die staatliche Investitionsförderagentur beim Department for International Trade (DIT) wenden, die auch über die britische Botschaft in Berlin und die Generalkonsulate in Düsseldorf und München erreichbar ist. Gefördert werden neben Auslandsdirektinvestitionen auch ausländische Beschaffungen bei britischen Firmen.

Über eigene Ansiedlungsberatungsstellen verfügen auch die Landesteile Schottland, Wales und Nordirland sowie die Hauptstadt London. Üblicherweise unterstützen die öffentlichen Stellen den Ansiedlungsprozess kostenlos bei der konkreten Standortsuche, mit Informationen zur Geschäftspraxis und zu Branchen sowie Fördermöglichkeiten. Großinvestoren, die besondere politische Unterstützung erwarten, werden über das Office for Investment betreut.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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